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Der Völkermord an den Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten hat mehrere Namen. Der bekannteste ist vermutlich Holocaust. Dieser Begriff wird bereits seit den 1970er-Jahren verwendet und stammt aus dem Griechischen und kann als "Brandopfer" übersetzt werden.
Der Begriff Holocaust wird jedoch von vielen Jüdinnen und Juden abgelehnt, da sie überzeugt sind, dass er den Massenmord der Nationalsozialisten am jüdischen Volk verharmlost. Deshalb wird oftmals der Begriff Shoah (auch Schoa geschrieben) verwendet.
Dieses Wort stammt aus dem Hebräischen und kann als "Untergang" oder "Katastrophe" übersetzt werden. Anders als beim Wort Holocaust bezieht sich Shoah nur auf den Massenmord der jüdischen Bevölkerung, jedoch waren auch andere Bevölkerungsgruppen davon betroffen.
Holocaust – Definition und Holocaust – Bedeutung
Während der Begriff Holocaust früher auch für Opferrituale und andere Völkermorde verwendet wurde, spricht man beim Holocaust heutzutage hauptsächlich von der systematischen Ermordung von über sechs Millionen Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten.
Manchmal schließt der Holocaust auch den Porajmos ein, welcher den Völkermord der Nazis an den Sinti und Roma beschreibt. Üblicherweise wird mit dem Holocaust aber der Völkermord an der jüdischen Bevölkerung gemeint.
Holocaust – Ziele der Nationalsozialisten
Die NSDAP um Adolf Hitler strebten bereits seit ihrer Gründung im Jahr 1920 die Ausrottung oder Vertreibung von Jüdinnen und Juden an, welche im ersten 25-Punkte Programm der Partei schon als eines der Hauptelemente verankert war.
Nachdem Hitler aufgrund des Hitlerputsches 1923 ins Gefängnis gekommen war, schrieb er dort sein Werk "Mein Kampf" und ein weiteres unveröffentlichtes Buch, in dem er seine "Rassentheorien" und seinen Antisemitismus weiter ausführte.
Das ultimative Ziel Hitlers und der NSDAP war die Vernichtung des "jüdischen Bolschewismus". Hiermit war die kriegerische Übernahme der Sowjetunion gemeint, die angeblich vom „Weltjudentum“ beherrscht wurde. In einem Interview sagte Hitler auch, dass die beste Lösung wäre, alle Jüdinnen und Juden in Deutschland umzubringen. Da das aber nicht möglich sei, sollte man wenigstens versuchen, die jüdische Bevölkerung in Massen zu vertreiben.
Der Bolschewismus ist eine Bezeichnung für eine untergeordnete Richtung des Kommunismus.
Holocaust – Verfolgung der Juden
Zu Beginn von Hitlers "Machtübernahme" wollten die Nationalsozialisten die jüdische Bevölkerung noch aus ihren Gebieten vertreiben. So begannen Unterorganisationen der NSDAP wie die SA, SS oder die Hitlerjugend beinahe sofort nach Hitlers Ernennung zum Kanzler mit den ersten Angriffen auf Jüdinnen und Juden und der Errichtung des ersten Konzentrationslagers bei Dachau.
Konzentrationslager (KZ) waren zur Zeit des Nationalsozialismus Orte, an die politische Gegner, sowie von den Nationalsozialisten angesehene minderwertige "Rassen", gefangen gehalten und in großer Zahl ermordet wurden.
Hitler selbst erließ auch mithilfe des Ermächtigungsgesetz einige Gesetze, die die Rechte der Jüdinnen und Juden beschränkten. Ein Beispiel hierfür ist das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", wodurch erstmals ein rassisches Kriterium in ein Staatsgesetz eingeführt wurde und nur noch "Arier" Beamtenpositionen bekleiden konnten.
In der NS Ideologie wurde zwischen unterschiedlichen "Menschenrassen" unterschieden. Als "überlegene Herrenrasse" galt dabei die der "Arier". Während des Nationalsozialismus galten die meisten Menschen mit einer weißen Hautfarbe und europäischer Abstammung, welche keine jüdischen Vorfahren hatten, als "Arier".
