Seit dem Wiener Kongress 1815 befanden sich die Staaten des Deutschen Bundes in einer politischen Krise. Die reaktionäre Regierung versuchte mit allen Mitteln die Restauration durchzusetzen, während sich immer mehr Bürger den liberalen und nationalistischen Bewegungen anschlossen und einen geeinten Staat und Grundrechte für alle forderten.
1848 eskalierte die Situation schließlich – all die Unzufriedenheit der Bevölkerung gegen die herrschende Ordnung und gegen die politische Repression (Unterdrückung) entlud sich in der Märzrevolution.
Unter Restauration verstand man die Wiederherstellung der alten politischen Ordnung, wie sie vor Napoleon und der Revolution bestand. Mehr Informationen zu diesem Thema findest Du in den Erklärungen zum "Wiener Kongress"!
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Als"Revolution 1848/49" oder auch"Märzrevolution"bezeichnet man eine Revolution des liberalen und nationalistischenBürgertums gegen die konservativ-reaktionärenRegierungenvorwiegendinMittel-, aber auch in Osteuropain den Jahren 1848 und 1849.
Die Revolution tobte am stärksten in denStaaten des Deutschen Bundes. Da auchÖsterreich und Preußenteilweise zum Deutschen Bund gehörten, erfasste die Revolution ebenso dieTerritorien der beiden Großmächte– auch über dieGrenzendes Deutschen Bundeshinaus.Schnell verbreiteten sich die Unruhen in weiten TeilenMittel- und Osteuropas, beispielsweise in Italien, Polen, Ungarn und auch Moldawien.
Vor allem den Vielvölkerstaat Österreich traf die Revolution hart, da Ungarn und weite Teile Oberitaliens und Polens zum Kaiserreich zählten.
Doch auch wenn die Revolution 1848/49 in vielen europäischen Ländern stattfand, wird im Folgenden primär auf die revolutionären Entwicklungen im Deutschen Bundeingegangen. Wenn also nun von der Revolution 1848/49 die Rede ist, so ist stets die "Deutsche Revolution"gemeint.
Revolution 1848 – Ursachen
Die Ursachen für die Revolution im Deutschen Bund im Jahr 1848 waren vielseitig. Es herrschten sowohlpolitischeals auchsoziale Missstände, die die Bevölkerung immer mehr dazu trieben, sich gegen die herrschende Ordnung(Fürstenherrschaft) aufzulehnen. In den nächsten Abschnitten findest Du genauere Informationen zu den Umständen, die schlussendlich zur Revolution 1848 geführt haben.
Politische Missstände
Vereint im Kampf gegen dieFremdherrschaft Napoleonsentwickelten dieDeutschenwährend der sogenannten Befreiungskriege einneues Nationalbewusstsein. Trotz der Zugehörigkeit zu den unterschiedlichen undsouveränen deutschen Staatenentdeckten die Bürger ihre kulturellen Gemeinsamkeiten.
In diesem Zusammenhang entstand die Idee eines geeinten deutschen Nationalstaates, mit einergemeinsamen Verfassungund neuenGrund- und Freiheitsrechten.
Politische "Spaltung"
Doch der Wunsch der deutschen Bevölkerung nach Einheit wurde bereits kurz nach Napoleons Ende zunichtegemacht, – nämlich mit denBeschlüssen des Wiener Kongresses 1815.
Statt eines Nationalstaates wurde derDeutsche Bundgegründet, ein loses Staatenbündnis, in dem die einzelnen Länder ihreSouveränitätbehielten. Und statt neuer und einheitlicher Grund- und Freiheitsrechte wurde dieRestauration der alten Verhältnissebeschlossen und derkonservativ-reaktionäre Adelerhielt seinePrivilegienzurück.
Die Wiederherstellung dieser"alten Ordnung" stieß auf großeAblehnung, besonders imliberal und nationalistisch geprägten Bildungsbürgertumund in denakademischen Kreisen. Die Mitglieder dieser Gesellschaftsgruppen hatten die (politische)Bevormundungdurch die Adeligen und Fürsten satt und plädierten fürpolitische Selbstbestimmungund Verantwortung.
