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Versailler Vertrag – Interessen der Sieger
Bevor es um die Einzelheiten des Vertrages selbst geht, ist es wichtig zu wissen, wer für seinen Inhalt verantwortlich war und welche Interessen seine Verfasser verfolgten.
Am 18. Januar 1919 kamen die 32 Siegerstaaten des Ersten Weltkrieges bei der Pariser Friedenskonferenz im Schloss Versailles in Frankreich zusammen. Dort handelten sie die vertraglichen Bestimmungen aus, die den Krieg auf völkerrechtlicher Ebene beenden sollten. Dabei hatten die großen Siegermächte (Frankreich, Großbritannien und die USA) alle unterschiedliche Interessen. Deutschland und seine Verbündeten wurden von diesen Verhandlungen ausgeschlossen.
Deutschlands Verbündete im Ersten Weltkrieg waren Österreich-Ungarn, Bulgarien, Italien und das Osmanische Reich (Türkei). Gemeinsam werden sie als die "Mittelmächte" bezeichnet.
Versailler Vertrag – Interessen Frankreichs
- dauerhafte Schwächung Deutschlands (da direkter Nachbar Frankreichs) → präventiver Schutz der Grenzen vor den Deutschen
- Führungsrolle Frankreichs in Europa
- Stärkung Polens gegenüber Deutschland und Russland
Versailler Vertrag – Interessen der USA
- Sicherung kollektiven Friedens → Gründung Völkerbund (Zusammenschluss von verschiedenen Nationen)
- Rückzahlung Kriegskredite (USA finanzierten Großteil der alliierten Operation im Krieg)
Versailler Vertrag – Interessen Großbritanniens
- geringfügige Schwächung Deutschlands (um Ausgleich der Macht zu französischer Vormachtstellung in Europa zu erreichen)
- Abwehr des expandierenden Bolschewismus (Art des Kommunismus)
Die Interessen Großbritanniens beruhten auf seiner alten Feindschaft mit Frankreich. Es bestand noch immer die Angst vor einer sich verschlechternden Beziehung zu dem Land, weshalb die französische Macht unter Kontrolle gehalten werden sollte.
Versailler Vertrag – Zusammenfassung
Diese Interessen der Siegermächte fanden sich im Versailler Vertrag vertreten. In dieser Zusammenfassung findest Du nun alle wichtigen Infos zu dem Vertrag, der als einer der Vorantreiber des aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland gilt.
Versailler Vertrag – Datum
Das genaue Datum, an dem der Versailler Vertrag vom deutschen Außenminister Hermann Müller unterzeichnet wurde, war der 28. Juni 1919. In Kraft trat der Friedensvertrag von Versailles offiziell am 10. Januar 1920, nach seiner Ratifizierung.
Als Ratifizierung wird die Annahme eines internationalen völkerrechtlichen Vertrages durch das Parlament oder die Bevölkerung eines Landes bezeichnet, welcher zuvor von der Regierung dieses Landes ausgehandelt wurde.
Versailler Vertrag – Inhalt
Der Inhalt des Versailler Vertrages mit seinen Bestimmungen und Gebietsabtretungen stellte, nach dem ohnehin verlorenem Krieg, einen harten Rückschlag für Deutschland dar. Doch das Land hatte keine andere Wahl, als zu unterzeichnen. Es wurde außerhalb der eigenen Grenzen besiegt, das bedeutet, die deutschen Streitkräfte befanden sich im Ausland und die Siegermächte hätten von allen Seiten ins Deutsche Reich einmarschieren können.
Versailler Vertrag – Bestimmungen
Bestimmung | Inhalt |
Entmilitarisierung |
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Reparationen |
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Kriegsschuld |
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Gebietsabtretungen |
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Versailler Vertrag – Folgen
Die harten Bestimmungen des Friedensvertrages von Versailles lösten in der deutschen Bevölkerung Unmut aus. Für die noch junge Weimarer Republik mit demokratischer Regierung stellte dies eine besondere Herausforderung dar. Innerhalb Deutschlands wuchs die Kritik an dem Vertrag – Rechtsnationale nutzten diese Kritik zur Radikalisierung der Bevölkerung aus. Dies mündete schließlich in einer breiten Ablehnung der Weimarer Republik und einer daraus resultierenden Erstarkung der Nationalsozialisten.
Im Lernset "Nationalsozialismus" findest Du viele weitere Erklärungen, in denen Du unter anderem nachlesen kannst, wie die Nationalsozialisten mit Hitler an die Macht kamen und welche Ideologie sie verfolgten.
Versailler Vertrag – Reaktion der Deutschen
Bei der deutschen Bevölkerung erzeugte der Versailler Vertrag ein Gefühl ungerechter Behandlung. Viele Deutsche fühlten sich durch die Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages gedemütigt. Besonders der Zwang zum Unterzeichnen des Vertrages, ohne am Verhandlungstisch gesessen zu haben, stieß den Verlierern des Krieges sauer auf. Dies sorgte dafür, dass sich Bezeichnungen wie "Diktatfrieden" oder "Schandfrieden" in Deutschland verbreiteten.
