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“Totaler Krieg“ – Definition
Der Begriff "Totaler Krieg" bezeichnet eine Form der Kriegsführung, bei der alle Aspekte der Gesellschaft, also militärische, politische, soziale, etc. darauf ausgerichtet sind den Sieg über den jeweiligen Feind zu erlangen. Zumindest in der Theorie gibt es keine Unterscheidung von Heimat und Front mehr, da alle Bürger*innen für die Erreichung des Sieges an der Front oder in kriegswichtigen Industrien eingesetzt werden. Gleichzeitig wird impliziert, dass jede/r Bürger*in vom Feind bedroht sei. Das Völkerrecht wird daher ebenfalls nicht mehr eingehalten.
“Totaler Krieg“ und dessen Merkmale
Historiker definieren den Begriff "Totaler Krieg" meistens durch 4 wesentliche Aspekte:
- Totale Mobilisierung: Das bedeutet, dass neben den Militärs, auch die Volkswirtschaft und die Bevölkerung am Krieg beteiligt sind. Zum Beispiel müssen bei einer totalen Mobilisierung auch Frauen und Kinder als Soldaten an der Front teilnehmen oder als Arbeiter*innen in typischen "Männerberufen" für die Kriegswirtschaft arbeiten.
- Totale Kontrolle: Bezieht sich auf die Kontrolle und Regulierung aller gesellschaftlichen Elemente durch den Staat, um so die totale Mobilisierung zu garantieren. Zum Beispiel wird der Zugang zu Freizeit- und Kultureinrichtungen limitiert.
- Totale Kriegsziele: Werden festgelegt um den Feind zu zerstören. Zum Beispiel wird die Vernichtung der feindlichen Bevölkerung nicht ausgeschlossen solange keine bedingungslose Kapitulation des Feindes erfolgt.
- Totale Kriegsmethoden: Beziehen sich auf den uneingeschränkten Einsatz von jeglichen Kriegsmethoden und Waffen um den Sieg sicherzustellen. Das bedeutet auch, dass zunehmend keine Unterscheidung zwischen ziviler Bevölkerung und Soldaten gemacht wird.
Du musst bedenken, dass sich der Begriff "totaler Krieg" vor allem auf den Zweiten Weltkrieg bezieht und es damals zum Beispiel nicht üblich war, dass Frauen arbeiteten.
Etymologische Herkunft
Etymologie ist die Wissenschaft, die die Herkunft und Geschichte von Wörtern, sowie deren Bedeutung erforscht.
“Totaler Krieg“ – Vor dem ersten Weltkrieg
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Begriff "Totaler Krieg" oder auch der vergleichbare Ausdruck "absoluter Krieg" verwendet und auch in einigen Quellen erwähnt. Aus dem Buch "Orbit Pictus" aus den 1770er-Jahren von Georg Christoph Lichtenberg lässt sich beispielsweise ableiten, dass der Begriff möglicherweise in der Alltagssprache einiger Menschen verwendet wurde.
Der preußische Militärtheoretiker Carl von Clausewitz wiederum benutzte den Begriff "absoluter Krieg" als ein Denkmodell, in dem der Krieg und die damit verbundene Gewalt keine Mäßigung kennt und nur von politischen und gesellschaftlichen Momenten eingeschränkt werden kann.
Die praktische Benutzung des Begriffs in der Alltagssprache des 18. Jahrhunderts und die theoretische Benutzung von Clausewitz sind für unser heutiges Verständnis des Begriffes allerdings nur von zweitrangiger Bedeutung.