An den Universitäten schlossen sich vermehrtStudentenzu sogenannten"Burschenschaften"zusammen, um ihrenpolitischen Ansichtenals Gruppe eine Stimme zu verleihen. Die "Urburschenschaft Jena" lud1817 zum Wartburgfest, der erstenpolitischen Massenkundgebungder Burschenschaften, ein. Studenten aus zahlreichen deutschen Universitäten nahmen daran teil und forderten dasEnde der Fürstenherrschaftund die Schaffung einesdeutschen Nationalstaates.
Repressionen
Diese liberalen und nationalistischen Bewegungen erhielten immer mehr Zulauf und Zuspruch und wurden somit zu einer akuten Bedrohung für die Fürsten. Daher wurde dieRepression der politischen Oppositionbeschlossen.
Die Regierung des Deutschen Bundes erließ auf Anraten des österreichischen StaatskanzlersFürst von Metternichzahlreiche Maßnahmen zurEindämmung und Unterdrückungvon liberalen und nationalistischen Strömungen in der Bevölkerung.
1819 wurden die Karlsbader Beschlüsseerlassen, ein Gesetzeskatalog, der die Restaurationvorrevolutionären Unruhenschützten sollte. Mit den Beschlüssen wurde diesystematische Verfolgungund Bestrafung von politisch anders Gesinnten sowie diepolitische ZensurTeil des Alltags.Presse- und Meinungsfreiheitexistierte so gut wienichtmehr, und die liberalen und nationalistischen Anhänger waren dazu gezwungen, sich aus derpolitischen Öffentlichkeit zurückzuziehen.
Die Repressionen der Karlsbader Beschlüsse galten übrigens bis zur Revolution 1848! In der gesamten Zeit wurde mal stärker und mal schwächer von den Gesetzen Gebrauch gemacht – je nachdem wie die revolutionäre Lage im Deutschen Bund gerade war.
Im Jahr 1832gipfelte dieGegenwehrgegen die Karlsbader Beschlüsse, die Restauration und die Fürstenherrschaft schließlich imHambacher Fest. 20.000 bis30.000Teilnehmende versammelten sich auf dem pfälzischen Hambacher Schloss und forderten erneut lautstark dasEnde der Fürstenherrschaft und die Schaffung einesdeutschen Nationalstaates mit einer einheitlichen Verfassung.
Auch wenn die Repressionennach dieser Großveranstaltung wiederverschärftwurden, erhielten die nationalistische und vor allem die liberale Bewegung dadurch trotzdem enormenAufwind.
Mehr zum "Hambacher Fest" und zur sogenannten "Julirevolution" von 1830, die den liberalen Bewegungen in Europa erneut Auftrieb verschaffte und so die Entstehung des Hambacher Festes begünstigte, erfährst Du in den gleichnamigen Erklärungen hier auf StudySmarter!
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Doch nicht nur politisch entwickelte sich der Deutsche Bund zu einem Unruheherd, auch sozial brodelte es bereits seit Jahren.
Schlechte Arbeits- und Lebensbedingungen
Nach der langen Zeitdes Kriegeskam es ab 1816 zu einem starkenBevölkerungswachstumin den deutschen Staaten. Dies sorgte unter anderem für einenknappen Arbeitsmarkt: Nicht jeder fand eine Beschäftigung und die, die einer Arbeit nachgingen, litten unter denstetig sinkenden Löhnenund denschlechten Arbeitsbedingungen.
In vielen europäischen Ländern, wie beispielsweiseEngland, war dieIndustrialisierungschon sehr vielweiter fortgeschrittenals im Deutschen Bund. Im Zuge derMassenproduktionwurde der deutsche Absatzmarkt von Billigproduktenaus dem Ausland geflutet. Einheimische Hersteller konnten mit denniedrigen Preisennicht mithalten –Lohnkürzungen für die Arbeiter waren die Folge.
Dies führte zum sogenanntenPauperismus, der Verarmung und Verelendungder Arbeiterschicht. Im Angesicht derschlechten Lebens- und Arbeitsbedingungenkam es immer wieder zuAufständenwie demWeberaufstand 1844.
Und auch derLandwirtschafterging es nicht besser als der Industrie. 1846 gab esgroße Misserntenin den deutschen Staaten und diePreise für Grundnahrungsmittelschossen in die Höhe. Infolgedessen kam es zuHungersnötenin der Bevölkerung.
