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Friedensreich Hundertwasser
Der Österreicher Friedensreich Hundertwasser hieß mit bürgerlichem Namen Friedrich Stowasser. Er wurde am 15. Dezember 1928 in Wien (Österreich) geboren und starb am 19. Februar 2000 an Bord des Schiffes Queen Elizabeth 2 vor der Küste von Brisbane (Australien).
Erste Spuren seines Künstlernamens Hundertwasser finden sich in Signaturen seiner Werke, die er ab 1948 bei dem Besuch der Wiener Akademie der bildenden Künste anfertigte. Nach drei Monaten brach Hundertwasser sein Studium allerdings ab und reiste nach Italien, Paris, Marokko, Tunesien und Sizilien. Die Eindrücke dieser Reise resultierten in der Entwicklung seines eigenen Stils. Seine erste Kunstausstellung hatte Hundertwasser schon 1952 im Art-Club Wien.
Auch in den folgenden Jahren reiste Hundertwasser durch viele Länder, wo er sich inspirieren ließ und zahlreiche Ausstellungen hatte.
1973 erwarb er in Neuseeland mehrere Grundstücke im Kaurinui-Tal. Dort konnte er seine ökologische Gesinnung ausleben, indem er viele Bäume pflanzte und Teiche anlegte. Außerdem nutzte Hundertwasser dort Sonnen- und Wasserenergie sowie Pflanzenkläranlagen zur natürlichen Filterung des Abwassers.
Er wurde nach seinem Tod im Alter von 71 Jahren auf seinem Grundstück in Neuseeland begraben.
Friedensreich Hundertwasser engagierte sich für den Erhalt des natürlichen Lebensraums der Menschen und wollte, dass Menschen wieder im Einklang mit der Natur leben. Daher setzte er sich für den Naturschutz, die Rettung der Meere und Wale, für den Schutz des Regenwaldes sowie gegen Kernenergie ein.
Er verteidigte sehr leidenschaftlich die Nutzung der Humustoilette, da er Fäkalien als natürlichen Teil des Kreislaufs der Natur ansah. Zu diesem Thema verfasste er sogar ein Manifest namens "Die heilige Scheiße", in dem er das Ansehen, die Funktion und die Bedeutung von Fäkalien und der Humustoilette verteidigte.
Homo – Humus – Humanitas, drei Schicksalswörter gleichen Ursprungs. 1
Hundertwasser – Stil
Der künstlerische Stil von Hundertwasser lässt sich mit einem Mangel an geraden Linien und Standardisierung beschreiben. Friedensreich gestaltete seine Kunst bunt, fantasievoll und lebendig. Außerdem wurde in seiner Architektur die Naturverbundenheit sichtbar. Hundertwassers Kunst sollte keinerlei Logik oder Geradlinigkeit beinhalten.
Die gerade Linie führt zum Untergang der Menschheit. 2
Hundertwasser benutzte sowohl in seinen Gemälden als auch bei seiner Architektur kräftige Farben und versuchte, Komplementärfarben nebeneinander zu platzieren, sodass ihr Kontrast hervorgehoben wurde.
Komplementärfarben liegen sich im Farbkreis genau gegenüber. Mehr zu Komplementärfarben erfährst Du in der StudySmarter-Erklärung zu "Farbigkeit und Farbkreis".
Hundertwasser – Merkmale
Ein Merkmal der Werke Hundertwassers ist die Nutzung einer Spirale. Die Spirale ist das genaue Gegenteil der von Hundertwasser verhassten geraden Linie: Sie ist dynamisch, fließend und lebendig.
Mit seiner Spirale meinte Hundertwasser allerdings keine geometrisch genau vermessene Struktur, sondern vielmehr …
… eine vegetative Spirale, die Ausbuchtungen hat, wo die Linien dicker und dünner werden, so ähnlich wie ein Schnitt durch einen Baum, mit einem Unterschied, daß es keine Kreise sind, die ineinanderliegen, sondern daß es eben eine Spirale ist. 3
Zur Hervorhebung der kräftigen Farben versuchte Hundertwasser mit der Verwendung von Schwarz einen Kontrast zu setzen. Außerdem baute er die Farben oft in Mosaikbänder ein, die sich über die Oberflächen seiner Kunstwerke zogen.
