Springe zu einem wichtigen Kapitel
Sudetenkrise einfach erklärt
Unter der Sudetenkrise versteht man die von Hitler angestachelten Unruhen im Sudetenland, die zunächst 1938 zum Münchner Abkommen und dann 1939 zur Zersplitterung der Tschechoslowakei führten.
Situation im Sudetenland nach dem Ersten Weltkrieg
Seit dem Ersten Weltkrieg war der Großteil des Sudetenlands von Deutschen besiedelt. Das Sudetenland gehörte jedoch seit 1918 zur Ersten Tschechoslowakischen Republik.
Die Tschechoslowakei benachteiligte die Sudetendeutschen strukturell und führte eine Entnationalisierungspolitik gegenüber den Sudetendeutschen. Teil davon waren der Kampf gegen die deutsche Sprache und Kultur, die Verdrängung der Deutschen aus dem öffentlichen Dienst, die Zerstörung der deutschen Wirtschaft und der Abbau der deutschen Selbstverwaltung.
Bodenreform und Arbeitslosigkeit
Am 16. April 1919 wurde durch die Bodenreform fast ein Drittel der gesamten Grundfläche des Staatsgebietes im Sudetenland enteignet. Zwischen 1921 und 1930 erhielten tschechische und slowakische Neusiedler 3520 ehemals sudetendeutsche Landwirtschaftsbetriebe. Außerdem stand im Gesetz, dass der Staat nur überwiegend tschechische Betriebe beauftragen durfte.
Arbeitslosigkeit der Sudetendeutschen
Daher waren extrem viele Sudetendeutsche arbeitslos: 1933 war die Situation am schlimmsten und 600.000 Sudetendeutsche, 40 % der erwerbstätigen Sudetendeutschen waren arbeitslos. Im Gegensatz dazu waren damals nur 10% der Tschechen von Arbeitslosigkeit betroffen. Von 1918 bis 1938 mussten über 2000 sudetendeutsche Industriebetriebe und gewerbliche Unternehmen aufgelöst werden.
Sprache und Verwaltung
Am 19. Februar 1920 wurde im Sprachengesetz Tschechisch auch im Sudetenland als Staatssprache festgelegt. Auch in den deutschsprachigen Bezirken, mussten Staatsbeamte ab sofort Tschechisch sprechen. 1925 wurden infolge des Gesetzes zur „Vereinfachung“ der öffentlichen Verwaltung 330.000 Staatsangestellte, ungefähr 18. 000 Sudetendeutsche und Ungarn, entlassen.
Schulpolitik
Die Schulpolitik vollzog die Schließung 268 deutscher Volksschulen im Sudetenland, die weniger als 40 Schülerinnen und Schüler besuchten. Stattdessen wurden 660 Minderheitenschulen mit häufig nur 10 Kindern für kürzlich ins Sudetenland übergesiedelte Tschechen errichtet.
Sudetenkrise 1938 Zusammenfassung
Im folgenden Abschnitt erfährst du wie sich die Sudetenkrise zuspitzte. Außerdem lernst du die Hintergründe der Annektion des Sudetenlands kennen.
Bei einer Annektion erzwingt eine Staatsmacht die Eingliederung eines fremden Territoriums an das eigene Gebiet.
Auf diese Weise brachte das Deutsche Reich 1938 das Sudetenland unter seine Kontrolle.
Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich
Am 20. Februar 1938 betonte Adolf Hitler in einer Reichstagsrede, dass er das Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen und der Österreicher, also derjenigen Deutschen, die bis dahin im Ausland lebten, durchsetzen würde. Damit forderte er, diese in das Deutsche Reich einzugliedern.
Ausdehnung des Deutschen Reichs
Im März 1938 marschierten deutsche Soldaten nach Österreich ein. Hitler, als gebürtiger Österreicher wurde herzlich begrüßt. Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich klappte reibungslos und wurde am 14. März 1938 mit dem „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“ besiegelt. Doch Hitler plante „Großdeutschland“ noch weiter gewaltsam auszudehnen und sah vor, das Sudetenland und die gesamte Tschechoslowakei zu erobern.
