Völkerwanderung

Der Untergang des Imperium Romanum geschah nicht mit einem Knall, sondern kam schleppend und langsam. Doch egal, warum und wie genau das Reich endete, aus Sicht zahlreicher römischer Zeitzeugen gab es nur einen Hauptschuldigen, nämlich die germanischen Stämme, die im Zuge der "Völkerwanderung" in das Imperium Romanum einfielen. 

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    Doch was ist dran an der Tatsache, dass die Völkerwanderung das Ende Roms zur Folge hatte und was genau war die Völkerwanderung überhaupt – das erfährst Du jetzt.

    Römisches Reich & Völkerwanderung – Definition

    Als "Völkerwanderung" werden die Migrationsbewegungen (Abwanderungen) der germanischen Stämme/ Stammesverbände in das Römische Reich zwischen 375 n. Chr. bis 568 n. Chr. bezeichnet.

    Diese Migrationsbewegungen wurden als Hauptgrund für viele gesellschaftliche und macht-politische Umbrüche gesehen, die zur damaligen Zeit stattfanden – aufgrund dessen etablierte sich der Begriff "Völkerwanderung" auch als Epochenbezeichnung für die eben benannte Zeitspanne.

    Da die Epoche der "Völkerwanderung" zu großen sozialen und politischen Veränderungen in Europa führte, wird sie auch als Übergang von der antiken hin zur mittelalterlichen Welt gesehen.

    Der Lebensraum der Germanen

    Auf der folgenden Karte siehst Du sowohl das Territorium des Römischen Reichs als auch das Siedlungsgebiet der Germanen (von den Römern "magna germania" genannt). Bei der Völkerwanderung verließen die germanischen Stammesverbände das Gebiet der magna germania und zogen in Richtung Westen in das Römische Reich.

    Völkerwanderung Karte Römisches Reich StudySmarterAbb. 1 - Karte des Imperium Romanum und des östlich angrenzenden germanischen Territoriums.

    Ausführlichere Informationen zu den "Germanen" findest Du in der gleichnamigen Erklärung hier auf StudySmarter!

    Definition "Völker"

    Der Begriff "Völkerwanderung" kann etwas irreführend sein, denn genau genommen waren es gar keine "Völker", die da "wanderten".

    Als "Volk" wird im engeren Sinne eine Gruppe von Menschen bezeichnet, die eine ähnliche biologische und/oder kulturelle "Abstammung" (Sprache, Bräuche etc.) haben.

    Das war bei den Personengruppen, die zur Zeit der Völkerwanderungen unterwegs waren, aber tatsächlich nicht der Fall. Statt um Völker handelte es sich um einzelne germanische Stämme mit etwa unterschiedlichen Sprachen/Dialekte und Bräuchen, oder aber um heterogene Stammesverbände (Zusammenschlüsse verschiedener Stämme).

    Solche Stammesverbände entstanden nicht aufgrund von gleicher biologischer oder kultureller Abstammung, sondern beispielsweise aus

    • politischen Gründen: Stämme bildeten Zweckgemeinschaften, um gemeinsame Interessen besser durchsetzen zu können.
    • militärischen Gründen: Stämme eroberten fremde Stammesgebiete und integrierten die dort lebenden Menschen/Stämme in ihren Stamm – auch dann kann man von einem Stammesverband sprechen.

    Doch egal in welchem Fall, eine einheitliche und gemeinsame Abstammung hatten die Mitglieder dieser Verbände in den allermeisten Fällen nicht, deshalb sollte man im Kontext der Völkerwanderung besser von "Stammesverbänden" als von "Völkern" sprechen.

    Definition "Wanderung"

    Und auch die sogenannte "Wanderung" der Stammesverbände sollte etwas genauer betrachtet werden.

    Es ging nicht darum, dass Stammesverbände Gebiete durchwanderten, um am Ende wieder bei ihrer Ausgangsposition anzukommen.

    Bei der Völkerwanderung verließen sie ihre Heimat endgültig und machten sich auf die Suche nach neuem Lebensraum – die Stammesverbände wanderten genau genommen also nicht, sondern migrierten.

