Hintergründe zur Französischen Verfassung von 1791
Vor der Französischen Revolution war Frankreich eine absolutistische Monarchie. Das bedeutet, der König hatte die alleinige Macht. Seit 1774 war das Ludwig XVI.
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Die Bevölkerung hatte also kaum Rechte. Das lag daran, dass die Gesellschaft in drei Stände eingeteilt war:
1. Stand: Klerus (Geistliche)
2. Stand: Adel
3. Stand: Volk (Handwerkende, Bauern und Bäuerinnen, Bürger und Bürgerinnen)
Während der Großteil der Bevölkerung dem Dritten Stand angehörte, hatte dieser die wenigsten Rechte und kaum politische Mitbestimmung. Die Menschen des Dritten Standes mussten Abgaben und Steuern zahlen, um die ersten beiden Stände zu finanzieren. Zudem wurde das Volk durch Hungersnöte belastet. Somit litt die Bevölkerung an schlechten Lebensbedingungen und Unterdrückung.
Durch die Französische Revolution sollte sich die Lage ändern. Auch eine Verfassung spielte dabei eine Rolle.
Der Weg zur Verfassung
Der Weg zur Verfassung orientierte sich am Verlauf der Französischen Revolution. Deshalb findest Du hier noch einmal die wichtigsten Ereignisse:
Am 05. Mai 1789 berief der König die Generalstände, um seine finanziellen Probleme zu lösen.
Am 17. Juni 1789 ernannte sich der Dritte Stand zur Nationalversammlung. Als Gemeinwohl wollten sie über das Schicksal Frankreichs bestimmen.
Am 20. Juni 1789 kam es in Versailles zum Ballhausschwur.
Am 14. Juli 1789 stürmte das Volk das Pariser Gefängnis, die Bastille.
Am 26. August 1789 verabschiedete die verfassunggebende Nationalversammlung die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte.
Ab Oktober 1789 galten für alle Bürger die Menschen- und Bürgerrechte.
Am 20. Juni 1791 versuchte der König vergeblich zu fliehen und wurde gefangen genommen.
Am 03. September 1791 erhielten die Menschen eine neue Verfassung.
Französische Verfassung 1791 Zusammenfassung
Noch einmal zur Erinnerung: Was ist eigentlich eine Verfassung?
Eine Verfassung organisiert die Regierung eines Staates, indem sie festlegt, wer wählen darf, wer sich zur Wahl aufstellen lassen darf und wie die Gewalt im Staat aufgeteilt ist.
Grundsätzlich wird zwischen dem passiven Wahlrecht, dem Recht sich für eine Wahl aufzustellen, und dem aktiven Wahlrecht, dem Recht zu wählen, unterschieden.
Bevor die Verfassung 1791 durchgesetzt wurde, haben die Vertreter der Nationalversammlung darüber diskutiert, ob Frankreich weiterhin eine Monarchie bleiben oder zu einer Republik werden sollte.
Letztlich wollte die Mehrheit der Vertreter den König behalten. So wurde sich auf eine konstitutionelle Monarchie geeinigt.
Eine konstitutionelle Monarchie ist eine Monarchie, die an die Verfassung gebunden ist. Dabei regiert der König oder die Königin mithilfe der Verfassung. Der Name leitet sich von Konstitution ab, ein anderes Wort für Verfassung ist.
Ludwig XVI. verlor also durch die Verfassung einen Teil seiner Macht und regierte fortan zusammen mit der Nationalversammlung. Nun stand er nicht mehr allein über dem Gesetz.
Gewaltenteilung
Durch die konstitutionelle Monarchie wurde auch die Gewaltenteilung in Frankreich eingeführt. Dabei wurde die Nationalversammlung vom französischen Philosophen Montesquieu inspiriert. Seine Idee, die politische Macht in drei unabhängige Bereiche einzuteilen, hatte das Ziel, die Regierung besser unter Kontrolle zu haben. Die drei Bereiche waren Exekutive, Legislative und Judikative.
Exekutive (ausführende Gewalt): Der König wählte die Minister, die die Verwaltung kontrollieren.
Legislative (gesetzgebende Gewalt): Die Nationalversammlung bestimmte mit Gesetzen undkontrollierte die Minister und das Berufungsgericht.
Judikative (rechtsprechende Gewalt): Das Hoch- und Berufungsgericht kontrollierte die Judikative.
Allerdings hatte der König ein Vetorecht (vom lateinischen veto = "ich verbiete"). Somit konnte er Gesetzentwürfe der Legislative ablehnen.
Auch heute gilt die Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und Judikative in vielen Staaten.