In einem seperaten Artikel hier auf StudySmarter erhältst du einen genaueren Überblick zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich!
Sudetenland 1938
1938 lebten im Sudetenland etwa 3.63 Millionen Menschen. Unter ihnen waren ungefähr
2.9 Millionen Deutsche und 0.7 Millionen Tschechen. Die kulturelle Nähe zu Deutschland hatten die Sudetendeutschen trotz der Entnationalisierungspolitik in der Tschechoslowakei bewahrt. Daher löste der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Sudetenland eine Protestbewegung aus.
"Heim ins Reich"
Unter dem Motto "Heim ins Reich" demonstrierten Sudetendeutsche für eine Eingliederung in das Deutsche Reich. Die Proteste können als Auftakt der Sudetenkrise gesehen werden. Wegen der Machtübernahme Hitlers waren ab 1933 aber auch antifaschistische Gegner des nationalsozialistischen Deutschen Reichs in das Sudetenland geflohen.
Sudetenkrise 1938
Bis zur Machtergreifung Hitlers 1933 hatten die Sudetendeutschen jedoch nicht vor, Widerstand gegen die Unterdrückung in der Tschechoslowakei zu leisten. Doch Hitler stachelte den Konflikt an, indem er die Sudetendeutschen angeblich dabei unterstützte ihre Selbstbestimmungsrechte zu erhalten. So finanzierte das NS-Regime in Deutschland zum Beispiel die „Sudetendeutsche Heimatfront“ mit, in der sich radikalisierte Deutsche vernetzten. Doch dabei blieben seine eigenen Ziele Hitlers oberste Priorität.
Höhepunkt der Sudetenkrise und das Karlsbader Programm
Hitlers Ziel war es in erster Linie das Sudetenland an das Deutsche Reich anzuschließen. Die lauten Forderungen nach Autonomie von 3,5 Millionen Sudetendeutschen in der Sudetenkrise konnte der tschechoslowakische Staat nicht mehr ignorieren.
Unter den Begriff Autonomie fallen Selbstbestimmung, Unabhängigkeit, Selbstverwaltung oder Entscheidungs- und Handlungsfreiheit.
Zusätzlich übte Konrad Henlein, der Führer der „Sudetendeutschen Partei“ (SdP) auf Hitlers Anweisung hin, Druck auf die Prager Regierung aus. So verkündete die SDP am 24. April 1938 das Karlsbader Programm, in dem provokante Forderungen zur Autonomie der Sudetendeutschen standen, deren Erfüllung dem Ende des tschechoslowakischen Staats gleichgekommen wäre.
Folgen des Karlsbader Programms
Weitere Minderheiten in der tschechoslowakischen Republik schlossen sich Henleins Forderungen an. Doch der tschechische Präsident Edvard Beneš lehnte das Karlsbader Programm ab, denn er wollte den tschechoslowakischen Staat bewahren. Dadurch spitzte sich die Krise nach Hitlers Plan zu und er forderte, als Antwort auf das Karlsbader Programm, den Anschluss des Sudetengebiets an das Deutsche Reich.
Kriegsplanungen Hitlers
Hitler eröffnete der deutschen Wehrmachtsführung im Mai 1938, dass eine Offensive gegen die Tschechoslowakei nötig sei und ordnete an, den Angriff im „Fall Grün“ für spätestens Oktober zu planen. Am 20. Mai stellte die Tschechoslowakei sich bereit, um auf den deutschen Angriff zu reagieren. Hermann Göring, der Führer der deutschen Wirtschaft und des Reichswirtschaftsministeriums beeinflusste Polen und Ungarn, sodass diese ab Juni 1938 tschechoslowakische Gebiete einforderten.
