Reichstagsbrand

In der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 stand der Reichstag in Berlin in Flammen – ein zentrales Ereignis in der Geschichte des "Dritten Reichs", da es den Nationalsozialisten maßgeblich dabei half, die Weimarer Republik in eine Diktatur umzuwandeln. Was hat nun aber ein Brand mit der Errichtung eines totalitären Regimes zu tun?

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    Reichstagsbrand Reichstagsgebäude StudySmarterAbb. 1: Das brennende Reichstagsgebäude.

    Reichstagsbrand 1933 – Zusammenfassung

    Beim Reichstagsbrand, zu dem es vom 27. auf den 28. Februar 1933 kam, brannte die komplette Kuppel, verschiedene Flügel sowie der Sitzungssaal des Reichstagsgebäudes. Schnell ging die ermittelnde Polizei von Brandstiftung aus, da eine Reihe von Brandnestern gefunden wurden.

    Noch am Tatort wurde ein Verdächtiger namens Marinus van der Lubbe festgenommen, der schnell seine Schuld zugab. Er war ein niederländischer Arbeiter und politisch links orientiert. Bei weiteren Vernehmungen beharrte er stets darauf, dass er allein verantwortlich gewesen sei und es keine Mittäter gegeben hätte.

    Bereits zu der damaligen Zeit glaubten wenige an seine alleinige Schuld und auch heute noch streiten sich viele Historiker*innen über den tatsächlichen Vorgang der Geschehnisse.

    Reichstagsbrand Täter – Marinus van der Lubbe

    Da van der Lubbe 1925/26 Mitglied der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei Hollands und später der Gruppe internationaler Kommunisten gewesen war, liefen die polizeilichen Ermittlungen bezüglich des Reichstagsbrands nicht nur gegen van der Lubbe, sondern auch seine angeblichen Anstifter: den Fraktionsvorsitzenden der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) Ernst Torgler, den bulgarischen Vertreter der Kommunistischen Internationalen Georgi Dimitroff sowie seine Mitarbeiter Blagoi Popow und Wassil Tanew.

    Am 21. September 1933 begann schließlich der Prozess gegen die fünf Angeklagten, der große, auch internationale, Aufmerksamkeit der Presse auf sich zog.

    Das Urteil wurde am 23. Dezember 1933 verkündet. Die These der kommunistischen Verschwörung wurde vom Gericht zwar aufrechterhalten, die angeblichen kommunistischen Anstifter wurden allerdings wegen unzureichender Beweislast freigesprochen. Van der Lubbe wurde hingegen des Hochverrats für schuldig befunden und zum Tode verurteilt.

    Noch immer ist nicht gänzlich geklärt, wer tatsächlich daran beteiligt, war, den Reichstag in Brand zu setzen. Im Jahre 2019 wurde jedoch im Nachlass von Fritz Tobias, einem niedersächsischen Verfassungsschutzbeamten, eine eidesstattliche Erklärung des SA-Mannes Martin Lennings gefunden. In dieser erklärte er, dass er angeblich van der Lubbe zum Reichstag gefahren haben soll und das Gebäude bereits gebrannt habe, als er van der Lubbe dort abgeliefert hätte. Historiker*innen sind sich jedoch über die Glaubwürdigkeit der Aussagen des SA-Mannes uneinig.

    Reichstagsbrand – Folgen

    Die Brandstiftung im Reichstag wurde von der NSDAP als kommunistischer Angriff, der eine Revolution herbeiführen wollte, dargestellt. Dieses Narrativ wurde von den Nationalsozialisten genutzt, um nun noch härter gegen Linksparteien, insbesondere Kommunisten, vorzugehen.

    Daher wurde bereits am 28. Februar 1933 die "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat", auch "Reichstagsbrandverordnung" genannt, erlassen.

    Die Reichstagsbrandverordnung diente angeblich zum Schutz vor staatsgefährdenden kommunistischen Gewaltakten. Mit ihr wurden so gut wie alle Grundrechte außer Kraft gesetzt. Das Recht auf freie Meinungsäußerung, persönliche Freiheit, das Brief- und Post- sowie Fernsprecher- und Telegraphengeheimnis, als auch die Vereins- und Versammlungsfreiheit wurden weitestgehend abgeschafft, genauer gesagt stark eingeschränkt.

    Des Weiteren wurden die legalen Möglichkeiten zu Hausdurchsuchungen sowie Beschlagnahmungen persönlichen Eigentums ausgeweitet. Zudem konnten KPD Mitglieder und Funktionäre nun sehr leicht legal verhaftet werden. So wurden in Preußen allein bis Mitte Mai 1933 mehr als 10.000 politische Gegner festgenommen.

    Angeblich hatte Marinus van der Lubbe auch Verbindungen zur SPD und den Sozialdemokraten zugegeben. Angesichts dessen geriet auch die SPD in den Fokus der Behörden und Wahlplakate sowie die sozialdemokratische Presse wurde für 14 Tage verboten.

    Nur wenige Tage später, am 5. März 1933, fand unter diesen neuen Regularien die Reichstagswahl statt. Die politische Opposition wurde von den Nationalsozialisten systematisch sowie gewaltvoll unterdrückt – die NSDAP gewann 43,9 % der Stimmen.

    Kurz nach dem Erlass der "Reichstagsbrandverordnung" wurde das "Ermächtigungsgesetz" erlassen, welches als letzter Schritt gilt, den die Nationalsozialisten machen mussten, um den Weg in die totalitäre Diktatur zu ebnen. Lies Dir gerne auch die Erklärung zum "Ermächtigungsgesetz" durch, wenn Du mehr darüber erfahren willst.

