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Historiker verstehen unter der Bezeichnung der Goldenen Zwanziger die Zeit in der Weimarer Republik nach dem Schreckensjahr 1923 und vor der Weltwirtschaftskrise 1929.
Das goldene Zeitalter war geprägt von starken gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüchen. Infolge der wirtschaftlichen Erholung entwickelte sich die moderne Massenkultur und die Technisierung in der Republik wurde vorangetrieben.
Vorgeschichte und Entwicklung der goldenen Zwanziger
Mit der militärischen Niederlage im Ersten Weltkrieg brach schließlich das Deutsche Kaiserreich zusammen. Die alten Machthaber mussten im Zuge der Novemberrevolution abdanken, somit war der Weg für eine neue demokratische Gesellschaftsordnung frei.
Trotz sozialpolitischer Erfolge hatte es die junge Weimarer Demokratie schwer. Die Folgen der Kriegsniederlage belasteten den Weimarer Staat sehr, während links- und rechtsradikale Gruppen die Staatsordnung zu stürzen versuchten. Viele Deutsche sehnten sich nach der Ordnung des Kaiserreichs zurück, wie beispielsweise monarchistisch eingestellte Beamte und Offiziere, die ihre einflussreiche Stellung behalten wollten.
Eines der stärksten innenpolitischen Belastung der Weimarer Republik wurde der von den Alliierten ausgearbeitete Versailler Friedensvertrag. Seine Inhalte lösten Entsetzen aus und führten aufgrund der hohen Reparationszahlungen zu Staatsschulden.
Die Nachkriegszeit war geprägt durch die Hyperinflation 1923, politische Morde und Putschversuche. Das Jahr 1923 wird auch als Krisenjahr bezeichnet.
Zunächst einmal war die wirtschaftliche Lage in der Nachkriegszeit sehr schlecht, durch die Ausgaben im Ersten Weltkrieg und den Kriegsfolgekosten. Die Verschlechterung der Wirtschaft hatte durch die Entwertung der Währung eine Inflation zufolge, dadurch verschlechterte sich der Lebensstandard erheblich.
Außerdem kam es zu zahlreichen Umsturzversuchen unzufriedener Bürger.
Es war ein schwieriger Neuanfang für die Weimarer Republik. Die Probleme der Anfangsjahre wirkten bis zum Ende der Weimarer Republik nach.
Mit der Zeit kehrte jedoch langsam eine Phase der Entspannung ein und die politischen Verhältnisse beruhigten sich etwas.
Die Menschen fingen in den Goldenen Zwanzigern wieder an, das Leben in vollen Zügen zu genießen nach den Einschränkungen während des Krieges zuvor.
Grundlage hierfür war der Wirtschaftsaufschwung in den sogenannten "roaring twenties". Dieser Begriff bedeutet übersetzt die "wilden Zwanziger" und greift somit das Neue und die verrückten Geschehnisse, aufgrund der modernen Kultur in den Zwanziger Jahren auf.
Goldene Zwanziger Weimarer Republik
Die Veränderungen, die sich in den Goldenen Zwanzigern zutrugen betrafen Kunst, Kultur, Architektur, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Goldene Zwanziger Wirtschaft
Trotz gelegentlicher Rückschläge stabilisierte sich die Lage in Deutschland allmählich nach dem Ersten Weltkrieg. Die Arbeitslosigkeit sank, die Löhne stiegen und die Produktion erreichte den Vorkriegsstand in der Weimarer Republik.
Dieser Aufschwung war vor allem der Währungsreform 1923 und Krediten aus dem Ausland zu verdanken. Auch der Dawes-Plan 1924 ermöglichte die erneute Integration Deutschlands in die Weltwirtschaft, denn die Reparationszahlungen wurden der jeweiligen Wirtschaftslage angepasst.
Das heißt, die Höhe der Abgaben wurde nach dem Vermögen und der Möglichkeit der Bezahlung gerichtet und Schritt für Schritt abgezahlt. Dadurch geriet die Republik Deutschland unter internationale Kontrolle und war auch abhängig von Krediten.
Die Rate der Arbeitslosigkeit ging während der goldenen Zwanziger zurück, blieb aber dennoch hoch. Außerdem stabilisierte sich die gesellschaftliche Lage durch die Einführung einer Arbeitslosenversicherung 1927 und der sozialen Wohnbauten.