Besetzung des Sudetenlandes
Im August 1938 besetzten 750.000 deutsche Wehrmachtssoldaten offiziell die Grenzen des Sudetenlandes, um militärische Pläne umsetzten zu können. Am 12. September 1938 hielt Hitler eine Reichstagsrede, in der er bekräftigte, der Unterdrückung von „Volksgenossen“ in der Tschechoslowakei nicht länger zuzusehen. Hitlers Reichstagsrede zog den Aufstand der Sudetendeutschen nach sich.
Sudetenkrise Münchner Abkommen
Die Sudetenkrise dauerte schon mehrere Monate an und auf Grund Adolf Hitlers Provokationen lag ein Krieg nahe. Doch am 30. September 1938 schlossen Großbritannien, Frankreich, Italien und das Deutsche Reich das Münchner Abkommen. Darin wurde festgelegt, dass die Tschechoslowakei sich aus dem Sudetengebiet zurückziehen müsse, das künftig zum Deutschen Reich gehören würde.
Falsche Versprechungen Hitlers
Hitler sicherte zu, dass es sich bei dem Sudetenland um das letzte Gebiet handelte, das das Deutsche Reich einnehmen würde. Deshalb waren sich die Westmächte sicher, durch das Münchner Abkommen für Frieden in Europa gesorgt zu haben. Doch Hitler bereitete unterdessen bereits einen Krieg vor.
Wenn Du genauere Informationen zum Münchner Abkommen und den damit verbundenen Verhandlungen erhalten willst, lies gerne auch unseren Artikel dazu, hier auf StudySmarter!
1. Oktober 1938 - Hitler Annexion Sudetenland
Bereits am 1. Oktober 1938 marschierte die deutsche Wehrmacht in die erste Zone des Sudetenlands ein. Die Wehrmachtssoldaten besetzten die fünfte und letzte Zone am 10. Oktober. Die NS-Propaganda stellte den Einmarsch als großen Erfolg dar. Viele Sudetendeutsche freuten sich über Hitlers Annexion des Sudetenlands und begrüßten die Soldaten feierlich.
Doch diejenigen Deutschen, die gegen das NS-Regime waren und deshalb 1933 in das Sudetenland geflohen waren, vertrieb der Einmarsch der Wehrmacht ins Landesinnere. Ungefähr 20.000 dieser deutsche Exilanten, vorwiegend Mitglieder der SPD oder der KPD, schafften die Flucht nicht und wurden von den Nationalsozialisten inhaftiert.
Einmarsch in die Tschechoslowakei 1938
Zunächst waren die neuen Grenzen zwischen dem Deutschen Reich und der Tschechoslowakei nicht festgelegt. Am 7. Oktober stimmte ein internationaler Ausschuss über den Grenzverlauf ab. Das Ergebnis fiel schlecht für die Tschechoslowakei aus, da der tschechoslowakische Vertreter die tschechoslowakischen Bedürfnisse nicht durchsetzen konnte.
Anschluss Tschechoslowakei an Deutschland
Der Anschluss der Tschechoslowakei an Deutschland hatte die Folge, dass wichtige tschechische Verkehrs- und Transportwege von der neuen Grenze abgeschnitten wurden. Außerdem wurde ein Gebiet mit 690.000 tschechischen Einwohnern, die in rein tschechischen Orten zusammenlebten, dem Deutschen Reich zugeordnet. 400.000 Tschechen verließen infolgedessen ihre Heimat.
Zuvor tschechische Verteidigungsanlagen und Bunker in Richtung Deutschland lagen in dem vom Deutschen Reich annektierten Gebiet. Die westliche Grenze verlief bei Asch und die Grenze im Osten bei Troppau (Opava). Damit vereinnahmte das Deutsche Reich ein Gebiet von 22.500 km².