    Reichstagsbrand Polizisten Reichstag 1933 StudySmarterAbb. 2: Polizisten im abgebrannten Reichstagsgebäude.

    Reichstagsbrand – Theorien

    Die ungeklärten Umstände, rund um den Reichstagsbrand, sorgten dafür, dass sich zahlreiche Theorien entwickelten, wie es zu dem Feuer kommen konnte und wer tatsächlich, mit welcher Intention, dahinter steckte. Die beiden populärsten Theorien sind die folgenden:

    1. Die eine Theorie besagt, dass die NSDAP selbst in den Reichstagsbrand involviert war. Angeblich sollen diese den Brand gelegt haben, um die kommenden politischen Aktionen gegen die Kommunisten zu legitimieren. Unabhängig davon, ob dies stimmt, wussten sie den Reichstagsbrand für ihre Zwecke zu nutzen.
    2. Die andere Theorie besagt, dass Marinus van der Lubbe tatsächlich allein arbeitete und es sich um keine politische Aktion handelte. So wäre eines der wichtigsten Ereignisse für die Machtübernahme der Nazis auf einen Zufall zurückzuführen.

    Bis heute sind sich Historiker*innen nicht darüber einig, was genau in dieser Nacht geschah. Es gibt starke Zweifel an der Alleintäterschaft van der Lubbes, da dieser schwer sehbehindert war und das Gebäude nicht allein in diesem Ausmaß hätte entzünden können. Es konnten jedoch weder sein Kontakt zu der KPD noch zu den Nationalsozialisten jemals nachgewiesen werden.

    Reichstagsbrand – Das Wichtigste

    • Am 27. Februar 1933 ging der Reichstag in Flammen auf. Der Reichstagsbrand war eines der wichtigsten Ereignisse in Bezug auf die Etablierung des NS-Regimes.
    • Noch am Tatort wurde ein Verdächtiger festgenommen: der niederländische Kommunist Marinus van der Lubbe. Die NSDAP schaffte es schnell, die Schuld der Kommunistischen Partei in die Schuhe zu schieben.
    • Bereits am nächsten Tag wurde die "Reichstagsbrandverordnung" in Kraft gesetzt, die den Ausnahmezustand im Reich ausrief und den Nationalsozialisten die Befugnis gab, ihre politischen Gegner ohne Grund zu verfolgen.
    • Bis heute ist nicht eindeutig geklärt worden können, wie es tatsächlich zum Brand des Reichstags kommen konnte. Van der Lubbe behauptete immer allein gearbeitet zu haben, was jedoch unwahrscheinlich ist.
    • So bildeten sich zwei Haupttheorien: Entweder haben ihn die Kommunisten wirklich bei der Brandstiftung unterstützt, daran gibt es allerdings viele Zweifel. Auch könnte van der Lubbe von der NSDAP beauftragt worden sein, um deren Weg für die politischen Veränderungen des nächsten Tages zu ebnen.

    Nachweise

    1. Abb. 1: Reichstagsbrand (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/20/Reichstagsbrand.jpg) by Deutsches Bundesarchiv, Unbekannt (https://www.bundesarchiv.de/DE/Navigation/Finden/Bilder/bilder.html) licensed under CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en).
    2. Abb. 2: Bundesarchiv Bild 102-14367, Berlin, Reichstag, ausgebrannte Loge (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a1/Bundesarchiv_Bild_102-14367%2C_Berlin%2C_Reichstag%2C_ausgebrannte_Loge.jpg) by Deutsches Bundesarchiv, Unbekannt (https://www.bundesarchiv.de/DE/Navigation/Finden/Bilder/bilder.html) licensed under CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en).
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Reichstagsbrand

    Was passierte nach dem Reichstagsbrand?

    Nach dem Reichstagsbrand kam es zu Festnahme von tausenden Menschen durch die Sturmabteilung der NSDAP. Dazu gehörten vor allem politische Gegner der NSDAP, wie Kommunisten, KPD-Anhänger, Sozialdemokraten und Linke. Außerdem ließ Hitler am Tag nach dem Reichstagsbrand die "Reichstagsbrandverordnung" durchsetzen, die die Nazis unter anderem dazu befugte, politische Gegner grundlos zu verfolgen.

    Wer hat 1933 den Reichstag angezündet?

    Der niederländische Kommunist Marinus van der Lubbe wurde am Tatort festgenommen und gestand seine Tat. Allerdings ist umstritten, ob er als Alleintäter handelte, beziehungsweise, ob er überhaupt an der Brandstiftung beteiligt gewesen war.

    Wie nutzten die Nationalsozialisten 1933 den Reichstagsbrand aus?

    Die Nationalsozialisten nutzten den Reichstagsbrand 1933, um ihr Narrativ einer von den Kommunisten ausgehenden Bedrohung zu untermauern und den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg von der Notwendigkeit der "Reichstagsbrandverordnung" zu überzeugen. So konnten sie ihre politischen Gegner verfolgen und ihren Einfluss stärken.

    Welche Grundrechte wurden 1933 außer Kraft gesetzt?

    Die Grundrechte die durch die "Reichstagsbrandverordnung" außer Kraft gesetzt wurden, waren die Versammlungs-, Meinungs-, und Pressefreiheit sowie die Unverletzlichkeit der Wohnung und das Post- und Fernmeldegeheimnis. Somit konnten die Nazis noch mehr Kontrolle erlangen.

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