Springe zu einem wichtigen Kapitel
Der Klassizismus ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die sich im 18. Jahrhundert international verbreitete. Im deutschsprachigen Raum geht sie zurück auf den Kunstschriftsteller Johann Joachim Winckelmann und lässt sich dem Zeitraum zwischen 1770 und 1840 zuordnen. Schaffende dieser Zeit orientierten sich an der Kunst der griechischen und römischen Antike, beispielsweise an alten Ruhmestempeln, aber auch der italienischen Frührenaissance, die sich ihrerseits an den Idealen der Antike bedient hatte.
Johann Joachim Winckelmann studierte Theologie und Medizin an den Universitäten Halle und Jena. Seine große Leidenschaft galt jedoch stets der Philosophie und Geschichte. In seiner ersten Publikation, die 1755 in Dresden erschien, schrieb er:
Der einzige Weg für uns, groß, ja, wenn es möglich ist, unnachahmlich zu werden, ist die Nachahmung der Alten." 1
Diese Worte erregten vielerorts das Aufsehen und Interesse der Menschen. Viele Kunstschaffende der Malerei, Bildhauerei und Architektur, aber auch der Literatur und der Musik nahmen sich seine These zum Vorbild. Sie befassten sich mit dem antiken Stil und begannen, ihre eigenen Werke nach ebendiesem Stil auszurichten. Johann Joachim Winckelmann gilt daher noch heute als der Begründer und Vater des Klassizismus.
Klassizismus Kunst – Zusammenfassung
Der Klassizismus entstand ursprünglich in Frankreich als Gegenbewegung zum üppigen Stil des Barock und Rokoko. Dort ließ er sich in fünf verschiedene Strömungen aufteilen, die allesamt jedoch dem Klassizismus zugeordnet werden. Zu diesen Strömungen gehören:
- Louis-seize (1760–1790)
- Directoire (1795–1803)
- Empire (1803–1815)
- Regency (1810–1820)
- Biedermeier (1815–1848)
Louis-seize im Klassizismus
Der Begriff Louis-seize geht zurück auf den französischen König Ludwig XVI, auch genannt König Louis. Er regierte von 1774 bis 1792, also in etwa der Zeit, die auch durch den Louis-seize geprägt wurde.
Dem vorangestellt war eine Übergangszeit (zwischen 1760 und 1774) von der Kunst des Rokoko zum Klassizismus, die auch als erste Phase des Louis-seize bezeichnet wird. Der Begriff des Louis-seize bezieht sich im Wesentlichen auf einen Stil der Innenarchitektur. Er war mehr geprägt durch den Möbelgeschmack der Königin Marie-Antoinette, als dem ihres Ehegatten Ludwig XVI.
Geometrische Formen bestimmten bereits in dieser frühklassizistischen Strömung das architektonische Bild, aufgelockert wurde es jedoch mit dezent verspielten Natur- und Tiersymbolen, wie Früchten, Zweigen und Vögeln. Auch Girlanden fanden häufig Anwendung. Stilistische Übereinstimmungen finden sich im deutschen Zopfstil und im österreichischen Josephinismus.
Der Zopfstil markiert den allmählichen Übergang vom überladenen Rokoko zum schlichten Klassizismus. Es ist nicht sicher geklärt, woher sein Name stammt. Eine Theorie ist, dass die Bezeichnung "Zopfstil" auf die häufig verwendeten Blumen- und Blättergirlanden zurückgeht, die an einen geflochtenen Zopf erinnern. Kunstexpert*innen bezeichnen diese Bordüren auch als Feston.
Bei dem Josephinismus handelt es sich ebenfalls um eine Übergangsphase von Barock und Rokoko zum Klassizismus. Charakteristisch für den josephinischen Stil sind die plattenähnlichen Erhebungen an den Fensterfassaden.
Der Rokoko ist eine kunstgeschichtliche Epoche, die dem Klassizismus voranging. Sie entstand im frühen 18. Jahrhundert in Paris und wurde in ganz Frankreich und später auch in anderen Ländern, vorrangig in Deutschland und Österreich, übernommen. Die Stilrichtung des Rokoko zeichnet sich durch Leichtigkeit, Eleganz und eine überschwängliche Verwendung von geschwungenen, natürlichen Formen in der Ornamentik aus. Wenn Du mehr über den Rokoko erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Rokoko Kunst" auf StudySmarter an!
Directoire im Klassizismus
Die Strömung des Directoire feierte ihren Höhepunkt während der Regierungszeit des französischen Direktoriums und wurde auch nach diesem benannt. Die verspielten Ornamente des Louis-seize wurden hier von schlichteren Motiven abgelöst, die aber dennoch Eleganz ausstrahlten. Schaffende nahmen sich die Ideale der Römer und Etrusker, ein Volk aus dem Gebiet der heutigen Toskana, zum Vorbild.
Wie auch im Louis-seize bezieht sich der Begriff Directoire in erster Linie auf einen Stil der Inneneinrichtung und -dekoration im Klassizismus. Die Prinzipien der Revolution fanden vermehrt ihren Weg in die Möbelstücke jener Zeit, so beispielsweise die Phrygische Mütze und die Wasserwaage als Symbole für Freiheit und Gleichheit.
Die Strömung des Directoire endete mit dem Beginn der Kaiserzeit Napoleons.
