Erklärung der Menschen und Bürgerrechte

Im Zuge der Französischen Revolution verlangten die Bürger und Bürgerinnen mehr Mitspracherecht in der Politik und Gesellschaft. Vor allem der Aspekt der Gleichheit wurde vom Volk gefordert. Diese Forderung verdeutlichten die Menschen in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte.

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    Erklärung der Menschen und Bürgerrechte – Ausgangslage

    Wie kam es dazu, dass sich die französischen Bürger und Bürgerinnen so sehr gegen die Gesellschaftsform auflehnten?

    Der derzeitige König, Ludwig der XVI., herrschte seit 1774. Während seiner Herrschaft geriet Frankreich in eine finanzielle und soziale Krise.

    Mehr zu den Hintergründen der Französischen Revolution findest Du in der gleichnamigen Erklärung.

    Die Situation spitzte sich zu, nachdem Frankreich im Winter vor 1789 eine Missernte erlebt hatte. Zusätzlich wurden die Bürger und Bürgerinnen des dritten Standes immer mehr besteuert, während der Adel und Klerus kaum Steuern zahlte. Dadurch verbreitete sich das Gefühl der Ungleichheit unter dem Volk.

    Die Bevölkerung lehnte sich zunehmend gegen den König auf, dem sie die Missstände zuschrieben. Dem Druck konnte der König nicht standhalten, weshalb es zur Französischen Revolution kam.

    Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte – Hintergründe

    Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte ist im Zusammenhang mit der Französischen Revolution zu verstehen. Die Menschen lehnten sich gegen die absolutistische Herrschaft der Monarchie auf. Durch die Herrschaft des Königs hatte das Volk kein Mitspracherecht und auch im Allgemeinen wenig Rechte. Gegen diesen Zustand wehrten sich die Bürger und Bürgerinnen. Zunächst schlossen sie sich am 17. Juni 1789 in der Nationalversammlung zusammen. Die Bewegung radikalisierte sich immer mehr. Am 04. August 1789 wurde das Feudalsystem durch die Nationalversammlung abgeschafft.

    Das Feudalsystem war die gesellschaftliche Ordnung des Mittelalters, die die Menschen in drei Stände einteilte. Der dritte Stand, dem die Bürger und Bürgerinnen angehörten, war von den höheren Ständen, den Geistlichen und Adeligen, abhängig.

    Durch die Abschaffung verloren die Adeligen und Geistlichen viele ihrer Privilegien in der Gesellschaft. Es gab keine Feudalabgaben und Leibeigenschaft mehr. Somit verloren Klerus und Adel auch ihren Einfluss auf den dritten Stand.

    Am 26. August 1789 wurde dann die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Déclaration des Droits de l'Homme et du Citoyen) von der Nationalversammlung verabschiedet. Diese garantierte dem Volk unveräußerliche Rechte.

    Unveräußerlich bedeutet unverkäuflich. In diesem Zusammenhang meint es, dass die Rechte jeder Person zustehen und ihr nicht genommen werden können.

    Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte – Zusammenfassung

    Der Gedanke der Französischen Revolution war von der Aufklärung geleitet. So auch die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Die Schriften von Philosophen und Denkern der Zeder Zeit, wie Montesquieu und Rousseau, wurden als Inspiration genutzt.

    Zudem orientierte sich die Erklärung aber auch an der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der Bill of Rights. Das lag vor allem am Marquis de la Fayette. Denn 1778 kämpfte Frankreich mit Amerika im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien. Der französische General La Fayette kämpfte mit und verteidigte dabei die Freiheit der Menschen. Bei seiner Rückkehr in seine Heimat wurde er als großer Held gefeiert. Während der Aufstände im Jahr 1789 kämpfte er als Verfechter der Menschenrechte für das einfache Volk. De la Fayette wurde Mitglied der Generalstände und hatte damit einen großen Einfluss auf die Nationalversammlung.

    Für de la Fayette war die Freiheit aller Menschen vor Gesetz selbstverständlich und unentbehrlich. Daher wollte er das in der französischen Gesellschaft verankern.

    Schließlich reichten er und weitere Abgeordnete Vorschläge bei der Nationalversammlung ein. Diese wählte zwischen dem 20. und 26. August 1789 Artikel aus den Vorschlägen aus, die in die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte aufgenommen wurden.

    Ratifiziert (anerkannt) wurde die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte allerdings erst am 05. Oktober 1789 von Ludwig XVI.

    Erklärung der Menschen und Bürgerrechte Gemälde der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von Jean-Jaques Francois Le Barbie um 1789 StudySmarterAbbildung 1: Gemälde der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von Jean-Jaques Francois Le Barbier um 1789

    Das Gemälde stellt die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (Déclaration des droits de l'homme et du citoyen) auf zwei Tafeln dar. Unter dem Titel steht geschrieben, dass die Erklärung durch die Nationalversammlung vom 20. bis 26. August 1789 geäußert und vom König anerkannt wurde.

    Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte 1789 – Analyse

    Letztlich wurde die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, auf Französisch Déclaration des droits de l'homme et du citoyen, in einer Präambel und 17 Artikeln festgeschrieben.

    In der Präambel äußerte die Nationalversammlung:

    [...] dass die Unkenntnis, das Vergessen oder die Verachtung der Menschenrechte die einzigen Ursachen des öffentlichen Unglücks und der Verderbtheit der Regierungen sind [...].2

    Somit waren die Vertreter der Nationalversammlung der Auffassung, dass die Missachtung der Menschenrechte der Grund für die Notlage der Nation sei.

    Zudem definierte die Erklärung die darin enthaltenen Rechte als "natürlich, unveräußerlich und heilig".

    Grundsätzlich sollten die Rechte der Erklärung das Volk vor Unterdrückung schützen.

    Die wichtigsten Rechte der 17 Artikel waren das Recht auf Sicherheit, Freiheit, Eigentum und auf Widerstand gegen Unterdrückung. In der Erklärung wurden alle Menschen als frei und gleich betrachtet. Politische Mitsprache und Meinungsbildung waren die Pfeiler der Erklärung.

    Auch legte die Erklärung die Gewaltenteilung der Regierung fest. Das bedeutet, Institutionen der Regierung wurden verschiedene Gewaltenfunktionen zugeteilt.

    Die 17 Artikel waren:

    "1. Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten. Soziale Unterschiede dürfen nur im gemeinen Nutzen begründet sein.

    2. Das Ziel jeder politischen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unveräußerlichen Menschenrechte. Diese Rechte sind Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung.

    3. Der Ursprung jeder Souveränität ruht letztlich in der Nation. Keine Körperschaften, kein Individuum können eine Gewalt ausüben, die nicht ausdrücklich von ihr ausgeht.

    4. Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet. So hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen nur die Grenzen, die den anderen Gliedern der Gesellschaft den Genuss der gleichen Rechte sichern. Diese Grenzen können allein durch Gesetz festgelegt werden.

    5. Nur das Gesetz hat das Recht, Handlungen, die der Gesellschaft schädlich sind, zu verbieten. Alles, was nicht durch Gesetz verboten ist, kann nicht verhindert werden, und niemand kann gezwungen werden zu tun, was es nicht befiehlt.

    6. Das Gesetz ist der Ausdruck des allgemeinen Willens. Alle Bürger haben das Recht, persönlich oder durch ihre Vertreter an seiner Formung mitzuwirken. Es soll für alle gleich sein, mag es beschützen, mag es bestrafen. Da alle Bürger in seinen Augen gleich sind, sind sie gleicherweise zu allen Würden, Stellungen und Beamtungen nach ihrer Fähigkeit zugelassen ohne einen anderen Unterschied als den ihrer Tugenden und ihrer Talente.

    7. Jeder Mensch kann nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen und in den Formen, die es vorschreibt, angeklagt, verhaftet und gefangengehalten werden. Diejenigen, die willkürliche Befehle betreiben, ausfertigen, ausführen oder ausführen lassen, sollen bestraft werden. Doch jeder Bürger, der auf Grund des Gesetzes vorgeladen oder ergriffen wird, muss sofort gehorchen. Er macht sich durch Widerstand strafbar.

    8. Das Gesetz soll nur solche Strafen festsetzen, die offensichtlich unbedingt notwendig sind. Und niemand kann auf Grund eines Gesetzes bestraft werden, das nicht vor Begehung der Tat erlassen, verkündet und rechtmäßig angewandt worden ist.

    9. Da jeder Mensch so lange für unschuldig gehalten wird, bis er für schuldig erklärt worden ist, soll, wenn seine Verhaftung für unumgänglich erachtet wird, jede Härte, die nicht notwendig ist, um sich seiner Person zu versichern, durch Gesetz streng vermieden sein.

    10. Niemand soll wegen seiner Meinungen, selbst religiöser Art, beunruhigt werden, solange ihre Äußerung nicht die durch das Gesetz festgelegte öffentliche Ordnung stört.

    11. Die freie Mitteilung der Gedanken und Meinungen ist eines der kostbarsten Menschenrechte. Jeder Bürger kann also frei schreiben, reden und drucken unter Vorbehalt der Verantwortlichkeit für den Missbrauch dieser Freiheit in den durch das Gesetz bestimmten Fällen.

    12. Die Sicherung der Menschen und Bürgerrechte erfordert eine Streitmacht. Diese Macht ist also zum Vorteil aller eingesetzt und nicht für den besonderen Nutzen derer, denen sie anvertraut ist.

    13. Für den Unterhalt der Streitmacht und für die Kosten der Verwaltung ist eine allgemeine Abgabe unumgänglich. Sie muss gleichmäßig auf alle Bürger unter Berücksichtigung ihrer Vermögensumstände verteilt werden.

