Außenpolitik Weimarer Republik

Nach Ende des Ersten Weltkriegs war die Weimarer Republik international isoliert. Denn im Versailler Vertrag wurde Deutschland die alleinige Kriegsschuld am Ersten Weltkrieg zugeschrieben. Der Weimarer Republik wurde kein Mitspracherecht eingeräumt. Die Republik konnte kaum eine aktive Außenpolitik vornehmen, da sie über keine internationale Macht verfügte.

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    Teil des Vertrags waren Wiedergutmachungen (Reparationen), die die Weimarer Republik leisten musste. So wurden ehemals deutsche Gebiete an Polen, die Tschechoslowakei und Frankreich abgetreten. Auch musste die Republik Zahlungen an die Gewinner des Krieges abgeben. Die Summe dieser Reparationszahlungen wurde zunächst allerdings nicht festgelegt. Stattdessen wurde die Summe in der Nachkriegszeit durch verschiedene Pläne angepasst, wie Du weiter unten nachlesen kannst.

    Mehr zu den Bestimmungen des Versailler Vertrags kannst Du in der Erklärung "Versailler Vertrag" finden!

    Die Außenpolitik der Weimarer Republik beschreibt die außenpolitischen Anstrengungen in den Jahren 1922 bis 1929. Ziel der Weimarer Republik war es, wirtschaftliche und finanzielle Selbstständigkeit zu erlangen und sich international zu etablieren.

    Grundzüge der deutschen Außenpolitik der Weimarer Republik

    Die Außenpolitik der Weimarer Republik ist also in Bezug auf die Konsequenzen des Versailler Vertrags zu sehen.

    Dabei zeichneten sich zwei gegensätzliche Handlungslinien ab – die Erfüllungspolitik und die Revisionspolitik. Zunächst war die Regierung bemüht, die Bedingungen des Vertrags zu erfüllen. Das änderte sich schnell - bald war es das Hauptziel der Außenpolitik, die Revision (Abänderung) des Vertrags zu erreichen.

    Die Bedingungen sollten also vielmehr angepasst (revidiert) werden. Dabei sollten zum einen, die zu leistenden Reparationszahlungen reguliert werden, wobei der Young Plan und später der Dawes Plan eine Rolle spielten. Zum anderen sollte die außenpolitische Isolation beendet werden, also ein außenpolitisches Mitspracherecht erreicht werden. Hierzu sind der Rapallo Vertrag, der Berliner Vertrag und die Verträge von Locarno zu beachten.

    Wichtige Akteure der Außenpolitik der Weimarer Republik

    Einer der wichtigsten Akteure war Gustav Stresemann. Sein Ziel war es, durch eine friedliche Revision des Versailler Vertrags den europäischen Frieden zu sichern und die Weimarer Republik als Großmacht zu etablieren. Stresemann war Abgeordneter der Nationalliberalen Partei, 1917 wurde er Fraktionsvorsitzender. 1923 hatte er das Amt des Reichskanzlers inne. Im selben Jahr trat er jedoch das Amt des Reichsministers des Auswärtigen an, welches er bis zu seinem Tod 1929 besetzte. Somit war Stresemann der Außenminister der Weimarer Republik. In dieser Position wurde ihm auch 1926 nach Beschluss der Verträge von Locarno ein Friedensnobelpreis verliehen.

    Neben Stresemanns Rolle als Außenminister spielten auch die Triple Entente eine Rolle in der Außenpolitik der Weimarer Republik. Besonders die Sowjetunion war als Vertragspartner des Rapallovertrages von Bedeutung.

    Verlauf der Außenpolitik der Weimarer Republik

    Die Außenpolitik der Weimarer Republik wurde vor allem durch zahlreiche Verträge mit finanzpolitischen und diplomatischen Bezügen geprägt. Teilweise bezogen diese sich aufeinander oder reagierten auf Ereignisse wie die Hyperinflation oder Weltwirtschaftskrise.