All dies führte dazu, dass derUnmutdes Volkes gegenüber der deutschenRegierungund derenPolitikgrößer und größer wurde.
Weitere Informationen zum "Weberaufstand 1844" gibt es in der gleichnamigen Erklärung hier auf StudySmarter!
Revolution 1848
Doch wenn es schon seit vielen Jahren diese Probleme im Deutschen Bund gab, wieso kam es dann erst 1848 zur großen Revolution? Der Anstoß dazu kam, wie so oft zuvor, aus Frankreich.
DerAuslöserfür die Revolution 1848 war die sogenannteFebruarrevolution in Frankreich. Vor allem in Frankreich florierten liberale Ideen, wie die Freiheit des Menschen, Menschenrechte oder der Kampf gegen politische Bevormundung.
Als sich der französischeKönig Louis Philippaber zunehmend vomLiberalismus abkehrte, lehnte sich das Volk 1848 gegen ihn auf. Nach rund vier Tagen gelang es den Revolutionären, die Hauptstadt Paris zu erobern und erneutdie Französische Republik auszurufen. Der König war derweil geflohen.
Die Erhebung der Franzosen gegen ihren Herrscher war einVorbild für alle Liberalen und Nationalisten in ganz Europa.So kam es, dass sich das Feuer der Revolution von Frankreich aus über weite Teile des Kontinents ausbreitete – zuerst im angrenzenden Deutschen Bund.
Ausgangsbedingungen der Revolution
Die Ausgangsbedingungen für die Revolution waren im Deutschen Bund vollkommen anders als in Frankreich.
Frankreich:
Frankreich war ein von Paris auszentralistisch geführter Nationalstaatmit nureinem Herrscher. Als die Revolutionäre Paris erobert und den König vertrieben hatten, war der Umsturz vollbracht.
Im Deutschen Bund hingegen herrschten andere Voraussetzungen. Dort gab esviele souveräne Einzelstaaten,die alle ihreeigenen Herrscherhatten. Anders als in Frankreich konnten sich die Revolutionäre alsonichtnur auf einen Ort oder einen Herrscherkonzentrieren. Stattdessen kämpften die Revolutionäre anverschiedenen Frontengegen die Fürsten der verschiedenen Staaten.
Somit gab es im Deutschen Bundnicht nur einen revolutionären Brennpunkt,sondernviele einzelne, die inunterschiedlichen Abständenauftraten. Die Revolution traf die deutschen Staaten in Wellen.
Revolution 1848 – Forderungen
Als Erstes erfasste die Revolution die an Frankreich angrenzenden südwestlichen deutschen Staaten.Am27. Februar 1848kam es im badischenMannheimzur ersten revolutionärenVolksversammlung von Liberalen – der sogenannten"Mannheimer Volksversammlung".Dort wurden auch die sogenannte "Märzforderungen" aufstellte, die sich bald im gesamten Deutschen Bund verbreiten sollten.
Als "Märzforderungen" bezeichnete man dieliberalen Forderungen, die zur Zeit der Revolution 1848/49 in allen Staaten des Deutschen Bundes gestellt wurden. Sie waren gewissermaßen das politische"Kernprogramm"der Revolutionäre.
In denMärzforderungenverlangten die Revolutionäre:
das Ende der Fürstenherrschaft,
die Schaffung eines deutschen Nationalstaates,
ein Nationalparlament,
eine gemeinsame Verfassung,
ein neues Wahlrecht,
ein Bürgerrecht undGrund- und Freiheitsrechte,
öffentliche Gerichtsverhandlungen und Schwurgerichte,
Meinungs- und Pressefreiheit,
Volksbewaffnung und Vereidigung der Militärs auf die Verfassung und nicht auf den Herrscher,
das Ende der Feudalherrschaft (für die Bauern),
höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.
Die Hauptpunkte dieser Forderungen basieren übrigens auf den Forderungskatalogen der "Offenburger Versammlung" und der Heppenheimer Tagung von 1847. Wenn Du mehr über die Zusammenhänge erfahren möchtest, schau gerne bei der Erklärung "Revolutionäre Entwicklung: Offenburg und Heppenheim" hier auf StudySmarter vorbei!
