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Wartburgfest 1817 – Definition
Das "Wartburgfest" war eine politische Massenkundgebung der Urburschenschaft der Universität Jena am 18. Oktober 1817 auf der Wartburg bei Eisenach (Thüringen).
Wartburgfest 1817 – Hintergrund
Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 war der Großteil der deutschen Bevölkerung unzufrieden und enttäuscht.
Die liberalen und nationalen Forderungen der Bürger nach Einheit (deutscher Nationalstaat) und Freiheit (Grundrechte und Verfassung) wurden abgelehnt und zerschlagen.
Anstatt eines deutschen Nationalstaates wurde der Deutsche Bund errichtet – ein loses Staatenbündnis, in dem die Landesfürsten ihre adeligen Privilegien und ihre Souveränität behielten. Und mit der reaktionären Politik der Restauration, die den politischen Status quo vor der Französischen Revolution wieder herstellte, bewegten sich die deutschen Staaten rückwärts statt vorwärts.
Als Reaktion auf die Beschlüsse des Wiener Kongresses und der strikten Restaurationspolitik der konservativen Führungsriege bildeten sich sogenannte Burschenschaften (Studentenverbindungen), die offensiv ihre liberalen und nationalistischen Werte und Ziele vertraten.
Die erste deutsche Burschenschaft überhaupt war die Urburschenschaft der Universität Jena, die 1815 gegründet wurde. Die Mitglieder jener galten als glühende Verfechter der deutsch-nationalen Einheit und der Grund- und Freiheitsrechte und eben diese Burschenschaft war es auch, die 1817 zum Wartburgfest lud.
Wartburgfest 1817
Im nächsten Abschnitt erfährst Du Genaueres zur Planung und zum Ablauf des Wartburgfestes 1817.
Wartburgfest – Veranstaltungsort und -datum
Sowohl Veranstaltungsort als auch -datum für das Wartburgfest wurden nicht zufällig gewählt.
Wartburg bei Eisenach, Thüringen:
- Die Wartburg hatte einen starker reformatorischer Symbolcharakter, da sie Luthers Zuflucht war, als dieser seine deutsche Bibelübersetzung anfertigte.
- Die Wartburg liegt in der Nähe von Jena, der Heimat der Urburschenschaft.
18. Oktober 1817:
- An diesem Datum war das 300-jährige Jubiläum von Luthers Thesenanschlag, dem Beginn der Reformation.
- Außerdem war der vierte Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig (1813), bei der sich die deutschen Staaten von Napoleons Vorherrschaft befreiten.
Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach
Dass die Urburschenschaft Jena das Wartburgfest überhaupt ohne größere Probleme veranstalten konnte, hatte sie vor allem dem Landesfürsten Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach zu verdanken. Carl August war bekannt für seine unkonventionelle und eher liberale Haltung und gestattete der Burschenschaft in Jena weitestgehend politische Freiheit, die sie in anderen Landesteilen wohl nicht genossen hätte.
Dies war ein weiterer Grund dafür, weshalb das Wartburgfest auf der Wartburg nahe Jena ausgetragen wurde und nicht an einem anderen Ort.
Wartburgfest – Teilnehmer
Die Teilnehmer waren:
- Die Urburschenschaft Jena (Veranstalter des Wartburgfestes),
- rund 500 Studenten von verschiedenen deutschen Universitäten
- und sogar einige Professoren der Universität Jena.
Betrachtet man die Zahl der Studierenden heutzutage, erscheinen 500 Studenten nicht als viel, doch zur damaligen Zeit entsprach dies 1/8 des deutschlandweiten akademischen Nachwuchses.
Abbildung 1: Studentenzug zur Wartburg
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wartburg-Studentenzug-1817.jpg) – Public Domain
Wartburgfest – Ziele
Das Wartburgfest war eine politische Massenkundgebung. Es war eine offene Form des Protests und richtete sich gegen die Kleinstaaterei und die reaktionäre Politik der deutschen Führungsriege (vor allem gegen die Restauration).
Ziel der Veranstaltung war:
- die Forderung zur Gründung eines deutschen Nationalstaats,
- die Forderung nach Grund- und Freiheitsrechten.
Kleinstaaterei
Als "Kleinstaaterei" bezeichnet man die Existenz mehrerer einzelner und souveräner Staaten in einem Gebiet – hier des übergebordenten Verbands des Deutschen Bundes.
Die Kleinstaaterei war also genau das Gegenteil zu dem, was die Liberalen und Nationalisten forderten, nämlich einen einheitlichen deutschen Nationalstaat.
Wartburgfest – Forderungen
Mit diesen Zielen vor Augen entstand ein Katalog mit verschiedenen Forderungen, die die Teilnehmer an die reaktionäre Regierung des Deutschen Bundes stellten.
Sie forderten unter anderem:
- Die Gründung eines gesamtdeutschen Nationalstaates, der sowohl eine politische, wirtschaftliche als auch religiöse Einheit bilden sollte.
- Eine einheitliche deutsche Verfassung.
- Grundrechte für alle und Wahrung dieser Grundrechte.
- Die Schaffung eines deutschen Gesetzbuches und die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz.
- Schutz der persönlichen Freiheit und des Eigentums.
- Presse- und Meinungsfreiheit.
Wartburgfest – Ablauf
Das Wartburgfest begann mit einer Reihe von Ansprachen und Reden im Saal der Burg. Hier wurde zum Beispiel über den Reformator Martin Luther oder aber über Ideen für eine deutsche Einigung referiert.
Im Anschluss an die Vorträge wurde zusammen die Hymne "Nun danket alle Gott" gesungen, dann wurde der offizielle Teil der Veranstaltung mit einer Schlusssegnung beendet. Es folgte ein großes Festmahl.