    Als "Migration" wird das Abwandern von Menschen aus ihrer Heimat in ein anderes Land/in ein anderes Gebiet, mit dem Ziel, einen neuen Aufenthaltsort/Lebensraum zu finden, bezeichnet.

    Weitere Informationen rund um das Thema Migration findest Du in den Erklärungen "Migrationsursachen" und "Migration Europa" im Fach Geografie hier auf StudySmarter.

    Völkerwanderung – einfach erklärt

    Bevor Du ausführlicheres zur Völkerwanderung und seiner Geschichte erfährst, hier einmal die Grundinformationen einfach erklärt:

    Die "Völkerwanderung" verdankt ihren Namen den Migrationsbewegungen germanischer Stammesverbände in das Römische Reich zwischen den Jahren 375 n. Chr. bis 568 n. Chr.

    Der Auslöser der großen Wanderungswelle 375 n. Chr. war der Angriff der asiatischen Hunnen auf die germanischen Gebiete in Osteuropa. Die dort lebenden germanischen Stämme waren gezwungen abzuwandern und sich neuen Lebensraum im westlich gelegenen Römischen Reich zu suchen.

    Als Folge der Einwanderung der germanischen Stämme kam es zu einer Schwächung des Römischen Reichs von innen heraus – immer mehr germanische Herrschaften etablierten sich auf römischem Territorium und entzogen sich zunehmend der Kontrolle durch das Imperium Romanum. Dies führte schlussendlich zum Ende des Weströmischen Reichs. Statt eines Imperiums gab es nun mehrere germanische Herrschaften/Königreiche in Europa.

    Aufgrund der gravierenden territorialen und gesellschaftlichen Neuordnung, die die Epoche der Völkerwanderung mit sich brachte, wird diese auch als Übergang von der Antike hin zum Mittelalter bezeichnet.

    Ursachen der Völkerwanderung

    Doch weshalb verließen die Stammesverbände überhaupt ihre Heimat? Die Ursachen dafür sind zahlreich und können in zwei verschiedene Kategorien aufgeteilt werden.

    1. Push-Faktoren: Gründe für die Vertreibung aus der Heimat.
    2. Pull-Faktoren: Gründe für das Niederlassen in einem neuen Gebiet.

    Die Begriffe "Push-" und "Pull-Faktor" leiten sich von den englischen Wörtern "push = (weg-)drücken" und "pull = ziehen" ab.

    Völkerwanderung – Gründe für die Vertreibung (Push-Faktoren)

    Gründe für die Vertreibung sind v. a. folgende:

    • Sich verschlechternde klimatische Bedingungen: In den germanischen Gebieten wurde es immer kälter, dadurch kam es zu schlechten Ernten und infolgedessen zu Hungersnöten. Der landwirtschaftliche Ertrag reichte nicht mehr als Ernährungsgrundlage aus.
    • Bevölkerungswachstum: Die Hungersnöte wurden zusätzlich durch das Bevölkerungswachstum innerhalb der germanischen Stämme verschlimmert – es gab immer mehr Menschen, aber immer weniger Essen.
    • Bedrohungen von außen/Vertreibung: Es kam immer wieder zu Angriffen aus dem Osten, aus Richtung Asien. Wurde Land durch Feinde erobert, so mussten die germanischen Stämme/Stammesverbände diese Gebiete zwangsläufig verlassen.

    Völkerwanderung – Gründe für das Niederlassen (Pull-Faktoren)

    Ziel der germanischen Stämme war das im Westen liegende Imperium Romanum. Doch was waren die Gründe dafür? Wieso wollten die Stammesverbände gerade dorthin?

