Soziale Marktwirtschaft

Weißt Du, welches Wirtschaftssystem in Deutschland gilt? Vielleicht hast Du den Begriff soziale Marktwirtschaft schon einmal gehört. Dieses Wirtschaftssystem wurde in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt. Doch wie sozial ist eine soziale Marktwirtschaft? Und was hat eine soziale Marktwirtschaft mit der freien Marktwirtschaft zu tun? 

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    Soziale Marktwirtschaft einfach erklärt

    Die soziale Marktwirtschaft ist ein gesellschafts- und wirtschaftspolitisches Konzept. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es in der Bundesrepublik Deutschland, in Österreich und der Schweiz eine soziale Marktwirtschaft. Mittlerweile hat sich die soziale Marktwirtschaft darüber hinaus in fast allen EU-Ländern verbreitet. Alfred Müller-Armack verwendete den Begriff 1947 als Erster in seinem Buch “Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft”. Die soziale Marktwirtschaft sollte neben der komplett liberalen oder freien Marktwirtschaft und der Planwirtschaft eine dritte Wirtschaftsordnung darstellen.

    Die Planwirtschaft ist die gegenteilige Wirtschaftsform der Marktwirtschaft. Die Preise sowie die produzierte Menge richten sich nicht nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage, sondern werden zentral im Voraus vom Staat bestimmt.

    Den Unterschied zwischen der sozialen und der liberalen oder freien Marktwirtschaft erfährst Du im folgenden Abschnitt!

    Müller-Armack verknüpfte in der sozialen Marktwirtschaft Elemente aus beiden Wirtschaftsformen. Der Markt sollte das tragende Gerüst sein, das in eine soziale Richtung gesteuert wird.

    Auch spannende Erklärungen zu Planwirtschaft, dem Zweiten Weltkrieg und der Bundesrepublik Deutschland erwarten Dich hier auf StudySmarter!

    Soziale Marktwirtschaft Definition

    In einer sozialen Marktwirtschaft soll ein freier Markt bestehen. Das heißt, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Diese wirtschaftliche Freiheit soll zu den bestmöglichen wirtschaftlichen Leistungen führen. Da nicht alle Menschen die gleichen Voraussetzungen im freien Wettbewerb haben, gibt es den sozialen Ausgleich. Der Staat will durch diese Gesetze für mehr Gleichberechtigung im System sorgen.

    Unterschied freie und soziale Marktwirtschaft

    In der freien oder liberalen Marktwirtschaft existiert im Gegensatz zur sozialen Marktwirtschaft kein sozialer Ausgleich. Das heißt, wenn Du krank wirst und länger nicht arbeiten kannst, erhältst Du keine Unterstützung vom Staat. Benachteiligte Menschen können sich im freien Wettbewerb nicht durchsetzen. Im Gegensatz zu dem Wert der Chancengleichheit geht es ihnen finanziell in der freien Marktwirtschaft automatisch schlechter als den Menschen, die ohne Einschränkung arbeiten können. Die soziale Marktwirtschaft verbindet den freien Markt mit dem Gedanken des Sozialstaats. Wie genau das funktioniert, erfährst Du im nächsten Abschnitt.

    Soziale Marktwirtschaft Merkmale

    Der Sozialstaat soll in der sozialen Marktwirtschaft in die negativen Auswirkungen des freien Markts eingreifen. Dahinter steht der Gedanke, dass eine Marktwirtschaft nur dann zu mehr Wohlstand führt, wenn sie durch den Staat kontrolliert wird. Dieser soll nur als Ergänzung zum Markt aktiv in die Wirtschaft eingreifen. Beispiele für solche Eingriffe sind sozial-, konjunktur- oder arbeitspolitische Maßnahmen, wie Arbeitslosengeld oder eine Sozialversicherung.

    Soziale Marktwirtschaft Ziele

    Die Ziele der sozialen Marktwirtschaft lassen sich in wirtschaftliche Freiheit und sozialen Ausgleich gliedern. Denn einerseits soll die Wirtschaftsform zum maximalen wirtschaftlichen Erfolg, also Geld und Wohlstand führen. Gleichzeitig soll sie soziale Teilhabe und sozialen Frieden fördern. Das bedeutet, alle Menschen in der Gesellschaft sollen aktiv an dem System teilhaben und in Frieden zusammenleben. Du kannst Dir das Konzept der sozialen Marktwirtschaft relativ einfach merken. Bei einer sozialen Marktwirtschaft wird häufig gesagt, man braucht so viel Markt wie möglich, und so wenig Staat wie nötig. Das bedeutet, dass man den Markt so frei wie möglich lassen sollte, und der Staat nur in wenigen Fällen direkt in den Markt eingreifen sollte.

    Soziale Marktwirtschaft Bundesrepublik Deutschland

    Die ersten Jahre nach der Entwicklung des Konzepts wurde die soziale Marktwirtschaft nur wenig beachtet und noch nicht praktisch umgesetzt. Ab 1949, dem Jahr der ersten deutschen Bundestagswahl, wurde die soziale Marktwirtschaft aber in das CDU-Programm als Wirtschaftspolitik für Deutschland eingeführt. Vor allem Bundeskanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard setzten sich für die neue Wirtschaftsform ein.

