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Gedenktage Zweiter Weltkrieg
Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht markierte das Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland sowie ganz Europa. In den am Krieg beteiligten Ländern gibt es daher jedes Jahr je nach Land unterschiedliche Feiertage zum Gedenken an das Kriegsende.
Mehr Informationen über die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht erhältst du in unserem Artikel "Kapitulation Deutschlands".
Gedenken an das Kriegsende im Osten
In den Staaten der ehemaligen Sowjetunion nimmt die Erinnerung an das Kriegsende eine besonders wichtige Rolle ein. Die Truppen des nationalsozialistischen "Dritten Reiches" gingen auf Grundlage der NS Ideologie besonders hart gegen die "minderwertige slawische Rasse" oder die "bolschewistische Gefahr im Osten" vor. Es war sogar ein Tötungsziel von 27 Millionen sowjetischen Menschen ausgegeben, um genug "Lebensraum für die arische Herrenrasse" im Osten zu schaffen.
Ob dieses menschenverachtende Ziel der NS-Führung vollständig in die Tat umgesetzt wurde, lässt sich nicht eindeutig bewerten. Die Schätzungen der im Zweiten Weltkrieg gestorbenen sowjetischen Personen reichen von 17 bis 27 Millionen (davon ungefähr 50 % Zivilist*innen), was ungefähr 15 % der damaligen sowjetischen Bevölkerung entspricht.
Tag des Sieges am 9. Mai
In den meisten ehemals sowjetischen Staaten wie Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Moldau, Russland und Serbien wird der Tag des Sieges als gesetzlicher Feiertag am 9. Mai begangen.
Als Grundlage für das Kriegsende in Europa wird die zweite im sowjetischen Hauptquartier in Berlin am 9. Mai 1945 um 00:16 Uhr unterzeichnete Kapitulationserklärung verwendet, auch wenn die Kapitulation der Wehrmacht eigentlich schon am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr stattfand. Aufgrund der dreistündigen Zeitverschiebung von Berlin nach Moskau war allerdings zu diesem Zeitpunkt in der Hauptstadt der Sowjetunion schon der 9. Mai angebrochen.
Vor allem in Belarus und Russland gibt es zum Gedenken am Tag des Sieges jedes Jahr große Militärparaden.
Tag des Sieges am 8. Mai
In Tschechien, der Slowakei und der Ukraine wird der Tag des Sieges am 8. Mai gefeiert. Besonders in der Ukraine liegt der Fokus an diesem Tag auf dem Gedenken an die Opfer des Krieges.
Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus in der DDR
In der DDR wurde ab 1950 am 8. Mai der "Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus" gefeiert. Der 8. Mai war in der DDR ein gesetzlicher Feiertag, jedoch hatte die Bevölkerung nur bis 1967 und zum 40. Jahrestag 1985 an diesem Tag frei.
In der DDR wurden am "Tag der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus" vor allem die Leistungen der Roten Armee hervorgehoben, während die der Westalliierten weitgehend außer Acht gelassen wurden.
Gedenken an das Kriegsende im Westen
Auch in den west- (und südeuropäischen) Ländern wird dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa gedacht. In vielen ehemals vom nationalsozialistischen "Dritten Reich" besetzten Ländern spielen jedoch neben dem Kriegsende am 8. Mai 1945 die jeweiligen Daten ihrer Befreiung eine wichtige Rolle.
VE-Day
Vor allem der VE-Day (kurz für Victory in Europe Day, auf Deutsch: "Sieg-in-Europa-Tag") wird noch regelmäßig in Großbritannien, den USA und Kanada gefeiert. Zeitlich liegt dieser am 8. Mai und bezieht sich somit auf das Inkrafttreten der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr, welche einen Tag vorher im Hauptquartier der Westalliierten unterzeichnet wurde.
Gedenken an das Kriegsende und die Befreiung in Frankreich
Der 8. Mai ist in Frankreich seit 1981 wieder ein staatlicher Feiertag, nachdem er 6 Jahre vorher abgeschafft wurde. Jedoch ist die Erinnerung an die Libération (deutsch: "Befreiung") für die französische Bevölkerung deutlich wichtiger als der Tag des Kriegsendes in Europa.
Als wichtigstes Schlüsselereignis der Befreiung Frankreichs von der Herrschaft der Nazis gilt der Einzug des damaligen Anführers der Forces françaises libres ("Freie Französische Streitkräfte") und späteren französischen Präsidenten Charles de Gaulle in Paris am 26. August 1944. Dieser erfolgte nach der Befreiung der französischen Hauptstadt durch die Forces françaises libres und die britische Armee.