In diesem von Hundertwasser entworfenen Badezimmer findet sich ein solches Mosaikband:
Hundertwasser – Bilder
Friedensreich Hundertwasser malte nicht nur viel, sondern überall und hatte aus diesem Grund immer seinen Malkasten dabei. Seine Farben mischte er – wenn möglich – immer selbst. Außer Gemälden fertigte Hundertwasser auch Tapisserien und Grafiken an.
Eine Tapisserie kannst Du Dir als einen Wandteppich vorstellen, auf dem mithilfe von vielen farbigen Fäden Bilder zu sehen sind. Die Technik zur Herstellung einer Tapisserie ähnelt der Weberei, ist jedoch nicht ganz dieselbe.
Hundertwasser – Gemälde
Die Farben für seine Gemälde hat Friedensreich Hundertwasser oft selbst hergestellt, indem er u. a. Materialien wie Ziegel oder Gewürze als Pigmente benutzte. Auch verwendete Hundertwasser Eitempera, Ölfarben und Aquarell für seine Gemälde. Durch die Kombination der verschiedenen Farbzubereitungen in seinen Bildern entstand – neben dem farblichen – ein zusätzlicher Kontrast, bei dem sich glänzende von matten Bildpartien abhoben.
Mit gold- oder silberfarbenen, schmalen Folien brachte Hundertwasser zusätzliche Dynamik in manche seiner Bilder.
Hundertwasser – Grafiken
Außer Bilder zu malen, wendete Hundertwasser auch unterschiedliche Methoden an, um Grafiken herzustellen. Dazu gehören Lithographien, Serigraphien (Siebdrucke), japanische Farbholzschnitte, Radierungen, Druckgrafiken in Mischtechnik und Linolschnitte. Die meisten dieser Techniken haben gemein, dass man die Farben nicht direkt auf das Papier/die Leinwand aufträgt, sondern über/durch ein zweites Medium auf das gewünschte Material druckt.
Über die Technik der "Lithographie" kannst Du in der gleichnamigen StudySmarter-Erklärung mehr erfahren!
Hundertwasser – Architektur
Auch bei seiner Architektur lehnte Hundertwasser gerade Linien ab. Außerdem setzte er sich für menschen- und naturgerechte Architektur ein, weshalb er sowohl für ein "Fensterrecht" als auch eine "Baumpflicht" war.
Das Fensterrecht soll jede*r Bewohner*in eines Hauses das Recht geben, die äußere Fassade nach Belieben gestalten zu können – und zwar so weit, wie man es mit den Armen und Pinseln schafft, wenn man sich aus dem Fenster lehnt.
Durch das Fensterrecht sollte die individuelle Gestaltung von Wohnraum gefördert werden, ganz im Gegenteil zur Sterilität und Rationalität, die mit der modernen Architektur Einzug hielt.
Mit der Baumpflicht wird die Naturverbundenheit Hundertwassers sichtbar: Er setzte sich dafür ein, Straßen und Dächer zu begrünen, denn …
… freie Natur muß überall dort wachsen, wo Schnee und Regen hinfallen, wo im Winter alles weiß ist, muß im Sommer alles grün sein. 6
In der Architektur Hundertwassers finden sich – ähnlich wie in seinen Gemälden – kräftige Farben und organische Formen, die nicht in die sterilen Rastersysteme üblicher Gebäude passen.
Da Hundertwasser genau genommen keine formelle Ausbildung zum Architekten oder gar ein Architekturstudium absolviert hat, konnte er seine Bauten zwar gestalten, musste zur Planung allerdings immer einen Architekten mit ins Boot holen. Das Haus muss schließlich immer noch nach bestimmten Vorschriften gebaut werden.
Hundertwasser – Besonderheiten
Eine der Besonderheiten, die sich in vielen der von Hundertwasser entworfenen Gebäuden findet, ist das charakteristische (oft goldene) Zwiebeltürmchen.