Revolution 1848 – Ziele
Anhand der Märzforderungen lassen sich die Hauptziele der Revolutionäre wie folgt zusammenfassen:
Sie wollten das Ende der Fürstenherrschaft und der Kleinstaaterei erwirken.
Sie wollten die Schaffung eines geeinten deutschen Nationalstaates unter einheitlicher Führung erwirken.
Sie wollten ein neues Parlament erwirken, das als Bürgervertretung agieren sollte.
Sie wollten eine liberale Verfassung mit festgeschriebenen Grund- und Freiheitsrechten erwirken.
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Binnen weniger Tage erfasste die Revolution nicht nur Mannheim und Baden, sondern auchBayern, Preußen und Österreich– Mitte März tobten dann bereits inweiten Teilendes Deutschen Bundes heftige revolutionäre Unruhen.
Genaueres zu den einzelnen Ereignissen im Zuge des Revolutionsbeginns erfährst Du in der Erklärung "Märzereignisse" hier im Lernset zur "Revolution 1848"!
Erste revolutionäre Erfolge
Um die Situation vorerstunter Kontrollezu bringen, rangen sich die deutschen Fürsten Zugeständnissenab. Es wurde verkündet, dass man den Forderungen der Revolutionäre nachkommenwolle. Die Fürsten versprachen, dass neueVerfassungen ausgearbeitetwerden würden. An manchen Orten wurden sogarbestehende Regierungen aufgelöstund neueliberale Minister(die sogenannten"Märzminister") eingesetzt. Und auch eingesamtdeutsches Parlamentsollte einberufen werden.
Zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als würde die Revolution den Sieg erringen. Doch all die Zugeständnisse waren meist nurtaktische Schachzüge der reaktionären Fürsten,um sich im Angesicht der Revolution etwas Zeit zu verschaffen, um über das weitere Vorgehen zu entscheiden.
Revolution 1848 in Preußen und Österreich
Auch die beiden deutschen Großmächte blieben von der Revolution nicht verschont. InPreußen, genauer gesagt in Berlin, kam es am 18. März 1848 zu schweren Barrikadenkämpfenzwischen Bürgern und Militärs, die viele Opfer forderten. Im Anschluss an dieses Ereignis sah sich der preußischeKönig Wilhelm IV. dazu gezwungen, vorerst auf dieRevolutionäre zuzugehen. Dazu beteuerte er sein Beileid und tat so, als wolle er dieRevolution von nun an unterstützen. Später jedoch wurde er zu einem ihrer stärksten Widersacher.
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Abbildung 3: Barrikadenkämpfe auf dem Berliner Alexanderplatz im März 1848
Und auch Österreich traf es hart. Am 13. März 1848entbrannte die Revolutionin Wienund noch am selben Tag wurdeStaatskanzler Metternich abgesetzt und aus dem Land vertrieben. ImDezember 1848 trat schließlich auch der österreichischeKaiser Ferdinand I. zurück und überließ den Thron seinem NeffenFranz Joseph.
Mehr zum österreichischen Staatskanzler Fürst Klemens von Metternich und warum er einer der Ersten war, der von den Revolutionären abgesetzt wurde, erfährst Du in der Erklärung "Fürst von Metternich" hier auf StudySmarter
Frankfurter Nationalversammlung
Kurze Zeit nach den fürstlichen Zugeständnissen kam es auch schon zurWahleinesnationalen Parlaments.
Die "Frankfurter Nationalversammlung" war das erste frei gewählte gesamtdeutsche Parlament. Es wurde im Zuge der Märzrevolution 1848/49 einberufen und sollte sich über die Bildung eines deutschen Nationalstaates beraten und eine entsprechend liberale und demokratische Reichsverfassung mit Grund- und Freiheitsrechten ausarbeiten.
Die Frankfurter Nationalversammlung trug übrigens auch den Beinamen "Professoren Parlament", da vor allem Mitglieder aus dem Bildungsbürgertum (Anwälte, Professoren, Publizisten etc.) als Abgeordnete im Parlament tätig waren.
