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Den Wunsch eine ganz alltägliche Szene einzufangen, gab es auch schon, bevor das Fotografieren möglich war. Im Laufe der Zeit griffen Künstlerinnen und Künstler also zum Pinsel, um solche Momentaufnahmen zu erstellen. Diese Art der Gemälde wird Genremalerei genannt.
Genremalerei – Definition
Die Genremalerei, auch Genreszene oder Genrebild genannt, ist eine Bildgattung der Malerei. Sie ist durch die Darstellung von alltäglichen Szenen und typischen Handlungen von anonymen Personen definiert. Bilder der Genremalerei sind häufig detailliert gemalt und wirken wie malerisch festgehaltene Momentaufnahmen.
Die Bezeichnung Genremalerei bildet sich aus dem französischen Wort genre für „Art“und „Gattung“ und bedeutet wörtlich übersetzt Gattungsmalerei. Der mittlerweile veraltete Begriff „Sittenbild“ für diese Gattung bezieht sich auf die dargestellten Szenen, in denen Menschen ihre Berufe, häusliche Arbeiten und soziale Bräuche ausüben. Damit beschreibt der veraltete Begriff die Eigenschaften der Gattung der Genremalerei spezifischer.
Genremalerei – Merkmale
Die Merkmale der Genremalerei zeigen auf, was das Genrebild ausmacht: alltäglichen Szenen im häuslichen Umfeld sowohl drinnen als auch draußen sind sehr häufig. Gezeigt werden eine oder mehrere Personen, die ihrer Arbeit oder Vergnügungen nachgehen, gemeinsam essen uns trinken oder sich unterhalten.
Die ausgeübten Tätigkeiten sind dabei typisch für bestimmte Berufsgruppen und soziale Klassen.
Als Beispiel für die Verdeutlichung der Eigenschaften der Genremalerei wird das Gemälde "Die Wäscherin" von Jean-Baptiste Greuze dienen.
Das Wäschewaschen mit den Händen ist eine übliche Tätigkeit für Frauen der vergangenen Jahrhunderte. Nur Angehörige des wohlhabenden Adels konnten es an Bedienstete weitergeben.
Mitglieder der unteren Klassen, also Bauernfamilien und Arbeitende wurden tendenziell häufiger in Genremalereien dargestellt als Adlige.
Die Figuren der Genremalerei sind in der Regel nicht identifizierbar, weder individuell noch kollektiv. Das bedeutet, dass Genrebilder keine berühmten, beispielsweise politischen Personen der Entstehungszeit abbilden. Ebenso werden auch keine Gruppierungen wie Versammlungen oder militärische Einheiten dargestellt, die mit bekannten historischen Ereignissen in Verbindung gebracht werden können.
Die Frau auf dem Gemälde "Die Wäscherin" ist nicht identifizierbar. Stattdessen steht ihre Tätigkeit im Fokus, was im Titel des Werkes aufgegriffen wird.
Die Besonderheiten der Darstellungsweise
Die in der Genremalerei dargestellten Szenen sind meistens detailliert, insbesondere in Bezug auf die Kleidung der Figuren und die Gegenstände, die sie umgeben. Während Figuren und Ort also nicht identifizierbar sind, kannst Du sie durch die Details in einen räumlichen und gesellschaftlichen Kontext bringen.
Um die Wäscherin herum kannst Du verschiedene Gegenstände sehen, die zu ihrer Tätigkeit gehören: Eine Kanne, einen Holztrog, eine Wäscheleine mit Wäsche. Von dem Raum, in dem sie sitzt, ist nur eine verputzte Wand zu sehen. Da links oben in der Ecke die Mauer hinter dem Putz zu sehen ist, kann man darauf schließen, dass dies kein Wohnraum vermögender Leute sein kann.
Dass in der Genremalerei die Räumlichkeiten und auch Figuren durch den Bildrand abgeschnitten dargestellt werden, unterstreicht den unmittelbaren Charakter. Es wirkt, als wären die Bilder aus einer Situation herausgeschnitten worden.
Dementsprechend wird meistens eine möglichst realistische Darstellung eines Moments angestrebt.
In der Genremalerei werden meistens fiktive Figuren und Situationen geschaffen. Auch kann es vorkommen, dass die Darstellung der Figuren eher stilisiert als realistisch ist. Das bedeutet, dass sie beispielsweise aktuellen Schönheitsidealen o.ä. angepasst wird.
