USA Afghanistan

Der Krieg in Afghanistan umfasst eine Reihe von zusammenhängenden Konflikten, die 1978 begannen und bis heute andauern. Dabei spielte die USA sowohl eine Rolle in den Konflikten ab 1979 als auch im Krieg gegen die Taliban ab 2001. 

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Inhaltsverzeichnis
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    Ursachen für die Konflikte in Afghanistan

    Im Grunde liegen die Ursachen für die Konflikte in Afghanistan im Streit um die Modernisierung des Landes und in den Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Reformen. Die Konflikte zogen sich fast durch das gesamte 20. Jahrhundert hin.

    Einige Ursachen können wie folgt zusammengefasst werden:

    • Es gibt politische Netzwerke, die immer wieder um wirtschaftlichen Einfluss im Land kämpfen.

      • Konservative und islamistische Kräfte haben Schlüsselpositionen in den Bereichen Regierung, Parlament, Justiz, Sicherheitskräften und islamischer Geistlichkeit inne.

    • Die rechtsstaatliche Strukturen werden immer wieder von Gewalt und Korruption untergraben.

      • Die Justiz ist der korrupteste Bereich der Staatsinstitutionen.

    • Das Parlament ist in Fraktionen zersplittert.

      • Konservative und Islamisten leisten Widerstand gegen die "westlichen" Reformen.

      • Für die demokratischen Kräfte bleibt wenig Raum.

    • Der Grenzkonflikt mit dem Nachbarland Pakistan zieht sich hin.

      • Afghanistan erkennt die koloniale Grenzziehung von 1893 nicht an.

      • Die afghanischen Taliban erhalten pakistanische Unterstützung.

    Der Verlauf der Konflikte in Afghanistan

    Wie bereits erwähnt zogen sich die Konflikte in Afghanistan durch das gesamte 20. Jahrhundert, jedoch kam es in den 1970er-Jahren zu den ersten großen Ausschreitungen, die ab 1979 auch die Involvierung der USA umfassten.

    1978: Die Saurrevolution

    Der afghanische Staat begann im Jahr 1973 zu wanken, als die Monarchie unzureichend auf eine mehrjährige Dürreperiode reagierte und durch einen Militärputsch gestürzt wurde. Der Umsturz beendete eine 40-jährige Periode des inneren Friedens und brachte ein kommunistisches Regime an die Macht.

    Gegen einen weiteren Staatsstreich afghanischer Kommunisten am 27. April 1978 und ihre Reformen formierte sich schnell breiter Widerstand. Es begann ein langer Bürgerkrieg.

    1979-1989: Sowjetische Intervention

    Die Entsendung sowjetischer Truppen Ende 1979 machte aus dem Bürgerkrieg eine internationale Angelegenheit. Denn zu dieser Zeit standen die Sowjetunion und die USA sich im Kalten Krieg feindlich gegenüber. Die sowjetischen Truppen stellten sich auf die Seite der afghanischen Kommunisten, während die USA begannen, die sogenannten Mudschaheddin-Gruppen mit der Hilfe Pakistans militärisch und finanziell zu unterstützen.

    Mudschaheddin ist der Überbegriff für verschiedene kleine Guerilla-Gruppierungen, die gegen das kommunistische Regime ankämpften.

    Nach dem sowjetischen Truppenabzug im Februar 1989 und dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991, wurde auch die Finanzhilfe an Kabul durch Russland eingestellt. Daraufhin haben die Mudschaheddin im April 1992 die Herrschaft in Kabul übernommen.

    1990: Die Taliban

    Die Taliban entstanden in den 1990er-Jahren und sind eine terroristische Vereinigung, die erstmals zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan an der Macht waren. Die Taliban vertreten eine besondere Auslegung des Islams, bestehend aus der Lehre des Korans, dem Paschtunischen Rechts- und Ehrenkodex und dem Deobandismus.

