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Vielleicht hast du schon mal von diesem berühmten Satz gehört. Diese Worte soll Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms gesagt haben – so wurde es zumindest behauptet. Genau belegt ist dieser Satz nicht, gepasst hätte er aber zu Luther. Doch wie kam es zu dieser Aussage? An wen richtete sie sich? Und wieso ist dieser Satz überhaupt so berühmt? All diese Fragen beantwortet dir dieser Artikel. Du erfährst, was auf dem Reichstag zu Worms passierte und wie es dazu kam.
Reichstag zu Worms einfach erklärt
Karl V. wurde im Oktober 1520 im Aachener Dom zum Kaiser des heiligen römischen Reiches gekrönt. Kurz darauf berief er seinen ersten Reichstag ein. Dieser fand vom 27. Januar bis zum 26. Mai 1521 in Worms statt.
Reichstage waren ständische Versammlungen im Heiligen Römischen Reich, die als Gegengewicht zum Kaiser dienten.
Auf Reichstagen wurden wichtige politische Inhalte besprochen, wie zum Beispiel Steuern oder Gesetze. Ihre wichtigste Aufgabe war es, ein Gegengewicht gegen den Kaiser und die Stände zu bieten, die eine Rechtsstaatlichkeit und die Staatsbildung förderten. Sie wurden in unregelmäßigen Abständen einberufen. Manche Reichstage dauerten nur einige Wochen, andere einige Monate.
Der Reichstag zu Worms 1521 war nicht nur der erste Reichstag von Kaiser Karl V., sondern auch ein wichtiges Ereignis für Martin Luther und die Reformation. Martin Luther wurde auf den Reichstag bestellt, um seine Schriften zu widerrufen. Er hatte mit seinen Büchern die Kirche verärgert, weil die Inhalte den Lehren der Kirche widersprachen und die Autorität dieser anzweifelten.
Luther widerrief seine Lehren aber nicht. Mit seiner Rede auf dem Reichstag zu Worms vor dem Kaiser legte er einen wichtigen Grundstein für die Reformation. Als Folge seiner Verweigerung verhängte der Kaiser im Wormser Edikt die Reichsacht über ihn.
Die Reichsacht ist eine besondere Form der Ächtung. Mit ihr konnte eine Person vom Kaiser belegt werden, die wegen einer Straftat verurteilt worden war. Die Person war damit vogelfrei. Das bedeutete, dass sie jederzeit von jedem Bürger verhaftet werden konnte und dass sich jeder, der einem/einer Vogelfreien half, mitschuldig machte.
Vorgeschichte Reichstag zu Worms
Martin Luther war ein deutscher Augustinermönch und Theologieprofessor in Wittenberg. Er beschäftigte sich viel mit der Gerechtigkeit Gottes. Seiner Meinung nach war die römisch-katholische Kirche fehlgeleitet.
Zu dieser Zeit verkaufte die Kirche den Menschen Ablassbriefe für viel Geld. Mit diesen Ablassbriefen und einer kurzen Beichte der Sünden, konnten die Menschen sich und ihre Lieben nach dem Tod aus dem Fegefeuer freikaufen. Der Ablassbrief ermöglichte die Vergebung der Sünden. Außerdem wurden alle Gottesdienste in lateinischer Sprache abgehalten. Die Bevölkerung verstand die Predigten also nicht.
Luther wollte die ursprünglichen Gestalt der Kirche wiederherstellen und den Menschen einen neuen Zugang zum christlichen Glauben ermöglichen. Zu keiner Zeit hatte er das Ziel die Kirche zu spalten oder eine neue Kirche zu gründen. Er war der Meinung, dass die Bibel und die Gottesdienste in deutscher Sprache verfügbar sein sollten und dass Gottes Gnade nicht erkauft, sondern nur mit Buße verdient werden konnte.
Luther brachte 1517 mit den 95 Thesen seine Meinung zum Ausdruck – dies missfiel Papst Leo X. Die Kirche eröffnete daraufhin ein Verfahren wegen Ketzerei gegen Luther.
Ketzerei meint das öffentliche Vertreten einer anderen Meinung als die der Kirche. Eine Person, die sich der Ketzerei schuldig macht wird Ketzer genannt.
Er wurde auf dem Reichstag zu Augsburg 1518 zu seinen Schriften befragt. Luther argumentierte und rechtfertigte seine Meinung, aber die Kirche sah diese nach wie vor als falsch an. Als Martin Luther im Sommer 1520 immer noch der Lehre der Kirche widersprach und die Unfehlbarkeit des Papstes anzweifelte, erließ Papst Leo X. eine Bannandrohungsbulle.
Eine päpstliche Bulle, oder auch nur Bulle genannt, war ein Dokument, dass einen Beschluss des Papstes enthielt. Die Bannandrohungsbulle war eine päpstliche Urkunde, die einen Ausschluss aus der Kirche androhte.
