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Bedeutung von Jugendgruppen
Jugendgruppen hatten nach dem Ersten Weltkrieg große Bedeutung. Sie boten Jugendlichen die Möglichkeit sich auszutauschen und weiterzuentwickeln, während diese wegen der wirtschaftlich schlechten Lage wenig Hoffnung auf eine gesicherte Zukunft hatten. Die Gruppierungen versorgten die Jugendlichen mit Freizeitprogramm und boten ihnen ein Zugehörigkeitsgefühl. Die Parteitreue einer Jugendgruppe war seit Ende der Weimarer Republik ziemlich wichtig. Je mehr Splitterparteien es gab, desto größer wurde auch das Angebot an Jugendgruppen.
Verbot von Jugendgruppen
Von 1933 bis 1936 wurde im Zuge der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten ein Verbot gegen alle „bündischen“ Jugendgruppen und ihre etwa 100.000 Mitglieder, die bürgerliche und revolutionäre Werte vertraten, ausgesprochen. Denn die erfahrenen bündischen Jugendgruppen stellten eine Konkurrenz für die Hitlerjugend (HJ) dar. Durch das Verbot sollten bündische Jugendführer in die HJ übernommen werden, die von deren Erfahrungen profitieren sollte.
In den 1920er-Jahren gehörten viele Jugendliche der Bewegung der Bündischen Jugend an. Politisch und religiös hatten die Mitglieder zwar ähnliche Ziele und Werte, abgesehen davon waren die Gruppierungen jedoch recht durchmischt. In der Bündischen Jugend gestalteten sich die Jugendlichen ihre Freizeit unabhängig von ihren Familien. Die Gruppierung bildete sich zunächst aus Pfadfindern und den Wandervögeln. Sport, Musik, Wanderungen und Zeltlager waren typische Aktivitäten der Bündischen.
Der Wandervogel bildete den Beginn der deutschen Jugendbewegungen. Seine Mitglieder stammten vornehmlich aus der bürgerlichen Schicht und versuchten sich in der immer schnelleren, industrialisierten Welt von gesellschaftlichen Vorgaben zu lösen. Diese Entschleunigung und Entwicklung einer eigenen Lebensart suchten sie, inspiriert durch Ideale der Romantik, in der freien Natur bei gemeinsamen Wanderungen und Fahrten.
Bis 1938 integrierten sich viele „Bündische“ in die HJ, die sie mit Karrieremöglichkeiten, Rebellion und Freizeitspaß lockte. Alle Jugendlichen, die sich nach 1936 der verpflichtenden Teilnahme an HJ, Jungvolk und dem Bund Deutscher Mädel (BDM) verweigerten, galten als Verbrecherinnen und Verbrecher. Neben den Widerstandskämpfenden waren unter ihnen auch ehemalige HJ-Mitglieder.
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Edelweißpiraten Steckbrief
Der Begriff Edelweißpiraten tauchte 1939 zum ersten Mal auf, als Gestapobeamte eine Jugendgruppe abfällig als solche bezeichneten. Das Wort sollte die oppositionellen Jugendlichen, also diejenigen, die gegen das NS-Regime waren, provozieren. Der Wortteil Piraten kam von den rechtsradikalen Kittelbachpiraten, die, bis sie 1933 zumeist in die Hitlerjugend (HJ) oder die Sturmabteilung (SA) eintraten, im Raum Düsseldorf eine Gruppe bildeten. Auch die Edelweißpiraten waren hauptsächlich in Städten um Köln und Düsseldorf aktiv.
Kleidung Edelweißpiraten
Anders als die Mitglieder der HJ trugen die Edelweißpiraten keine Einheitsuniform. Dennoch kleideten sie sich mit Skihemden, Wanderschuhen, Halstuch und kurzen Lederhosen in einem einheitlichen Stil. Teils trugen sie als Erkennungssymbol ein Edelweiß unter dem linken Rockaufschlag (Revers an Jacken, Jacketts und Mänteln).
