Krisen im Mittelalter

Auch wenn Du wahrscheinlich schon einmal von der Pest gehört hast, wusstest Du, dass es im Mittelalter noch zahlreiche andere Krisen gab? Das Mittelalter war quasi geprägt von Krisen: Unwetterereignisse, Klimaveränderungen und, wie im Fall mit der Pest, Krankheiten forderten den Menschen ganz schön was ab.

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    In diesem Artikel lernst Du einige dieser Krisen kennen, etwa die spätmittelalterliche Agrarkrise, und wie die Menschen auf diese reagierten.

    Krisen im Mittelalter – Leben im Spätmittelalter

    Das Spätmittelalter dauerte von ca. 1250 bis 1500 n. Chr. und folgte direkt auf die Zeit des Hochmittelalters. Das Leben im Spätmittelalter gestaltete sich sehr unterschiedlich.

    Während des Spätmittelalters war die Bevölkerung in drei Stände aufgeteilt. Der Klerus bestand aus den Geistlichen der Kirche, der Adel aus den Königen und Herzögen. Teil des dritten Standes waren Bauern und einfache Bürger. Zwischen diesen Bevölkerungsgruppen entstanden häufiger Konflikte und Krisen, besonders bei Hungersnöten und gesellschaftlichen Veränderungen.

    Krisen im Mittelalter – Spätmittelalter Krisen

    Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gab es einen großen Bevölkerungsanstieg auf ungefähr 360 bis 432 Millionen Menschen. Zum Ende des Jahrhunderts hingegen sank die Bevölkerungszahl auf ungefähr 350 bzw. 374 Millionen Menschen. Dies lässt sich auf die anhaltenden Krisen, vor allem den Großen Hunger und die Pest, zurückführen.

    Über den Großen Hunger, auch Hungersnot von 1315 bis 1317 genannt, lernst Du weiter unten in der Erklärung kennen. Um mehr über die Pest zu erfahren, ließ Dir gerne die passende Erklärung dazu durch!

    Krisen im Mittelalter – Gesellschaftliche Krisen

    Im Mittelalter gab es in Europa große Veränderungen in der Gesellschaft. Viele Menschen zogen in Städte zusammen und es bildeten sich Handwerkerzünfte sowie Stadtregierungen.

    Eine besonders große Veränderung im Spätmittelalter war die Einführung des Frühkapitalismus, die zu Spannungen zwischen den einzelnen Ständen führte.

    Krisen im Mittelalter – Frühkapitalismus

    Der Frühkapitalismus ist, wie der Name sagt, eine frühe Form des heutigen Kapitalismus.

    Als Kapitalismus bezeichnet man die Wirtschaftsform, bei der Angebot und Nachfrage den Preis und die Produktion von Produkten regeln. Gibt es etwa eine hohe Nachfrage, aber nur wenige verfügbare Produkte, steigt der Preis und andersherum genauso. Der heutige deutsche Markt ist ebenfalls kapitalistisch.

    Der Wechsel vom Tauschhandel zum Kapitalismus zeichnete sich dadurch aus, dass der Besitz von Geld und Eigentum mehr Wert bekam als der Besitz von Grund und Boden. Es bildeten sich verschiedene Unternehmen, die mit dem Geldwesen arbeiteten, so etwa Banken, Kreditgeber und Versicherungsunternehmen.

    Auch das Verlagssystem bildete sich heraus. Bei diesem handelt es sich um eine Art der Beschäftigung aus, die wir heute wohl als “Work-from-Home”-System bezeichnen würden. Hier bekamen die Arbeiter vom Verleger Rohstoffe zur Verfügung gestellt, um diese zu Hause zu bearbeiten.

    Vorher war es üblich, dass Bauern ihre Lehnsherren, die das Land besaßen und es an die Bauern verpachteten, in Naturalien bezahlten. Mit dem Aufkommen des Bankwesens begannen die Lehnsherren jedoch auch damit, Geldabgaben von den Bauern zu fordern.