“Totaler Krieg“ – Erster Weltkrieg
"Der Krieg, den Deutschland führt, ist ein totaler Krieg, ein Krieg aller Deutschen In- und außerhalb ihres Landes gegen die alliierten Nationen." – Léon Daudet (aus dem Französischem übersetzt)
Diese Zeilen schrieb der französische Journalist Léon Daudet am 9. Februar 1916, nachdem Frankreich durch deutsche Luftangriffe Opfer der "neuen Kriegsführung" geworden war. Daudet bestätigt mit diesen Zeilen den Eindruck vieler seiner Mitbürger*innen, dass der damals vor 1 1/2 Jahren begonnene Erste Weltkrieg kein herkömmlicher Krieg war. Er war wesentlich brutaler, größer und umfassender, da er durch die technischen Errungenschaften des industriellen Zeitalters, wie zum Beispiel Flugzeuge, Zeppeline oder andere motorisierte Fortbewegungsmittel auf einmal viel mehr Menschen direkt betraf.
Ins Deutsche wurde der Begriff erst nach dem Ersten Weltkrieg von Erich Ludendorff übernommen. Dieser schrieb in einem seiner Bücher davon, dass die "seelische Geschlossenheit" eines Volkes hinter seiner Führung, einer der kriegsentscheidenen Faktoren sei. Im selben Kontext schreibt Ludendorff außerdem von der Richtigkeit und Wichtigkeit von effizienter Propaganda. Das Buch von Erich Ludendorff wurde auch nach seinem Tod im Jahr 1935 noch neu in Nazi-Deutschland aufgelegt.
“Totaler Krieg“ in anderen Sprachen
Der Begriff "Totaler Krieg" wurde im Deutschen des 20. Jahrhunderts, wie gerade eben erläutert, vor allem von Erich Ludendorff geprägt. Im Französischen definierte Daudet, wie ebenfalls oben erwähnt, den Begriff "la guerre totale" (der totale Krieg). Durch die Übersetzung von Ludendorffs Schriften wurde der Begriff auch in einigen anderen Sprachen wie dem Japanischen oder Chinesischen im Kontext der Kriegsführung des 20. Jahrhunderts wichtig.
“Totaler Krieg“ im zweiten Weltkrieg
Der totale Krieg nahm aber vor allem zur Zeit des 2. Weltkrieges eine wichtige Rolle ein. Besonders im nationalsozialistischen Deutschland wurden Kriegsanstregungen in der gesamten Gesellschaft unternommen.
Bereits vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bezeichnete der spätere Generalfeldmarschall Ernst Busch in einem Schriftstück aus dem Jahre 1937 den "Krieg der Zukunft als totalen Krieg". Er schreibt in seinem Text über die Aufhebung der Unterschiede zwischen Front und Heimat und die Zusammenführung dieser beiden zur Heimatfront. Außerdem spricht er sich in seinem Schriftstück für die Sinnhaftigkeit einer Bündelung aller Produktionskapazitäten mit dem Ziel der absoluten Vernichtung des Gegners aus.
Sportpalastrede
Große Bekanntheit erzielte der Begriff "Totaler Krieg" erst durch die Sportpalastrede des deutschen Reichspropagandaministers Joseph Goebbels. In der 108-minütigen Rede sprach Goebbels zu 3.000 selektiv ausgewählten "Repräsentanten des Volkes" sowie Millionen von Menschen an den Radio-Geräten. Die Rede gilt als ein Paradebeispiel der NS-Propaganda und Rhetorik.
Zu Beginn seiner Rede sprach Goebbels lange über die drohende bolschewistische Gefahr aus dem Osten. Er war der Auffassung, dass nur die Wehrmacht und das deutsche Volk in der Lage seien Deutschland und seine Verbündeten vor dieser Bedrohung zu schützen.
Nach diesem langen Teil wandte er sich mit 10 rhetorischen Fragen direkt an seine Zuhörer*innen, welche alle mit einem frenetischen "Ja" aus dem Publikum bejubelt wurden. Diese 10 Fragen bilden den Höhepunkt seiner Rede und handeln gleichzeitig von Goebbels Vorstellung eines totalen Krieges. Im Wesentlichen fragt Goebbels in diesen 10 Fragen seine Zuhörer*innen, ob diese dazu bereit sind, das Leid für den Endsieg über die Feinde des "Dritten Reiches" in Kauf zu nehmen. Gute Beispiele für direkte Maßnahmen des totalen Krieges sind seine 8. und 9. Frage:
"Wollt ihr, […] dass die Frau […] überall da, wo es nur möglich ist, einspringt, um Männer für die Front frei zu machen?"