    Der Koran ist die heilige Schrift des Islams.

    Der Paschtunische Rechts- und Ehrenkodex ist eine Sammlung von Stammesgesetzen, die den Schutz des Stammes, der Nation, der Familie und der Ehre behandeln.

    Der Deobandismus lehnt die westliche Welt ab und fordert, dass der Staat stets von strenggläubigen Muslimen regiert werden muss.

    Auch wenn die Taliban Mitglieder des islamischen Glaubens sind, ist es wichtig zu erwähnen, dass islamisch und islamistisch nicht das Gleiche ist. Das eine (islamisch) bezieht sich auf eine Glaubensrichtung, wohingegen das andere (islamistisch) Terror und Gewalt verwendet, um den religiösen Glauben voranzutreiben.

    1989-2011: Afghanischer Bürgerkrieg

    Die Mudschaheddin-Gruppen waren auch schon während der sowjetischen Belagerung untereinander zerstritten, da sie unterschiedliche politische Vorstellungen hatten. Es kam zu anhaltenden Machtkämpfen und zum Bürgerkrieg zwischen den einzelnen Fraktionen.

    Dies nutzte die Taliban-Bewegung, um schrittweise die Macht zu übernehmen. Mit der Unterstützung Pakistans, nahmen sie 1996 die Stadt Kabul ein und riefen ein islamisches Emirat aus, dann gewährten sie der Terrorgruppe Al-Qaida Zuflucht in Afghanistan.

    Ein Emirat ist im Arabischen ein Teil eines Landes, das einem Emir untersteht. Ein Emir kann mit einem Fürsten verglichen werden.

    Die Al-Qaida (deutsch: "die Basis") entstand in den 1980er-Jahren und entwickelte sich in den 1990er-Jahren zu einer der gefährlichsten islamistischen Terror-Organisation der Welt.

    Ab 2001: US-Intervention

    Nach den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001, für den die Terrorgruppe Al-Qaida Verantwortung übernahm, startete die USA den Krieg gegen den Terrorismus. Dies war der Startschuss für eine Reihe von Auseinandersetzungen, die bis heute anhalten.

    USA/ Afghanistan – Krieg

    Unmittelbar nach den Terroranschlägen in den USA, bei denen mehr als 3.000 Menschen ums Leben kamen, begann der Afghanistan-Krieg.

    Der Grund war, dass die Taliban-Regierung Afghanistans die für die Anschläge verantwortliche Terrorgruppe Al-Qaida unterstützte und weil Afghanistan sich weigerte, den Anführer der Al-Qaida, Osama bin Laden, an die USA auszuliefern.

    Durch Präsident George W. Bush, erklärten die USA den Krieg gegen den Terrorismus, woraufhin das Militärbündnis NATO am 07. Oktober 2001 mit einer von den USA angeführten Offensive gegen die Taliban antwortete.

    Wenn Du mehr über den "War on Terror" wissen willst, lies Dir die Erklärung dazu durch und erfahre mehr über die Aktionen hinter der Terrorbekämpfung.

    Nach der Eroberung der Hauptstadt Kabul am 13. November 2001 gelang es US-amerikanischen Bodentruppen durch Unterstützung britischer Soldatinnen und Soldaten und der Nordallianz, die Taliban in den meisten Landesteilen zurückzudrängen. Dies führte zum Sturz des Taliban-Regimes und läutete eine Phase der Demokratisierung Afghanistans, mit Hilfe der westlichen Großmächte, ein.

    Im Dezember 2001 wurde die Internationale Schutztruppe (ISAF) geschaffen, an der auch die Deutsche Bundeswehr beteiligt war. Dabei handelte es sich um eine Sicherheits- und Wiederaufbaumission unter Führung der NATO. Im Jahr 2002 wurde eine Übergangsregierung etabliert und im Oktober 2004 wurden dann Präsidentschaftswahlen durchgeführt. Der Vorsitzende der Übergangsregierung war Hamid Karzai, der am 09. Oktober 2004 auch zum Präsidenten gewählt wurde.