Konterrevolution 1848
VonOktober bis November 1848gelang es den beiden Großmächten Preußen und Österreich in der sogenannten"Konterrevolution",die politischen Unruhen durchMilitärgewalt einzudämmen und die Situation vorerst unter Kontrolle zu bringen. Zu dieser Zeit nahm der preußischeKönig Wilhelm IV. auch all seineZugeständnisse, die er den Revolutionären gemacht hatte, offiziell wieder zurück. Die Fürsten erstarktenwieder und waren auf dempolitischen Vormarsch.
Paulskirchenverfassung
Trotz der Konterrevolution arbeitete die Frankfurter Nationalversammlung weiter. Am28. März 1849verabschiedete sie schließlich die Frankfurter Reichsverfassung, auch"Paulskirchenverfassung"genannt. Neben Regelungen zur neuenRegierungund einemneuen (Grund-)Rechtskatalogenthielt die Verfassung auch eine konkreteLösung für die Deutsche Frage.
Die Nationalversammlung sah einekleindeutsche Lösungvor, also die Schaffung einesdeutschen Nationalstaates (ohne Österreich)und das unter einerkonstitutionellen Monarchie. Die Kaiserwürde sollte hierbei der preußische König erhalten.
Doch bereits einen Monat nach ihrer Verabschiedung sollte die Paulskirchenverfassungscheiternund so den Anfang vom Ende der Revolution einleiten.
Weitere Informationen rund um die "Frankfurter Nationalversammlung" und die "Paulskirchenverfassung" findest Du übrigens in den gleichnamigen Erklärungen hier auf StudySmarter!
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Abbildung 4: Sitzung der Frankfurter Nationalversammlung 1848 – von Ludwig von Elliott
Revolution 1848 – Scheitern
Obwohl es die Revolutionäre geschafft hatten, die Fürsten zum Einlenken zu zwingen, eine Nationalversammlung einzuberufen und eine Verfassung mit einem konkreten Plan zur Verwirklichung des deutschen Nationalstaates zu verabschieden, scheiterte die Revolution im Jahr 1849 trotzdem. Doch woran genau lag das und wie scheiterte die Märzrevolution letztlich?
Zersplitterung der Revolutionäre
Der erste Grund für das Scheitern der Revolution lag in denDifferenzenzwischen denverschiedenen Revolutionären – primär zwischen denLiberalen und den Demokraten. Es herrschte Uneinigkeit darüber,wie weitdie Veränderungen auf deutschem Gebiet gehen sollten.
DieLiberalenverfolgten das Ziel, dasalte System zu reformieren. Sie setzten sich für einen deutschen Nationalstaat mit einer konstitutionellen Monarchie ein.
DieDemokraten hingegen vertraten weitaus radikalere Ansichten. Sie wollten das alte Systemnicht bloß reformieren, sondern eskomplett ablösen. Sie forderten einedeutsche Republikmit einerdemokratischen Verfassung.
Doch nicht nurpolitischwaren die Revolutionäregespalten, sondern auchsozial. Die Anliegen desBildungsbürgertums, das zumGroßteildie Mitglieder derNationalversammlungstellte, spiegelten nicht unbedingt dieBedürfnisse der Handwerker und Arbeiter wider.
DieRevolutionärebestanden also ausvielen verschiedenen Gruppen, die alleunterschiedliche Interessenvertraten – dies führte zwangsläufig zurZersplitterung.
Aufgrund der Interessenkonflikte zogen sich die Verhandlungen des Parlaments in die Länge. Entscheidungen, die schnell hätten getroffen werden müssen, kamen nicht zustande. Und während die Abgeordneten ihre Zeit mit Diskussionen verbrachten, konnten die Fürsten reagieren.
Zusammenschluss der Fürsten
Während dieRevolutionäremitZersplitterungen und Differenzenzu kämpfen hatten, waren sich dieFürsten einig,was ihr Vorgehen betraf. Sie mussten zusammenarbeiten, umihre Machtstellungen zu sichern.
Die beiden deutschen GroßmächteÖsterreich und Preußen sprachen sich entschieden gegeneinen Nationalstaataus und planten zusammen mit den anderen Fürstenihren reaktionären Gegenschlag.