    Dies führte dazu, dass die Bauern ihre Ernte nun selbst an Unternehmer verkauften. Diese Unternehmer, meist aus Städten, verkauften die Ernte weiter an die Stadtbewohner und erlangten so eine Monopolstellung in der Gesellschaft. Vielen dieser Unternehmer war es so möglich, ein Vermögen anzuhäufen, das teilweise größer war als das von Regierungen. Dies zwang Regierungen mitunter dazu, von den reichen Kaufleuten Kredite aufzunehmen, was den Kaufleuten wiederum ermöglichte, mit den Zinsen noch mehr Geld zu verdienen.

    Krisen im Mittelalter – Verlagssystem

    Das Verlagssystem begann ab ca. 1400 n. Chr. sich in Deutschland auszubreiten. Im Spätmittelalter wurde den Arbeitern von einem Verleger Rohstoffe bereitgestellt, die diese dann bei sich zu Hause weiterverarbeiteten und das daraus entstehende Produkt wieder zum Verleger brachten, der dieses dann verkaufte.

    Der Gebrauch von Verlag stammt daher, dass im Mittelalter “verlegen” “Geld ausgeben/Geld vorlegen” bedeutete. Der Verleger (Unternehmer) verlegte also sein eigenes Geld, um die Rohstoffe für die Arbeiter zu kaufen, die diese dann weiterverarbeiteten.

    Dieses System hatte nichts mit Buchverlagen zu tun.

    Dieses System war für die Verleger praktischer als für die Arbeiter. Den Verlegern war es möglich, fremde Arbeitskraft zu nutzen, ohne diese fest anstellen zu müssen. Sie sparten sich also Kosten für den Arbeitsplatz, mussten nur die Ergebnisse und nicht den Arbeitsvorgang kontrollieren. Weiterhin konnten sie einen niedrigen Lohn zahlen, nicht nach der Arbeitszeit (Stundenlohn), sondern gefertigten Stücken (Stücklohn).

    Auch wenn es zu weniger Konflikten zwischen Arbeiter und Verleger kam und es durch den Stücklohn eine höhere Produktionsrate gab, war dieses System für die Arbeiter nicht vorteilhaft. Sie waren vom Verleger abhängig und meistens nicht vertraglich angestellt, sondern wurden nur bei Bedarf beschäftigt. Diese unabhängige Arbeitsweise sorgte auch dafür, dass die Arbeiter, da sie nicht zu einer Handwerkszunft gehörten, ihre soziale Sicherung verloren. Denn nur wer Teil einer Zunft war, hatten Anspruch auf ein gerechtes Einkommen. Diese unzünftigen Arbeiter im Verlagssystem hatten diese Sicherung nicht und waren auf sich allein gestellt.

    Das Ende des Verlagssystems kam zur Zeit der Industrialisierung und wurde mit dem Fabriksystem ersetzt. Das Verlagssystem bildete also den Anfang der kapitalistischen Marktwirtschaft, da Verkauf und Herstellung der Waren voneinander getrennt wurden und auf einem überregionalen Markt verkauft werden konnten.

    Zum Themenbereich der Industrialisierung haben wir einige Erklärungen, klick Dich mal rein!

    Krisen im Mittelalter – Umweltkrisen

    Weitere Krisen im Spätmittelalter waren häufig naturbedingt. Entweder durch Erdbeben, Heuschreckeneinfälle oder sonstigen Wetteranomalien.

    Die Krise mit dem größten Einfluss war die Agrarkrise und der Große Hunger, eine Hungersnot von 1315 bis 1317.