Politische Vorstellungen
Trotz der positiven wirtschaftlichen Entwicklungen in den Goldenen Zwanzigern waren die Meinungen innerhalb der Gesellschaft in der Weimarer Republik gespalten.
Mit der Unterzeichnung des Versailler Friedensvertrags, sahen einige Politiker die demokratischen Vertreter als „Vaterlandsverräter". Sie verlagerten die Verantwortung für die militärische Niederlage auf die politische Ebene.
Die Bestimmungen im Friedensvertrag waren empörend, hart und hatten unabsehbare Folgen. Wenn der Versailler Vertrag abgelehnt worden wäre, drohte der Einmarsch alliierter Truppen
Nur Wenige konnten sich mit der neuen demokratischen Ordnung der Weimarer Republik identifizieren, die meisten waren gegenüber der Republik feindlich gesinnt.
Einige bedienten sich an der Dolchstoßlegende, einer Verschwörungstheorie, der zufolge das kaiserliche Heer militärisch nicht besiegt worden wäre, wenn es im letzten Kriegsjahr mehr Unterstützung aus der Heimat bekommen hätte. Das Militär sei von Revolutionären, linken Politikern und Sozialdemokraten von hinten erdolcht worden.
Die Legende verbreitete sich schnell und stieß in breiten Bevölkerungskreisen auf Zustimmung, da diese die Bedingungen des Versailler Vertrags als demütigend und hart empfanden. Somit entlasteten sich die verantwortlichen Politiker und Generäle.
Gesellschaft
Die Gesellschaft in den Goldenen Zwanzigern zeichnete sich durch verschiedene Entwicklungen aus. Aufgrund von weltanschaulichen, politischen und sozialen Unterschieden zeichnete sich eine Spaltung der Gesellschaft in radikale Parteien des linken oder rechten Spektrums ab. Die Gesellschaft spiegelte somit die politischen Entwicklungen.
Dennoch entwickelten sich die 1920-er Jahre auch zu einer offeneren Gesellschaft. Frauen erlangten mehr Rechte und Anerkennung, wie du weiter unten im Artikel erfährst. Auch Homosexuelle wurden mehr geduldet. Bars und Lokale für Homosexuelle etablierten sich und die Homosexuellenbewegung erlangte an Zuwachs.
Massenkultur Goldene Zwanziger
Mit dem Wachstum der Wirtschaft wuchs auch der Bedarf an Konsumgütern in den Goldenen Zwanzigern. Durch die Erfindung des Fließbandes war es nun möglich in einer großen Masse für einen günstigen Preis zu produzieren und die Nachfrage an Gütern zu decken.
Die geschaffenen Voraussetzungen ermöglichten vielen Bevölkerungsschichten die Teilhabe an Konsum, Wohlstand und Kultur. Auch Unterhaltungsbetriebe spielten in den Goldenen Zwanzigern eine wichtige Rolle im Bezug auf die Massenkultur. Tanzlokale, Bälle, Restaurants, Kinos und Cafés waren im Aufmarsch.
Das Phänomen der Masse und der aufkommenden Trends wurde aber auch von Hoffnungen und Ängsten begleitet. Viele standen den neuen Trends und der aufkommenden Moderne der Goldenen Zwanziger skeptisch gegenüber - sie hielten an der Konservative der Kaiserzeit fest.
Lebensgefühl-Amerikanisierung
Der wirtschaftliche Aufschwung wirkte sich ebenso auf das Lebensgefühl aus. Nach den schrecklichen Ereignissen im Krieg boten die Tanzlokale und Kinosäle der Goldenen Zwanziger eine Flucht aus der Realität.
Die politische Realität wurde durch eine glänzende goldene Scheinwelt überdeckt, mit dem ständigen Drang nach Unterhaltung und Spaß. Das überdrehte Lebensgefühl wurde oft durch Alkohol, Zigaretten und Drogenkonsum verstärkt.
Durch neue Erfindungen wie dem Rundfunk, Kino und Fernseher stand der von der US-Kultur übernommene freizügige Lebensstil in den Goldenen Zwanzigern im Vordergrund. Die Gesellschaft versuchte sich aus dem konservativen Denkmuster der Kaiserzeit zu lösen und orientierte sich an den Freiheiten der Amerikaner. Das aktive Nachtleben trug zur Amerikanisierung bei, da dort Jazz gespielt wurde und man den Swing und Charleston aus Amerika übernahm.