Dabei war vongroßem Vorteil,dass dasMilitärnoch immer denFürsten unterstand. So hatten die Herrscher die Möglichkeit, die Revolution auchgewaltsam niederschlagenzu können. Im Angesicht dieserÜbermachtwar dieNationalversammlung machtlos.
Scheitern der Revolution
Die von der Nationalversammlung verabschiedetePaulskirchenverfassung sah einekonstitutionelle Monarchievor, an deren Spitze eindeutscher Kaisersitzen sollte. Dieser Posten war dempreußischen König Wilhelm IV. angedacht, doch dieser lehnte das Amt am03. April 1849 einfach ab.Und so scheiterte die Reichsverfassung bereits sechs Tage nach ihrer Verabschiedung.
Als Folge vonWilhelms IV. Ablehnungkam es in einigen deutschen Staaten zu den sogenannten "Maiaufständen". Diese waren Versuche, die Reichsverfassung auf lokaler Ebenedoch noch durchzusetzen. Doch all die Bemühungen scheiterten und auch eine erneute Zusammenkunftdes "Rumpfparlaments" der Nationalversammlungin Stuttgart wurde am 18. Juni 1849vom Militär aufgelöst.
Die Fürsten übernahmen erneut die politische Macht und die letzten revolutionären Unruhen konnten Stück für Stück zerschlagen werden – so scheiterte die Revolution 1849.
Viele der Abgeordneten der Nationalversammlung mussten ihre Mandate auf Anweisungen ihrer Länder niederlegen oder aber waren wegen politischer Differenzen ausgetreten. So blieb am Ende nur ein Bruchteil des eigentlichen Parlaments, das sogenannte "Rumpfparlament", übrig, das noch immer versuchte, den revolutionären Umbruch durchzusetzen.
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Im letzten Abschnitt erfährst Du Genaueres zu den Folgen der Revolution 1848/49. Darüber, welche Errungenschaften die Revolutionäre erreicht hatten, obwohl die Revolution gescheitert war und darüber, wie es nach 1849 mit dem Deutschen Bund weiterging.
Errungenschaften der Revolution
Obwohl die Revolution 1848/48 gescheitert war, hatten die Revolutionäre trotzdem einigeErrungenschaften erzielt:
Im Zuge der Revolution wurden etwa die Karlsbader Beschlüsse abgeschafftund somit diePresse- und Meinungsfreiheitgrößtenteils wiederhergestellt.
DasFeudalwesen, unter dem noch viele Bauern gelitten hatten, wurde endgültig beseitigt.
Es gab jetztöffentliche Gerichtsverfahren.
DieIndustrialisierunghielt nun ebenfalls in den deutschen Staaten Einzug – es kam zu einerstarken Modernisierung.
Und auch für die Politikhatte die Revolution weitreichende Folgen. Dieersten politischen Parteien entstandenund ersteGewerkschaftenwurden gegründet. Außerdem wurde sich zum ersten Mal mit einerArt der Sozialpolitik beschäftigt, die sich speziell mit der Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Bevölkerung beschäftigte.
Außerdem wurden auf der Frankfurter Nationalversammlung die deutschen Nationalfarben offiziell verabschiedet – Schwarz, Rot, Gold.
Erhalt des Deutschen Bundes
Da dieBestrebungen der Revolutionärenach einem Nationalstaatgescheitert waren, blieben derDeutsche Bundund damit die Kleinstaaterei darinerhalten. In der Zeit nach1849 strebten die Herrscher zudem eine erneute Restauration der vorrevolutionären Verhältnisse und dieRepression der politischen Oppositionan. Die Ausmaße des"System Metternich" nahm dieses Restaurationsvorhaben abernicht an.
Aufgrund dessenflohen viele der Revolutionärenach der gescheiterten Revolutionins Ausland.
Machtzuwachs Preußens
Im Zuge der revolutionären Ereignisse hatte das KönigreichPreußen erheblich an Machtund Einfluss im Deutschen Bund dazugewonnen – es hatte seine Vormachtstellungals deutsche Großmacht gesichert. Damit lag bereits zu diesem Zeitpunkt diekleindeutsche Lösung(die 1871 im deutschen Kaiserreich realisiert wurde) ohne die Zweitmacht Österreichnahe.