Die Wäscherin hat sehr reine helle Haut und Kleider, die trotz ihrer Arbeit keinerlei Schmutz und Flecken aufweisen. Es ist zweifelhaft, dass dies eine realistische Darstellung ist.
Nur in seltenen Fällen werden in der Genremalerei auch reale Personen abgebildet. Nämlich dann, wenn Familienmitglieder der Künstlerinnen und Künstler als Modell gedient haben. Und auch dann geht es den Malenden weniger darum, die Personen selbst abzubilden, als darum, eine authentische Situation zu gestalten.
Wie bei allen anderen Gattungen treffen diese Merkmale nicht auf alle Werke hundertprozentig zu. Bei der Genremalerei handelt es sich um eine alte Gattung, in der es im Laufe der Zeit Variationen gab. Zur Entwicklung der Genremalerei wirst Du unten mehr erfahren.
Abgrenzung zu anderen Gattungen
Die Genremalerei unterscheidet sich durch ihre Merkmale von anderen Gattungen wie dem Porträt und der Historienmalerei. Der wesentliche Unterschied zum Porträt ist, dass in dieser Gattung identifizierbare – meist berühmte Personen – abgebildet wurden, und zwar mit dem Ziel, die Person zu würdigen oder zu charakterisieren. Bei der Genremalerei steht, wie Du oben bereits erfahren hast, eine Situation oder Tätigkeit im Fokus. Die Figuren sind ein Teil der Gesamtszene.
Du kannst Dich bei StudySmarter auch über die anderen Gattungen informieren. In der Erklärung "Gattungen der Malerei" findest Du einen Überblick.
Dass Genrebilder eher kleine Formate haben, unterscheidet sie von denen der Historienmalerei, die mit ihrer Größe teilweise eine ganze Wand eines großen Raumes einnehmen. Die Historienmalerei wird auch grand genre (große Gattung) genannt, wohingegen der Genremalerei die Bezeichnung petit genre (kleine Gattung) gegeben wurde.
Dies bezieht sich jedoch nicht nur auf die Formatgröße, sondern auch auf die Herangehensweise der jeweiligen Gattung. Gemälde der Historienmalerei werden geschaffen, um historische Personen und Ereignisse möglichst umfassend darzustellen. Dabei sind Bildinhalt und -komposition symbolisch aufgeladen. Das bedeutet, dass in der Stellung der Figuren und in den abgebildeten Gegenständen interpretierbare Botschaften und Hinweise stecken.
Mehr Informationen zur Bildkomposition findest Du in der Erklärung "Komposition und Bildaufbau". Außerdem bietet Dir StudySmarter Erklärungen, die Dir bei der Analyse und Interpretation von Gemälden helfen.
In der Genremalerei hingegen wird weitestgehend auf solche Symbolik verzichtet, um möglichst realitätsnah zu malen. Es kann stilisierte Darstellungen geben, wie Du am Beispiel der Wäscherin gesehen hast. Eine Idealisierung widerspricht aber den Merkmalern der Genremalerei.
Achtung: Bei diesem Beispiel handelt es sich nicht um Genremalerei, sondern um ein Herrscherporträt des Kaisers Napoleon. Es zeigt ihn bei einem Feldzug gegen Österreich und weist somit auch Merkmale der Historienmalerei auf.
Napoleon wird sehr majestätisch, mit wallendem Umhang auf einem steigenden Pferd dargestellt. In den Stein unter ihm ist sein Name sowie die Namen anderer berühmter Herrscher eingemeißelt. Auch sein Heer ist im Hintergrund zu sehen. Diese Bildelemente sind alle Symbole, die Napoleons Macht als Herrscher und Feldherr verdeutlichen sollen. Es handelt sich nicht um eine realistische Darstellung, sondern um eine idealisierte.
Es gilt aber auch hier, dass manche Werke nicht eindeutig einer Gattung zugeordnet werden können: Ein Porträt kann identifizierbare Personen bei alltäglichen Tätigkeiten zeigen oder eine Genreszene im Garten kann insbesondere in der Romantik Merkmale der Landschaftsmalerei aufweisen.
Bei einer Analyse benennst Du die Merkmale der jeweiligen Gattung und ordnest sie zu. Meistens kannst Du dann an den überwiegenden Merkmalen erkennen, zu welcher Gattung das Gemälde eher gehört.