    • Bessere klimatische Bedingungen: In West- und Süd-Europa herrschte milderes Wetter. Die Landwirtschaft in diesen Gebieten brachte mehr Ertrag.
    • Die römische Zivilisation: Das Imperium Romanum war ein gut organisiertes Reich mit beispielsweise zahlreichen Städten und einem guten Transport- und Handelsnetzwerk.
    • Ausreichend "gutes" Siedlungsland: Die germanischen Stämme und Stammesverbände suchten nicht nur einen temporären Aufenthaltsort, sondern Land, in dem sie sich langfristig niederlassen konnten. Im Imperium Romanum war eine solche Ansiedlung möglich und musste dabei nicht einmal zwangsläufig gewaltsam erfolgen. Auch wenn es sich eher um Ausnahmen handelte, hatte es zuvor dennoch Verträge zwischen Römern und einzelnen germanischen Stämmen/Stammesverbänden gegeben. Im Austausch für römisches Land verpflichteten sich die Stämme, die Grenzen des Reichs zu verteidigen.
    • Eroberungen: Und wenn die Ansiedlung nicht friedlich vonstattenging, so stellten die römischen Gebiete lukrative Eroberungen in Aussicht. Gaben die Römer den Stammesverbänden nicht, was sie forderten, wurde es sich einfach gewaltsam genommen.

    Diese gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Römern und den germanischen Stämmen waren es schließlich, die das Imperium Romanum in den Abgrund trieben. Dazu aber gleich noch mehr.

    Natürlich spielten all diese Faktoren bereits vor dem Jahr 375 n. Chr. (auf das der Beginn der "Völkerwanderung" datiert wird) eine Rolle. Und bereits zuvor begaben sich germanische Stämme und Stammesverbände auf Plünderungen oder Wanderungen in Richtung des westlich gelegenen Imperium Romanum. Diese Vorstöße, die meist nur in Grenznähe stattfanden, blieben aber ohne bedeutende Wirkung sowohl für die germanischen Stämme als auch für das Römische Reich.

    Allerdings änderte sich das im Jahr 375 n. Chr.

    Geschichte der Völkerwanderung

    Im Folgenden findest Du eine Übersicht von wichtigen Eckdaten und Ereignisse rund um die Geschichte der Völkerwanderung.

    Völkerwanderung – Hunnensturm

    Der eigentliche Auslöser der Völkerwanderung war der sogenannte "Hunnensturm" 375 n. Chr.

    In diesem Jahr fielen die Hunnen aus Zentralasien von Osten her in Europa ein und damit direkt in das Gebiet der Germanen – die Angriffe kamen schnell und überraschend.

    Die ersten Opfer der Hunnen waren die Stammesverbände der West- und der Ostgoten, die nördlich des Schwarzen Meeres siedelten. Gegen die Truppenstärke der Hunnen konnten die Stämme nichts ausrichten und wurden so zur Abwanderung in Richtung des Imperium Romanum gezwungen.

    Dieser Prozess löste eine Art Kettenreaktion aus, denn die Bewohner der Gebiete, in die nun die Goten umsiedelten, wurden ebenfalls von diesen verdrängt und mussten abwandern und immer so weiter. Und auch andere Stämme wurden an der Ostgrenze von den Hunnen attackiert und erlitten ein ähnliches Schicksal.

    Bis heute ist weitestgehend ungeklärt, weshalb die Hunnen zu dieser Zeit überhaupt in Europa einfielen. In der Diskussion stehen ähnliche Gründe wie auch bei den Germanenstämmen, so zum Beispiel klimatische Veränderungen, mit Sicherheit sagen kann man das allerdings nicht.

    Völkerwanderung – Die Westgoten im Imperium Romanum

    Schließlich standen die Westgoten an den Grenzen des heutigen Balkangebietes, das damals zum Imperium Romanum gehörte, und baten um eine Aufnahme des Stammesverbandes in das Römische Reich.

    Der römische Kaiser Valens gewährte den Germanen Zuflucht und im Gegenzug für Land und Nahrungsversorgung sollten die Männer des Stammesverbandes die militärischen Truppen Roms bei der Grenzsicherung unterstützen. Doch anders als der Kaiser, der nur den politischen Vorteil sah, waren die Römer vor Ort nicht sonderlich begeistert von ihren neuen Kollegen. Es kam zu Streitigkeiten, die schlussendlich in einer Meuterei der Westgoten mündeten.