„Billigt ihr […] die radikalsten Maßnahmen gegen einen kleinen Kreis von Drückebergern und Schiebern […]? Seid ihr damit einverstanden, dass, wer sich am Kriege vergeht, den Kopf verliert?“
Anhand dieser Fragen wird bereits gut deutlich, was Deutschland aus Goebbels Sicht zur Erreichung des Sieges über seine Feinde benötigte. Er spricht an dieser Stelle bereits drei der Hauptmerkmale des totalen Krieges an, welche du oben im Absatz "Totaler Krieg: Merkmale" finden kannst. In dem ersten Zitat fordert Goebbels den Einsatz der Frau überall "wo es nur möglich ist".
Mit diesem Zitat in Kombination mit dem zweiten, wo er "die radikalsten Maßnahmen gegen einen kleinen Kreis an Drückebergern und Schiebern" fordert, wird deutlich, dass es Goebbels um die totale Mobilisierung geht – das erste Hauptmerkmal eines totalen Krieges. Mit den "radikalsten Maßnahmen" gegen jegliche Deserteure fordert er gleichzeitig noch zwei weitere Hauptmerkmale des totalen Krieges, nämlich die totale Kontrolle und die totalen Kriegsmethoden. In Goebbels Rede werden sämtliche Emotionen der Hörer auf die Euphorie des Krieges gelenkt. Sämtlichen Kriegsgegner soll deutlich gemacht werden, dass sie nicht geduldet werden und beinahe genauso energetisch bekämpft werden, wie die Kriegsfeinde.
Der Begriff "Deserteur" leitet sich vom französischen Wort "déserter" ab, was so viel wie "verlassen" bedeutet. Als Deserteur bezeichnet man einen Soldaten, der seine Truppe ohne Erlaubnis verlässt. Dies steht in allen Ländern der Welt unter Strafe. Typische Gründe für das Desertieren von Soldaten sind die Angst vor Tod oder Gefangenschaft sowie die Unvereinbarkeit des eigenen Gewissens mit den Kriegsmethoden der eigenen Armee.
Den expliziten Begriff "totaler Krieg" verwendet Goebbels lediglich in seiner 4. rhetorischen Frage, die jedoch heutzutage zu den bekanntesten zählt. In dieser heißt es:
„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die totalen Kriegsmaßnahmen der Regierung. Es will nicht den totalen Krieg, sagen die Engländer, sondern die Kapitulation. Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn – wenn nötig – totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können?“
Umsetzung des "Totalen Krieges" im Zweiten Weltkrieg
Aus den Zitaten von Goebbels Rede, welche du oben lesen konntest, sieht man gut, was die NS-Führung unter einer totalen Kriegsführung verstand. Auf der einen Seite ging es ihr darum, die gesamte Bevölkerung zur Unterstützung der Soldaten an der Front einzusetzen und die Kriegsindustrie effizienter zu gestalten. Dies war im Wesentlichen nötig, da die Wehrmacht nach den anfänglichen Erfolgen der Blitzkriegstrategie in Polen, den Beneluxstaaten oder Frankreich beim Russland-Feldzug scheiterte.
Den Wendepunkt markierte hier die Schlacht um Stalingrad.
Andererseits nutzte die NS-Regierung den totalen Krieg dafür, noch härter gegen Zweifler und Deserteure am NS-Regime vorzugehen, sowie die eigene Rassenideologie noch radikaler umzusetzen.