Von der Renaissance bis in die Moderne hinein wurden den Gattungen der Malerei eine hierarchische Rangfolge zugeordnet. Die Werke bekamen nach den damaligen Maßstäben für künstlerischen und erzieherischen Mehrwert einen Wert zugeordnet. Dadurch ergab sich für die Gattungen folgende Reihenfolge:
- Historienmalerei
- Porträtmalerei
- Genremalerei
- Landschaftsmalerei
- Stillleben
Genremalerei – Funktion und Wirkung
Genrebilder erfüllten zunächst hauptsächlich dekorative Zwecke. Mit ihren lebendigen Motiven regen sie die Betrachtenden zum Nachdenken, Träumen und Rätseln an und sind manchmal auch amüsant.
Bei diesem Gemälde von Pieter Brueghel d. Ä. siehst Du zunächst ein buntes Gedränge, eine scheinbar alltägliche Szene in einer Stadt. Wenn Du näher hinschaust, kannst Du viele belustigende und rätselhafte Details erkennen.
Neben der dekorativen Funktion übermitteln Genrebilder allerdings auch Botschaften an die Betrachtenden. Sie liefern Informationen über den Lebensstil, die Arbeitsweisen und Sitten der abgebildeten Figuren bzw. die Berufsstände und Gesellschaftsschichten, die sie vertreten.
Nicht selten wird durch die Art der Darstellung auch eine wertende Aussage über das Abgebildete getroffen.
In Brueghels Gemälde sitzt mittig im Vordergrund ein Mann in blauem Hemd auf einem Fass und hält ein Spanferkel auf einem Spieß in der Hand. Diese Darstellung wirkt absurd und überspitzt und legt nahe, dass Brueghel auf diese Weise Kritik an der Völlerei der Karneval Feiernden üben wollte. Das Gleiche gilt aber auch für die fastenden Menschen, die er rechts daneben sehr dürr und grau darstellt.
Diese kritische Funktion der Genremalerei wurde zunächst unterschätzt, weshalb sie in ihrem Wert der Historien- und Porträtmalerei untergeordnet wurde. Dementsprechend waren Sittenbilder früher nicht für Ausstellungen geeignet, sondern dienten eher der Dekoration in Privathäusern. Sie waren besonders in der Mittelschicht und im reichen Bürgertum beliebt, da sich diese Schichten mit den Motiven identifizieren konnten. Für sie hatte Genremalerei eine persönliche und sentimentale Bedeutung.
Erst ab den 1970er-Jahren wurde bei den Werken der Genremalerei eine moralische und erzieherische Intention herausgestellt und geschätzt. Insbesondere durch negative Darstellungsweisen wollen die Künstlerinnen und Künstler die Betrachtenden dazu bringen, ihre eigene Lebensweise zu hinterfragen.
Genremalerei – in ihrer Entwicklung
Die ersten künstlerischen Zeugnisse, die sich der Genremalerei zuordnen lassen, stammen schon aus den antiken Kulturen. Beispielsweise zeigen Wandmalereien in den Grabkammern der Pharaonen in Ägypten alltägliche Szenen. Im Mittelalter wurden sie durch Bilder abgelöst, die stark von religiösen und moralischen Symbolen geprägt waren. So kam die Genremalerei erst in der Neuzeit ab 1500 zu ihrer Entfaltung.
Du findest zur Kunst im Mittelalter eine Erklärung bei StudySmarter, in der Du Dich eingehend informieren kannst.
Etablierung der Gattung Genremalerei
Einen entscheidenden Anstoß für die Entwicklung der Genremalerei nach dem Mittelalter gab die Reformation. Dabei kam es zur Spaltung der christlichen Kirche, verbunden mit starker Kritik an ihrer Lehre und ihrer Organisation. Es bestand also weniger Interesse an religiös aufgeladenen Bildern, stattdessen etablierten sich die alltäglichen, nüchternen Motive der Genremalerei.
Das Gemälde "Die Steuereintreiber" ist ein frühes Beispiel für die Genremalerei. Es weist einige der Merkmale auf, die Du bereits kennengelernt hast: realistische Darstellung von Menschen bei der Ausübung ihres Berufes, anonyme Personen, detaillierte Kleidung und Gegenstände, die zur Tätigkeit gehören usw.
Obwohl zwischen diesem Gemälde und dem der "Wäscherin" über 200 Jahre liegen, weisen sie in der Darstellungsweise große Ähnlichkeit auf.