    Solche germanischen Truppen in den Reihen der Römer wurden übrigens auch "Auxiliartruppen" oder auf Deutsch "Hilfstruppen" genannt.

    Schlacht bei Adrianopel

    Am 09. August 378 kam es zur Schlacht bei Adrianopel (heute die türkische Stadt Edirne) bei der die Römer eine vernichtende Niederlage gegen die Westgoten erlitten. Als Folge siedelten sich die Westgoten fest im Gebiet des heutigen Bulgariens an und dem nachfolgenden römischen Kaiser blieb nichts anderen übrig, als das neue Herrschaftsgebiet der Westgoten auf seinem Territorium zu dulden.

    Damit waren die Westgoten der erste germanische Stammesverband, der sich im Zuge der Völkerwanderung offiziell und mit Erlaubnis des Kaisers im Römischen Reich ansiedelte.

    Diese Niederlage markierte laut einigen Historikern und Historikerinnen den Anfang vom Untergang des Römischen Reichs. Das Imperium Romanum war schon länger nicht mehr die starke und stabile Weltmacht, die es einmal war – das Reich war durch zahlreiche interne Konflikte (etwa politische und wirtschaftliche Krisen) geschwächt und destabilisiert worden. Nun kam es durch die Völkerwanderung auch noch zu einer akuten Bedrohung von außerhalb, der das Imperium Romanum auf Dauer nicht gewachsen war.

    Im Jahr 395 n. Chr. wurde das Römische Reich zudem in zwei Teile geteilt, das Oströmische Reich und das Weströmische Reich – dies bedeutete eine weitere Schwächung. Vor allem das Weströmische Reich, dessen Zentrum noch immer Rom war, hatte unter der Völkerwanderung zu leiden und konnte sich bald nicht mehr auf die Unterstützung des Oströmischen Reichs verlassen.

    Völkerwanderung – Weitere Wanderbewegungen und erste Herrschaftsbildungen

    In den folgenden Jahrzehnten verbreiteten sich Teilgruppen der Westgoten über Griechenland und Italien bis in die Gebiete des heutigen Spaniens. Doch die Goten waren nicht der einzige germanische Stammesverband, der ins Römische Reich drängte. Die Franken etwa wanderten über den Rhein und siedelten sich im Gebieten des heutigen Nordfrankreichs an.

    Obwohl die Stämme sich auf fremdem Territorium befanden, nutzten sie die wachsende macht-politische Instabilität Roms, um sich immer mehr von der Zentralmacht des Reichs loszusagen und souverän zu werden. So entstanden mit der Zeit immer mehr autonome germanische Herrschaftsgebiete, die das Imperium Romanum bald nicht mehr unter Kontrolle halten konnte und daher aufgeben musste.

    Völkerwanderung – Das Ende des Weströmischen Reichs

    Auch die Vandalen gingen auf "Wanderung" und legten dabei noch sehr viel weitere Wege zurück, als manch andere Stämme – sie zogen durch Frankreich und Spanien sogar bis an die Nordküste Afrikas und von dort aus zurück nach Italien.

    So kam es im Jahr 455 n. Chr. zu einem Angriff der Vandalen auf Rom, angeführt von Geiserich, dem Kriegsherrn und König der Vandalen. Die Stadt wurde vollständig geplündert – eine weitere vernichtende Niederlage für das Weströmische Reich im Zuge der Völkerwanderung.

    Das Weströmische Reich verlor unter dem Einfluss der germanischen Stammesverbände und deren etablierter Herrschaftsgebiete zunehmend an Macht und Boden. Zudem zerfielen die macht-politischen und organisatorischen Strukturen des Römischen Reichs immer mehr – das Reich stand kurz vor dem Zerfall.

    Odoaker und der letzte römische Kaiser

    Im Jahr 476 n. Chr. kam es schließlich zum letzten großen innenpolitischen Konflikt, der den Untergang Westroms endgültig besiegeln sollte.

