Ethnische Säuberung

Vielleicht hast Du im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus auch schon einmal den Begriff „ethnische Säuberung“ gehört. Doch was genau ist damit überhaupt gemeint? Und gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen „ethnischen Säuberungen“ und einem Völkermord?

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    „Ethnische Säuberung“ – Definition

    Die „ethnische Säuberung beschreibt die Verfolgung, Vertreibung, Folter oder sogar Ermordung von Menschen aufgrund ihrer Abstammung oder Religion.

    Das Wort „ethnisch“ kommt von „Ethnie“, welches aus dem Altgriechischen éthnos (Volk, Volksstamm, Volkszugehörigkeit) abgeleitet wird. In den Sozialwissenschaften, vor allem in der Ethnologie, wird damit eine abgrenzbare Gruppe, die über ein gewisses Gemeinschaftsgefühl verfügt, beschrieben. Dies kann auf einer gemeinsamen Sprache, Religion, Herkunft, Geschichte, Kultur und/oder ähnlichem basieren.

    Da es sich bei diesem Begriff um einen besonders menschenverachtenden handelt, solltest Du darauf achten, ihn in Anführungszeichen zu setzen.

    „Ethnische Säuberung“ – Beispiele

    Eines der bekanntesten Beispiele für eine „ethnisches Säuberung“ ist wohl die während des Nationalsozialismus in Deutschland. Doch leider gibt es weltweit zahlreiche Beispiele von „ethnischen Säuberungen“.

    Im Westen des Sudans werden im Rahmen des Darfur-Konflikts seit 2003 zahlreiche afrikanische Stämme gewaltsam vertrieben – diese Auseinandersetzung dauert bis heute an. Die Ermordung und Vertreibung der dortigen Menschen gilt als eine der größten „ethnischen Säuberungen“.

    In den 1990er-Jahren, ab 1992, wurden im Rahmen des Bosnienkrieges „ethnische Säuberungen“ seitens der Serben sowie der Bosniaken durchgeführt. Tausende Menschen starben oder wurden vertrieben.

    Als Bosniaken werden Angehörige einer südslawischen Ethnie bezeichnet, welche primär in Bosnien-Herzegowina, Serbien, aber auch Montenegro lebt. Ihr gehören etwa 3 Millionen Menschen an.

    „Ethnische Säuberung“ – Deutschland

    Nun, da Du in etwa eine Vorstellung davon hast, was eine „ethnische Säuberung“ überhaupt ist, ist es an der Zeit den Blick auf Deutschland im frühen 20. Jahrhundert zu werfen. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts war die „ethnische Säuberung“ eines der primären Ziele des nationalsozialistischen Regimes.

    Zu den Themen „Nationalsozialismus“ und „Zweiter Weltkrieg“ findest Du zahlreiche weitere Erklärungen, hier auf StudySmarter.

    Ethnische Säuberung Warschauer Ghetto StudySmarterAbb. 1 - Verhaftungen im Warschauer Ghetto

    „Ethnische Säuberung“ – Bedeutung Nationalsozialismus

    Was genau ist nun aber gemeint, wenn von „ethnischen Säuberungen“ im Kontext des „Dritten Reiches“ gesprochen wird?

    Die Ideologie der Nationalsozialisten baute vor allem auf der Verachtung anderer Menschen auf, genauer: Menschen, die „nicht deutsch“ oder nicht „arisch“ waren. Diese waren den Nazis ein Dorn im Auge und sollten aus dem „Volkskörper“ entfernt werden. Die „ethnische Säuberung“ des NS-Regimes verlief unter Begriffen wie „Deportation“, „Umsiedlung“ und „Absiedlung“, sowie „Verschleppung“.

    Deportation beschreibt die Zwangsverschickung, Verbannung oder Verschleppung von politischen Gegnern oder gesamten Volksgruppen.

    Besonders im Hinblick auf das Ziel der Nationalsozialisten „Lebensraum im Osten“ zu schaffen, in welchem das „deutsche Volk“ siedeln sollte, war es aus Sicht des Regimes nötig, die dort lebende „minderwertige“ Bevölkerung zu entfernen. In Deutschland selbst wurde jedoch auch versucht, möglichst alle Menschen, die nicht Teil der „Volksgemeinschaft“ waren, systematisch auszugrenzen und zu deportieren.

    „Ethnische Säuberung“ – Opfer

    Im besonderen Fokus der „ethnischen Säuberung“ standen Juden, Sinti und Roma sowie Osteuropäer, wie Polen und Russen. Doch auch politische Gegner, Verbrecher, „Asoziale“ und „Kranke“ sollten sich nicht frei im „Volk“ bewegen können und wurden verschleppt und/oder ermordet.

    „Ethnische Säuberung“ – Deportation

    Wer als „schädlich“ für den deutschen „Volkskörper“ gesehen wurde, musste nach der

    NS-Ideologie aus dem „deutschen Volk“ entfernt werden. Eine weitere „Vermischung“ „arischer Gene“ mit „minderwertigen“ sollte um jeden Preis vermieden werden. Wer also nicht unmittelbar ermordet wurde, musste räumlich vom „Volk“ getrennt werden.

    Der Artikel „Euthanasie im dritten Reich“ erklärt Dir noch genauer, was es mit „minderwertigen/arischen Genen“ auf sich hatte und wie Hunderttausende „Kranke“ Opfer des NS-Regimes wurden.