In dieser Zeit wurden Kunstwerke auch nicht mehr nur von Adeligen in Auftrag gegeben, zunehmend entwickelte sich das Bürgertum als Förderer von Kunst. Dies führte ebenfalls dazu, dass das Interesse an den Motiven der Genremalerei wuchs. Das Bürgertum konnte damit mehr verbinden als etwa mit den Themen der Historienmalerei, die eher an den gebildeten Adelsstand gerichtet war.
Wenn Du mit den Bezeichnungen der Gesellschaftsschichten unsicher bist, schau auf StudySmarter mal im Fach Geschichte vorbei und lies Dir zum Beispiel die Erklärung "Frühe Neuzeit" durch.
Zudem wurden großformatige Gemälde, die unter anderem die Innenräume von Kirchen geschmückt hatten, von kleineren Gemälden abgelöst, die auf einer Staffelei angefertigt wurden.
Die Künstler Pieter Brueghel d. Ä. und Quentin Massys, von denen die Beispielbilder Abbildung 1 und 2 stammen, gelten als repräsentativ für die Entstehungszeit der Genremalerei als Gattung.
Die Hochphase der Genremalerei
Ihre Blütezeit erlebte die Genremalerei im 17. und 18. Jahrhundert. Werke dieser Gattung entstanden in ganz Europa, als Zentrum der Genremalerei gelten jedoch vor allem die Niederlande. Im Rahmen des sogenannten Goldenen Zeitalters im 17. Jahrhundert erlebte nicht nur die Wirtschaft der Niederlande eine Hochphase, sondern auch die Kunst.
Genrebilder entstanden in großer Zahl und wurde durch renommierte Künstler wie Gerrit van Honthorst, Jan Steen und Jan Vermeer stark beeinflusst. Sie gaben ihren Stil und ihre Interpretationen im Rahmen sogenannter "Schulen" an andere Künstler weiter.
Dieses Gemälde veranschaulicht den künstlerischen Stil von Jan Steen. Er malte meistens Ansammlungen vieler Figuren, in deren Darstellung er satirische Aussagen über die Gesellschaft traf. Er arbeitete mit Details, Licht und Schatten, um seine Gemälde räumlich wirken zu lassen. Sein Stil wird als humorvoll bezeichnet, was Du anhand der Figuren nachvollziehen kannst. Sie sind nicht nur fröhlich, sondern auch auf eine ulkig überspitzte Weise dargestellt.
In der Hochphase der Genremalerei kam es zu einem Wandel in der Darstellungsweise, wodurch die Gattung vielfältiger wurde. An den Beispielen von Pieter Brueghel und Jan Steen kannst Du gewisse Ähnlichkeiten feststellen: Die Figuren sind überdeutlich als ungesittet und grobschlächtig dargestellt.
Daneben entwickelte sich jedoch ein Stil, bei dem die Botschaft der Künstlerinnen und Künstler nicht so leicht zu erfassen war, sondern herausgelesen und interpretiert werden musste. Insbesondere Jan Vermeer etablierte diesen Stil.
Vermeers Figuren wirken häufig in sich gekehrt und friedlich, so wie bei diesem Gemälde des schlafenden Mädchens. Eine kritische Botschaft ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, aber Kunstwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler interpretieren, dass Vermeer wohl eine faule Magd oder gar Hausherrin abgebildet hat.
Genremalerei – Moderne
Im 19. Jahrhundert war die Genremalerei fester Bestandteil der Malereigattungen und wurde in den verschiedenen Epochenströmungen variiert umgesetzt. In der Romantik (ca. 1800–1840) beispielsweise waren Landschaftsgemälde die bevorzugte Gattung, doch wie bereits erwähnt, gab es einige Werke, die ebenso Merkmale der Genremalerei aufwiesen.
Beliebter als zur Zeit der Romantik war die Genremalerei in der Epoche des Realismus (ca. 1840–1900). Das Streben der Kunstschaffenden dieser Zeit, die Realität möglichst ungeschönt und nicht idealisiert abzubilden, ließ sich gut mit den Motiven der Genremalerei vereinbaren. Die Werke der Franzosen Gustave Courbet und Jean-Francois Millet gelten beispielsweise als repräsentative Genremalerei des Realismus.
