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Kolonialmacht Definition
Damit Du den Begriff Kolonialmacht besser in den Kontext des Imperialismus einordnen kannst, findest Du hier zunächst eine Definition:
Der Imperialismus beschreibt das Expansionsbestreben eines Staates. Dabei ist es das Ziel der Großmacht, ihren wirtschaftlichen, militärischen und politischen Macht- und Einflussbereich zu erweitern, um so eine Vormachtstellung zu erlangen. Staaten, die dieses Expansionsbestreben ausleben, nennt man Kolonialmacht.
Eine Kolonialmacht ist ein Staat im Besitz von Kolonien.
Kolonien sind Regionen, die ein Staat außerhalb seiner Landesgrenzen kontrolliert. Der fremde Staat besetzt dabei die Regionen, und macht sie wirtschaftlich und politisch von sich abhängig.
Regionen, die eine Kolonialmacht beabsichtigt zu kolonialisieren, werden dabei nicht friedlich besetzt. Die Besetzung erfolgt durch militärische Vorteile, technischen Vorsprung und nicht selten rohe Gewalt. Zur Zeit des Hochimperialismus legten es die Kolonialmächte darauf an, ihr Einflussgebiet möglichst weit auszuweiten, indem sie Regionen auf der ganzen Welt kolonialisierten.
Die europäischen Großmächte sind der Fokus dieser Erklärung. Denn sie dominierten die Hochphase des Imperialismus als Kolonialmächte. Allerdings gab es die ersten Kolonialmächte schon viel früher.
Die Herrschaft der Kolonialmächte über ihre Kolonien und deren Bevölkerung war von Ausbeutung und Brutalität geprägt. Bei der grausamen Behandlung der Bevölkerung durch die Kolonialherren spricht man deshalb häufig auch von Kolonialverbrechen oder Kolonialgewalt.
Kolonialmächte in der Geschichte
Das Römische Reich gilt als die erste der Kolonialmächte der Geschichte, und hat zwischen dem 8. Jahrhundert v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. Kolonien entlang des gesamten Mittelmeerraums errichtet.
Die deutsche Stadt Trier wurde als römische Kolonie Augusta Treverorum gegründet.
Die Griechen und Phönizier folgten dem römischen Vorbild und eroberten ebenfalls Gebiete, in denen sie Kolonien errichteten.
Marseille war im 7. Jhd. v. Chr. ein griechischer Handelsstützpunkt.
Im Mittelalter hatten Handelsstädte im Mittelmeerraum ihre eigenen Kolonien für Handelszwecke errichtet, darunter etwa die Kolonien Venedigs (venezianische Kolonien).
Europäische Kolonialmächte und ihre Kolonien
Mit der "Entdeckung Amerikas" 1492 begann in der Neuzeit ein neues Zeitalter des Kolonialismus. Die ersten europäischen Nationen, die sich als Kolonialmächte behaupten konnten, waren Großbritannien, Spanien, Portugal, Frankreich und die Niederlande. Sie alle besaßen eine Seemacht, die dem Rest von Europa überlegen war. Dies war in den frühen Phasen des Kolonialismus essenziell für den Erwerb von Kolonien.
- Bis 1800 hatte Spanien große Teile von Nord- und Südamerika kolonialisiert.
- Portugal verfügte über große Kolonialgebiete in Südamerika, aber auch entlang der Küsten Afrikas sowie Teile von Indien.
- Großbritannien hatte bereits begonnen, auf allen Kontinenten Kolonien zu erobern und somit sein riesiges Handelsimperium aufzubauen.
Zur Phase des Frühimperialismus, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, konnten nur die Großmächte ihrem Expansionsbestreben nachgehen, die über eine große Seemacht verfügten. Denn diese ermöglichte den Staaten, weit entfernte Gebiete zu erreichen und sie für sich zu beanspruchen. Außerdem konnte nur durch die Seefahrt die Versorgung und der Handel zwischen der Kolonien und der Kolonialmacht garantiert werden. Daher waren zunächst nicht alle europäischen Großmächte eine Kolonialmacht.
Mit dem Hochimperialismus änderte sich das und immer mehr Nationen traten in das Geschäft mit den Kolonien ein. Durch den technischen Fortschritt war es auch den anderen Staaten möglich, Kolonien zu erwerben – dazu gehörten Italien, Belgien und das Deutsche Kaiserreich. Zudem kauften sich Nationen gegenseitig Kolonien ab. Ab den 1880er-Jahren traten die europäischen Großmächte in einen Wettlauf um die verbliebenen Kolonialgebiete an. 1935 wurden etwa 85 % der Welt von europäischen Ländern kontrolliert.
Neben den Kolonialmächten in Europa eigneten sich jedoch auch nicht europäische Staaten Kolonialgebiete an. Dazu gehörten Russland, die USA und Japan.
Unter der Erklärung "Imperialismus Japan" findest Du dazu mehr.