    Rapallo Vertrag, 1922

    Der Rapallo Vertrag wurde 1922 zwischen der Sowjetunion und der Weimarer Republik im Zuge der internationalen Wirtschaftskonferenz in Genua beschlossen. Die Konferenz diente zur Wiederherstellung der Wirtschaft und Finanzsysteme in der Nachkriegszeit.

    Da die Sowjetunion das Anliegen hatte, die Schulden der Zarenregierung aberkannt zu bekommen, entstand die Befürchtung der Weimarer Republik weitere Zahlungen an die Sowjetunion leisten zu müssen.

    Der Vertrag von Rapallo hatte diese Bestimmungen:

    • Grundsätzliches Aufnehmen diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Weimarer Republik.

    • Als erster Schritt galt ein Verzicht auf gegenseitige Reparationszahlungen.

    • Beide Staaten wollten ihre jeweilige Isolation beenden. Denn die Weimarer Republik wurde durch den Versailler Vertrag isoliert und die Sowjetunion wurde als zentrale Gefahr für die liberale und kapitalistische Ordnung Europas betrachtet.

    • Es wurde eine deutsche Vermarktung russischer Ölprodukte verhandelt. Damit ließ die deutsche Abhängigkeit von britischen und amerikanischen Ölkartellen nach.

    • Auch wurde die militärische Zusammenarbeit fixiert, welche schon zuvor heimlich begonnen hatte, womit der Artikel 116 des Versailler Vertrags revidiert wurde.

    Artikel 116 des Versailler Vertrags besagte zum einen, dass die Weimarer Republik die Unabhängigkeit der ehemals dem russischen Reiche angehörigen Gebiete anerkennt und als unantastbar achtet. Zum anderen, dass Verträge und Vereinbarung mit Russland nichtig erklärt werden. Damit wollten die Westmächte eine Zusammenarbeit zwischen der Weimarer Republik und Sowjetunion verhindern und Staaten wie Polen oder die Tschechoslowakei schützen. Genaueres kannst Du in der Erklärung "Versailler Vertrag" lesen

    Der Vertrag von Rapallo stieß im Nachgang auf eine ablehnende Haltung der Westmächte. Vor allem Frankreich störte die Zusammenarbeit der Außenseiter Sowjetunion und Weimarer Republik und sah im Vertrag von Rapallo eine versuchte Untergrabung des Versailler Vertrags. Frankreich nahm dies als Anlass, 1923 das Ruhrgebiet zu besetzen.

    Dawes Plan, 1924

    Der Dawes Plan wurde nach dem US-amerikanischen Bänker Charles Dawes benannt, welcher die Siegermächte des Ersten Weltkriegs überzeugte, einen realistischen Zahlungsplan zu verhandeln. Denn nach der Hyperinflation von 1923 benötigte es ein Konzept, um die Reparationszahlungen seitens der Weimarer Republik zu garantieren.

    Nach dem Ersten Weltkrieg hatte der deutsche Staat immense Rückzahlungen zu leisten. Sowohl an die eigene Bevölkerung, welche im Laufe des Ersten Weltkriegs die deutsche Kriegsführung mittels Anleihen finanziert hatte, als auch an die Siegermächte in Form der Reparationszahlungen. Der Staat brachte immer mehr Geld ohne Gegenwert in Umlauf, wodurch das Geld seinen Wert verlor. Für genauere Informationen siehe die Erklärung zur Hyperinflation auf StudySmarter.

    Er hatte folgende Bestimmungen:

    • Einigung auf niedrigere Raten für Weimarer Republik,

    • Kredit in Höhe von 800 Millionen Reichsmark von den Vereinigten Staaten

    • Beenden der Besetzung des Ruhrgebiets

    Infolge des Dawes Plan, erlebte die Weimarer Republik einen Wirtschaftsaufschwung, welcher mit den goldenen Zwanzigern in Verbindung gebracht werden kann. Unter anderem deshalb, weil Deutschland die Produktion in seinem größten Industriegebiet, dem Ruhrgebiet, wieder aufnehmen konnte. Der Dawes Plan galt bis zum Beschluss des Young Plans 1930.