    Wirtschaftswunder durch die soziale Marktwirtschaft

    Die CDU gewann schließlich bei den ersten Bundestagswahlen. Adenauer wurde Kanzler und beauftragte Wirtschaftsminister Erhard damit, die soziale Marktwirtschaft in Deutschland aufzubauen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten funktionierte das Konzept: Bald herrschte Vollbeschäftigung und es kam zum deutschen Wirtschaftswunder. Die soziale Marktwirtschaft bewirkte das Wirtschaftswunder nicht direkt, aber das System führte zusammen mit der Währungsreform und den Bemühungen der Besatzungsmächte zu einem nie da gewesenen Maß an sozialer Sicherheit und Wohlstand in Westdeutschland.

    In der Erklärung "Wirtschaftswunder" erfährst Du mehr dazu!

    Soziale Marktwirtschaft Konflikte

    Vonseiten der SPD kam es zu Beginn zu heftiger Kritik. Sie kritisierte, dass die Werte der freien Marktwirtschaft von der CDU nur zur Propaganda, also zur politischen Beeinflussung genutzt wurden. Die SPD sprach sich damals noch für eine Planwirtschaft in Deutschland aus. Doch da die soziale Marktwirtschaft so erfolgreich war, übernahm auch die SPD immer mehr Elemente der Wirtschaftsform in ihr Parteiprogramm. Zu Beginn der 1990er-Jahre nahm die SPD die soziale Marktwirtschaft offiziell in ihr Programm auf.

    Die soziale Marktwirtschaft und die DDR

    Die soziale Marktwirtschaft führte auch zu Konflikten mit der DDR. Dort hatten sich die Planwirtschaft und der Realsozialismus durchgesetzt. Die Vorteile der sozialen Marktwirtschaft machten sich bemerkbar, und bis zum Bau der Berliner Mauer flohen immer mehr Menschen in die Bundesrepublik Deutschland. Damals standen sich die BRD und die DDR im Ost-West-Konflikt feindlich gegenüber. Die Sowjetunion stand als Siegermacht hinter der DDR und vertrat die Ideologie des Kommunismus, während die westlichen Besatzungsmächte angeführt von den USA die BRD mit liberalen und demokratischen Werten unterstützten. Der ideologische Konflikt trug sich dabei auch in den Wirtschaftssystemen aus. Denn die Sowjetunion lehnte die (soziale) Marktwirtschaft strikt ab, da sie nicht mit dem Kommunismus vereinbar war. Der wirtschaftliche Wohlstand und die Freiheiten in der BRD führten zu der Fluchtbewegung aus der DDR. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde die soziale Marktwirtschaft schließlich auch im Osten Deutschlands eingeführt.

    Auch über die "Berliner Mauer" erfährst Du mehr hier auf StudySmarter!

    Soziale Marktwirtschaft Vor- und Nachteile

    Hier sind noch einmal die Vor- und Nachteile des Wirtschaftssystems für Dich zusammengefasst:

    Nachteile

    Die Sozialversicherungen kosten natürlich Geld. Deswegen müssen Arbeitgeber in der sozialen Marktwirtschaft hohe Personalkosten und hohe Lohnsätze leisten, während die Arbeitszeiten vergleichsweise kurz sind. Das Modell der sozialen Marktwirtschaft führt deshalb dazu, dass Unternehmen in sogenannte Billiglohnländer umziehen. Im Zuge der Globalisierung steigt dieser Trend. Dadurch fallen die Kosten immer weiter und die regionale Produktion wird viel zu teuer. Mit der Erwerbslosigkeit steigen wiederum die Kosten für Sozialversicherungen. Die Marktwirtschaft muss deshalb durch hohe Subventionen, also Geld vom Staat, unterstützt werden. Arbeitnehmende müssen hohe Abgaben leisten, um die Sozialversicherung für diejenigen, die sie in Anspruch nehmen müssen, mitzufinanzieren.

    Vorteile

    Während die soziale Marktwirtschaft heutzutage nicht mehr zu besonderem wirtschaftlichem Erfolg führt, bringt sie auf gesellschaftlicher Ebene viele Vorteile. Dazu zählen soziale Sicherheit, politische Stabilität, ein hoher Lebensstandard und eine gute Infrastruktur. Zudem führt sie zu einer hohen Ausbildungsqualität und motivierten und produktiven Mitarbeitenden. Daneben bieten sich in der sozialen Marktwirtschaft Absatz- und Investitionsmöglichkeiten. Wirtschaftlich gesehen sorgt die soziale Marktwirtschaft für eine hohe Kaufkraft, das heißt einen hohen Wert des Geldes, und unterstützt politisch den Rechtsstaat.

    Soziale Marktwirtschaft – Das Wichtigste

    • Die soziale Marktwirtschaft ist eine Wirtschaftsform, bei der der freie Markt von einem Sozialstaat unterstützt wird.

    • Die Aufgabe des Staates ist es dabei, die wirtschaftliche Freiheit so zu kontrollieren, dass der Wohlstand für jedes Mitglied der Bevölkerung ansteigt.

    • Mit der ersten Bundestagswahl im Jahr 1949, bei der die CDU gewann, wurde die soziale Marktwirtschaft als Wirtschaftssystem in Deutschland eingeführt, wie sie auch heute noch besteht.

    • Die Aufgaben des Staates sind in einer sozialen Marktwirtschaft vielfältig. Zum einen soll er nur so viel in den Markt eingreifen, wie es für einen fairen Wettbewerb nötig ist. Dennoch sorgt der Staat dafür, dass es der Bevölkerung gut geht. Dafür wird durch Arbeitslosengeld oder ähnliche sozialpolitische Maßnahmen in das Sozialwesen des Staates eingegriffen.

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