Auf dem Wartburgfest wurde übrigens auch die sogenannte "Allgemeine Deutsche Burschenschaft", ein burschenschaftlicher Verband, begründet. Wenn Du noch mehr über die Studentenverbindungen wissen möchtest, dann wirf gerne einen Blick in die Erklärung "Burschenschaften" hier auf StudySmarter!
Wartburgfest – Bücherverbrennung
Nach dem Ende des Festmahls sollte auf dem Wartberg nahe der Wartburg, ein Siegesfeuer in Gedenken an die Völkerschlacht entzündet werden.
Doch am späten Abend nutzten einige der verbleibenden Teilnehmer das Siegesfeuer, um spontan eine große Bücherverbrennung abzuhalten. Es wurden verschiedene antiliberale Schriften und symbolträchtige Gegenstände in die Flammen geworfen. Diese Bücherverbrennung sollte ein symbolischer Akt der Abrechnung mit dem, in den Augen der Beteiligten, veralteten und trotzdem noch immer existenten Staatssystem sein.
Eine solche Bücherverbrennung wurde übrigens zuvor von der Urburschenschaft, also den Veranstaltern des Festes, abgelehnt.
Das Wartburgfest 1817 war nicht das einzige Wartburgfest. Auch in den Jahren 1848, 1929 und 1948 kam es zu (studentischen) Versammlungen auf der Wartburg, die in der Tradition des ersten Wartburgfestes standen.
Nationalfarben
Die Teilnehmer des Wartburgfestes 1817 hissten als Zeichen ihrer Versammlung eine "Gold, Rot, Schwarze" Fahne – in Anlehnung an die Erkennungsfarben der Urburschenschaft Jena.
Und es ist tatsächlich dieser Fahne geschuldet, dass die deutschen Nationalfarben auch heute noch Schwarz, Rot, Gold sind!
Wartburgfest 1817 – Folgen
Den deutschen Fürsten gefielen die Entwicklungen rund um das Wartburgfest überhaupt nicht. Die gezielte Organisation von liberalen und nationalistischen Anhängern, wie denen der Burschenschaften, stellte eine Bedrohung für die politische Führungsriege dar. Und auch die geäußerten Forderungen waren gefährlich, sollten sie sich in der Bevölkerung verbreiten. Im schlimmsten Fall hätte eine Revolution ausbrechen können.
Als Reaktion auf das Wartburgfest standen die Universitäten und die Burschenschaften nun unter strenger Beobachtung.
Übrigens ist in den deutschen Staaten tatsächlich eine nationalistische Revolution ausgebrochen, nämlich 31 Jahre später, im März 1848. Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, dann schau doch mal bei den Erklärungen zum Thema "Revolution 1848" hier auf StudySmarter vorbei!
Karlsbader Beschlüsse
Als die deutsche Führung die Situation auch zwei Jahre später, 1819, noch nicht unter Kontrolle hatte, erließen sie die sogenannten "Karlsbader Beschlüsse". Dies war eine Reihe von Gesetzen, die ganz konkret auf die Repression (Unterdrückung) der "staatsfeindlichen" Burschenschaften und auf die Zensur der Presse- und Meinungsfreiheit abzielten.
Wenn Du mehr zu den Hintergründen und den Inhalten der Karlsbader Beschlüsse wissen möchtest, dann schau doch mal bei der Erklärung "Karlsbader Beschlüsse" hier auf StudySmarter vorbei!
Wartburgfest – Das Wichtigste
- Das "Wartburgfest" war eine politische Massenkundgebung der Urburschenschaft der Universität Jena am 18. Oktober 1817 auf der Wartburg bei Eisenach (Thüringen).
- Sie fand anlässlich des 300-jährigen Jubiläums vom Luther Thesenanschlag und des vierjährigen Jubiläums der Völkerschlacht bei Leipzig statt.
- Ziel des Wartburgfestes war es, Forderungen zur Gründung eines deutschen Nationalstaats und nach Grund- und Freiheitsrechten zu stellen.
- Es nahmen rund 500 Studenten aus verschiedenen deutschen Universitäten an der Kundgebung teil.
- Im Anschluss an das Fest kam es zu einer großen Bücherverbrennung, bei der antiliberale Schriften und symbolträchtige Gegenstände in Bezug auf die reaktionäre deutsche Regierung ins Feuer geworfen wurden.
Nachweise
- Abbildung 1: Studentenzug zur Wartburg (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wartburg-Studentenzug-1817.jpg) – Public Domain
- Abbildung 2: Darstellung der Bücherverbrennung beim Wartburgfest 1817 (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Verbrennung_reaktion%C3%A4rer_Schriften_auf_der_Wartburgfeier_am_18_Oktober_1817.jpeg) – Public Domain
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Wartburgfest
Was geschah auf dem Wartburgfest?
Beim Wartburgfest 1817 versammelten sich rund 500 Studenten, um Forderungen nach einem deutschen Nationalstaat und nach Freiheits- und Grundrechten zu formulieren.
Wann war das Wartburgfest?
Das Wartburgfest war am 18. Oktober 1817.
Wer waren die Teilnehmer des Wartburgfestes?
Es nahmen rund 500 Studenten aus 13 verschiedenen deutschen Universitäten statt, ebenso wie einige Professoren der Universität Jena. Veranstalter des Wartburgfestes war die Urburschenschaft der Universität Jena.
Was ist die Bücherverbrennung?
Im Anschluss an den offiziellen Teil des Festes kam es zu einer großen Bücherverbrennung, bei der antiliberale Schriften und symbolträchtige Gegenstände, in Bezug auf die reaktionäre deutsche Regierung, ins Feuer geworfen wurden.
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