    Das römische Militär hatte noch immer einige germanische Hilfstruppen, doch auch diese nutzten die wachsenden Unruhen im Reich zu ihren Gunsten. Die Hilfstruppen forderten Siedlungsgebiete in Italien und eine gerechte Bezahlung ihrer anhaltenden Militärdienste, doch der römische Kaiser Romulus Augustulus (damals noch minderjährig) oder besser gesagt dessen Regierungsvertreter, weigerte sich, den Forderungen der Germanen nachzukommen.

    So kam es 476. n. Chr. zu einer Meuterei der germanischen Truppen unter dem Feldherrn Odoaker. Die Germanen gingen erfolgreich aus dieser Schlacht hervor, Odoaker setzte Augustulus ab und begründete in Italien sein eigenes Königreich. Damit beendete Odoaker nicht nur die römische Kaiserherrschaft endgültig, sondern auch die Existenz des Weströmischen Reichs.

    Das Ostgotenreich und die Rückeroberung Italiens durch Ostrom

    Ab 493 n. Chr. befand sich Italien unter der Herrschaft der Ostgoten. Dem Ostgoten-König Theoderich war es gelungen, Odoaker zu besiegen und dessen Reich zu übernehmen – so entstand das Ostgotenreich.

    Doch bereits 562 n. Chr. wurde das Ostgotenreich zerschlagen, nämlich durch einen Angriff des Oströmischen Reichs.

    Dessen Kaiser wollte den alten Ruhm des Imperium Romanum wiederbeleben und wollte daher Italien und die ehemalige Hauptstadt zurückerobern. Dies gelang den römischen Truppen auch: Sie besiegten den germanischen Stamm und stellten Italien wieder unter ihre Kontrolle.

    Weite Teile Italiens sollte aber nur rund sechs Jahre in oströmischer Hand verbleiben.

    Völkerwanderung – Konzentrationsprozesse

    Nach dem Ende des Weströmischen Reichs 476 n. Chr. war die Völkerwanderung aber noch nicht vorbei. Die Migrationsbewegungen hielten an, zahlreiche kleinere und größere germanische Herrschaften wurden etabliert.

    Doch bald schon kam es zu Konzentrationsprozessen, also zu Zusammenschließungen von Stämmen. Kleinere Stämme/Stammesverbände wurden von einigen wenigen großen und mächtigen germanischen Herrschaften übernommen.

    Die Westgoten beispielsweise verleibten sich viele Stämme, die auf spanischem Gebiet siedelten, ein und wurden dort zur vorherrschenden germanischen Macht.

    In Mitteleuropa, im heutigen Frankreich, fand ein ähnlicher Prozess statt. Dort etablierte sich der Stamm der Franken und übernahm die germanische Führungsrolle, indem er andere Stämme in sich integrierte.

    Ende – Völkerwanderung

    Die letzte große Migrationsbewegung im Zuge der Völkerwanderung wurde vom Stammesverband der Langobarden unternommen. Im Jahr 568 n. Chr. zogen sie von den Gebieten des heutigen Westungarns über die Alpen und fielen in das von Ostrom beherrschte Italien ein. Den Langobarden gelang es, Norditalien zu besetzen und dort das Langobardenreich zu gründen.

    Das Langobardenreich war das letzte neue Herrschaftsgebiet, das letzte neue Reich, das durch die germanischen Stämme erschaffen wurde – daher sehen viele Historiker und Historikerinnen im Jahr 568 n. Chr. das Ende der Völkerwanderung.

    Folgen der Völkerwanderung

    Folgen der Völkerwanderung sind v. a. die territoriale und gesellschaftliche Neuordnung Europas. Das Römische Reich existierte nicht mehr, und anstelle des einst großen Kaiserreichs etablierten sich einzelne germanische Herrschaften und Königreiche (beispielsweise das Frankenreich), die von nun an die macht-politischen Geschicke Europas bestimmen sollten.