    Krisen im Mittelalter – Spätmittelalterliche Agrarkrise

    Um die hohe Nachfrage zu befriedigen, begannen Bauern auch auf weniger ertragreichen Böden Getreide anzubauen. Diese Böden warfen auch in guten Erntejahren nur gerade genug Ernte ab und waren schon nach wenigen Jahren unbrauchbar. Die spätmittelalterliche Agrarkrise begann. Zwischen 1315 und 1317 kam es zu einer großen Hungersnot in ganz Europa, über die Du weiter unten mehr erfährst.

    Darauf folgte eine Landflucht, da die Bauern in der Hoffnung auf Essen und Arbeit in die Städte flohen und ihre Höfe leer zurückließen. Auch wenn zuerst die schlechten Böden aufgegeben wurden, sank das Angebot an Getreide drastisch und der Preis schnellte in die Höhe. Man schätzt, dass die Getreideernte um bis zu 50 % einbrach und die Preise um circa 500 % stiegen.

    Um Dir das Ausmaß dieser Landflucht zu verdeutlichen: Bis ungefähr Anfang des 16. Jahrhunderts wurden ca. 44 % der ländlichen Siedlungen in Hessen und ca. 80 % der Siedlungen in der Nähe Magdeburgs komplett verlassen und verwahrlosten.

    Etwa zeitgleich, in der Mitte des 14. Jahrhunderts, begann die Pest in Europa zu wüten. Da durch diese Krankheit viele Menschen starben, sank die Nachfrage nach Getreide und es gab einen erneuten Preisverfall.

    Mehr über die Pest kannst Du in unserem Artikel “Die Pest” erfahren!

    Insgesamt sorgten diese ganzen Veränderungen für regelmäßige wirtschaftliche Depressionen, die sich bis in die Zeit der Renaissance, ungefähr 150 Jahre später, zogen.

    Von einer wirtschaftlichen Depression spricht man, wenn ein Wirtschaftssystem sich für längere Zeit in einem Tiefstand befindet.

    Im Frühkapitalismus zeigt sich die wirtschaftliche Depression dadurch, dass die Arbeiter weniger Geld verdienten und weniger Produkte kaufen konnten/wollten. Dadurch kam das kapitalistische System zum Erliegen.

    Während und nach der Hungersnot entstanden zwischen den Ständen große gesellschaftliche Probleme und Konflikte.

    Die Ritter und der Landadel, welche hauptsächlich von den Abgaben ihrer Leibeigenen lebten, litten ebenfalls unter der Nahrungsmittelknappheit. Um dies zu kompensieren, erhöhten sie die Abgabenlast der Bauern. Da dies aber nur teilweise half, wurden viele Ritter zu Raubrittern und überfielen andere Städte und Länder.

    Hungersnot von 1315–1317

    Wie oben bereits angeschnitten, ereigneten sich zwischen 1315 und 1317 mehrere Ernteausfälle, die einen sehr großen Einfluss auf die Menschen hatten. Die Hungersnot von 1315–1317 wird auch als der Große Hunger bezeichnet. Der gesamte europäische Kontinent, von Schottland bis Italien, war von den Klimaveränderungen betroffen, die zu dieser Hungersnot führten.

    Im Sommer von 1314 begannen sintflutartige Regenfälle die Felder der Bauern zu überschwemmen. Diese sorgten erneut für Missernten und die Lebensmittelpreise explodierten.

    Auch 1315, ein Jahr später, kam es im Sommer zu noch stärkeren Regenfällen. Diese vernichteten die Ernten ganzer Regionen. Während des Sommers starben viele Menschen an Hunger beziehungsweise an Krankheiten, die durch die Unterernährung hervorgerufen wurden.

    Diese Ereignisse wurden auch von Künstlern verarbeitet, so zum Beispiel das Gemälde “Göttliche Komödie” (1861) von Gustave Doré, das auf der gleichnamigen Gedichtsammlung (1307–1321) von Dante Alighieri basiert. Letzterer hat die Hungersnot in Italien selbst erlebt.

    Auf dem Gemälde sieht man, wie geschwächte Menschen während eines starken Regens auf dem Boden liegen und zwei Wanderer anbetteln.

