Imperialismus: Definition
Der Begriff Imperialismus leitet sich von den lateinischen Worten imperare ("herrschen") und imperium ("Reich") ab. Der Imperialismus an sich beschreibt das Expansionsbestreben eines Staates. Dabei ist es das Ziel der Großmacht, ihren wirtschaftlichen, militärischen und politischen Macht- und Einflussbereich zu erweitern, um so eine Vormachtstellung zu erlangen.
Um dies zu erreichen, werden andere Länder oder Völker durch die Angliederung an den eigenen Machtbereich unterworfen. Dabei werden die unterworfenen Völker oft politisch und wirtschaftlich vom Staat der Kolonisatoren abhängig gemacht.
Heutzutage verwendet man den Begriff des Imperialismus oft in Bezug auf den modernen Imperialismus. Dieser wird auch die Phase des Hochimperialismus, zwischen den 1880ern und 1914, genannt. In dieser Phase waren die europäischen Großmächte besonders danach bestrebt, ihre Einflussbereiche durch möglichst viele Kolonien zu erweitern.
Imperialismus: Beispiel
In Europa war die Sehnsucht nach imperialer Macht am Anfang des 20. Jahrhunderts besonders groß, sodass insbesondere in Afrika und Asien neue Kolonien gegründet wurden. Auch die Deutschen wollten einen "Platz an der Sonne". In der folgenden Tabelle findest Du einige europäische Kolonialmächte:
Imperiale Macht | eroberte Gebiete (Auswahl) | Kolonialzeitraum |
Großbritannien | - British Columbia (in Kanada)
- Jamaika
- Ägypten
- Südwestafrika (heute Namibia)
- Britisch-Westafrika (Gebiet in Gambia, Nigeria, Sierra Leone, Goldküste)
- Ceylon (heute Sri-Lanka)
- Hongkong
- Britisch-Indien (heute Indien, Pakistan und Bangladesch)
- heutiges Australien und Neuseeland
| - Kolonialisierung ab dem 17. Jahrhundert
- im 20. Jahrhundert wurden die meisten Kolonien unabhängig
- heute Zusammenschluss im Common Wealth
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Frankreich | - Akadien (heute Teil Kanadas)
- France équatoriale (heute Teil Brasiliens)
- Französisch-Äquatorialafrika (heute in Gabun, Republik Kongo, Tschad, Zentralafrikanische Republik)
- Französisch-Nordafrika (heute Marokko, Tunesien, Algerien und Libyen)
- Französisch-Indien (heute Teil Indiens)
- Französisch-Indochina (heute in Laos, Kambodscha, Vietnam)
| - erste Kolonien schon im 16. Jahrhundert
- Verlust der Gebiete in Amerika bis Anfang des 19. Jahrhunderts
- die verbleibenden Kolonien wurden im 20. Jahrhundert unabhängig
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Deutschland | - Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia)
- Kamerun
- Togo
- Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi und Ruanda)
- Neuguinea (heute Teil Papua-Neuguineas)
- Kiautschou (heute Teil Chinas)
| - Eroberung der Kolonien erst in den 1880ern
- Abgabe aller Kolonien nach dem Ersten Weltkrieg
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Die ehemaligen Kolonialgebiete sind oft bis heute durch diese Besetzung geprägt, beispielsweise durch die Amtssprache oder die vorherrschende Religion.
Imperialismus: Gründe
Die Gründe für den Imperialismus waren vielseitig. Oft verfolgten die Staaten mit ihrem Expansionsbestreben machtpolitische Ziele. Kolonien boten die Gelegenheit, den Einflussbereich eines Staates über die Grenzen des eigenen Landes hinaus zu erweitern. Dies vergrößerte nicht nur das Herrschaftsgebiet des jeweiligen Staates, sondern auch das Ansehen unter den anderen Großmächten. Wer Gebiete erfolgreich kolonialisieren konnte, bewies die imperiale Macht des Staates und zeigte, dass er eine starke See- und Militärmacht besaß und zudem noch wohlhabend genug war, um ein weiteres Land zu regieren.
Wirtschaftliche Expansion und die Erweiterung der eigenen Handelsgebiete waren ebenfalls Gründe für den Imperialismus. Kolonien waren für die imperiale Macht willkommene Rohstoffquellen und ermöglichten den Kolonisatoren den Zugriff auf wertvolle Ressourcen. Bodenschätze wie Diamanten oder Edelmetalle und Agrarprodukte wie Baumwolle, Tee oder Kautschuk machten dabei einen Großteil des Handels aus. Auch wurden durch die Kolonien neue Absatzmärkte erschlossen, auf denen Ware aus Europa verkauft werden konnte.
Wenn du mehr über die konkreten Gründe der einzelnen Staaten erfahren möchtest, schau dir unsere Erklärungen zu den einzelnen Kolonialmächten an!