    Doch auch die gesellschaftlichen Folgen der Völkerwanderung waren nicht zu bestreiten – durch die Migrationsprozesse kam es zu einem kulturellen Austausch zwischen den germanischen Stämmen und den einstigen Bewohnern des Imperium Romanum. Die so entstandene Kulturlandschaft prägte die europäische Gesellschaft noch für viele Jahrhunderte.

    Aufgrund dieser gravierenden Veränderungen wird die Epoche der Völkerwanderung auch als der Übergang von der Antike hin zum Mittelalter bezeichnet.

    Hinweis!

    Solltest Du das Thema der Völkerwanderung in einer höheren Klassenstufe behandeln, findest Du hier noch Erläuterungen zur Begriffsverwendung.

    Rezeption der Völkerwanderung

    Aus heutiger Sicht ist der Begriff der Völkerwanderung kritisch zu betrachten. Zum einen erscheint der Begriff selbst als problematisch, da er andeutet, dass ganze Völker migrierten. Wie bereits erwähnt, war dies aber nicht der Fall. Stattdessen wanderten Stammesverbände, heterogene Gruppen, die sich immer wieder an neue Begebenheiten anpassten und im ständigen Austausch mit ihrer Umgebung standen. Es handelte sich nicht um feste und verbundene Völker, sondern um lose Zusammenschlüsse, mit ständig wechselnden Mitgliedern.

    Des Weiteren verleitet die Bezeichnung "Völkerwanderung" schnell dazu, allein in den Migrationsbewegungen der Stammesverbände die Ursache für die damaligen Veränderungen zu sehen – dies würde aber den sehr komplexen politischen und sozialen Prozess, der sich damals abspielte, stark vereinfachen.

    Zudem gab es und gibt es Migration schon immer, damit waren die Migrationsbewegungen kein bestechendes Merkmal der Epoche "Völkerwanderung" (worauf die Epochenbezeichnung aber hindeutet), sondern nur einer von vielen Gründen, die zu den damaligen Veränderungen führten.

    Ebenfalls zu bemerken ist, dass "Völkerwanderung" ein rein deutscher Begriff ist. In anderen europäischen Ländern ist die damalige Epoche unter weitaus negativeren Bezeichnungen bekannt, zum Beispiel als "Zeit der Barbareninvasion".

    Missbrauch des Begriffs "Völkerwanderung"

    Die negativen Assoziationen der "Völkerwanderung" nämlich, dass "unzivilisierte" germanische Stämme die römische Zivilisation zugrunde richteten, werden auch heute noch gezielt genutzt.

    So wurde der Begriff etwa während der europäischen Flüchtlingskrise 2015 in Deutschland zu einem politischen Schlagwort. Gegner der Geflüchteten missbrauchten die Bezeichnung "Völkerwanderung", indem sie behaupteten, die Geflüchteten würden den Untergang Deutschlands herbeiführen.

    Auch in dieser Hinsicht muss der Begriff kritisch hinterfragt werden.