In Folge von Goebbels Rede wurde eine Dienstverpflichtung für "Aufgaben der Reichsverteidigung" eingeführt. Dies bedeutete, dass alle Männer vom 16. bis zum 65. Lebensjahr und alle Frauen vom 17. bis 45. Lebensjahr in der Kriegswirtschaft oder anderen wichtigen Industrien zum Arbeitsdienst verpflichtet wurden und die Arbeitszeit gleichzeitig auf 14 Stunden angehoben wurde.
Zusätzlich wurde die Kriegswirtschaft zentralisiert und durch Zwangsarbeiter*innen noch weiter ausgebaut. Andere nicht überlebenswichtige Industrien, wie zum Beispiel die Konsumgüterindustrie wurden rationalisiert. Außerdem stiegen die Todesurteile wegen Landesverrat in der Folge in die Höhe, die industrialisierte Tötung in den Konzentrationslagern wurde weiter ausgebaut und die Gebiete in Russland, die gegen die Rote Armee nicht verteidigt werden konnten, wurden durch sogenannte ARLZ-Maßnahmen (Auflockerung, Räumung, Lähmung, Zerstörung) praktisch vollständig zerstört.
Alle noch vorhandenen Kräfte wurden auf den "Endsieg" gerichtet.
Folgen des "Totalen Krieges"
Neben den Millionen toten Gegnern des NS-Staates, die der “totale Krieg“ zur Folge hatte, war er auch auf deutscher Seite sehr verlustreich. Neben zahlreichen sinnlosen Durchhaltebefehlen der NS-Regierung an die Wehrmacht wurden ab dem 25. September 1944 auch die ersten Volkssturmverbände zur Verteidigung gegen die Rote Armee und zu Teilen auch gegen die Alliierten im Westen eingesetzt. Diese bestanden aus allen waffenfähigen Männern im Alter von 16 bis 60 Jahren.
Die Mitglieder des Volkssturms waren größtenteils schlecht oder gar nicht militärisch ausgebildet, oftmals in einer nicht optimalen körperlichen Verfassung und bekamen zudem viel zu wenig Waffen und Munition für eine sinnvolle Verteidigung bereitgestellt.
Allein im absolut aussichtslosen Volkssturm kam zu Kriegsende vermutlich nochmal ein Großteil der 175.000 vermissten Volkssturmangehörigen ums Leben.
“Totaler Krieg“ gegen unterschiedliche Feinde des "Dritten Reiches"
Vor allem im Osten führte die Wehrmacht einen “totalen Krieg“ mit totalen Kriegsmethoden. Die slawischen Völker wurden in der NS Ideologie als "minderwertig" angesehen. Da das ausgegebene Ziel des Ostfeldzuges die Eroberung von neuem Lebensraum für die deutsche Rasse war, schrieb Hitler 1928 in einem seiner Bücher über die Menschen im Osten, dass "diese rassisch fremden Elemente abzukapseln oder kurzerhand zu entfernen" seien. Die Feinde Deutschlands im Osten erlitten in der Folge deutlich höhere Opferzahlen als die im Westen.
Durch die totalen Kriegsmethoden gegen die Bevölkerung und die Armee starben in der Sowjetunion 27 Millionen Menschen, in Polen 5 Millionen Menschen und in Jugoslawien 1,5 Millionen Menschen. Während die Feinde Deutschlands im Westen und Skandinavien deutlich weniger Opferzahlen zu verzeichnen hatten (zum Vergleich: Frankreich: 210.000 Tote, Belgien: 10.000 Tote, Niederlande: 22.000 Tote).
Dies machte natürlich auch die schnelle Eroberung der Gebiete im Westen durch die Blitzkriege möglich. Allerdings sieht man am Beispiel der Opferzahlen in Polen, welches auch über die Blitzkriegstrategie erobert wurde auch, dass mit den Menschen im Osten anders umgegangen wurde als mit den Menschen im Westen, da gerade die slawischen Völker als "weniger lebenswert" angesehen wurden.