    14. Alle Bürger haben das Recht, selbst oder durch ihre Abgeordneten die Notwendigkeit der öffentlichen Abgabe festzustellen, sie frei zu bewilligen, ihre Verwendung zu überprüfen und ihre Höhe, ihre Veranlagung, ihre Eintreibung und Dauer zu bestimmen.

    15. Die Gesellschaft hat das Recht, von jedem öffentlichen Beamten Rechenschaft über seine Verwaltung zu fordern.

    16. Eine Gesellschaft, in der die Verbürgung der Rechte nicht gesichert und die Gewaltenteilung nicht festgelegt ist, hat keine Verfassung.

    17. Da das Eigentum ein unverletzliches und heiliges Recht ist, kann es niemandem genommen werden, wenn es nicht die gesetzlich festgelegte, öffentliche Notwendigkeit augenscheinlich erfordert und unter der Bedingung einer gerechten und vorherigen Entschädigung."2

    Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte – Folgen

    Durch die Verabschiedung der natürlichen Rechte kehrte Frankreich dem Absolutismus den Rücken zu. Stattdessen ebnete die Erklärung den Weg zur konstitutionellen Monarchie. Die Erklärung war dazu gedacht, die Prinzipien der Revolution festzulegen, um so ein stabiles System zu schaffen. Denn sie erinnerte die Menschen an ihre Rechte und Pflichten.

    Die Prinzipien der Erklärung wurden für die Verfassung von 1791 genutzt und sie bildete die Präambel der neuen Verfassung. Allerdings ist zu beachten, dass die Erklärung nicht die einzige blieb. Weitere Erklärungen wurden 1793 und 1795 formuliert. Das Besondere an der Erklärung von 1789 war jedoch, dass sie Einfluss auf die Nachwelt nahm.

    Vielleicht fällt Dir an der Formulierung der Rechte etwas auf? Der französische Titel bezieht sich auf die Rechte des Mannes (homme). Das ist kein Zufall, denn die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte bezog sich nur auf (freie) Männer. Frauen wurden ignoriert.

    Deshalb verfasste Olympe de Gouges am 5. September 1791 die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin (Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne). De Gouges setzte sich für die Gleichstellung der Frau auf der politischen, sozialen und rechtlichen Ebene ein.

    Die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin wurde später in Europa als Grundlage für die Einführung des Frauenwahlrechts verwendet.

    Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte – Bedeutung

    Die französischen Verfassungen der Moderne (die letzte ist von 1958) orientierten sich an der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte.

    Auch andere europäische Länder nahmen sich später die Erklärung von Frankreich zum Vorbild für ihre Verfassungen. Damit wurden auch die Demokratiegründungen in Europa angetrieben.

    Seit 2003 ist die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte ein Weltdokumentenerbe.

    Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

    Auch die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948 geht auf die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 zurück.

    Wenn heute von "allen Menschen" die Rede ist, sind in der Theorie auch alle Menschen gemeint. Das heißt, die Menschenrechte beziehen sich auf alle Geschlechter.

    Erklärung der Menschen und Bürgerrechte – Das Wichtigste

    • Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte wurde am 26. August 1789 von der französischen Nationalversammlung veröffentlicht.
    • In ihr sind unveräußerliche Rechte der Menschen festgehalten, wie Freiheit, Sicherheit und das Recht auf Eigentum.
    • Damit sollte die Unterdrückung des Volkes enden.
    • Die Erklärung wurde als Vorlage für die Verfassung von 1791 und demokratische Verfassungen des 19. und 20. Jahrhunderts genutzt.

    Nachweise

    1. Elysee.fr: Die Menschen- und Bürgerrechtserklärung. (13.07.2022)
    2. Conseil-constitutionnel.fr: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789. (13.07.2022)
    3. Abbildung 1: Gemälde der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von Jean-Jaques Francois Le Barbie um 1789 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Declaration_of_the_Rights_of_Man_and_of_the_Citizen_in_1789.jpg) – Public Domain
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Erklärung der Menschen und Bürgerrechte

    Welche Bedeutung hat die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte heute noch?

    Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 legte den Grundstein für eine freie und gleiche Gesellschaft und diente als Inspiration für die allgemeinen Menschenrechte von 1948. 

    Was beinhalten die Menschen- und Bürgerrechte?

    Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte beinhaltete eine Reihe von Rechten für die Menschen und Gesellschaft. Dazu gehörten das Recht auf Freiheit, Sicherheit und Eigentum oder das Recht sich gegen Unterdrückung zu wehren. Allerdings galt die Erklärung damals nur für Männer. 

    Wann wurden die Menschen- und Bürgerrechte erklärt?

    Die Menschen- und Bürgerrechte wurden im Zuge der Französischen Revolution am 26. August 1789 erklärt. 

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