    Um diese Trennung zu erreichen, wurden zahlreiche Lager (Konzentrationslager, Zwangsarbeiterlager, Vernichtungslager) errichtet, in denen die Menschen untergebracht wurden. Dabei wurde in Konzentrations- und Zwangsarbeiterlagern gearbeitet, beziehungsweise die Gefangenen von dort aus zu ihren Arbeitsplätzen geschickt, während Vernichtungslager, wie es der Name bereits verrät, einzig und allein der Ermordung der Menschen dienten.

    Des Weiteren wurden Ghettos errichtet, welche vor allem die jüdische Bevölkerung „beherbergten“. Insgesamt gab es im „Dritten Reich“ über 500 Ghettos, welche ab 1939 in besetzten polnischen Gebieten errichtet wurden. Deutsche Juden wurden in diese deportiert und häufig von dort aus weiter in ein Konzentrations- oder Arbeitslager gebracht – falls sie nicht bereits zuvor aufgrund der furchtbaren Bedingungen, die in den Ghettos herrschten, gestorben waren.

    Völkermord oder „Ethnische Säuberung“

    An dieser Stelle stellst Du Dir nun vielleicht die Frage, wo der Unterschied zwischen „ethnischer Säuberung“ und einem Völkermord, wie dem Holocaust, besteht.

    „Ethnische Säuberung“ hat definitorisch vorrangig das Ziel, die unerwünschte Volksgruppe räumlich zu entfernen, sie also zu vertreiben und/oder zu verschleppen. Bei einem Völkermord ist das Ziel die Auslöschung dieser Menschen – eine räumliche Distanz zu schaffen reicht den Tätern in diesem Fall nicht aus und sie ermorden möglichst viele Angehörige der entsprechenden Gruppe.

    Während des „Dritten Reiches“ verflossen die Grenzen zwischen diesen beiden Begriffen jedoch stark. Denn die Behandlung der Menschen, die nicht direkt ermordet wurden, zielte auf kurze oder lange Sicht dennoch auf ihren Tod ab. Die miserablen und unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen, die von den Nazis in den Ghettos, Zwangsarbeiter- sowie Konzentrationslagern geschaffen wurden, beabsichtigten das Sterben ihrer Opfer.

    Allein in den Lagern, die innerhalb des Reichsgebiets lagen, starben bis 1945 beinahe eine halbe Million Menschen an den Folgen der harten Arbeit, Gewalt, Unterversorgung oder Krankheit.

    Eine wirkliche Differenzierung zwischen „ethnischer Säuberung“ und dem Völkermord besteht im „Dritten Reich“ also nicht. Die Fantasie einer „ethnischen Säuberung“ des deutschen „Volkskörpers“ könnte in gewisser Weise als Legitimierungsversuch der Nazis für den Völkermord angesehen werden.

    Lies Dir auch die Erklärung zum Holocaust durch, um mehr über den Völkermord der Nazis zu erfahren.

    „Ethnische Säuberung“ Unwort des Jahres

    Im Jahr 1992 wurde „ethnische Säuberung“ von der Gesellschaft für Deutsche Sprache zum Unwort des Jahres erklärt. Insgesamt standen 661 Worte zur Auswahl, doch dieses wurde als besonders verwerflich deklariert.

    Ethnische Säuberung Plakat StudySmarterAbb. 2 - Plakat, das jüdischen Bürgern den Zutritt verbietet

    „Ethnische Säuberung“ - Das Wichtigste

    • Als „ethnische Säuberung“ wird die gezielte Vertreibung, Verschleppung und/oder Vernichtung einer bestimmten Gruppe beschrieben, die entweder die gleiche Abstammung oder Religion vorweist.
    • Bis heute finden „ethnische Säuberungen“ in Krisengebieten statt.
    • Im „Dritten Reich“ wurden vor allem Juden, Sinti und Roma sowie Osteuropäer, wie Polen und Russen, Opfer „ethnischer Säuberung“.
    • Die Grenzen zwischen Völkermord und „ethnischer Säuberung“ verschwimmen im Kontext des NS-Regimes und können eher als Teile voneinander gesehen werden.


    Nachweise

    1. Abb. 1 - "Mit Gewalt aus Bunkern hervorgeholt" by Deutsches Bundesarchiv (https://www.bundesarchiv.de/) licensed under Public Domain
    2. Abb. 2 - "Griechenland, Saloniki, antijüdisches Plakat" by Bundesarchiv, Bild 183-R99237 (www.bundesarchiv.de) licensed under CC-BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Ethnische Säuberung

    Was bedeutet "ethnische Säuberung"?

    „Ethnische Säuberung“ beschreibt die gezielte Vertreibung, Verschleppung und/oder Vernichtung einer bestimmten Gruppe, die entweder die gleiche Abstammung oder Religion vorweist.

    Was ist der Unterschied zwischen Völkermord und "ethnischer Säuberung"?

    „Ethnische Säuberung“ hat der Definition nach vorrangig das Ziel, die unerwünschte Volksgruppe räumlich zu entfernen, sie also zu vertreiben und/oder zu verschleppen. Bei einem Völkermord ist das Ziel die Auslöschung dieser Menschen – eine räumliche Distanz zu schaffen reicht den Tätern in diesem Fall nicht aus und sie ermorden möglichst viele Angehörige der entsprechenden Gruppe.

    Wer wurde Opfer der "ethnischen Säuberung" im "Dritten Reich"?

    Opfer der „ethnischen Säuberung“ im „Dritten Reich“ waren vor allem Juden, Sinti und Roma sowie Osteuropäer, wie Polen und Russen. Doch auch politische Gegner, Verbrecher, „Asoziale“ und „Kranke“ sollten sich nicht frei im „Volk“ bewegen können und wurden verschleppt und/oder ermordet.

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