    Krisen im Mittelalter Gemälde Göttliche Komödie 1861 Gustav Doré StudySmarterAbbildung 5: Illustration von Dantes Göttlicher Komödie (1861) von Gustav Doré. Quelle: welt.de

    Um Dir noch einen anderen Blickwinkel zu geben, wie die Menschen damals die Hungersnot erlebten, kannst Du hier ein Zitat von einem Abt aus Belgien lesen:

    Infolge des in Strömen fallenden Regens und da die Feldfrüchte unter denkbar schlechten Bedingungen geerntet werden mußten, an manchen Orten sogar vernichtet wurden, entstand ein Mangel an Getreide und Salz ... die Leute waren geschwächt, Gebrechen vermehrten sich ... jeden Tag starben so viele Leute ... daß die Luft richtiggehend verpestet wurde ... arme Bettler starben in großer Zahl auf den Straßen, auf den Misthaufen...

    Ab 1318 beruhigte sich das Klima langsam wieder. Es gab zwar noch vereinzelte starke Regenfälle, aber weniger als in den Jahren zuvor. Und auch das alltägliche Leben kehrte langsam wieder zur Normalität zurück.

    Krisen im Mittelalter – Von den Krisen des Spätmittelalters bis zur Reformation

    • Krisen im Mittelalter – Leben im Spätmittelalter: Während des Spätmittelalters war die Bevölkerung in drei Stände aufgeteilt. Der Klerus bestand aus den Geistlichen der Kirche, der Adel aus den Königen und Herzögen. Teil des dritten Standes waren Bauern und einfache Bürger.
    • Krisen im Mittelalter – Frühkapitalismus: Der Frühkapitalismus und das Verlagssystem veränderten den gesellschaftlichen Aufbau und sorgten dafür, dass es auf dem Land zu mehr Konflikten zwischen Bauern und Lehnsherren kam. In der Stadt währenddessen hatten die Menschen Möglichkeiten, ein Vermögen aufzubauen. Die Menschen, die noch auf dem Land lebten, wie Bauern oder Ritter, hatten mehr Arbeit.
    • Krisen im Mittelalter – Verlagssystem: Das Verlagssystem begann ab ca. 1400 n. Chr. sich in Deutschland auszubreiten. Im Spätmittelalter wurde den Arbeitern von einem Verleger Rohstoffe bereitgestellt, die diese dann bei sich zu Hause weiterverarbeiteten und das daraus entstehende Produkt wieder zum Verleger brachten, der dieses dann verkaufte.
    • Krisen im Mittelalter – Spätmittelalterliche Agrarkrise: Die spätmittelalterliche Agrarkrise sorgte für einen großen Preisanstieg und -verfall der Nahrungsmittelpreise, die die Menschen dazu zwang, in die Städte zu flüchten.
    • Krisen im Mittelalter – Spätmittelalter Krisen: Das Spätmittelalter war geprägt von gesellschaftlichen und klimatischen Krisen. Während der Hungersnot von 1315–1317 verstarben viele Menschen an Hunger und Krankheiten. Die Hungersnot wurde durch klimatische Bedingungen, wie starke und lang andauernde Regenfälle verursacht.
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    Krisen im Mittelalter
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Krisen im Mittelalter

    Welche Krisen gab es im Mittelalter?

    Im Mittelalter gab es mehrere verschiedene Krisen, zu den bekannteren gehören die Pest, die Hungersnot von 1315-1317 und gesellschaftliche Umschwünge im Zusammenhang mit dem Übergang zum Frühkapitalismus. 

    Was ist die Agrarkrise?

    Als Agrarkrise wird eine Zeit im Spätmittelalter bezeichnet, in der die Bevölkerung stark anwuchs und mit Nahrungsproblemen zu kämpfen hatte, besonders während der Hungersnot von 1315-1317.

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