    Locarno Vertrag, 1925

    Mit den Verträgen von Locarno zwischen der Weimarer Republik und ihren europäischen Nachbarn wurde versucht, den europäischen Frieden zu stabilisieren und die Beziehung zur Republik nach dem Versailler Vertrag zu normalisieren.

    Die Weimarer Republik kannte die Westgrenzen zu Frankreich und Belgien an, womit auf eine militärische Veränderung, der im Versailler Vertrag festgesetzten Grenzen verzichtet wurde. Italien und Großbritannien dienten dabei als garantierende Kräfte, sie würden bei einer Verletzung dieser Grenzen einschreiten.

    Im Osten wurde kein Verzicht auf ehemals deutsche Gebiete festgelegt. Aber die Weimarer Republik schloss einen Friedensvertrag mit Polen und der Tschechoslowakei, welcher 1934 als Nichtangriffspakt mit Polen weitergeführt wurde.

    Zudem beschlossen die Nachbarn der Weimarer Republik, Frankreich und Polen, beziehungsweise die Tschechoslowakei, einen Defensivvertrag. Dieser Defensivvertrag besagte, dass das jeweils andere Land bei einem möglichen Konflikt mit der Weimarer Republik einschreiten würde. Den Vertragsstaaten wurde insgesamt eine territoriale Unversehrtheit garantiert.

    Die Verträge von Locarno resultierten in die Aufnahme der Weimarer Republik in den Völkerbund im Jahr 1926, womit ihr ein Mitsprachrecht in europäischen Angelegenheiten gegeben wurde.

    Berliner Vertrag, 1926

    Der Berliner Vertrag war ein Freundschaftsvertrag zwischen der Sowjetunion und der Weimarer Republik und ist als Fortsetzung des Vertrags von Rapallo zu sehen. Die Weimarer Republik, wollte der Sowjetunion damit mitteilen, auch nach Beschluss der Verträge von Locarno eine Zusammenarbeit mit der Sowjetunion anzustreben.

    Das besagte der Berliner Vertrag:

    • Stärkere handelspolitische und militärische Zusammenarbeit zwischen der Weimarer Republik und Sowjetunion.

    • Bei Kriegsfall zwischen der Sowjetunion und Polen sollte die Weimarer Republik neutral bleiben. Damit würde das Eingreifen Frankreichs erschwert werden.

    • Ziel war es, die Sowjetunion zu mäßigen und gegenüber den Westmächten zu vermitteln.

    • Der Vertrag hatte eine Laufzeit von 5 Jahren, wurde jedoch 1931 um 3 weitere verlängert. (Diese Verlängerung wurde 1934 durch Hitler bestätigt).

    Young Plan, 1930

    Als den Siegermächten und der Weimarer Republik klar wurde, dass auch die durch den Dawes Plan reduzierten Zahlungen nicht möglich sein würden, entwickelte der Unternehmer Owen Young den Young Plan.

    Die Weimarer Republik sollte 122 Milliarden Reichsmark in 59 Jahren an die Alliierten zahlen. Dabei waren die Raten zunächst niedrig angesetzt und sollten mit der Zeit steigen.

    Nachdem die Weimarer Republik dem Young Plan zugestimmt hatte, wurde die Besetzung des Rheingebiets im Juni 1930 beendet. Auch erhielt die Weimarer Republik eine eigene Entscheidungsmacht in wirtschaftlicher und finanzpolitischer Sicht, da mit dem Young Plan ein endgültiger Zahlungsplan festgelegt wurde.

    Durch die Weltwirtschaftskrise von 1929 konnte die Weimarer Republik jedoch auch die Leistungen nach dem Young Plan nicht leisten. Deshalb wurden die Ratenzahlungen für ein Jahr pausiert.

    Auf der Konferenz von Lausanne im Jahr 1932 wurde das Ende der Reparationszahlungen für die Weimarer Republik beschlossen.

