Die Schlacht von Stalingrad ist eine der bekanntesten Auseinandersetzungen während des Zweiten Weltkrieges und dauerte vom 17. Juli 1942 bis zum 02. Februar 1943. Gegenüber standen sich die deutsche Wehrmacht und das sowjetische Militär. Sie wird auch als psychologischer Wendepunkt des Krieges beschrieben, welcher das Ende der deutschen militärischen Dominanz markierte.
Schlacht von Stalingrad – Strategischer Hintergrund
Mit dem Plan, die Sowjetunion als militärischen Gegner auszuschalten und daraufhin zu erobern, galt Stalingrad als bedeutender Angriffspunkt. Mit der Wasserstraße über die Wolga wurde die Sowjetunion nämlich mit US-amerikanischen Rüstungsgütern versorgt. Zudem hätte die Eroberung der Stadt aufgrund ihres Namens eine Machtdemonstration gegenüber der Sowjetunion und ihrem Ministerpräsidenten Josef Stalin bedeutet.
Neben Stalingrad war jedoch auch der Kaukasus mit den sowjetischen Ölfeldern in den Fokus von Hitlers Plänen gerückt. Da das Deutsche Reich fälschlicherweise davon ausgegangen war, dass die Sowjetunion ihre Reserven nach dem ersten Kriegswinter aufgebraucht haben und daher geschwächt sein würde, befahl Hitler zwei parallele Operationen. Der Angriff auf Stalingrad sowie der auf den Kaukasus sollten nun in der Sommeroffensive 1942 gleichzeitig, statt nacheinander ausgeführt werden – die Ostfront wurde so massiv überdehnt. In der inzwischen über 2.000 km lange Front kam es so, aufgrund der Zersplitterung der deutschen Offensivkräfte, zur Bildung leicht verwundbarer Lücken.
Schlacht um Stalingrad – Verlauf
Die Schlacht um Stalingrad lässt sich in drei Phasen gliedern. Die Angriffsphase, also die Offensive der deutschen Wehrmacht. Das Einkesseln durch die Rote Armee, wobei die sowjetischen Truppen die deutschen Soldaten in Stalingrad eingepfercht haben. Und letzten Endes die sowjetische Offensive, in Form der Eroberung des Kessels bis hin zur Kapitulation der deutschen Soldaten, um die deutsche Wehrmacht innerhalb Stalingrad zu einer Niederlage zu zwingen.
Schlacht um Stalingrad – Erste Phase
Am 17. Juli 1942 rückte die deutsche 6. Armee und 4. Panzerarmee, samt rumänischen Verbündeten, in Richtung Stalingrad vor. Zunächst erfolgte der deutsche Angriff durch die Luftwaffe. Da die Stadt nicht evakuiert wurde, wurden dabei schätzungsweise 10.000 Zivilisten und Zivilistinnen getötet. Es wurden um die eine Million Bomben abgeworfen.
Im August 1942 wurde jedoch erkannt, dass der deutsche Angriff keine Rücksicht auf verbliebene Zivilisten und Zivilistinnen nimmt und die Stadt wurde zu Teilen evakuiert.
Am 23. August 1942 drang die deutsche Vorhut, also vorausgehende Bodentruppen, bis an die Wolga vor. Daraufhin wurde der Belagerungszustand der Stadt ausgerufen. Dies bedeutete, dass die Verantwortung über die Stadt an die militärischen Einheiten vor Ort übertragen und somit keine Rücksicht auf hinterbliebene Zivilisten genommen wurde.Bis zum 12. November 1942 eroberte die 6. Armee die Stadt fast vollständig.
Hitler feierte den Sieg über Stalingrad schon am 08. November 1942 im Zuge seiner Löwenbräu-Rede in München. In dieser Rede, welche auch als Stalingrad Rede bezeichnet wird, hob Hitler die strategische Relevanz Stalingrads hervor und beschrieb die Stadt als gigantischen Umschlagplatz, der nun dem Deutschen Reich gehören sollte.