Reichsgau Sudetenland
In Folge der Annexion wurde der "Reichsgau Sudetenland" unter Reichskommissar Konrad Henlein gegründet. Ab sofort führte das NS-Regime seine Maßnahmen auch im Sudetenland durch. Die Bevölkerung wurde von NS-Organisationen erfasst, alte Verbände wurden aufgelöst. Zusätzlich wurden die Parteien verboten oder, wie im Falle Konrad Henleins Sudetendeutscher Partei (SdP), in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eingeschlossen. Auch die Presse wurde ab diesem Zeitpunkt vom NS-Staat kontrolliert.
Sudetenkrise - Das Wichtigste
- Die Deutschen, die seit dem Ersten Weltkrieg im tschechoslowakischen Sudetenland lebten, wurden dort durch Bodenreformen, die Entlassung von Beamten und auch wirtschaftlich benachteiligt.
- Hitler nutzte die Unzufriedenheit der Sudetendeutschen und instrumentalisierte sie zu einem Protest gegen die Tschechslowakei, der Sudetenkrise.
- Im Münchner Abkommen wurde beschlossen, dass das Deutsche Reich die Annektion des Sudetenlands vornehmen durfte und die Tschechen das Gebiet verlassen mussten.
- Die neuen Grenzen zwischen dem Deutschen Reich und der Tschechoslowakei wurden zugunsten des Deutschen Reichs festgelegt.
Nachweise
- Abb. 2 - "Eger, Einwohner mit Hitlergruß" by Bundesarchiv, Bild 183-H13160 (www.bundesarchiv.de) licensed under Public Domain
Lerne schneller mit den 1 Karteikarten zu Sudetenkrise
Melde dich kostenlos an, um Zugriff auf all unsere Karteikarten zu erhalten.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Sudetenkrise
Wann wurde das Sudetenland besetzt?
Das Sudetenland wurde am 1. Oktober 1938 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Im Münchner Abkommen war festgeschrieben, dass die Tschechoslowakei ab 1. Oktober 1938 die Sudetengebiete innerhalb einer Frist von zehn Tagen räumen musste.
Was versteht man unter der Sudetenkrise?
Unter der Sudetenkrise versteht man die von Hitler angestachelten Unruhen im Sudetenland, die zunächst 1938 zum Münchner Abkommen und dann 1939 zur Zersplitterung der Tschechoslowakei führten.
Welches Land wurde am 1. Oktober 1938 besetzt?
Am 1. Oktober 1938 wurde das Sudetenland, dass bis dahin zur Tschechoslowakei gehört hatte, von der deutschen Wehrmacht besetzt.
Was ist das Münchner Abkommen?
Das Münchner Abkommen ist ein Abkommen zwischen den Westmächten und Adolf Hitler. Die Regierungschefs Großbritanniens, Frankreichs und Italiens hielten im Münchner Abkommen mit Hitler fest, dass das Sudetenland an das Deutsche Reich angeschlossen wurde und stimmten damit Hitlers Forderungen zu. So wollten sie Adolf Hitler beschwichtigen und Krieg in Europa vermeiden.
Über StudySmarter
StudySmarter ist ein weltweit anerkanntes Bildungstechnologie-Unternehmen, das eine ganzheitliche Lernplattform für Schüler und Studenten aller Altersstufen und Bildungsniveaus bietet. Unsere Plattform unterstützt das Lernen in einer breiten Palette von Fächern, einschließlich MINT, Sozialwissenschaften und Sprachen, und hilft den Schülern auch, weltweit verschiedene Tests und Prüfungen wie GCSE, A Level, SAT, ACT, Abitur und mehr erfolgreich zu meistern. Wir bieten eine umfangreiche Bibliothek von Lernmaterialien, einschließlich interaktiver Karteikarten, umfassender Lehrbuchlösungen und detaillierter Erklärungen. Die fortschrittliche Technologie und Werkzeuge, die wir zur Verfügung stellen, helfen Schülern, ihre eigenen Lernmaterialien zu erstellen. Die Inhalte von StudySmarter sind nicht nur von Experten geprüft, sondern werden auch regelmäßig aktualisiert, um Genauigkeit und Relevanz zu gewährleisten.
Erfahre mehr