Die Begriffe "Arier" und "Rasse" sind in Anführungszeichen gesetzt, da die Existenz von "Menschenrassen" wissenschaftlich widerlegt ist.
Holocaust – Nürnberger Gesetze
Im Sommer 1935 kam es zu weiteren Boykottaktionen durch die Basis der NSDAP gegen die jüdische Bevölkerung. Als Antwort darauf erließ die Regierung schnell die Nürnberger Gesetze, die die Rechte der Jüdinnen und Juden stark einschränkten. Erst im Jahr 1938, parallel zur Kriegsaufrüstung, wurde die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung erneut verschärft. Bis zum Kriegsbeginn 1939 wanderten bis zu 315.000 Jüdinnen und Juden aus Deutschland aus.
Holocaust – Beginn der systematischen Ermordung
Mit dem Kriegsbeginn und dem Einmarschieren der Wehrmacht in Polen begannen die Nazis mit der Ermordung von polnischen Jüdinnen und Juden. Hierbei wurden einige spätere Vernichtungsmethoden erstmals getestet. Zu dieser Zeit kam es auch zu den ersten Massenmorden an der jüdischen Bevölkerung.
Da nun neue Gebiete außerhalb des "Großdeutschen Reiches" unter deutscher Kontrolle waren, beorderte Hitler die Massendeportation der “Reichsjuden” in die polnischen Gebiete, in denen ein überwachtes Judenreservat entstehen sollte.
Holocaust – Jüdische Ghettos
Bereits 1938 begann das NS-Regime, Jüdinnen und Juden in sogenannte "Judenhäuser" zu bringen. So sollten sie vom Rest der Bevölkerung separiert werden und leichter abzuschieben sein. Nach Kriegsbeginn wurden weitere Judenghettos in vielen besetzten Orten errichtet.
Diese waren darauf ausgerichtet, die jüdischen Anwohner und Anwohnerinnen zu terrorisieren und verhungern zu lassen. Sie waren polizeilich bewacht und eingemauert, sodass die sie nicht fliehen konnten. Ein bekanntes Beispiel ist das Warschauer Ghetto, in dem bis Mai 1941 bis zu 500.000 Jüdinnen und Juden gefangen gehalten wurden.
Holocaust – Vernichtungslager
Plan war immer, die jüdische Bevölkerung in die neu eroberten sowjetischen Gebiete zu deportieren. Schnell machte jedoch der Kriegsverlauf klar, dass dies nicht so einfach werden würde. Die NS-Regierung entschied stattdessen, die jüdischen Bewohner und Bewohnerinnen der Ghettos massenhaft zu ermorden. Ab 1941 wurden schließlich in besetzten Gebieten Vernichtungslager aufgebaut, deren einziger Zweck es war, Juden und Jüdinnen so "effizient" wie möglich umzubringen.
Am 20. Januar 1942 war die bekannte Wannseekonferenz, bei der die "Endlösung der Judenfrage" besprochen wurde. Die Beteiligten einigten sich auf den geplanten Massenmord an 11 Millionen europäischen Jüdinnen und Juden und kümmerten sich anschließend um die Organisation des Holocaust.
Wenn Du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, dann lies Dir gerne die Erklärung zur Wannseekonferenz durch.
Das wohl bekannteste Vernichtungslager war auch das Größte: das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau II. Dort landeten die meisten Juden und Jüdinnen aus den besetzten Gebieten, wie Frankreich und Belgien. In Vernichtungslager wurden die Häftlinge, anders als bei Arbeitslagern, einzig und allein für ihre Ermordung geschickt. Insgesamt wurden über drei Millionen Menschen in Vernichtungslagern umgebracht, davon allein zwischen 900.000 und einer Million in Auschwitz.
Wenn Du mehr zu diesem Thema erfahren möchtest, dann schau Dir die Erklärungen Konzentrationslager und Auschwitz-Birkenau an.
Nach dem Kriegsende behauptete die breite Bevölkerung, dass sie nichts von dem Massenmord mitbekommen oder geahnt hatten. Doch war das wirklich so?