Schlacht um Stalingrad – Zweite Phase
Im Zuge der Operation "Uranus" kesselten die teilweise neuen, zur Verstärkung angerückten Truppen der Roten Armee die 6. Armee in der Stadt ein. Das Unternehmen geschah innerhalb von fünf Tagen, vom 19. bis zum 24. November 1942. Dabei war den sowjetischen Soldaten das schlechte Wetter von Vorteil, da der deutschen Luftwaffe ein Eingreifen so nicht möglich war.
Die Operation Uranus kennzeichnet den Beginn der Gegenoffensive der Roten Armee. Plan war es, die deutsche Wehrmacht in Stalingrad einzuschließen. Dieses Manöver ist als die Einkesselung der deutschen Truppen bekannt und erfolgte mit einer Bewegung der Roten Armee, die der Bewegung einer Zange ähnelt.
Als sich das Wetter gebessert hatte, befand sich die deutsche Luftwaffe zum ersten Mal in dieser Schlacht in der Defensive. Die rumänischen Verbündeten Deutschlands, welche am Rande Stalingrads zur Flankensicherung dienen sollten, erlagen der sowjetischen Offensive. Letztlich gelang das Einkesseln durch die Zangenbewegung der Roten Armee.
Schlacht um Stalingrad – Dritte Phase
Nachdem die Rote Armee sie in Stalingrad einkesselt hatte, war die 6. Armee abgeschnitten. Andere deutsche Truppen sollten der 6. Armee zu Hilfe kommen. Die sogenannte "Operation Wintergewitter" vom 12. bis 23. Dezember 1942, welche als Entlastungsangriff die Sperre der Roten Armee sprengen sollte, scheiterte jedoch am Widerstand der sowjetischen Truppen.
Eine Kapitulation und das Abziehen der Truppen schloss Hitler von Beginn der Einkesselung aus. Stattdessen sollte die 6. Armee nach der gescheiterten "Operation Wintergewitter", über eine Luftbrücke versorgt werden. Da die größeren Flugplätze der Stadt sowjetisch besetzt worden waren, blieb lediglich der Flugplatz Gumrak, um die Verpflegung zu bewerkstelligen. Auch der Abtransport der Verwundeten musste über die Luft erfolgen.
Das Ausharren der deutschen Soldaten wurde aber nicht nur durch die niedrigen Versorgungsrationen erschwert, besonders die Minusgrade machten ihnen zu schaffen. Denn die Eroberung Stalingrads war als Blitzkrieg, also eine schnelle Überfallaktion und somit nur bis Ende des Spätsommers 1942 geplant gewesen.
Zusätzlich wurde die 6. Armee sowjetischer Propaganda ausgesetzt. Diese wurde vornehmlich über Lautsprecher ausgespielt und sollte die deutschen Truppen demoralisieren und zur Kapitulation zwingen.
Über die Lautsprecher wurden Sätze, wie: "Alle sieben Sekunden stirbt ein deutscher Soldat. Stalingrad, Massengrab“ oder aber monotones Ticken einer Uhr sowie die sogenannte tödliche Tangomusik gespielt. Bei dieser "tödlichen Tangomusik" handelt es sich tatsächlich um das Stück Tango de la muerte ("Tango des Todes"), von Carlos Gardel. Die sowjetischen Strategen waren überzeugt, dass das 1928 komponierte Stück ein unheimliches Gefühl vermittelte und nutzten es, um die deutschen Soldaten psychisch zu manipulieren, die Hoffnung aufzugeben.
Am 10. Januar 1943 wurde dann von sowjetischer Seite die "Operation Kolzo" gestartet. Dabei wurde der, um die 6. Armee gebildete, Kessel weiter zusammengezogen und in drei Teile geteilt: in den Nord-, Süd-, und Mittelkessel. Zudem wurden die übrigen Flugplätze, also auch Gumrak besetzt.
Zwar hatte die Versorgung der deutschen Soldaten nur bedingt funktioniert, dennoch wurde damit das Anhalten des Widerstands und der Kämpfe der 6. Armee ermöglicht. Viele deutsche Soldaten versuchten sich an die letzten Flugmaschinen zu hängen, um so Stalingrad zu entkommen.