Revolution von oben
Eine"Revolution von unten", also die Reichseinigung durch das Volk, war bei der Revolution 1848/49gescheitert.
Dadurch etablierte sich der Gedanke, dass eine Reichseinigung, wenn überhaupt, nur gelänge, wenn sie "von oben"durchgeführt würde – nicht das Volk sollte die Nation vereinen,sondern der Herrscher. An diesem Prinzip der"Revolution von oben"orientierte sich späterOtto von Bismarck,als es um die Gründung desdeutschen Kaiserreichs 1871ging.
Revolution 1848 Zeitstrahl
Zu guter Letzt findest Du hier noch einmalalle wichtigen Ereignisse der Revolution 1848/49 im Überblick.
Revolution 1848 – Das Wichtigste
Als "Revolution 1848/49" oder auch "Märzrevolution" bezeichnet man eineRevolution des liberalen und nationalistischen Bürgertumsgegen die konservativ-reaktionären Regierungen hauptsächlich in Mittel-, aber auch in Osteuropa in den Jahren 1848 und 1849.[Fokus hier: Deutscher Bund]
Ursachen:Politische Missstände, da die Beschlüsse des Wiener Kongresses 1815 die liberalen Bedürfnisse und Forderungen des Volkes unbeachtet ließen undsoziale Missstände aufgrund von Verarmung und Verelendung der Arbeiterschicht (Pauperismus).
Die Revolutionäre forderten hauptsächlich das Ende der Fürstenherrschaft und der Kleinstaaterei, die Schaffung eines deutschen Nationalstaates, die Schaffung einer Volksvertretung in Form einesgewählten Parlamentssowie eine liberaleVerfassung mit Grund- und Freiheitsrechten.
Die Revolutionscheiterte 1849vorwiegend an den großenDifferenzenzwischen den Revolutionären. DieVerhandlungen der Nationalversammlung zogen sich lange hin,und während die Revolutionäre zu keiner Einigung kamen,solidarisierten sich die Fürsten miteinanderund schlugen die Revolution Stück für Stück nieder.
Trotz der gescheiterten Revolution hatten die Revolutionäre einigeErrungenschaften erzielt: unter anderem dieAufhebung der Karlsbader Beschlüsse oder das Einführen von öffentlichen Gerichtsverhandlungen.
Nachweise
Wolfram Siemann (1985): Die deutsche Revolution von 1848/49. Suhrkamp Verlag.
Abbildung 2: Menschenmassen strömen zum Hambacher Fest, 1832 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hambacher_Fest_1832.jpg) – Public Domain
Abbildung 3: Barrikadenkämpfe auf dem Berliner Alexanderplatz im März 1848 (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alexanderplatz_Berlin_1848.jpg) – Public Domain
Abbildung 4: Sitzung der Frankfurter Nationalversammlung 1848 – von Ludwig von Elliott (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Frankfurt_Nationalversammlung_1848.jpg) – Public Domain
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Revolution 1848
Was passierte bei der Deutschen Revolution 1848?
Bei der deutschen Revolution lehnten sich liberale, nationalistische und demokratische Anhänger gegen die reaktionäre Regierung des Deutschen Bundes auf. Die Revolutionäre forderten einen deutschen Nationalstaat mit einer gemeinsamen Verfassung und festgeschriebenen Grundrechten für alle.
Was waren wesentliche Forderungen in der Revolution von 1848?
Die Revolutionäre forderten:
Das Ende der Fürstenherrschaft und der Kleinstaaterei.
Die Schaffung eines geeinten deutschen Nationalstaates unter einheitlicher Führung.
Die Schaffung eines neuen Parlaments, das als Bürgervertretung agieren sollte.
Die Schaffung einer liberalen Verfassung mit festgeschriebenen Grund- und Freiheitsrechten
Presse- und Meinungsfreiheit.
Warum ist die Revolution von 1848 gescheitert?
Die Revolution scheiterte primär an den Differenzen zwischen den verschiedenen Revolutionsgruppen. Während die einen das alte System reformieren wollten (konstitutionelle Monarchie), wollten andere weiter gehen und das System komplett ablösen (deutsche Republik). Während die Revolutionäre diskutierten, schlossen sich die Fürsten zusammen und holten zum Gegenschlag aus.
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