Haben die Alliierten Kriegsbemühungen im Sinne des totalen Krieges unternommen?
Die Kriegsführung des "Dritten Reiches" gilt heute als die brutalste Form der Kriegsführung, welche wir in der Geschichte erlebt haben. Daher wurden die meisten der Angeklagten in den Nürnberger Prozessen für die Vorbereitung und Durchführung des Angriffskrieges auf die alliierten Staaten verurteilt. Der Holocaust und andere Völkermorde, wie der an den Sinti und Roma spielten in diesem Verfahren nur eine nebengeordnete Rolle.
Wenn du nicht weißt, was die Nürnberger Prozesse waren, empfehlen wir dir unseren Artikel zu dem Thema zu lesen.
Im Zweiten Weltkrieg wendete allerdings nicht nur das "Dritte Reich" grausame Kriegsmethoden an. Auch von den Alliierten passierten Grenzüberschreitungen, die wir nach unserem heutigen moralischen Verständnis als Verbrechen gegen die Menschlichkeit betiteln würden. Daher lässt sich natürlich die Frage stellen, ob auch die Alliierten Kriegsbemühungen im Sinne des totalen Krieges unternommen haben.
In dieser Debatte ist es jedoch wichtig, die Taten des "Dritten Reiches" auf keinen Fall zu verharmlosen!
Grundsätzlich entsteht eine totale Kriegsführung durch vier entscheidende Merkmale. Diese haben wir bereits im Absatz "Totaler Krieg und dessen Merkmale" zu Beginn des Artikels beschrieben. Sie lauten totale Mobilisierung, totale Kontrolle, totale Kriegsmethoden und totale Kriegsziele.
Totale Mobilisierung bei den Alliierten
Das erste Merkmal, die totale Mobilisierung, erfüllten vermutlich die meisten Staaten, die in den Zweiten Weltkrieg involviert waren, denn für den Zweiten Weltkrieg musste eine Vielzahl an Soldaten für den Kriegseinsatz rekrutiert werden. Gleichzeitig wurde eine Vielzahl an Helfer*innen für die Kriegsindustrie benötigt, welche zumeist aus der weiblichen Bevölkerung und der älteren, beziehungsweise kriegsunfähigen männlichen Bevölkerung bestand.
Totale Kontrolle bei den Alliierten
Das zweite Merkmal, die totale Kontrolle, ließ sich gerade in der Sowjetunion ebenfalls finden. Gerade unter der Herrschaft von Josef Stalin war alles auf den Herrscher der Sowjetunion ausgerichtet. Es existierten Tötungslisten mit den Namen von Personen, die sich gegen das System auflehnten oder die unter Verdacht standen, dies zu tun.
Josef Stalin (1878-1953) war von 1927 bis 1953 Diktator der Sowjetunion.
Totale Kriegsmethoden bei den Alliierten
Auch für das dritte Merkmal, die totalen Kriegsmethoden, gibt es Beispiele aus der Anwendung der Alliierten. Die Vergeltungsaktionen der Roten Armee an der deutschen Bevölkerung im Mai 1945, die Bombardierung deutscher Städte durch die Briten und natürlich die Atombombenabwürfe der Amerikaner auf Hiroshima und Nagasaki lassen sich hierbei als gute Beispiele anführen.
Totale Kriegsziele bei den Alliierten
Die ersten drei Merkmale einer totalen Kriegsführung erfüllten die Alliierten. Spätestens bei dem letzten noch offenem Kriterium eines totalen Kriegs wird jedoch deutlich, dass sich die totale Kriegsführung der Nationalsozialisten deutlich von der nicht totalen Kriegsführung der Alliierten unterschied.