    Warum verlassen die USA Afghanistan?

    Weil 2003 auch der Irakkrieg startete, zogen die USA Truppen aus Afghanistan ab, sodass es der Taliban gelang wieder in Afghanistan Fuß zu fassen. Ab dem Jahr 2003 formierten sich die Taliban neu und nahmen den bewaffneten Widerstand erneut auf.

    Obwohl es ab September 2008 mehrere Truppenverstärkungen gab, gelang es den USA und ihren Verbündeten nicht, die Taliban zu besiegen und den Frieden im Land wieder herstellen. US-Präsident Barack Obama plante bereits 2009, alle US-Truppen bis zum Ende des Jahres 2011 aus Afghanistan abzuziehen. Tatsächlich endete die Kampfmission der NATO erst im Dezember 2014.

    USA in Afghanistan – Kriegsverbrechen

    Kriegsverbrechen sind Verstöße gegen das sogenannte Kriegsrecht. Dazu gehören unter anderem die Misshandlung der Zivilbevölkerung, Grausamkeit an ergebenen Soldaten, Plünderung und Zwangsarbeit. Als schlimmstes Kriegsverbrechen gilt der Völkermord.

    Im Verlauf des Krieges in Afghanistan wurde beiden Seiten, den USA und den Taliban, verschiedene Kriegsverbrechen vorgeworfen. Eines der bekanntesten Foltergefängnisse für (vermutete) islamistische Terroristen ist Guantanamo, was auf einem US-amerikanischen Navy Stützpunkt auf Kuba liegt.Das Gefangenenlager steht bis heute unter starker Kritik, da dort aufgrund der Haftbedingungen, sowie Verhör- und Foltermethoden gegen die Menschenrechte verstoßen wird.Ein weiteres Beispiel für ein amerikanisches Kriegsverbrechen sind die sogenannten Kill-Team-Morde. Dabei haben Mitglieder des amerikanischen Militärs zwischen Januar und Mai 2010 willkürlich afghanische Zivilisten getötet. Ein Jahr darauf, im Jahr 2011, wurden Mitglieder des Kill Teams zu Haftstrafen verurteilt.Auch aufseiten der Taliban gab es viele Kriegsverbrechen. Der letzte Vorwurf kam im Dezember 2021 von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die von der Folterung und Tötung von Zivilisten durch die Taliban berichtete. Ebenfalls machen regelmäßig neue Hinrichtungsvideos Schlagzeilen, in denen die Taliban Kriegsgefangene umbringen.

    USA in Afghanistan – Folgen

    Im Zuge einer Nachfolgemission sind bis heute etwa 12.000 Soldaten und Soldatinnen von NATO-Staaten in Afghanistan stationiert. Ihre primäre Aufgabe ist die Beratung und Ausbildung von afghanischen Sicherheitskräften.

    Die Sicherheitslage im Land hat sich trotz militärischer Unterstützung und finanzieller Hilfe extrem verschlechtert. Die aktuelle politische Führung unter Präsident Aschraf Ghani ist zerstritten, wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme belasten das Land und seine Bürger.

    Die Taliban gehören weiterhin zur stärksten Kraft unter den radikal-islamistischen Aufständischen.

    2021: Erneute Machtübernahme der Taliban

    Am 15. August 2021 wurde die afghanische Hauptstadt Kabul von den Taliban eingenommen und der Präsidentenpalast besetzt. Daraufhin riefen sie das "Islamische Emirat Afghanistan" aus. Dies gelang ihnen durch den Abzug sämtlicher Truppen der NATO-Staaten im Frühjahr 2021.