    Nachwirken der Außenpolitik der Weimarer Republik

    Prinzipiell wurden die gesetzten Ziele – die Grundzüge der Außenpolitik – erfüllt. Der Versailler Vertrag wurde revidiert.

    Jedoch herrschte während der außenpolitischen Bemühungen ein instabiles Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung vor. Denn der Versailler Vertrag diente zuvor als Anlass für oppositionelle, meist rechte Kräfte, der Bevölkerung Angst zu machen und Misstrauen in die Regierung zu schöpfen.

    Die rechten Parteien nutzten hauptsächlich die wirtschaftliche Außenpolitik, um Stimmung gegen demokratische Parteien und die Siegermächte zu machen. Speziell der Dawes und Young Plan mit ihren Laufzeiten und zu zahlenden Beträgen wurden dabei instrumentalisiert. Das heißt, dass ihre negativen Auswirkungen auf das deutsche Volk, also die Zahlungen, ohne größeren Kontext verwendet wurden, um die Regierung anzuprangern.

    Außenpolitik Weimarer Republik Bildkarte "Frontsoldat"– Nationalsozialist / oder umsonst waren die Opfer StudySmarter

    Abbildung 2: Bildkarte "Frontsoldat"– Nationalsozialist / oder umsonst waren die Opfer, Herausgeber Streiter-Verlags

    Die Weimarer Republik hatte neben der Außenpolitik auch innenpolitisch, unter anderem aufgrund zahlreicher Regierungswechsel, starke Turbulenzen zu überkommen. Den Nationalsozialisten war somit der Weg geebnet, mit einer strikten Agenda und Propaganda die Gunst der Menschen zu erlangen.

    Im Zuge der Außenpolitik Hitlers, wurde die einst friedlich angedachte Revision des Versailler Vertrags genutzt, um zahlreiche militärische Operationen vorzubereiten. Schließlich mündeten diese Handlungen im Zweiten Weltkrieg.

    Außenpolitik Weimarer Republik - Das Wichtigste

    • Hauptziel der Außenpolitik war es, den Versailler Vertrag von 1919 zu revidieren und sich der außenpolitischen Isolation zu entziehen und finanzpolitische Eigenständigkeit zu erlangen.
    • Als wichtigster Akteur gilt der deutsche Politiker Gustav Stresemann.
    • Um sich europäisch zu etablieren und Mitspracherecht zu sichern, wurden der Rapallo Vertrag, der Berliner Vertrag und die Verträge von Locarno beschlossen.
    • Um finanzpolitisch eigenständig zu sein, wurde zunächst der Dawes und später der Young Plan beschlossen, womit die im Versailler Vertrag festgelegten Reparationszahlungen geregelt und infolge der Weltwirtschaftskrise revidiert worden sind.
    • Die eigens gesetzten Ziele der Außenpolitik wurden zwar erfüllt, sie hatte jedoch eine innenpolitische Instabilität zur Folge.

    Nachweise

    1. Abbildung 1: Außenpolitik Weimarer Republik Zeitstrahl – StudySmarter Original
    2. Abbildung 2: Bildkarte "Frontsoldat"– Nationalsozialist / oder umsonst waren die Opfer, Herausgeber Streiter-Verlags, (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ansichtskarte_Postkarte_Frontsoldat_%22Nationalsozialist_oder_umsonst_waren_die_Opfer%22_Streiter_Verlag_c._1928_NSDAP_Nazi_Party_election_propaganda_poster_picture_postcard_No_known_copyright.jpg) by Hans Busch lisenced by CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Außenpolitik Weimarer Republik

    War die Außenpolitik der Weimarer Republik erfolgreich?

    Die Außenpolitik der Weimarer Republik war gehemmt durch Deutschlands geschwächte Position nach dem Versailler Vertrag. Dadurch wurde Deutschland von den anderen europäischen Großmächten zunächst nicht ernst genommen. Dennoch hatte die Außenpolitik der Weimarer Republik insofern Erfolg, als dass die Weimarer Republik 1926 in den Völkerbund aufgenommen wurde.

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