Gedenken an das Kriegsende und die Befreiung in Italien
In Italien spielt vor allem der Tag der italienischen Befreiung (Anniversario della Liberazione) am 25. April 1945 eine große Rolle. Der staatliche Feiertag wird jedes Jahr mit unterschiedlichen Gedenkveranstaltungen und Demonstrationen gefeiert. Er nimmt sogar einen ähnlichen Stellenwert wie der italienische Nationalfeiertag ein.
In Italien wird heutzutage vor allem die Leistung des Comitato di Liberazione Nazionale (deutsch: "Komitee der nationalen Befreiung") sowie unterschiedlicher Partisanenbewegungen hervorgehoben, welche zur Befreiung Italiens von der nationalsozialistischen Besatzung beitrugen.
Gedenken an das Kriegsende und die Befreiung in den Niederlanden
In den Niederlanden nimmt der Bevrijdingsdag (deutsch: "Befreiungstag") am 5. Mai eine zentrale Rolle ein. Er ist in den Niederlanden ein staatlicher Feiertag und folgt auf den Nationale Dodenherdenking (deutsch: "Nationaler Totengedenktag") am 4. Mai.
Grundlage für den Feiertag ist die am 5. Mai 1945 in Kraft getretene Teilkapitulation der Wehrmacht in Norddeutschland, Dänemark und den Niederlanden sowie eine separate am 5. Mai unterschriebene Kapitulationserklärung zwischen Kanada und Vertretern der deutschen Wehrmacht.
Gedenken an das Kriegsende in der Bundesrepublik Deutschlands
Während der "Tag der Befreiung" am 8. Mai in der DDR als gesetzlicher Feiertag galt, tat sich die Bundesrepublik Deutschland schwer im Umgang mit dem 8. Mai. Erstmals gab die Bundesregierung unter Willy Brandt 1970 eine offizielle Regierungserklärung ab. Vertreter*innen der CDU/CSU-Fraktion versuchten dies im Vorhinein sogar noch mit den Begründungen "Niederlagen feiert man nicht" und "Schande und Schuld verdienen keine Würdigung" zu verhindern.
Von einigen Politikwissenschaftler*innen wird dieses Vorgehen der CDU/CSU jedoch als Versuch gewertet, "eigenes Fehlverhalten zu Zeiten des Nationalsozialismus nicht auch noch mit einem eigenen Feiertag zu würdigen".
Richard Weizsäcker bezeichnete als erster Bundespräsident anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes den 8. Mai 1985 als "Tag der Befreiung […] von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft".
Bis heute ist der 8. Mai 1945 kein staatlicher Feiertag in Deutschland. In den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen ist der 8. Mai als "Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus" im 21. Jahrhundert zum staatlichen Gedenktag erklärt worden. Er nimmt damit den Stellenwert eines regionalen Feiertages ein.
Gedenktage Holocaust
Die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht markierte jedoch nicht nur das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa, sie sorgte ebenfalls für die Beendigung eines der schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte – dem Holocaust. Zusätzlich zu den Gedenktagen zur Beendigung des Zweiten Weltkrieges gibt es daher Gedenktage zur Beendigung des Holocaust.
Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust
Der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust findet seit 2005 am 27. Januar statt. Eingeführt wurde der Gedenktag damals durch die UN-Resolution 60/7 anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. In Ländern wie Deutschland oder Großbritannien fand am selben Datum bereits seit 1996 der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt.
Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war während der Zeit des Nationalsozialismus das größte deutsche Vernichtungslager. In ihm wurden vom nationalsozialistischen Regime zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Menschen systematisch ermordet. Knapp 90 % der ermordeten Personen waren Jüd*innen.
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz, konnte jedoch nur einen kleinen Teil der Inhaftierten retten, da der Großteil der Inhaftierten bereits in den Tagen zuvor ermordet oder nach Westen deportiert wurde.
Gedenktag Holocaust Israel
In Israel wird der Shoah am Jom haScho’a (zu Deutsch: "Tag des Gedenkens an die Shoah") gedacht. Dieser ist einer der wichtigsten israelischen Nationalfeiertage und wird in der Regel am 27. Nisan (siebter Monat des jüdischen Kalenders) begangen. Fällt der 27. Nisan auf einen Freitag, so wird der Gedenktag auf den 26. Nisan vorverlegt. Liegt der 27. Nisan auf einem Sonntag, so wird der Gedenktag auf den 28. Nisan gelegt.
Der Begriff "Holocaust" leitet sich vom altgriechischen Wort "holókaustos" ab, welches ins Deutsche als "vollständig verbrannt" übersetzt werden kann. Der Begriff Holocaust hat sich seit den 1970er-Jahren weltweit als Bezeichnung für den Völkermord an den Jüd*innen sowie anderen Gruppen wie den Sinti*zze und Roma*nja durchgesetzt.