Die Nachahmung der amerikanischen Modernisierungsprozesse und Trends wird als Amerikanisierung bezeichnet.
An Veranstaltungen tanzte man zu amerikanischer Musik und Frauen trugen beispielsweise modische Flapperkleider. Der Geist der neuen goldenen Zeit war besonders spürbar in Berlin, welches als kulturelles Zentrum galt und von internationaler Bedeutung war.
Vor allem die Filmindustrie und Hollywood trugen zur Verbreitung des "American Way of Life" bei.
Rolle der Frau
Durch die Einführung des Frauenwahlrechts 1918 kam es zu einer Veränderung des Rollenbildes in den goldenen Zwanzigern. Viele Frauen organisierten sich in Frauenbewegungen, die sich für politische und soziale Gleichberechtigung einsetzten.
Auch politisch waren die Frauenbewegungen erfolgreich. Die Strafe für das Abtreibungsverbot wurde zum Beispiel vom Zuchthaus zum Gefängnis gemildert.
Bislang wurden Frauen vor allem über den Status ihrer Männer definiert, doch in den 20er-Jahren fanden sie immer mehr Selbstbestimmung durch den Einstieg in die Berufswelt. Typische Frauenberufe der Goldenen Zwanziger waren Telefonistinnen, Verkäuferinnen, Sekretärinnen oder Stenotypisten.
Die neue Frau galt als selbstbewusst, berufstätig und finanziell unabhängig mit eigenen Interessen neben der Mutter- und Hausfrauenrolle.
Frauen in den Goldenen Zwanzigern befreiten sich von den alten Zwängen und der Wunsch nach Emanzipation und Selbstbestimmung stieg, dies spiegelte sich ebenfalls in der Mode wider.
Das neue Styling galt nicht selten als provokant. Zum Beispiel gehörten der sogenannte Bubikopf, freizügige Kleidung, auffälliger Schmuck und Zigaretten zur modernen Frau dazu.
Kunst
In der Kunst und Literatur entstand im goldenen Zeitalter unter anderem die Stilrichtung Surrealismus mit expressionistischen Elementen. Zu den bekannten Vertretern gehören Käthe Kollwitz, Georg Grosz und Alfred Döblin.
Im Gegensatz dazu entwickelte sich die Stilrichtung und Malerei der „Neuen Sachlichkeit" in der Weimarer Republik, die alltägliche Themen gegenständlich und nüchtern darstellte.
Die Kunst wurde zunehmend politischer und entfernte sich von akademischen Zwängen. Motive waren die emanzipierte Frau, die Kluft zwischen Arm und Reich, das Leben in Großstädten und Erfahrungen aus der Nachkriegszeit.
Architektur
Die Architektur der Goldenen Zwanziger wurde vom Bauhausstil geprägt, der schnell zum Inbegriff der Moderne wurde. Walter Gropius' Kunstschule beispielsweise, setzte auf klare und funktionelle Formen. Außerdem sollte die rationelle Bauweise das Wohnungsproblem der Weimarer Republik lösen.
Forschung
Zudem verstärkten sich wissenschaftliche Forschungen in Medizin, Chemie und Physik und es wurden neue Universitäten in der Republik gegründet.
Zahlreiche deutsche Wissenschaftler gewannen außerdem Nobelpreise, darunter Albert Einstein in Physik.
Wie "golden" die Goldenen Zwanziger wirklich waren
Die Goldenen Zwanziger waren für den Großteil der Bevölkerung nicht sehr golden.
Viele litten weiterhin unter Arbeitslosigkeit und den sich daraus ergebenden Problemen. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung profitierte vom goldenen Wirtschaftsaufschwung und konnte so an der aufkommenden Massenkultur teilhaben. Es herrschten daher soziale Unterschiede. Die ärmere Bevölkerung erlebte nicht viel von der modernen Unterhaltungskultur, die den Jahren ihren Namen gab.
Auch der strukturelle Wandel im goldenen Zeitalter führte zu neuen Herausforderungen. Viele standen der neuen Kultur ablehnend und skeptisch gegenüber. Die Zukunftseuphorie durch die kulturelle Blüte in den Goldenen Zwanzigern stand der Skepsis einiger über Technik und Erneuerung gegenüber.