Edelweißpiraten Symbol
Eine Edelweißanstecknadel diente den Edelweißpiraten als Erkennungszeichen. Die Alpenblume Edelweiß war zunächst das Symbol der Bündischen Jugend. 1936 wurde die völkisch-nationalistische Jugendbewegung verboten. Daher fingen die Nationalsozialisten an, alle Jugendgruppen, die sich illegal trotz der Verpflichtung zu HJ und BDM trafen, als „Edelweißpiraten“ zu bezeichnen. Zunächst war „Edelweißpiraten“ eine abfällige Fremdbezeichnung, zum Ende der NS-Zeit nahmen die Jugendgruppen um Köln und Düsseldorf den Namen Edelweißpiraten aber selbst an.
Edelweißpiraten Ziele
Die Edelweißpiraten wollten über das NS-Regime aufklären und dieses schwächen. Ihr Ziel war es, die „bündischen“ Werte weiterhin zu vermitteln und zu leben. Außerdem versuchten sie durch Flugblätter und Anti-Nazi Sprüche an öffentlichen Wänden gegen die Nazis zu mobilisieren. Sie leisteten auf verschiedenen Ebenen Widerstand und grenzten sich von der HJ ab, obwohl die Nazis hohen Druck auf sie ausübten.
Edelweißpiraten Widerstand
Ähnlich wie die Weiße Rose verbreiteten die Edelweißpiraten Flugblätter mit Aufrufen gegen das NS-Regime. Sie malten Anti-Nazi-Parolen und Informationen aus Radioübertragungen der "Feindsender" an öffentliche Wände.
Sie fingen teilweise sogar Rüstungstransporte ab oder stahlen Lebensmittel, die sie an fahnenflüchtige Wehrmachts-Mitglieder, Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter auf der Flucht und Jüdinnen und Juden, die untergetaucht waren, verteilten.
Aber nicht nur Jugendliche, die sich aktiv gegen das NS-Regime stellten, wurden verfolgt. Die „Unangepasstheit“ zur Hitlerjugend und der nationalsozialistischen Zukunftsvision an sich, reichten den Nazis bereits als Verfolgungsgrund.
Steinbrück und die Edelweißpiraten
Im Herbst 1944 vernetzten sich die Edelweißpiraten mit Hans Steinbrück, einem antifaschistischen Sprengstoffexperten, der sich versteckt hielt. Der Edelweißpirat Jean Jülich überlebte als einziger, nachdem 13 Edelweißpiraten und Steinbrück vergeblich versucht hatten, einen Bombenanschlag auf die Kölner Gestapo-Zentrale auszuüben. So wurden am 10. November 1944 zwölf Mitglieder der Köln-Ehrenfelder Edelweißpiraten und Hans Steinbrück ohne Urteil von der Gestapo hingerichtet.
Reaktion des NS-Regimes
1938 wurden der HJ neue Rechte zugeteilt, um im öffentlichen und privaten Bereich gegen Widerstandskämpferinnen und -kämpfer vorgehen zu können. Die HJ selbst führte also organisierte Razzien gegen die Edelweißpiraten durch. Daher kam es oft zu Straßenkämpfen zwischen der HJ und den Edelweißpiraten. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1944 wurden die „Richtlinien zur Bekämpfung jugendlicher Cliquen“ festgelegt. So gingen die Nationalsozialisten organisiert gegen jugendliche Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer vor.
Edelweißpiraten Personen
Die Bezeichnung "Edelweißpiraten" war eine Art Sammelbegriff, der für die oppositionellen Jugendgruppen im Großraum Köln und Düsseldorf verwendet wurde. Eine Auflistung der Mitglieder ist daher kaum möglich. Ein bekanntes Mitlgied, das hier als Beispiel genannt werden soll, war Getrud Koch (01. Juni 1924 – 21. Juni 2016). Sie wuchs in einer kommunistischen Familie in Köln auf und war Widerstandskämpferin zur Zeit des Nationalsozialismus.
Vor 1933 war sie aktiv bei den kommunistischen roten Jungpionieren und wehrte sich nach der Machtübernahme gegen eine Mitgliedschaft im BDM. Stattdessen schuf sie gemeinsam mit Kölner und Düsseldorfer Bekannten eine neue Gruppe, die später als eine Gruppe der Edelweißpiraten bekannt wurde. Zunächst verbrachten sie ihre Freizeit gemeinsam mit Wanderungen und Musik. Doch dann fingen sie an, immer politischer zu handeln und verbreiteten unter anderem Flugblätter.