Nein. Das Verschwinden der Jüdinnen und Juden in Deutschland war nicht zu übersehen, die öffentlich sichtbaren Mordaktionen der Einsatzgruppen wurden über die informierten Soldaten auf Heimaturlaub schnell bekannt. Die Geschehnisse in den Konzentrationslagern unterlagen wohl der Geheimhaltung, aber auch dieses Wissen sickerte über Beteiligte und alliierte Radiosender zur deutschen Bevölkerung durch.
Holocaust – Opfer
Wie Du bereits zum Anfang erfahren hast, gab es auch noch weitere Bevölkerungsgruppen, die von den Nationalsozialisten als "minderwertig" angesehen und verfolgt wurden. Dazu gehören folgende Gruppen:
- Sinti und Roma
- Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung
- Homosexuellen
- Sowjetische Kriegsgefangene
- politischen Gegner
- Zeugen Jehovas
- Schwarze
- "Asoziale" – im Nationalsozialismus wurden im Allgemeinen Menschen aus den sozialen Unterschichten „minderwertig“ und "asozial“ bezeichnet.
Die tatsächlichen Zahlen der Todesopfer sind schwer zu erfassen und es sollte stets davon ausgegangen werden, dass die genannten Zahlen eher ein Minimum abbilden und höchst wahrscheinlich noch mehr Menschen umgebracht wurden.
Konzentrations- und Vernichtungslager | Todesopfer |
Auschwitz-Birkenau | eine Million |
Belzec | 600.000 |
Chelmno | 152.000 |
Majdanek | 60.000 und 80.000 |
Sobibór | 250.000 |
Rund drei Millionen Menschen wurden also allein in diesen sechs Konzentrationslagern umgebracht. Weitere zweieinhalb Millionen Menschen verstarben aufgrund der Misshandlung, Zwangsarbeit und Unterernährung in den Ghettos und KZ. Im Allgemeinen wird die Zahl der ermordeten Jüdinnen und Juden während der Zeit des Nationalsozialismus auf über sechs Millionen geschätzt.
Holocaust – Überlebende
Bis heute gibt es unglaublich viele Zeitzeugenberichte von Jüdinnen und Juden, denen es auf unterschiedlichste Art und Weise gelungen ist, der Ermordung durch die Nationalsozialisten zu entkommen. Viele Tausende von Häftlingen wurden mit dem Kriegsende 1945 aus den KZ befreit.
Bereits einige Zeit vor dem Kriegsende wurde eine Befreiungsaktion von Dänemark und Schweden begonnen, in der bis zu 20.000 Konzentrationslager-Häftlinge mit den "Weißen Bussen" in die Freiheit gebracht wurden.
Die "Weißen Busse" wurden zu einem Symbol der skandinavischen Rettungsaktion, die im Jahr 1945 unter schwedischer Flagge hauptsächlich dänische und norwegische KZ-Häftlinge befreiten und in ihre Heimat zurückbrachten.
Andere Mitglieder der jüdischen Bevölkerung überlebten die Zeit des Nationalsozialismus, indem sie rechtzeitig fliehen, sich verstecken, oder ihre Identität verschleiern konnten. Bis heute gibt es viele Geschichten von Einzelschicksalen, wie beispielsweise Sally Perel, der mit seinem Buch "Hitlerjunge Salomon" erzählt, wie er mithilfe einer falschen Identität inmitten der Nationalsozialisten als Jude überleben konnte.
Holocaust – Erinnerung
Das Gedenken der Taten und Opfer des Nationalsozialismus hat innerhalb Deutschlands einen hohen Stellenwert. Die Erinnerung an die NS-Verbrechen muss weiterhin als Unrecht in der Gesellschaft verankert werden. Ebenso ist es genauso wichtig, die Verbrechen weiterhin aufzuarbeiten.