Im Kontext des Zweiten Weltkriegs ist es wichtig zu verstehen, durch welche Ideologie dieser entstand. Adolf Hitler begann den Zweiten Weltkrieg mit dem Ziel Lebensraum für "die deutsche bzw. arische Rasse" zu schaffen. Gerade die slawischen Völker im Osten, sowie die Juden sah er, beziehungsweise die NS Ideologie, als "minderwertige Rassen" an, die es zu beseitigen galt, um Lebensraum für die "arische Rasse" zu schaffen.
Die Kriegsziele der Alliierten – überwiegend Gegenwehr zur Beendigung des Krieges und Rache – kann man gerade im Kontrast zu den Kriegszielen dieser menschenverachtenden NS Ideologie nicht als total ansehen.
Gerechter Krieg vs. “Totaler Krieg“
Seit der Antike existiert zumindest die Vorstellung eines gerechten Krieges (lat.: bellum iustum). Über die Jahrtausende haben sich viele berühmte Philosophen dazu Gedanken gemacht. Auf Grundlage ihrer Lehren gibt es heute das international anerkannte Humanitäre Völkerrecht, welches die Regeln für den modernen Krieg festlegt. In diesem wird beispielsweise der Zivilbevölkerung oder Sanitätspersonal ein besonderer Schutz zugeschrieben oder der Einsatz von chemischen Kampfmitteln verboten.
Die Lehre vom gerechten Krieg versucht also, die Einhaltung der Menschlichkeit und Menschenrechte im Krieg soweit wie möglich zu wahren und den entstandenen Schaden so klein wie möglich zu halten.
Damit steht diese Lehre im kompletten Gegensatz zum Totalen Krieg, wo alles auf die Erreichung des eigenen Sieges und die Vernichtung des Gegners ausgelegt ist.
Totaler Krieg - Das Wichtigste
- Totaler Krieg ist eine Form der Kriegsführung, bei der alle militärischen, politischen und sozialen Anstrengungen auf den Sieg über den jeweiligen Feind ausgerichtet sind.
- keine Unterscheidung zwischen Heimat und Front mehr (siehe NS-Rhetorik: Heimatfront)
- Begriff stammt aus dem 1. Weltkrieg
- wurde durch die Sportpalastrede von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels bekannt (vgl.: "Wollt ihr den totalen Krieg?")
- wurde für das "Dritte Reich" nach der gescheiterten Blitzkriegstrategie notwendig
Nachweise
- Abb. 1 - "Atompilz von „Fat Man“ über Nagasaki (9. August 1945)" by National Archives and Records Administration, cataloged under the National Archives Identifier (NAID) 535795 (https://catalog.archives.gov/id/535795) licensed under Public Domain
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Totaler Krieg
Was versteht man unter einem totalen Krieg?
Unter dem Begriff „Totaler Krieg" versteht man eine Form der Kriegsführung, bei der militärische, politische, soziale und alle weiteren Anstrengungen auf den Sieg über den jeweiligen Feind ausgerichtet sind.
Wie kam es zum totalen Krieg?
Im Zweiten Weltkrieg kam es durch die gescheiterte Blitzkriegstrategie von Nazideutschland im Russlandfeldzug zum totalen Krieg. Nach dem Scheitern im Osten mussten alle dem Reich zur Verfügung stehenden Ressourcen auf den Kriegserfolg gebündelt werden.
Wie definiert Goebbels den totalen Krieg?
Goebbels definiert einen totalen Krieg vor allem dadurch, dass er klarmacht, dass jede Frau und jeder Mann zum Kriegserfolg mit beitragen muss. Außerdem spricht er von den "radikalsten Maßnahmen gegen einen kleinen Kreis von Drückebergern und Schiebern", also allen, die Nazideutschland nicht im Krieg unterstützen.
Wann war der totale Krieg?
Meistens wird die zweite Phase des Zweiten Weltkrieges, also nach der gescheiterten Blitzkriegstrategie von Nazideutschland als Totaler Krieg bezeichnet. Allerdings wurde bereits der Erste Weltkrieg von einigen Schriftstellern als "totaler" oder absoluter Krieg bezeichnet.
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