Einige Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe wurden bei ihren Aktionen verhaftet. Auch Gertrud Koch kam im Dezember 1942 in das Gestapo-Gefängnis Brauweiler. Nach einigen Monaten Misshandlung während der Haft wurde sie im Mai 1943 aus unbekannten Gründen entlassen. Gemeinsam mit ihrer Mutter arbeitete sie bis 1945 auf einem Bauernhof in Süddeutschland und kam dann zurück nach Köln.
Edelweißpiraten Hinrichtung
Die jugendlichen Edelweißpiraten erhielten unterschiedliche Bestrafungen für ihren Widerstand gegen das NS-Regime: Fürsorgeerziehung, also eine Erziehung der damaligen Kinder- und Jugendhilfe, Strafversetzung an die Front und Haftstrafen waren übliche Wege, die Edelweißpiraten zu bestrafen. Bereits 1940 wurde ein Jugend-KZ in Moringen errichtet. Bei vielen Inhaftierten handelte es sich um Edelweißpiraten. Manche von ihnen wurden zum Tode verurteilt.
Edelweißpiraten – Das Wichtigste
Jugendgruppen hatten nach dem Ersten Weltkrieg eine große Bedeutung, da Jugendliche sich darin austauschen und entwickeln konnten, während sie wegen der wirtschaftlich schlechten Lage wenig Hoffnung auf eine gesicherte Zukunft hatten.
Als Edelweißpiraten bezeichnete man während der Zeit des Nationalsozialismus Gruppierungen von Jugendlichen, die sich weigerten, der Hitlerjugend beizutreten und damit politisch unangepasst waren.
- Die Gruppen bildeten sich aus der ehemaligen Bündischen Jugend, welche 1936 verboten wurde. Während des Zweiten Weltkriegs versuchten viele dieser Gruppen, die sich hauptsächlich in Städten um Köln und Düsseldorf bildeten, Widerstand gegen die Nationalsozialisten zu leisten.
- Die Edelweißpiraten verbreiteten unter anderem Flugblätter und schrieben Anti-Nazi-Parolen an öffentliche Wände.
- Sie wurden verfolgt und in Konzentrationslagern der Nazis inhaftiert, geschlagen und missbraucht oder anderweitig für ihr Handeln bestraft. Am 10. November 1944 wurden zwölf Mitglieder der Köln-Ehrenfelder Edelweißpiraten und ihr Unterstützer Hans Steinbrück ohne Urteil von der Gestapo hingerichtet.
Nachweise
- museenkoeln.de: Von Navajos und Edelweißpiraten – Unangepasstes Jugendverhalten in Köln 1933 – 1945. (02.08.2022)
- Gedenkstätte deutscher Widerstand: Gertrud Koch. (02.08.2022)
- dhm.de: Widerstand gegen den Nationalsozialismus. (02.08.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Edelweißpiraten
Was haben die Edelweißpiraten gemacht?
Die Edelweißpiraten verhielten sich aus nationalsozialistischer Sicht unangebracht bis oppositionell. Die Jugendlichen verweigerten eine Teilnahme in der Hitlerjugend. Da Jugendgruppen außerhalb der Hitlerjugend verboten waren, bildeten die Edelweißpiraten automatisch eine Art Widerstand.
Wie haben die Edelweißpiraten Widerstand geleistet?
Die Edelweißpiraten versuchten durch Flugblätter und Anti-Nazi Sprüche an öffentlichen Wänden gegen die Nazis zu mobilisieren. Sie leisteten auf verschiedenen Ebenen Widerstand und grenzten sich von der HJ ab, obwohl die Nazis hohen Druck auf sie ausübten. Sie fingen unter anderem Rüstungstransporte ab. Außerdem stahlen sie Lebensmittel, die sie an fahnenflüchtige Wehrmachts-Mitglieder, Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter auf der Flucht und Jüdinnen und Juden, die untergetaucht waren, verteilten.
Wer hat die Edelweißpiraten gegründet?
Die Edelweißpiraten bildeten sich aus der Bündischen Jugend. Gertrud Koch ist eine bekannte Vertreterin der Edelweißpiraten und war ein Gründungsmitglied.
Was war das Ziel der Edelweißpiraten?
Die Edelweißpiraten wollten über das NS-Regime aufklären und dieses schwächen. Ihr Ziel war es, die „bündischen“ Werte weiterhin zu vermitteln und zu leben.
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