Zu den hier genannten Epochen findest Du genauere Informationen in den jeweiligen Erklärungen unter dem Oberthema Kunst im 19. Jahrhundert.
Mit dem Impressionismus (ca. 1860–1900) veränderten sich nicht nur der Malstil allgemein, sondern auch die Motive der Genremalerei. Diese wurden dem Leben der modernen Menschen nach der Industrialisierung und dem Lebensumfeld der Großstadt angepasst.
Das Gemälde von Edgar Degas zeigt zwei Figuren mit müden Gesichtsausdrücken. Sie wirken abwesend und einsam, obwohl sie sich in einem Café o.Ä. befinden. Dies ist an ihrer offiziellen Kleidung zu erkennen, die sie wahrscheinlich nicht im eigenen Haus tragen würden.
Degas Gemälde "L'Absithe" ist ein Beispiel dafür, wie die Einsamkeit und Anonymität, die mit dem Leben in einer Stadt einhergehen kann, verbildlicht wird.
Die Kunstströmungen und Epochen des 20. Jahrhunderts brachten einen radikalen Umschwung in der Kunstgeschichte. Das Verständnis der malerischen Darstellung wurde mit Strömungen wie dem Expressionismus und dem Kubismus neu aufgestellt. Situationen, Gegenstände und Personen wurden nun nicht mehr nur in ihrer visuellen Gestalt abgebildet, sondern auch durch Eindrücke und Emotionen, die die Künstlerinnen und Künstler von ihnen hatten.
Die Darstellung war abstrakt und nicht länger figurativ. Das bedeutet, dass sie nicht aus identifizierbaren Formen wie dem menschlichen Körper bestand, sondern diffusen Formen, die der Fantasie der Kunstschaffenden entstammten.
Die Genremalerei als Abbildung einer Situation ist in diesen Strömungen schwer identifizierbar. Abstrakte Gemälde werden, selbst wenn sie alltägliche Szenen zeigen, eher nicht der Gattung Genremalerei zugeordnet. Es gibt aber auch Werke aus dem 20. Jahrhundert, deren Einordnung eindeutig ist.
An diesem Gemälde von Edward Hopper kannst Du Merkmale der Genremalerei finden. Die Darstellung ist auf eine alltägliche Situation fokussiert, Details finden sich nur in Bezug auf die Tätigkeit der Figuren, der Hintergrund ist sehr schlicht.
Die Genremalerei heute
Beschreibungen der Geschichte der Gattung Genremalerei enden häufig mit der Postmoderne, also der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Danach gibt es keine Künstlerinnen und Künstler oder Kunstwerke, die als Repräsentanten der Genremalerei gelten. Die Gattungsmerkmale, die Du hier kennengelernt hast, beziehen sich vorwiegend auf die Hochphase bis in die Moderne. Genremalerei kann also als historische Gattung bezeichnet werden.
Die Begriffe "Moderne" und "Postmoderne" stehen übrigens nicht für eine Epoche, sondern einen Zeitabschnitt, in dem es historische und künstlerische Entwicklungen und damit mehrere Epochen gab. Die Moderne wird zwischen 1880 und 1950 verortet.
Dennoch werden natürlich auch heute noch Bilder gemalt, die Merkmale der Gattung aufweisen. Nach den Veränderungen der Darstellungstradition in der Moderne werden solche Gemälde offiziell selten der Genremalerei zugeordnet. Stattdessen wird anhand der Merkmale bloß eine Verbindung zu der Gattung hergestellt.
Insbesondere die figurative Darstellung von Menschen in alltäglichen Situationen ist eines dieser typischen
Genrethemen, die in aktuellen Gemälden immer noch zu finden sind.
Genremalerei – Das Wichtigste
- Die Genremalerei, auch "Sittenbild" genannt, ist eine Gattung der Malerei, die Menschen in alltäglichen Situationen zeigt.
- Weitere Merkmale dieser Gattung sind: Darstellung von klassentypischen Tätigkeiten, Berufen und Vergnügungen, Bilder in kleinen Formaten, Menschen des Bauernstandes und des Bürgertums werden abgebildet und sind die Adressaten, die Darstellung ist realistisch und nicht idealisiert.
- Der wesentliche Unterschied zum Porträt ist die Abbildung nicht identifizierbarer Figuren, dennoch ist eine Zuordnung zu nur einer Gattung manchmal schwierig.