Versailler Vertrag – Diffamierungen und rechte Propaganda
Die Umstände der Unterzeichnung des Versailler Vertrages sowie die darauf folgende negative Reaktion der Bevölkerung boten den antidemokratischen Rechten einen fruchtbaren Nährboden für ihre politische Agenda.
Aus ihrer Sicht war die demokratische Regierung der Weimarer Republik für die Deutschland auferlegten Vertragsbedingungen verantwortlich.
Den Demokraten gelang es nicht, gegen die rechte Propaganda anzukommen und die Öffentlichkeit von der Unausweichlichkeit des Vertrages zu überzeugen. Auch konnten sie ihr nicht klarmachen, dass die alten Eliten des Kaiserreichs für die Niederlage verantwortlich waren und nicht die Weimarer Republik.
Es kam zur Verbreitung der sogenannten "Kriegsunschuldslegende", die darauf beharrte, dass die Deutschen keine Schuld am Ausbruch des Krieges trugen. Daneben kursierte die "Dolchstoßlegende" bei der es sich um eine berühmte Verschwörungstheorie, die von den Rechten in die Welt gesetzt wurde, handelt. Die Dolchstoßlegende (auch Dolchstoßlüge genannt) umfasst das Bild des "heimtückischen Sozialdemokraten", der den deutschen Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg einen Dolch in den Rücken gerammt und damit das deutsche Kaiserreich zu Fall gebracht haben soll.
Zur Dolchstoßlegende findest Du ebenfalls eine eigene spannende Erklärung hier auf StudySmarter!
Da das Deutsche Kaiserreich nicht der einzige Verlierer des Ersten Weltkrieges war, wurden neben dem Versailler Vertrag noch weitere Verträge geschlossen, die den Krieg beenden und den Frieden wiederherstellen sollten. Zu den vier wichtigsten von ihnen findest Du hier eine kurze, vereinfachte Übersicht:
Weitere Verträge | Details |
Vertrag von Saint-Germain | Datum: 10. September 1919 Ort: Schloss Saint-Germain-en-Laye (Frankreich) Inhalt:
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Vertrag von Neuilly-sur-Seine | Datum: 27. November 1919 Ort: Neuilly-sur-Seine (Frankreich) Inhalt:
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Vertrag von Trianon | Datum: 04. Juni 1920 Ort: Schloss Grand Trianon (Frankreich) Inhalt:
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Vertrag von Sèvres | Datum: 10. August 1920 Ort: Sèvres (Frankreich) Inhalt:
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Versailler Vertrag - Das Wichtigste
- Der Versailler Vertrag war der Friedensvertrag zwischen den Siegermächten des Ersten Weltkrieges und dem Deutschen Reich.
- Das Datum, an dem der Versailler Vertrag von Deutschland unterzeichnet wurde, war der 28. Juni 1919. Am 10. Januar 1920 trat er in Kraft.
- Der Inhalt des Versailler Vertrages mit seinen Bestimmungen und Gebietsabtretungen sorgte bei vielen Deutschen für Unmut – besonders der Kriegsschuldartikel 231 stieß ihnen sauer auf.
- Der Versailler Vertrag wurde als "Diktatfrieden" bezeichnet und die noch junge, demokratische Weimarer Republik verantwortlich gemacht.
- Die Kritik am Versailler Vertrag schaffte einen fruchtbaren Nährboden für rechte Nationalisten, die so immer mehr Zuspruch bekamen.
Nachweise
- dhm.de: Der Versailler Vertrag. (26.10.2022)
- bpb.de: Versailler Vertrag. (26.10.2022)
- orf.at: Fünf Verträge mit den Besiegten. (27.10.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Versailler Vertrag
Wann wurde der Versailler Vertrag aufgelöst?
Der Versailler Vertrag wurde am 30. Januar 1937 einseitig von Deutschland gekündigt und so offiziell aufgelöst. Schon zuvor hatte Hitler mehrfach gegen die Bedingungen des Vertrages verstoßen.
Was wurde im Versailler Vertrag beschlossen?
Im Versailler Vertrag wurde beschlossen, dass das Deutsche Reich und seine Verbündeten die alleinige Kriegsschuld am Ersten Weltkrieg trugen und es daher hohe Reparationszahlungen und Gebietsabtretungen leisten musste. Außerdem wurde eine Entmilitarisierung Deutschlands vorgenommen und es verlor all seine Kolonien.
Ist der Versailler Vertrag ein guter Friedensvertrag?
Der Versailler Vertrag als Friedensvertrag wird häufig dafür kritisiert, dass er unter Ausschluss des Vertragspartners ausgehandelt wurde und Deutschland zum Unterzeichnen gezwungen war.
Wer hat den Vertrag von Versailles unterschrieben?
Der Vertrag von Versailles wurde von dem deutschen Außenminister Hermann Müller unterschrieben.
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