Formen des Imperialismus
Eng verknüpft mit den Gründen sind die verschiedenen Formen des Imperialismus:
- kolonialer Imperialismus
- wirtschaftlicher Imperialismus
- ideologischer Imperialismus
- neokolonialer Imperialismus
Beim kolonialen Imperialismus eroberten die europäischen Großmächte vor allem um 1900 Territorien in Asien, Afrika und der Karibik, um ihren politischen Einfluss zu erweitern und Ansehen in Europa zu erlangen.
In diesen Gebieten ist der Kolonialismus in Form von neokolonialem Imperialismus bis heute spürbar: Die ehemaligen Kolonialmächte versuchen in einigen Ländern ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss aufrechtzuerhalten, beispielsweise indem sie Entwicklungshilfe leisten und damit im Land mitbestimmen können.
Wenn es den imperialistischen Mächten vor allem um Rohstoffe geht, findet wirtschaftlicher Imperialismus statt. Dabei werden die Ressourcen und Märkte in den Kolonien kontrolliert und zum eigenen Vorteil genutzt. Folgen sind unter anderem die Ausbeutung der Menschen oder finanzielle Abhängigkeit.
Im Gegensatz dazu geht es beim ideologischen Imperialismus um die Verbreitung eines ideologischen Systems. Es beinhaltet die Weltanschauungen und Werte eines Staates, die zur Erreichung von politischen und wirtschaftlichen Zielen dienen. Ideologischer Imperialismus hat beispielsweise im Kalten Krieg stattgefunden, als die Sowjetunion ihre Ideologie des Kommunismus verbreitete und die USA ihre Containment Politik praktizierte.
Der Kalte Krieg dauerte von 1947 bis 1989 und bezeichnet den Konflikt zwischen den Westmächten rund um die USA und den Ostblock unter der Führung der Sowjetunion. Während sich im Ostblock die Ideologie des Kommunismus verbreitete, wollten die USA dies durch die Politik der Eindämmung verhindern.
Imperialismus und Kolonialismus
Auch wenn die Begriffe Imperialismus und Kolonialismus oft als Synonyme füreinander verwendet werden, bedeuten sie nicht ganz dasselbe.
Der Begriff Kolonialismus beschreibt die Politik eines Staates, die direkt auf den Erwerb einer oder mehrerer Kolonien gerichtet ist. Das Ziel ist, aus den erworbenen Kolonien wirtschaftlichen, militärischen und machtpolitischen Nutzen zu ziehen. Dabei werden die Völker der Kolonien politisch unterdrückt und wirtschaftlich ausgebeutet.
Der Begriff Kolonie wird von dem lateinischen Wort colere abgeleitet und bedeutet "bebauen" oder "Land bestellen". Erst in der Neuzeit erhielt die Kolonie ihre Bedeutung, die wir noch bis heute benutzen: Ein Gebiet, welches von einem fremden Staat besetzt wurde und unter politisch und wirtschaftlicher Abhängigkeit steht. Kolonien waren dabei ein wesentlicher Bestandteil der Expansionsbestreben der Großmächte.
Die Kolonialisierung ist dagegen kein Expansionsbestreben oder eine Politik zum Erwerb von Kolonien, sondern die tatsächliche Unterwerfung von Gebieten oder Völkern und die darauffolgende wirtschaftliche und politische Machtübernahme.
Da Imperialismus und Kolonialismus sich in ihrer Begriffsbedeutung in gewissen Punkten überschneiden, werden sie oft im selben Zusammenhang verwendet. Spricht man jedoch von der Phase des Kolonialismus und den Phasen des Imperialismus, muss man sie voneinander unterscheiden.
Die Phase des Kolonialismus
Die Phase des Kolonialismus beschreibt die Ausdehnung des spanischen Königreiches und des portugiesischen Königreiches während der Neuzeit. Mit der Entdeckung Amerikas 1492 begann das Zeitalter des Kolonialismus. Jedoch dienten die Kolonien der Neuzeit eher der wirtschaftlichen Ausdehnung und wurden im Großteil zu Handelszwecken genutzt.
Die Phasen des Imperialismus
Zwischen dem Beginn des Kolonialismus der Neuzeit und dem Beginn des Imperialismus eigneten sich die europäischen Großmächte, welche über eine starke Seemacht verfügten, auch weiterhin Kolonien an und gingen ihrem Expansionsbestreben nach. Das Zeitalter des Imperialismus teilte sich in folgende Phasen auf:
Frühimperialismus: Ende des 18. Jahrhunderts bis 1882
Durch die industrielle Revolution suchte Europa nach Rohstofflieferanten und neuen Absatzmärkten für ihre Ware. Zu der Zeit des Frühimperialismus war das Expansionsbestreben rein wirtschaftlicher Natur, wobei die politische Kontrolle durch den Staat nur beschränkt stattfand. Jedoch kam es in den bereits existierenden Kolonien zu immer häufigeren Unruhen. Deshalb übernahmen die Kolonialmächte immer mehr die politische Kontrolle in ihren Kolonien.