Das Osmanische Reich (in der Grafik dunkelrot) hatte bereits im Mittelalter begonnen, sich auszubreiten, und erstreckte sich im 19. Jahrhundert über drei Kontinente. Im Laufe des 19. und 20. Jahrhundert erlitt es jedoch nach Auseinandersetzungen mit den europäischen Großmächten und durch anhaltende nationale Unruhen, große Gebietsverluste.
Abbildung 1: Kolonialmächte um 1800
Gründe für Kolonialismus
Kolonialmächte unterwarfen nicht ohne Gründe andere Länder. Die Kolonisatoren versprachen sich allerlei Vorteile, die sie durch die Kolonien erlangen wollten. Überwiegend entsprang das Expansionsbestreben wirtschaftlichen Gründen.
Gebiete, die reich an Ressourcen, wie Bodenschätzen und Naturalien waren, wurden bevorzugt. Da sich die Phase des Hochimperialismus mit der Zeit der zweiten Industriellen Revolution überschnitt, wurden außerdem Rohstoffe gebraucht, um die Industrialisierung voranzutreiben. Viele dieser Rohstoffe gab es jedoch nicht in Europa, weshalb die europäischen Großmächte sich um Regionen mit Bodenschätzen bemühten.
Doch der Erwerb hatte auch andere Gründe. So folgte die Hochphase des Imperialismus auf die Gründung von Nationalstaaten. Dadurch entwickelte sich in der Bevölkerung auch der Nationalismus. Besonders im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich prägte sich dieses Gefühl der nationalen Zugehörigkeit aus. Die Anhänger des Nationalismus forderten die Teilnahme an Kolonien. Damit erhofften sie sich, die Größe der Nation zu beweisen und so Prestige bei anderen Nationen zu gewinnen. Somit bestand auch ein innenpolitischer Druck auf die Regierung, Kolonien zu erwerben.
Das Prestigestreben wurde zusätzlich durch die aufkeimende Weltpolitik bestärkt. Unter den Herrschern galt als mächtig, wer ein großes Einflussgebiet hatte. Daraus ergab sich auch eine Rivalität unter den Nationen, besonders unter den Großmächten. Diese Rivalität erreichte ihren Höhepunkt beim Wettlauf um Afrika.
Kolonialmächte Afrika
Die Ausmaße des Kolonialismus lassen sich am Beispiel Afrika gut veranschaulichen. Die folgende Tabelle zeigt Dir, welche Kolonialmächte in die afrikanischen Länder einfielen und Kolonien gründeten.
Kolonialmacht | Anzahl der Kolonien in Afrika | Betroffene Länder (heute) |
Großbritannien | ca. 23 bis 33 | u.a. Kenia, Nigeria, Uganda, Südafrika, Sierra Leone |
Frankreich | ca. 14 | u.a. Madagaskar, Togo, Mauritius, Senegal |
Deutschland | 4 | u.a. Namibia, Tansania, Kamerun, Togo |
Italien | ca. 4 | u.a. Äthiopien, Tunesien, Libyen |
Spanien | ca. 3 | u.a. Westsahara, Marokko, Äquatorialguinea |
Portugal | ca. 3 | u.a. Angola, Mosambik, Kap Verde |
Belgien | 1 | Kongo |
Die Anzahl der Kolonien kann häufig nur ungefähr angegeben werden, da die besetzten Gebiete nicht immer zur Kolonie gemacht wurden. Zudem waren die Gebiete umkämpft und die Kolonialmächte konnten ihre Macht über eine Kolonie z.B. nach einem Krieg verlieren.
Ägypten bspw. wurde von den Franzosen unter Napoleon besetzt und dann 1882 von Großbritannien kolonialisiert. Deutschland verlor seine Kolonien nach dem Ersten Weltkrieg.
Dazu findest Du mehr Information in der Erklärung "Wettlauf um Afrika".
Die größten Kolonialmächte
Als größte Kolonialmächte gelten die europäischen Länder während des Imperialismus. Anders als etwa das Osmanische Reich oder das Russische Reich, die angrenzende Gebiete kolonialisierten, verbreiteten sich die europäischen Großmächte auf der ganzen Welt. Somit war der Einfluss einer Kolonialmacht nicht nur von der besetzten Fläche, sondern auch von der Vielfalt der Gebiete abhängig. Insgesamt entwickelte sich das britische Kolonialreich zur größten Kolonialmacht der Geschichte.
In den nächsten Absätzen findest Du Beispiele zu einigen Kolonialmächten.
Größte Kolonialmacht: Das British Empire
Die größte Kolonialmacht, Großbritannien, begann zur Zeit des Frühimperialismus sein Einflussgebiet auszubauen. Bei seiner größten Ausdehnung, im Jahr 1921, war das britische Kolonialreich etwa 35.500.000 km² groß. Dabei gelang es, den Briten besonders durch ihre große Flotte Kolonien zu erwerben. Durch die Industrialisierung, die im 19. Jahrhundert in Großbritannien einsetzte, hatten die Briten einen weiteren Vorteil gegenüber den anderen Kolonialmächten. Das britische Kolonialreich wird aufgrund seiner Größe und seines Einflusses als British Empire bezeichnet.