Bis zum 03. Februar 1943 stellten die voneinander isolierten Teile der 6. Armee und Oberbefehlshaber Friedrich Paulus ihre Kampfhandlungen ein. Paulus wurde zuvor am 30. Januar 1943 zum Generalfeldmarschall befördert, in der Hoffnung, er würde so motiviert werden, die 6. Armee in ihrer Defensive anzutreiben. Eine offizielle Kapitulation gab es nie.
Im Deutschen Reich wurde der lange Widerstand der 6. Armee als Heldentat propagiert und damit versucht, jegliche Verantwortung für den Tod der deutschen Soldaten von sich zu weisen.
Die Verluste der Schlacht um Stalingrad
Mit ihrer langen Dauer und der grausamen Kriegsführung gilt die Schlacht von Stalingrad als eine der erbittertsten Schlachten des Zweiten Weltkrieg. Aber auch die Tatsache, dass es die Schlacht mit den höchsten Opferzahlen während des gesamten Krieges war, trägt dazu bei.
Auf deutscher Seite
- ca. 160.000 Soldaten der deutschen Wehrmacht innerhalb des Kessels
- ca. 90.000 begaben sich in Kriegsgefangenschaft, wobei bis Mitte der 50er-Jahre nur ca. 6000 wiederkehrten
- ca. 300.000 Soldaten der rumänischen und italienischen Verbündeten um den Kessel herum
Auf sowjetischer Seite
ca. 320.000 Soldaten der Roten Armee,
und ca. 160.000 Zivilisten und Zivilistinnen kamen, vorwiegend bei der Bombardierung durch die deutsche Luftwaffe, ums Leben.
Insgesamt starben über eine Million Menschen.
Bedeutung für weiteren Kriegsverlauf
Die Schlacht um Stalingrad wird als psychologische Wende des Zweiten Weltkrieges betrachtet. Zum einen markierte sie das Ende der militärischen Blitzkriegstrategie der Deutschen. Zum anderen wurde sowohl innenpolitisch als auch außenpolitisch das Vertrauen darauf verloren, dass das deutsche Regime und Militär den Krieg für sich entscheiden würde.
Falls Du näheres zu der Blitzkriegsstrategie wissen willst, kannst Du Dir die Erklärung zum Blitzkrieg anschauen.
Innenpolitisch wurde die Schlacht als Anlass einer wachsenden Opposition gegen das Naziregime gesehen. Aber auch unter den deutschen Bürgerinnen und Bürger wuchs der Zweifel an einem Sieg. Die Propaganda, durch welche sie von der Schlacht und ihrem Verlauf informiert wurden, hat Teile des Volkes nicht überzeugt.
Außenpolitisch entwickelte sich unter den Staaten, die dem Deutschen Reich gegenüber neutral oder verbündet eingestellt waren, ein Verständnis vom deutschen Scheitern.
Das Erobern und Schwächen der Sowjetunion rückte außerdem außerhalb des Bereichs der Möglichkeit, da weder das Blocken des Wasserweges Wolga gelungen war, noch das Vordringen bis zu den Ölfeldern im Kaukasus ermöglicht wurde.
Schlacht um Stalingrad – Das Wichtigste
- Die Schlacht von Stalingrad dauerte vom 17. Juli 1942 bis zum 02. Februar 1943.
- Durch eine Fehlkalkulation wurde die deutsche Wehrmacht an der Ostfront im Vorhinein überdehnt. Die Deutsche Offensive erfolgte zunächst hauptsächlich durch die Luftwaffe, dann durch die 6. Armee am Boden.
- Es folgte die Gegenoffensive der Roten Armee durch die Einkesselung der 6. Armee in Stalingrad.
- Die Demoralisierung und Isolierung durch die Rote Armee zwangen die 6. Armee unter Oberbefehlshaber Friedrich Paulus zum Einstellen der Kampfhandlungen.
- Die Schlacht um Stalingrad wird im Nachhinein als psychologische Wende des Zweiten Weltkrieges betrachtet, da ab diesem Zeitpunkt der deutsche Offensivkrieg zu einem Defensivkrieg wird.
Nachweise
- dhm.de: LeMO Der Zweite Weltkrieg: Schlacht um Stalingrad. (23.08.2022)
- bpb.de: Stalingrad: Gemeinsame Erfahrung, getrenntes Erinnern? (23.08.2022)
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