An diesem Kindergarten in Frankfurt am Main-Heddernheim findet sich ein für Hundertwasser charakteristisches, goldenes Zwiebeltürmchen.
Außerdem sind die Fenster oft ungleichmäßig geformt und gestaltet, ganz im Einklang mit Hundertwassers Überzeugung zum Fensterrecht. Nicht nur die Fenster sind oft ungleichmäßig geformt, sondern teilweise auch die Fassade, die nicht unbedingt flach sein muss, sondern Vorsprünge haben kann. Mit unterschiedlichen, kräftigen Farben werden zusätzlich Abschnitte der Fassade hervorgehoben. Die Begrünung der Fenster und des Daches dürfen natürlich auch nicht fehlen!
In Abbildung 6 siehst Du ein Beispiel dafür, wie Hundertwasser seine entworfenen Gebäude mit Farben, Begrünungen und Unregelmäßigkeiten an Fenstern und Fassaden von der Norm abzuheben vermochte.
Ein weiteres Merkmal der Architektur von Hundertwasser ist die Einbindung von Säulen und Kugeln sowie Mosaikbänder, die sich entlang des Gebäudes ziehen können.
In diesem Bild kannst Du erkennen, wie Hundertwasser Säulen, Mosaik, goldene Kugeln und kräftige Farben in sein entworfenes Gebäude inkorporiert. Es hebt sich stark von den typischen Formen der Ein- und Mehrfamilienhäuser ab, die sich im Hintergrund tummeln.
Hundertwasser – Häuser
Die von Hundertwasser entworfenen Häuser werden nicht unbedingt als Museen genutzt, sondern erfüllen ihre Funktion als Wohnhäuser, Kindergärten, Schulen, Raststätten, Thermen oder als anderweitige Dienstleistungsgebäude.
Außer Häuser entwarf Hundertwasser auch Brunnen und sogar eine WC-Anlage. Viele der Entwürfe Hundertwassers zielten nicht darauf ab, neue Häuser zu bauen, sondern er "verschönerte" auch schon bestehende Gebäude, indem er sie begrünte und die Fassade unregelmäßiger gestaltete.
Friedensreich Hundertwasser – Steckbrief
Im Folgenden findest Du einen zusammenfassenden Steckbrief zu Friedensreich Hundertwasser sowie seiner Kunst und ihren Besonderheiten.
Name | Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt (bürgerlich: Friedrich Stowasser) |
Geburt | 5. Dezember 1928 in Wien (Österreich) |
Tod | 9. Februar 2000 an Bord des Schiffs Queen Elizabeth 2 vor der Küste von Brisbane (Australien) |
Stil | Transautomatismus |
Merkmale Malerei | kräftige FarbenKontrast durch: Komplementärfarben, schwarze Umrandungen, verschiedene Farbzubereitungen Nutzung verschiedener MaterialienSpiralekeine geraden Linien |
Merkmale Architektur | kräftige Farbenkeine geraden Linien, keine geometrisch genauen Formenbegrünte Dächer und Fenster (Baumpflicht)bunt ummalte und verschiedenförmige Fenster (Fensterrecht)goldene Zwiebeltürme und Kugelnbunte Mosaikbänder und Säulenunebene Böden und Fassaden |
Überzeugungen | friedliches Zusammenleben von Mensch und NaturNatur- und Umweltschutzkeine geraden LinienWohnfläche individuell, menschengerecht und lebendig gestalten |
Hundertwasser – Das Wichtigste
- Friedensreich Hundertwasser Steckbrief: Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt hieß mit bürgerlichem Namen Friedrich Stowasser und lebte von 1928 bis 2000.
- Hundertwasser Stil: Hundertwasser ordnete seinen Stil selbst dem Transautomatismus zu.
- Hundertwasser Merkmale: Hundertwassers Werke sind an den kräftigen, bunten, oft komplementären Farben und an dem Mangel an geraden Linien zu erkennen.
- Hundertwasser Gemälde: In seine Gemälde inkorporierte Hundertwasser oft eine Spirale und malte mit unterschiedlichen Farbzubereitungen auf verschiedenen Materialien.