- Die Genremalerei hatte in erster Linie dekorative Zwecke, aber sie vermittelte auch gesellschaftskritische Botschaften.
- Von der Antike bis in die aktuelle Zeit finden sich Merkmale der Genremalerei in einzelnen Werken. Als Gattung etablierte sie sich aber erst in der Reformation (ab 1517).
- Berühmte Vertreter der Gattung waren Pieter Brueghel d. Ä., Jan Vermeer, Gustave Coubert und Edgar Degas.
- Nach der Moderne, in der die Genremalerei in verschiedenen Epochen interpretiert wurde, wird der Gattungsbegriff kaum noch verwendet. Es handelt sich eher um eine historische Gattung.
Nachweise
- Suedwestgalerie.de/Kunstlexikon: Genrebild, Genremalerei. (09.06.2022)
- Zimmermann-Heitmann.de: Genremalerei. (21.06.2022)
- dwds.de/wb: Genremaler. (24.06.2022)
- Abb. 1 - Jean-Baptiste Greuze (French - The Laundress (La Blanchisseuse) - Google Art Project (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a6/Jean-Baptiste_Greuze_%28French_-_The_Laundress_%28La_Blanchisseuse%29_-_Google_Art_Project.jpg/1643px-Jean-Baptiste_Greuze_%28French_-_The_Laundress_%28La_Blanchisseuse%29_-_Google_Art_Project.jpg), Public Domain (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/).
- Abb. 2 - David - Napoleon crossing the Alps - Malmaison1 (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/31/David_-_Napoleon_crossing_the_Alps_-_Malmaison1.jpg), Public Domain (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/).
- Abb. 3 - The Fight Between Carnival and Lent (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a8/The_Fight_Between_Carnival_and_Lent.jpg/2560px-The_Fight_Between_Carnival_and_Lent.jpg), Public Domain (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/).
- Abb. 4 - Quentin Massys - Two Tax Collectors, ex-Hagley Hall, now Liechtenstein (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/67/Quentin_Massys_-_Two_Tax_Collectors%2C_ex-Hagley_Hall%2C_now_Liechtenstein.jpg), Public Domain (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/).
- Abb. 5 - Jan Havicksz. Steen - Het vrolijke huisgezin - Google Art Project (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/72/Jan_Havicksz._Steen_-_Het_vrolijke_huisgezin_-_Google_Art_Project.jpg), Public Domain (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/).
- Abb. 6 - Vermeer young women sleeping (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/2f/Vermeer_young_women_sleeping.jpg/1778px-Vermeer_young_women_sleeping.jpg), Public Domain (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/).
- Abb. 7 - Edgar Degas - In a Café - Google Art Project 2 (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e8/Edgar_Degas_-_In_a_Caf%C3%A9_-_Google_Art_Project_2.jpg/1493px-Edgar_Degas_-_In_a_Caf%C3%A9_-_Google_Art_Project_2.jpg), Public Domain (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/).
- Abb. 8 - Nighthawks by Edward Hopper 1942 (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a8/Nighthawks_by_Edward_Hopper_1942.jpg/2560px-Nighthawks_by_Edward_Hopper_1942.jpg), Public Domain (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/).
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Genremalerei
Was wurde in der Gattung Genremalerei dargestellt?
Die Genremalerei stellt Aspekte des Alltagslebens dar, indem sie gewöhnliche Menschen bei alltäglichen Tätigkeiten abbildet.
Was sind Merkmale der Genremalerei?
Häufige Merkmale der Genremalerei sind:
- Alltägliche Situationen, Tätigkeiten und Berufe
- kleine Bildformate
- Menschen des Bauernstandes und Bürgertums werden abgebildet und adressiert
- realistische Darstellung, keine Idealisierung
- dekorative Zwecke und gesellschaftskritische Botschaften
Welche berühmten Künstler gab es in der Genremalerei?
Einige bekannte Künstler der Genremalerei sind: Pieter Brueghel d. Ä., Quentin Massys, Jan Vermeer, Jan Steen, Gustave Courbet, Jean-Francois Millet und Edgar Degas
Welche Funktion hat die Genremalerei?
Genremalerei wurde in ihrer Hochphase vor allem aus dekorativen Zwecken erworben. Die Menschen des Bürgertums konnten sich mit den Motiven identifizieren. Die Künstler*innen verarbeiteten aber auch gesellschaftskritische Botschaften in ihren Werken.
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