Im Januar 1521 wurde Martin Luther von Papst Leo X. mit der Bannbulle exkommuniziert, nachdem er im Dezember 1520 die päpstliche Bannandrohungsbulle öffentlich verbrannt hatte. Damit war Luther aus der Kirche verbannt und konnte nicht mehr Theologie lehren oder Predigten halten.
Die Exkommunikation ist ein permanenter Ausschluss aus der Kirche.
Da Luther in seinen Schriften die Unfehlbarkeit des Papstes anzweifelte und der Papst den Kaiser gekrönt hatte, sprach Luther indirekt auch gegen den Kaiser. Der Papst rechnete deshalb damit, dass auf die Verbannung aus der Kirche auch unmittelbar die Reichsacht folgen würden.
Die Reichsfürsten – besonders der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise – und Stände hatten aber bei dem Kaiser für ein Verhör auf dem Reichstag plädiert, bevor eine Reichsacht ausgesprochen werden konnte.
Reichstag zu Worms Zusammenfassung
Kaiser Karl V. bestellte Luther nach Worms zu dem Verhör über seine Schriften ein. Er sicherte ihm freies Geleit zu. Luther wurde zu dem Reichstag von Männern des Kaisers begleitet, um ihn sicher nach Worms zu bringen.
Reichstag zu Worms Anwesende
Zu dem Reichstag sollen sich mehr als 10.000 Gäste in Worms befunden haben. Die Stadt, mit ihren knapp 7.000 Einwohnern, hatte große Schwierigkeiten alle Teilnehmer zu beherbergen und zu versorgen. Dadurch ergab sich andererseits für die Einwohner aber auch ein großes Geschäft. Es wurden Turniere veranstaltet und die Fastenzeit wurde häufig nicht beachtet.
Es waren etwa 80 Fürsten und 130 Grafen anwesend. Auch Botschafter von ausländischen Königen und Herren waren vor Ort. Alle reisten mit ihrem eigenen Gefolge an – Räte, Geistliche, Ritter, Knechte, Diener und mehr.
Hieronymus Aleander war als päpstlicher Nuntius auch anwesend. Er wurde nach Worms geschickt, um die Anwesenden gegen die Reformation und gegen Luther zu mobilisieren. Aleander spielte eine wichtige Rolle auf dem Reichstag zu Worms. Er verlangte das sofortige Verhängen der Reichsacht über Luther. Das machte ihn bei der pro-lutherischen Bevölkerung Worms nicht beliebt. In Nachrichten an den Vatikan schreibt er von der Feindseligkeit der Menschen ihm gegenüber.
Ein päpstlicher Nuntius ist ein Gesandter aus Rom, der den heiligen Stuhl als Botschafter vertritt.
Reichstag zu Worms Luther
Martin Luther wurde für den 17. und 18. April 1521 eingeladen. Am 2. April machte Luther sich von Wittenberg auf den Weg nach Worms, obwohl ihn einige Freunde zu überzeugen versucht hatten, dass es nicht sicher war. Als er in Worms eintraf, wurde er von einer gespannten Menge erwartet.
Als Ort des Verhörs wurde der Bischofshof ausgewählt. Damit wurde es von anderen Reichstagsverhandlungen, die im Bürgerhof stattfanden, abgehoben.
Was geschah am Reichstag zu Worms
Neben dem Verhör mit Luther wurden einige andere Themen auf dem Reichstag zu Worms 1521 besprochen. Es wurde ein Reichsregiment beschlossen, um den Kaiser in seiner Abwesenheit vertreten zu können und die Erbfolge wurde festgelegt.
Weiterhin wurde die Gravamina der deutschen Nation verhandelt. Dabei handelt es sich um Beschwerden gegen den Papst und die katholische Kirche aus dem deutschsprachigen Raum. Es wurden insgesamt 102 Beschwerden gesammelt. Bei dem Reichstag zu Worms wurde auch allgemeine Kritik am Klerus und der kirchlichen Gerichtsbarkeit im Reich geäußert.
Reichstag zu Worms Ablauf
Eines der wichtigsten Ereignisse des Reichstags zu Worms war der Auftritt Luthers vor Kaiser Karl V. Der Kaiser befragte ihn über seine Schriften. Luther wurde von sechs Doctores der Universität Wittenberg unterstützt.
Martin Luther erwartete eine Diskussion zu seinen Schriften. Er wurde aber nur gefragt, ob er die Schriften verfasst habe und ob er sie widerrufe. Er bekannte sich zu den Schriften, konnte aber einem Widerruf nicht so einfach zustimmen, da die Themen seiner Schriften zu wichtig waren, um sie einfach zu widerrufen. Luther erbat sich Bedenkzeit bis zum folgenden Tag, da er sich gut überlegen wollte, was er zu sagen hatte.
Luther Rede Reichstag Worms Zusammenfassung
Am 18. April wurde Luther nachmittags zu einem erneuten Verhör gebracht. Er antwortete auf die Frage zum Widerruf seiner Schriften wie folgt:
Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es offenkundig ist, dass sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben. Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun. Gott helfe mir, Amen. – Martin Luther
Mit dieser Rede erlangte Luthers Auftritt bei dem Reichstag zu Worms welthistorische Bedeutung. Auch für die folgende Reformation waren diese Worte sehr wichtig.