Angesichts dessen gibt es mehrere Gedenktage im Jahr, die sich diesem Thema annehmen. Unter anderem:
- 27. Januar – Internationaler Holocaust-Gedenktag
- 05. Mai – Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
- 02. August – Internationaler Tag des Gedenkens an den Genozid an den Sinti und Roma
- 10. Dezember – Tag der Menschenrechte
Holocaust – Denkmal
Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas, auch Holocaust-Mahnmal genannt, wurde vom amerikanischen Architekt Peter Eisenman entworfen und zwischen den Jahren 2003 und 2005, auf einer 19.000 m² großen Fläche, in Berlin erbaut.
Ein weiteres Denkmal ist die internationale Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Dort wird nicht nur den Opfern des Holocaust gedacht, sondern auch große Arbeit geleistet, um die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuarbeiten.
Wenn Du mehr über die Aufarbeitung der NS-Verbrechen und dem Gedenken der Opfer erfahren möchtest, dann lies Dir die Erklärung Umgang mit dem Nationalsozialismus heute durch.
Holocaustleugnung
Unter dem Begriff Holocaustleugnung versteht man die Verharmlosung oder das Abstreiten des Völkermordes der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung. Die Holocaustleugnung ist hauptsächlich Bestandteil rechter Ideologien und wird bis heute als Propagandamittel eingesetzt.
In Deutschland und 17 weiteren Ländern steht die Leugnung des Holocaust unter Strafe, da es als eine Form von Verleumdung und Rassismus angesehen wird. Bekannte verurteilte Holocaustleugner sind unter anderem der französische Politiker Jean-Marie Le Pen oder die deutsche Zeitzeugin Ursula Haverbeck.
Auch wenn die Leugnung des Holocausts bereits mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Runde aufkam, ist wichtig festzuhalten, dass der Massenmord an der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten durch viele Quellen belegt ist. Fotografien, Dokumente sowie Zeitzeugenberichte von Überlebenden und Tätern sprechen gegen jeglichen Zweifel am Holocaust.
Holocaust - Das Wichtigste
Der Holocaust beschreibt die systematische Ermordung von Juden während des Zweiten Weltkrieges und markiert eines der historisch schlimmsten Ereignisse.
Die verfolgten Jüdinnen und Juden verstarben hauptsächlich in Ghettos oder Konzentrationslagern, aufgrund von Mangelernährung, Misshandlung, Zwangsarbeit oder aber Tötung. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Opfer des Holocaust und der Judenverfolgung auf über sechs Millionen Juden.
Neben der Jüdinnen und Juden wurden auch weitere Bevölkerungsgruppen von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet: Sinti und Roma, Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung, Homosexuelle, politische Gegner, Zeugen Jehovas, Schwarze und "Asoziale".
Nachweise
- ndr.de: Zwischen Grauen und Rettung: Holocaust-Überlebende im Porträt. (21.09.2022)
- bpb.de: Holocaust / Schoa. (21.09.2022)
- bpb.de: Holocaust und Erinnerung. (21.09.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Holocaust
Wie konnte es zum Holocaust kommen?
Dass es zum Holocaust kommen konnte, hat zahlreiche tiefgreifende Gründe. Mit Hitlers "Machtübernahme" wurde eine antisemitische Politik eingeführt und es entstand eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Mit der Zeit eskalierte die Ausgrenzung der Jüdinnen und Juden immer mehr.
Was bedeutet Holocaust?
Aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet Holocaust "vollständig verbrannt". Der Holocaust beschreibt die Massenermordung von ca. 6 Millionen Juden durch die Nationalsozialisten .
Wie viele Juden und Jüdinnen starben im Holocaust?
Im Allgemeinen wird die Zahl der ermordeten Jüdinnen und Juden während der Zeit des Nationalsozialismus auf über sechs Millionen geschätzt.
Was wussten die Deutschen vom Holocaust?
Das Verschwinden der Jüdinnen und Juden in Deutschland war nicht zu übersehen, die öffentlich sichtbaren Mordaktionen der Einsatzgruppen wurden über die informierten Soldaten auf Heimaturlaub schnell bekannt. Die Geschehnisse in den Konzentrationslagern unterlagen wohl der Geheimhaltung, aber auch dieses Wissen sickerte über Beteiligte und alliierte Radiosender zur deutschen Bevölkerung durch.
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