    Völkerwanderung Zusammenfassung

    • Völkerwanderung einfach erklärt: Die "Völkerwanderung" verdankt ihren Namen den Migrationsbewegungen germanischer Stammesverbände in das Römische Reich zwischen den Jahren 375 n. Chr. bis 568 n. Chr. Der Auslöser der großen Wanderungswelle 375 n. Chr. war der Angriff der asiatischen Hunnen auf die germanischen Gebiete in Osteuropa. Die dort lebenden germanischen Stämme waren gezwungen abzuwandern und sich neuen Lebensraum im westlich gelegenen Römischen Reich zu suchen.
    • Völkerwanderung – Definition: Da die Epoche der "Völkerwanderung" zu großen sozialen und politischen Veränderungen in Europa führte, wird sie auch als Übergang von der antiken hin zur mittelalterlichen Welt gesehen.
    • Völkerwanderung – Geschichte: Im Zuge der Völkerwanderung ließen sich immer mehr germanische Stammesverbände auf römischem Territorium nieder und destabilisierten so das Römische Reich. Immer mehr souveräne germanische Herrschaften entstanden, gegen die die Römer nichts mehr ausrichten konnten. Am Ende ging das Weströmische Reich unter und an seine Stelle traten einzelne Königreiche – Europa war territorial neu geordnet.
    • Ursachen der Völkerwanderung: Migrationsbewegungen der germanischen Stämme aufgrund von etwa klimatischen Bedingungen, Lebensmittelknappheit etc. gab es bereits vor dem Jahr 375 n. Chr. Doch in diesem Jahr kam es zum Hunnensturm aus Zentralasien – diese große Bedrohung von außen trieb viele germanische Stämme endgültig in Richtung des Imperium Romanum.
    • Folgen der Völkerwanderung: Doch die Völkerwanderung hatte nicht nur eine territoriale, sondern auch eine gesellschaftliche Neuordnung Europas zu Folge. Die Kulturen der germanischen Stämme vermischten sich zunehmend mit denen der ehemaligen römischen Gebiete und eine neue Kulturlandschaft entstand. Aufgrund dieser einschneidenden Umbrüche wird die Epoche der Völkerwanderung auch als Übergang von der Antike hin zum Mittelalter betrachtet.
    • Rezeption der Völkerwanderung: Heutzutage ist der Begriff der Völkerwanderung kritisch zu betrachten. Begriffliche Ungenauigkeiten (etwa: statt von "Völkern" sollte man eher von "Stammesverbänden" sprechen) vermitteln teilweise ungenaue Eindrücke über die Epoche der Völkerwanderung oder verleiten dazu, die Komplexität der Epoche stark auf nur einen Faktor zu reduzieren – nämlich die Migrationsbewegungen.
    • Ende – Völkerwanderung: Die letzte große Migrationsbewegung im Zuge der Völkerwanderung wurde vom Stammesverband der Langobarden unternommen. Im Jahr 568 n. Chr. zogen sie von den Gebieten des heutigen Westungarns über die Alpen und fielen in das von Ostrom beherrschte Italien ein. Den Langobarden gelang es, Norditalien zu besetzen und dort das Langobardenreich zu gründen. Es war das letzte neue Herrschaftsgebiet, das letzte neue Reich, das durch die germanischen Stämme erschaffen wurde – daher sehen viele Historiker und Historikerinnen im Jahr 568 n. Chr. das Ende der Völkerwanderung.

    Nachweise

    1. Rosen, Klaus (2020). Die Völkerwanderung. C.H. Beck Verlag.
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Völkerwanderung

    Was versteht man unter Völkerwanderung?

    Als Völkerwanderung werden die Migrationsbewegungen der germanischen Stämme/ Stammesverbände in das Römische Reich zwischen 375 n. Chr. bis 568 n. Chr. bezeichnet.


    Da die Wanderungen der germanischen Stämme als Hauptgrund für viele gesellschaftliche und macht-politische Umbrüche gesehen wurden, die zur damaligen Zeit stattfanden, etablierte sich der Begriff "Völkerwanderung" auch als Epochenbezeichnung für die eben benannte Zeitspanne.

    Wer war an der Völkerwanderung beteiligt?

    An der Völkerwanderung, also den Migrationsbewegungen in das Römische Reich, waren verschiedene germanische Stammesverbände beteiligt, so zum Beispiel die West- und Ostgoten, die Vandalen, die Franken oder die Langobarden. 

    Was löste die Völkerwanderung aus?

    Als Auslöser der Völkerwanderung wird der Hunnensturm im Jahr 375 n. Chr. gesehen. Die Hunnen fielen aus Zentralasien in die germanischen Gebiete in Osteuropa ein und vertrieben die Stammesverbände aus diesen Territorien.

    Wann war die letzte große Völkerwanderung?

    Die letzte große Völkerwanderung war die der Langobarden im Jahr 568 n. Chr. Die Langobarden zogen von den Gebieten des heutigen Westungarns über die Alpen nach Norditalien und etablierten dort erfolgreich ihr "Langobardenreich".


    Dies wird auch als Ende der Völkerwanderung gesehen. 

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