Er sagte damit, dass er seine Schriften alle aus der Bibel abgeleitet habe und er sie nur widerrufen könne, wenn ihm in der heiligen Schrift gezeigt werden könne, dass es falsch sei was er geschrieben habe. Er erklärte auch, dass er nicht gegen sein Gewissen handeln würde, solange nur der Papst und die Konzilien sagen, dass er widerrufen muss. Seiner Meinung nach, habe das Wort des Papstes keine Bedeutung, bis er nicht mit der Bibel begründen könne, dass er falsch liege.
Die Worte "Hier steh' ich, ich kann nicht anders" wurden später zusätzlich überliefert. Es kann jedoch in keiner Quelle bestätigt werden, dass Luther diesen Satz tatsächlich sagte. Seine Rede führte zu Unruhen im Verhandlungssaal, sodass der Kaiser die Verhandlungen abbrach.
Wormser Edikt
Am nächsten Tag erklärte der Kaiser in einer Schrift, dass ein einzelner Mönch gegenüber der langjährigen kirchlichen Tradition nicht Recht haben könnte. Er kündigte die Verhängung der Reichsacht an. Luthers Schriften wurden verboten.
Dazu erließ er das Wormser Edikt. Für den Erlass benötigte er die Mehrheit auf dem Reichstag, die er nicht erzielen konnte. Deshalb wurde die Abstimmung zu dem Wormser Edikt erst nach der Schlusssitzung am 26. Mai 1521 durchgeführt, als bereits viele Fürsprecher Luthers abwesend waren. Das Edikt wurde dann, rückdatiert auf den 8. Mai 1521, veröffentlicht.
Das Edikt erklärte Martin Luther für vogelfrei. Jeder konnte und sollte ihn verhaften und an die Kirche ausliefern. Außerdem durfte keiner im Land Luther helfen, seine Schriften lesen oder drucken.
Folgen des Reichstag zu Worms
Nachdem Luther am 26. April 1521 abgereist war, wurde er auf der Heimreise überfallen und entführt. Dieser Überfall war allerdings von dem Kurfürst Friedrich der Weise inszeniert worden, um Luther vor Schaden zu bewahren. Martin Luther wurde auf die Wartburg gebracht, eine Burg des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen in Eisenach.
Dort versteckte sich Luther für fast ein Jahr. In dieser Zeit verfasste er unteranderem die deutsche Übersetzung des lateinischen Neuen Testaments, damit alle Menschen die heilige Schrift lesen konnten.
Reichstag zu Worms - Das Wichtigste
- Martin Luther wurde von Kaiser Karl V. auf den Reichstag zu Worms am 17. und 18. April 1521 eingeladen, um seine Schriften zu widerrufen.
- Am zweiten Tag stellte Luther klar, dass er nicht widerrufen kann, solange ihn niemand mit Hilfe der Bibel oder der Vernunft widerlegen kann.
- Er hielt eine wichtige Rede, die in die Geschichte einging.
- Durch das Wormser Edikt wurde über Luther daraufhin die Reichsacht verhängt
Nachweise
- Abbildung 1: Martin Luther (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lucas_Cranach_d.%C3%84._(Werkst.)_-_Portr%C3%A4t_des_Martin_Luther_(Lutherhaus_Wittenberg).jpg) (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)
- Abbildung 2: Martin Luther vor dem Reichstag zu Worms 1521 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Luther_at_the_Diet_of_Worms.jpg) (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Reichstag zu Worms
Was passierte beim Reichstag zu Worms 1521?
Martin Luther sollte auf dem Reichstag zu Worms seine Schriften widerrufen. Das tat er nicht. Mit seiner Rede legte er einen wichtigen Grundstein für die folgende Reformation.
Weil er sich weigerte zu widerrufen, wurde die Reichsacht über ihn verhängt.
Welche Bedeutung hatte der Reichstag in Worms?
Der Reichstag zu Worms hatte eine große Bedeutung in der Reformation. Martin Luther sollte seine Schriften widerrufen. Als er dies nicht tat, wurden seine Schriften verboten und die Reichsacht über ihn verhängt.
Was sollte Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms?
Martin Luther wurde auf den Reichstag zu Worms eingeladen, um seine Schriften zu widerrufen. Der Papst hatte ihn aus der Kirche verbannt und verlangte nun auch die Reichsacht für ihn. Nachdem Luther vor dem Kaiser sprach und seine Schriften nicht widerrief, wurde die Reichsacht durch das Wormser Edikt über ihn ausgerufen.
Welche berühmten Worte soll Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms 1521 gesprochen haben?
Die berühmten Worte, die Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms 1521 gesprochen haben soll, sind: "Hier steh' ich, ich kann nicht anders." Es gibt aber keine Quelle, die diese Worte belegt. Wahrscheinlich hat er sie nicht gesprochen; passen würden sie allerdings zu seiner Rede.
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