    Der Truppenabzug ist auf ein Abkommen aus dem Februar 2020, zwischen dem damaligen US-Präsident Donald Trump und den Taliban, zurückzuführen. Dieses Abkommen regelte den Abzug der eigenen und anderer NATO-Truppen bis zum 01. Mai 2021. Im Gegenzug verlangte die US-Regierung von den Taliban eine "Gewaltreduzierung", sowie Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung.

    Nach der Machtübernahme setzte sich die neue Taliban-Regierung aus dem Vorsitzenden des Taliban-Führungsrats: Mullah Mohammad Hassan Akhund und dessen Stellvertreter, der Taliban-Mitbegründer: Mullah Abdul Ghani Baradar zusammen.

    Laut eigener Aussage ist das Ziel der Taliban die Durchsetzung ihrer religiösen Ansichten und der Aufbau eines "islamischen Systems", ohne die Einmischung anderer Staaten.

    Seit der Machtübernahme haben vor allem junge, gebildete Männer und Frauen versucht, das Land zu verlassen. Ebenso gab es bereits mindestens 16 Attentate, bei denen mehrere hundert Menschen ums Leben kamen. Das Taliban-Regime übt vor allem großen Druck auf die weibliche Bevölkerung aus.

    Sehr viele Frauen dürfen nicht mehr ihren Beruf ausüben, sämtliche weiterführende Schulen für Mädchen und Frauen wurden geschlossen. Ebenfalls wurden strenge Kleiderregeln für Frauen beschlossen. Sie dürfen lediglich ihre Augen noch offen zeigen. Der Rest des Gesichts und Körpers muss bedeckt sein.

    USA in Afghanistan – Opfer und Verluste

    Genaue Zahlen über die Opfer und Toten können nicht für einen Krieg, der bereits seit über 20 Jahren andauert, genannt werden. Vor allem die Zahlen der afghanischen Soldatinnen und Soldaten, Widerstandskämpfenden und Aufständischen sind sehr schwer einzuschätzen. Stand 2016 kamen um die 3.600 Soldatinnen und Soldaten der USA und ihren Verbündeten ums Leben. Dazu kommen circa 4.500 Menschen aus dem Irak und weitere 2.400 Menschen aus Afghanistan.

    Mit der erneuten Machtübernahme durch die Taliban im Jahr 2021 brach eine Flüchtlingswelle aus, die weiteren hunderttausenden Menschen das Leben kostete.

    USA in Afghanistan – Kosten

    In der nachfolgenden Statistik siehst Du eine Auflistung der Kosten, die die USA in den Jahren von 2002 bis 2021 für den Einsatz in Afghanistan ausgegeben hat.

    USA in Afghanistan - Das Wichtigste

    • Der grundlegende Konflikt über die Modernisierung des Landes zog sich in Afghanistan durch das 20. Jahrhundert.
    • Nach der Machtergreifung der Taliban im Jahr 1996 unterstand Afghanistan einem terroristischen Regime.
    • Mit dem Angriff der islamistischen Terrorgruppe Al-Qaida auf das Worldtrade Center am 11. September 2001 trat die USA in den "Krieg gegen den Terrorismus" ein.
    • Bis heute sind etwa 12.000 Soldaten und Soldatinnen von NATO-Staaten in Afghanistan stationiert.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema USA Afghanistan

    Warum ist in Afghanistan Krieg?

    Im Grunde liegen die Ursachen für die Konflikte in Afghanistan im Streit um die Modernisierung des Landes und in den Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Reformen. 

    Wer hat den Krieg in Afghanistan angefangen?

    Der Krieg in Afghanistan umfasst eine Reihe von zusammenhängenden Konflikten im Verlauf des 20. Jahrhunderts. Der bis heute andauernde Krieg begann mit der US-Intervention im Jahr 2001. 

    Sind noch US-Soldaten in Afghanistan?

    Zum jetzigen Zeitpunkt sind keine US-Soldaten in Afghanistan. Der letzte Truppenabzug erfolgte im August 2021. 

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