Hochimperialismus: 1882 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Mit den 1880er-Jahren begann die Hochphase des Imperialismus. Neben den bereits etablierten Kolonialmächten, wie Großbritannien und Frankreich, begannen nun auch weitere europäische Großmächte wie Italien oder das Deutsche Kaiserreich, sich Kolonialgebiete anzueignen. Daher wird diese Phase auch Hochimperialismus genannt. In dieser Zeit kam es zu einem Wettlauf der europäischen Großmächte um die verbleibenden Kolonien, vor allem um die Gebiete Afrikas.Hierbei ging es nicht mehr um die bloße Erschließung neuer Handelsmärkte, sondern um die Ausdehnung des eigenen Macht- und Einflussgebiets. Um die eigene Herrschaft in den Kolonien sicherzustellen, wurde die einheimische Bevölkerung sowohl politisch als auch meist gewaltsam unterdrückt und ausgebeutet.
Verschleierter Imperialismus: 1919 bis 1945
Diese Phase wird auch der "verschleierte" Imperialismus genannt. Die Kolonialmächte begannen langsam, sich von ihren Kolonien zu lösen.
Postimperialismus: Nach dem Zweiten Weltkrieg
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann die Phase des Postimperialismus und der Dekolonisierung. Die Kolonialmächte zogen sich immer mehr aus der Politik der nun ehemaligen Kolonien zurück. Das geschah in den meisten Fällen jedoch, ohne zuvor eine stabile Infrastruktur zu etablieren und die Staaten auf ihre politische Unabhängigkeit vorzubereiten. Dies ermöglichte wiederum, Korruption und Bürgerkriege.Da viele Kolonialmächte die Entwicklung einer eigenständigen Wirtschaft in ihren Kolonien unterdrückten, blieben viele der ehemaligen Kolonien wirtschaftlich von den Kolonialmächten abhängig. Deshalb sind noch heute viele der damaligen Kolonien von Armut geprägt.
Imperialismus: Begründung
Oft wurden der Imperialismus und das Expansionsbestreben der Kolonialmächte mit der Idee des Sozialdarwinismus begründet. Demnach galt die einheimische Bevölkerung der Kolonien den Europäern als unterlegen. Die europäischen Großmächte sahen es als ihre Pflicht an, die indigenen Völker zu zivilisieren und zu missionieren, wobei die bereits vorhandenen komplexen Kulturen und Traditionen der Stämme und Völker missachtet wurden. Meistens wurde die Missionierung und Zivilisierung der Völker jedoch nur als Vorwand genommen, um die eigenen imperialistischen Ziele zu verfolgen, wirtschaftlichen Gewinn aus Kolonialgebieten zu ziehen und sein eigenes Herrschaftsgebiet auszuweiten.
Imperialismus: Auswirkungen und Folgen
Hier ist eine kurze Übersicht zu den Auswirkungen und Folgen des Imperialismus.
Folgen des Imperialismus für die Weltpolitik:
- Konkurrenz der Imperialmächte
- Verstärkung der Spannungen innerhalb Europas
Folgen des Imperialismus für die Kolonien:
- Demographische, wirtschaftliche, soziale, politische und kulturelle Veränderungen
- Ausbeutung von Land und Bevölkerung
- Gewalt und Rassismus gegen einheimische Bevölkerung
- Folgen des Imperialismus prägen die ehemaligen Kolonien noch bis heute
Eine ausführliche Erklärung findest du in unserem Artikel zu den Folgen des Imperialismus.
Imperialismus - Das Wichtigste
- Imperialismus beschreibt das Expansionsbestreben eines Staates.
- Ziele: Eigenen wirtschaftlichen, militärischen und politischen Macht- und Einflussbereich der Großmacht zu erweitern, um so möglichst eine Vormachtstellung zu erlangen.
- Gründe: machtpolitische Ziele, wirtschaftliche Expansion, Handel, Ansehen
- Imperialismus und Kolonialismus bedeuten nicht genau dasselbe und sind voneinander zu unterscheiden.
- Die Phase des Kolonialismus begann mit der Entdeckung Amerikas 1492.
- Die Hochphase des Imperialismus erstreckte sich von 1882 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.
- Auswirkungen Imperialismus: Konkurrenz der Imperialmächte; Verstärkung der Spannungen innerhalb Europas; Demographische, wirtschaftliche, soziale, politische und kulturelle Veränderungen; Ausbeutung von Land und Bevölkerung; Gewalt und Rassismus gegen einheimische Bevölkerung
- Rechtfertigung Imperialismus: Sozialdarwinismus, Rassismus, Missionierung – oft jedoch nur ein Vorwand für eigennützige Zwecke
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