Empire (deutsch: "Imperium") bezeichnet ein Weltreich, welches seinen Einfluss durch den Erwerb von Gebieten auf der bekannten Welt mit
Dazu gehörten große Gebietsteile im Osten und Süden Afrikas, Australien und Neuseeland, Teile Indiens sowie etliche Inseln und Inselgruppen. Außerdem gehörten Kanada und auch Teile der heutigen USA zum British Empire, bis diese 1776 ihre Unabhängigkeit erklärten.
Noch bis heute stehen 14 Überseegebiete unter der britischen Flagge. Diese Überseegebiete gehören zum British Commonwealth. Das heißt, ihr Staatsoberhaupt ist offiziell immer noch die Queen. Mehr zu den britischen Kolonien kannst Du in der Erklärung "Imperialismus Großbritannien" lesen.
Abbildung 2: Die gesamten Gebiete, die zum British Empire gehörten.
Nach dem British Empire war das Mongolische Reich um 1300, mit etwa 24 Millionen km² Fläche, das zweitgrößte Kolonialreich.
Französisches Kolonialreich
Auch Frankreich hatte eines der größten Kolonialreiche. Dabei lässt sich die Zeit des französischen Imperialismus in das erste Französische Kolonialreich und das zweite Französische Kolonialreich unterscheiden. Die beiden Kolonialreichen wurden durch Napoleon unterbrochen.
Das erste Französische Kolonialreich erwarb, ebenso wie das British Empire, Kolonien in Kanada und den USA. Mit dem Hochimperialismus breitete sich das zweite Französische Kolonialreich aus und begann Gebiete in Westafrika zu kolonisieren. Zum Vergleich der beiden Kolonialreiche kannst Du Dir die Karte ansehen.
Auch Frankreich besitzt heute noch Überseegebiete, die von der französischen Regierung verwaltet werden. Bis heute ist Französisch noch in vielen der ehemaligen Kolonien die Staatssprache. Mehr dazu kannst Du in der Erklärung "Französische Kolonien" nachlesen.
Abbildung 3: Französisches Kolonialreich
Kolonialmacht Deutschland
Deutschland entwickelte sich erst in der Phase des Hochimperialismus zur Kolonialmacht, nach dem es zum Deutschen Kaiserreich geworden war. Wegen des späten Einstieges hatte es verglichen mit den großen Kolonialmächten relativ wenige Kolonialgebiete. Zudem standen die Kolonien Deutschlands nur von den 1880er-Jahren bis 1919 unter deutscher Kontrolle.
Trotz dieser relativ kurzen Herrschaftszeit begangen die deutschen Kolonialherren etliche Kolonialverbrechen gegen die einheimische Bevölkerung der Kolonien. Mehr dazu findest Du in unseren Erklärungen "Deutscher Kolonialismus" und "Völkermord Herero".
Die größten Kolonialgebiete des Deutschen Reichs waren Kamerun, Deutsch-Ostafrika (heute: Tansania, Ruanda und Burundi) und Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia). Außerdem besaß das Deutsche Reich auch kleinere Kolonien in Asien und Ozeanien.
Abbildung 5: Deutsches Imperium
Kolonialmächte – Das Wichtigste auf einen Blick
- Eine Kolonialmacht ist ein Staat im Besitz von einer oder mehreren Kolonien. Kolonialmächte existierten bereits in der Antike.
- Europäische Kolonialmächte: Im 19. Jahrhundert eigneten sich immer mehr europäische Großmächte Kolonien an – diese Zeit nennt man Hochphase des Imperialismus.
- Größte Kolonialmächte: Vereinigtes Königreich, Frankreich, Spanien, Belgien und Portugal.
- Kolonialmacht Deutschland: Das Deutsche Reich hatte nur in einer kurzen Phase wenige Kolonien.
- Gründe für Kolonialismus: Ausbeutung von Ressourcen, territoriale Expansion (Prestige), Suche nach neuen Handelsmärkten, kultureller Überlegenheitsgedanke, strategische Interessen
Nachweise
- Statista: Statistiken zum Kolonialismus. (17.06.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Kolonialmächte
Welche Kolonialmacht hatte die meisten Kolonien?
Die Kolonialmacht Großbritannien, das British Empire, hatte mit Abstand die meisten Kolonien und die größten Kolonialgebiete.
Was waren die ersten europäischen Kolonialmächte?
Die ersten europäischen Kolonialmächten waren Portugal, Spanien, die Niederlande und Großbritannien.
Welche großen Kolonialmächte gab es?
Zu den Kolonialmächten Europas gehörten Großbritannien, Frankreich, die Niederlande, das Deutsche Kaiserreich, Italien und Belgien. Außerhalb Europas waren Russland, die USA und Japan wichtige Kolonialmächte.
Wer waren die drei größten Kolonialmächte?
Die drei größten Kolonialmächte waren Großbritannien, Frankreich und die Niederlande.
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