Von einigen Jüd*innen wird der Begriff Holocaust als problematisch abgelehnt, da dieser in der Bibel für religiöse Opferriten verwendet wird, bei denen ein Opfertier vollständig verbrannt wird. Viele Jüd*innen benutzen daher den Begriff "Shoah". Dieser bedeutet im Hebräischen so viel wie "Untergang" oder "Katastrophe". Der Begriff bezieht sich jedoch nur auf die Ermordung der jüdischen Verfolgten durch den Nationalsozialismus.
Der Ablauf des Gedenkens am Jom haScho’a beruht in Israel auf mehreren gesetzlichen Regelungen. In der Regel werden am Vorabend des Tages in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sechs Fackeln entzündet, welche symbolisch für die sechs Millionen ermordeten Jüd*innen durch das nationalsozialistische Regime stehen sollen.
Am Jom haScho’a selber sind die meisten öffentlichen Einrichtungen des Landes geschlossen, alle Fahnen im Land wehen auf Halbmast gesenkt und im Fernsehen laufen keine Unterhaltungssendungen, sondern fast ausschließlich Trauermusik und Dokumentationen über den Holocaust. Um 10 Uhr heulen in ganz Israel alle Sirenen und der öffentliche Nahverkehr sowie private Autos und Passant*innen halten für 2 Minuten inne.
Europäischer Holocaust Gedenktag
In der Europäischen Union existiert seit 2015 zusätzlich der "Europäischer Holocaust-Gedenktag für die Roma", an welchem dem Porajmos gedacht wird. Am 2. August wurde bereits vor 2015 dem Völkermord an den Sinti*zze und Roma*nja gedacht. Das Datum für den Gedenktag entstand durch die vor allem von der SS ausgeführte groß angelegte Ermordungsaktion von knapp 4.300 Sinti*zze und Roma*nja in der Nacht vom 2. August auf den 3. August 1944 im "Zigeunerlager des KZ Auschwitz-Birkenau".
Der Begriff Porajmos (deutsch: "das Verschlingen") bezeichnet den Völkermord der Sinti*zze und Roma*nja durch das nationalsozialistische Regime. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden zwischen 220.000 und 500.000 Sinti*zze und Roma*nja systematisch ermordet.
Gedenktage Nationalsozialismus - Das Wichtigste
- In den meisten ehemaligen Staaten der Sowjetunion ist der 9. Mai anlässlich der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai um 23:01 Uhr (in der Sowjetunion 9. Mai 0:16) als "Tag des Sieges" ein gesetzlicher Feiertag.
- In den Staaten der Westalliierten wie Großbritannien, den USA oder Kanada wird am 8. Mai dem VE-Day (Victory in Europe-Day) gedacht.
- In Deutschland ist lediglich in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen der 8. Mai als "Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus" ein staatlicher Gedenktag.
- Am 27. Mai findet anlässlich des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau (am 27. Januar 1945) der "Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" statt. In Israel wird den Opfern der Shoah am Jom haScho’a gedacht, welcher nach dem jüdischen Kalender in der Regel am 27. Nisan stattfindet.
- Am 2. August wird in der EU seit 2015 am Europäischen Holocaust-Gedenktag für die Roma der im Porajmos ermordeten Sinti*zze und Roma*nja gedacht.
Nachweise
- Abb. 1 - "Sevastopol. Victory Day Parade (09. Mai 2012)" by Alexxx1979 (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Alexxx1979) licensed under Attribution-Share Alike 3.0 Unported (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)
- Abb. 2 - "Feierlichkeiten anlässlich des 8. Mai in Reims (Frankreich)" by Terraner87 (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=User:Terraner87&action=edit&redlink=1) licensed under Public Domain
- Abb. 3 - "Yad Vashem (Hall of Names)" by David Shankbone on Wikimedia (www.wikimedia.org) licensed under Attribution-Share Alike 3.0 Unported (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Gedenktage Nationalsozialismus
Was ist am 27. Januar für ein Gedenktag?
Am 27. Januar findet seit 2005 durch die UN-Resolution 60/7 weltweit der "Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust statt".
Welche Gedenktage gibt es?
In Deutschland wird im Bezug auf den Nationalsozialismus am 27. Januar im Rahmen des "Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" innegehalten. Am 8. Mai ist der "Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus" in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen ein gesetzlicher Gedenktag. Am 2. August wird im Rahmen des "Europäischen Holocaust-Gedenktages für die Roma" den von den Nationalsozialist*innen systematisch ermordeten Sinti*zze und Roma*nja gedacht. In den Ländern außerhalb Deutschlands gibt es im Bezug auf den Nationalsozialismus und Holocaust eine Vielzahl an Abweichungen bei den Daten, Benennungen und Bedeutungen der unterschiedlichen Gedenktage.
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