Trennung Kirche und Staat
Mit der Gewaltenteilung ging auch eine Trennung von Kirche und Staat einher. Die Kirche sollte sich nicht in staatliche Angelegenheiten einmischen. Dadurch wurde die Macht des Königs zusätzlich geschwächt, der sich bis dahin als "gottgegeben" ansah.
Zensuswahlrecht
Auch wenn der Weg zur Verfassung ein großer Schritt für die Menschen war, galten die Gesetze nicht für jeden Bürger. Denn, wie schon in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte festgelegt, wurden nur Männer als Bürger angesehen.
Frauen und Sklaven waren von den Vorteilen der Verfassung ausgschlossen. So durften sie nicht wählen, denn durch die neue Verfassung wurde das Zensuswahlrecht eingeführt.
Zensuswahlrecht ist ein Wahlrecht, bei dem nur Personen mit bestimmten finanziellen Mitteln wählen dürfen.
Die französische Verfassung unterschied zwischen "Aktivbürgern" und "Passivbürgern". Nur die aktiven Bürger durften wählen und profitierten von der Verfassung. Letztlich unterschieden sich Aktiv- und Passivbürger durch ihr Einkommen. Wahlberechtigt waren lediglich Männer ab 25 Jahren mit einem Steueraufkommen von drei Livres.
Livres war die ehemalige französische Währung. Sie galt bis zur Einführung des Euros.
Die Aktivbürger wählten die sogenannten Beamten und Richter. Sie bestimmten auch die Wahlmänner, die wiederum die Abgeordneten für die Nationalversammlung wählten. Dieser Prozess wird als indirektes Wahlsystem bezeichnet.
Auch, um sich als Abgeordneter aufstellen zu lassen, gab es Richtlinien. Dazu waren nur Männer mit einem Grundbesitz und einem Steueraufkommen von 54 Livres berechtigt.
Gültigkeit der Verfassung
Die französische Verfassung von 1791 hielt nur ein Jahr. Denn am 21. September 1792 wurde Ludwig XVI. abgesetzt. Damit bestand in Frankreich keine konstitutionelle Monarchie mehr. Am 24. Juni 1793 wurde dann eine neue Verfassung beschlossen. Jedoch kam die Verfassung von 1793 nie zum Einsatz, da die Jakobiner unter Maximilien de Robespierre die Schreckensherrschaft einführten.
Französische Verfassung 1791 und 1793 Vergleich
Die Verfassung von 1793 sah vor, Frankreich zu einer Republik zu machen. Das Wahlrecht war darin für Männer ab 21 Jahren, unabhängig ihres Einkommens, festgelegt. Zusätzlich hätte die Exekutive durch einen Vollzugsrat, bestehend aus 24 Männern, gebildet werden sollen.
Französische Verfassung 1791 Vor- und Nachteile
Vorteile | Nachteile |
- Das Gedankengut der Aufklärung wurde in die Praxis umgesetzt.
| - Es profitierte hauptsächlich das Großbürgertum vom politischen Mitspracherecht
- Das Wahlrecht wurde nur für Männer ab 25 Jahren eingeführt.
- Das indirekte Wahlsystem mit dem Zensuswahlrecht ermöglichte es nur den Bürger mit finanziellen Mitteln die Abgeordneten zu wählen.
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Französische Verfassung 1791 Kritik
Ein Kritikpunkt der Verfassung war, dass Frauen weiterhin keine politischen Rechte hatten. Die Verfassung war nur für bestimmte Bevölkerungsgruppen von Vorteil. Nur das Großbürgertum konnte sich eine eigene Meinung in der Politik “erkaufen”. Die Bürger und Bürgerinnen mit wenig Einkommen kritisierten, dass sie kaum ein politisches Mitsprache hatten. Deshalb lehnten sich die Jakobiner unter Maximilien de Robespierre während der Schreckensherrschaft gegen die eingeschränkte Mitsprache auf.
Französische Verfassung - Das Wichtigste
- Frankreich bekam am 03. September 1791 erstmals eine Verfassung.
- Damit wurde Frankreich zu einer konstitutionellen Monarchie und die Macht des Königs wurde eingeschränkt.
- Die Regierung wurde in die Exekutive, Legislative und Judikative eingeteilt.
- Das Zensuswahlrecht gestattete es jedoch nur den Aktivbürgern zu wählen. Somit verbesserte sich das Leben der ärmeren Menschen kaum durch die Verfassung.
- Die Verfassung bestand nur ein Jahr, bis der König abgesetzt wurde.
Nachweise
- verfassungen.eu: Verfassungen Frankreichs (24.08.2022)
- bpb.de: Vor 225 Jahren: Frankreichs erste Verfassung (24.08.2022)
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