- Hundertwasser Architektur: Die von Hundertwasser entworfenen Gebäude haben unebene, bunte Fassaden, begrünte Dächer und Fenster, sowie ungleichmäßig geformte und bemalte Fenster. Oft finden sich an den Gebäuden Säulen, goldene Zwiebeltürme und Mosaikbänder.
- Hundertwasser Häuser: Die von Hundertwasser gestalteten Häusern werden zum Beispiel als Wohnhäuser, Kindergärten, Schulen oder auch als Raststätte genutzt.
- Hundertwasser Bilder: Hundertwasser fertigte nicht nur Gemälde, sondern auch Tapisserien (Wandteppiche), Lithographien oder Siebdrucke, wofür er unterschiedlichste Techniken anwendete.
- Hundertwasser Besonderheiten: Hundertwasser war Natur- und Umweltschützer, weshalb er versuchte, Begrünungen in seine Hausentwürfe zu inkorporieren. Außerdem war er der Meinung, dass Wohnraum individuell, bunt und lebendig gestaltet werden müsse, damit der Mensch menschenwürdig leben könne.
Nachweise
- Hundertwasser, F. (1994). Scheißkultur – die heilige Scheiße. Ich. Die Psychozeitung, Berlin (UVA).
- Hundertwasser, F. (1954). Ausstellungskatalog Galerie P. Facchetti, Paris.
- Hundertwasser, F. (1975). Katalog zur Ausstellung im Haus der Kunst. Gruener Janura AG: Glarus/Schweiz.
- Abb. 1: "Hundertwasser nz 1998 hg" (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hundertwasser_nz_1998_hg.jpg) von Hannes Grobe (https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Hgrobe) ist lizenziert durch CC BY-SA 2.5 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/deed.en).
- Abb. 3: "Hundertwasser Bathroom" (https://www.flickr.com/photos/sackerman519/6141663826/) von Studio Sarah Lou (https://www.flickr.com/photos/sackerman519/) ist lizenziert durch CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/).
- Hundertwasser, F. (1972). Dein Fensterrecht - Deine Baumpflicht. Wünsch Dir Was. ORF/ZDF.
- Abb. 5: "Hundertwasser-Kindergarten von Norden" (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/53/Hundertwasser-Kindergarten_from_North.JPG) von Gerbil (https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Gerbil) ist lizenziert durch CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en).
- Abb. 6: "Hundertwasser-Haus Wien" (https://www.flickr.com/photos/86665756@N00/4793711893) von Studio Sarah Lou (https://www.flickr.com/photos/sackerman519/) ist lizenziert durch CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/).
- Abb. 7: "Hundertwasser-Haus Plochingen" (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52555124) von qwesy qwesy (https://web.archive.org/web/20161027135121/http://www.panoramio.com/user/596286?with_photo_id=23438781) ist lizenziert durch CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en).
- hundertwasser.com: Malerei. (05.12.2022)
- hundertwasser.com: Biographie. (05.12.2022)
- hundertwasser-village.com: Das Hundertwasserhaus in Wien ist nicht mit normalen Massstäben zu messen. (07.12.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Hundertwasser
Wie viele Hundertwasser Häuser gibt es?
Hundertwasser gestaltete 38 Bauwerke, von denen viele als "Hundertwasserhaus" bezeichnet werden.
Wie reich war Hundertwasser?
Laut seines Managers starb Hundertwasser ohne ein Vermögen. Der Wert seiner Gemälde wird allerdings auf einen Betrag in Millionenhöhe geschätzt.
Was malte Hundertwasser?
Hundertwasser malte farbenfrohe Gemälde und erstellte viele Grafiken mit unterschiedlichen Druckverfahren.
Was ist das Besondere an den Häusern von Hundertwasser?
Hundertwassers Häuser sind außergewöhnlich, da sie keine geraden Linien oder rechte Winkel besitzen sollten. Ihre Fenster haben ungleichmäßige Größen und sind bunt ummalt. Die Fassaden sind typischerweise ebenfalls bunt und nicht glatt. Es finden sich oft Elemente wie Säulen, Kugeln, Mosaikbänder oder auch Zwiebeltürmchen. Außerdem sind seine Gebäude begrünt.
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