Dadurch zeigt sich, dass die Goldenen Zwanziger vor allem ein Mythos waren, um den Leiden des Krieges zu entfliehen.
Folgen der Goldenen Zwanziger
Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 endeten die Goldenen Zwanziger. Die Finanzkrise, die Deutschlands Wirtschaft Ende der 1920-er Jahre traf, hatte ihren Ursprung in den USA.
Das dortige Wirtschaftswachstum schien zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch unaufhaltsam zu sein. Beispielsweise ermöglichte die Fließbandarbeit enorme Produktionsziffern in einer kurzen Zeitspanne, etwa bei Automobilen, Kühlschränken und Fotoapparaten.
Der Bedarf wurde mit der Zeit zunehmend gedeckt und die Produktion überstieg so der Nachfrage. US-Bürger, die sich in den Jahren des Aufschwungs Aktien kauften und dafür Kredite aufnahmen, verkauften einige der Wertpapiere, um Kursverlusten zuvorzukommen. Die Banken lehnten diese jedoch ab.
Da viele Spekulanten ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten, mussten zahlreiche Banken ihre Zahlungsunfähigkeit erklären und Unternehmer ohne Kredite ihre Betriebe einstellen. Die Zeit des Wohlstandes wich einer tiefen Depression.
Mit dem Börsencrash folgten Massenarbeitslosigkeit, Armut und Konkurse. Dies führte zu Verunsicherung und eine allgemeine Katastrophenstimmung machte sich in der Bevölkerung breit. Immer mehr der vom Elend bedrohten Menschen in der Weimarer Republik schlossen sich radikalen Parteien an und erhofften sich eine bessere Zukunft.
Die rechtsextreme Partei NSDAP gewann einen großen Zulauf durch ihre geschickte Wahlkampftaktik und der Strategie Hitlers. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Anschließend folgte die Errichtung des NS-Staats, indem die demokratischen Strukturen der Weimarer Republik zerstört wurden.
Das noble und freizügige Leben der goldenen Zwanziger war nun endgültig vorbei.
Goldene Zwanziger – Das Wichtigste auf einen Blick
- In den goldenen Zwanzigern unterzog sich Gesellschaft und Kultur einer einschneidenden Änderung.
- Einige setzten sich mit den kritischen Errungenschaften der modernen Zivilisation kritisch auseinander und standen ihr pessimistisch gegenüber, während einige versuchten das Leben in vollen Zügen zu genießen.
- Doch nicht jeder konnte an der goldenen Scheinwelt teilhaben, da es sich nicht um eine stetige Phase der Stabilität handelte. Für einige wirkte das goldene Zeitalter jedoch glänzend im Vergleich zum Elend im Krieg.
- Außerdem blieb die politische Lage, im Gegensatz zur Kultur, zerbrechlich. Alte Eliten beispielsweise vertraten weiterhin obrigkeitsstaatliche Denkmuster und lehnten die Weimarer Republik ab.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Goldene Zwanziger
Waren die goldenen 20er wirklich so golden?
Durch den Wirtschaftsaufschwung verbesserte sich der Zustand der Bevölkerung. Die Arbeitslosigkeit sank und mehr Menschen konnten an der goldenen Geselligkeit teilnehmen. Allerdings zeichnete sich in den Goldenen Zwanzigern auch eine politische Radikalisierung ab und nicht alle Gesellschaftsgruppen konnten an den Vorzügen der goldenen Jahre teilhaben.
Was war typisch für die 20er?
In den goldenen 20ern stand vor allem Vergnügen, Glamour und Glanz im Vordergrund. Diese Elemente wurden in Tanzveranstaltungen mit prachtvoller Dekoration, moderner Musik und schicken Kleidern kombiniert.
Was sind die goldenen 20er?
Die goldenen Zwanziger sind der Zeitabschnitt von 1923 bis zur Weltwirtschaftskrise 1929. Während den goldenen 20er erlebte Kunst und Kultur eine Blütezeit.
Was war in den 20er Jahren golden?
Nach der schlimmen Kriegszeit und der Hyperinflation folgte eine goldene Phase der relativen Stabilität infolge des Wirtschaftsaufschwungs. Die verbesserte Lage wurde als golden wahrgenommen.
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