Empire im Klassizismus
Nach Abschaffung des Direktoriums und dem Ende der gleichnamigen klassizistischen Strömung kam mit Napoleons Herrschaft der monumentale Empire-Stil auf. Er ist nicht zu verwechseln mit dem sogenannten Second Empire, das erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zwischen 1852 und 1870 seinen Weg in die Kunst fand.
Der Empire-Stil erfüllte in erster Linie eine repräsentative Aufgabe. Er stellte Napoleons Macht und Größe über die Symbole des Kriegs und des Sieges zur Schau, darunter Schwerter, Speere und Lorbeerkränze. Auch der Adler war ein beliebtes Motiv. Er war der antiken Aquila nachempfunden, dem höchsten militärischen Abzeichen der römischen Kriegslegionen, und sollte von nun an Napoleons Reich und Herrschaft verkörpern.
Im Wesentlichen lässt sich besonders die Architektur des Napoleonischen Zeitalters also schlicht als Versuch bezeichnen, die Macht Napoleons für immer und alle Menschen sichtbar zu verewigen.
Abbildung 2: Der Empire-Stil im Klassizismus
Empire-Zimmer im 1. Obergeschoß des Nordflügels, Schloss Hinterglauchau
Regency im Klassizismus
Der Begriff Regency ist mehr eine epochale Abgrenzung als eine eigene Stilrichtung. Ihren Höhepunkt erreichte sie im Vereinigten Königreich und Irland des frühen 19. Jahrhundert. Nicht zu verwechseln ist sie mit der sogenannten Régence in Frankreich, die bereits zwischen 1715 und 1730 herrschte.
Die Zeit des Regency wurde beeinflusst von der beginnenden Industrialisierung und war geprägt von sowohl politischen als auch gesellschaftlichen Umbrüchen. Der derzeitige Prince of Wales, später George IV., orientierte sich an der Innenarchitektur des napoleonischen Empire-Stils und wies an, diesen an Monumentalität, Größe und Erhabenheit noch zu übertreffen.
Die Industrialisierung beschreibt den sozialen, technischen und wirtschaftlichen Wandel ab dem späten 18. Jahrhundert. Lebens- und Arbeitsbedingungen veränderten sich drastisch, sodass heutzutage auch von einer Industriellen Revolution die Rede ist.
Neben den klassizistischen Merkmalen der Antike, flossen auch neugotische Elemente in die Architektur mit ein. So entstand eine sehr schwere, reichhaltige Kunst, die das Carlton House und den Buckingham-Palace zierte. Im Vereinigten Königreich markierte die Regency-Zeit den architektonischen Übergang zwischen Klassizismus und Historismus.
Abbildung 3: Beispiel für den Regency-Stil im Klassizismus
Charles Wild: "The Grand Staircase, Carlton House" (1819)
Tuschätzung, 26,9 x 20,1 cm
Biedermeier im Klassizismus
Während der Biedermeier in der Literatur eine eigenständige Epoche darstellt, lässt sich besonders die architektonische und die malerische Kunst des Biedermeiers dem Klassizismus zuordnen.
Der Biedermeier repräsentiert das aufsteigende Bürgertum, das in seiner Rolle nun in vielen Ländern klar an Bedeutung gewann. Die Monumentalität des Empire- und Regency-Stil wurde stark vereinfacht. Kunstschaffende kehrten zurück zur schlichten Eleganz, wobei nun auch Funktionalität und Gemütlichkeit ein Kriterium war.
Der Biedermeier war nicht nur eine Kunst für wohlhabende Adelige, vielmehr richtete er sich an die kleinbürgerlichen Familien des frühen bis mittleren 19. Jahrhunderts. In der Architektur folgte ihm der Historismus, in der Malerei hielt sich der Biedermeier noch bis 1870.
Abbildung 4: Beispiel für die Malerei im Biedermeier des Klassizismus
Friedrich Wilhelm Schadow: "Porträt Felix Schadow" (ca. 1830)
Öl auf Leinwand, 61 x 51 cm
Klassizismus Kunst – historischer Hintergrund
Zur Zeit des Klassizismus in der Kunst herrschte in Frankreich die Französische Revolution ab 1789. Diese bestand aus drei verschiedenen Phasen, die insgesamt ein ganzes Jahrzehnt überdauerten. Das einfache Volk, das kaum Rechte besaß, setzte sich gegen den Adel zur Wehr und verlangte das Ende der absolutistischen Monarchie, die zuvor Frankreichs Bevölkerung beherrscht hatte.
Der Absolutismus ist eine Regierungsform, bei der ein Alleinherrscher ohne gesetzliche Einschränkungen über sein Volk und dessen Leben entscheiden kann. Das Volk selbst hat keinerlei Rechte und kann sich nicht gegen die Befehle des Herrschers stellen. Wer dennoch den Willen des Königs missachtet, muss mit harten Strafen oder sogar dem Tod rechnen.
Die Revolutionäre kämpften für Werte wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die während des sogenannten Ballhausschwurs festgesetzt wurden.
Bei dem sogenannten Ballhausschwur am 20. Juni 1789 kamen Angehörige der Nationalversammlung und Mitglieder des Klerus in Versailles zusammen. Sie trafen sich in einer Sporthalle, in der üblicherweise Ballspiele abgehalten wurden. Dort schworen sie, sich nicht zu trennen, bevor Frankreich über eine Verfassung verfüge.
Diese Verfassung wurde am 3. September 1791 verabschiedet und nur vier Jahre später erneuert. Bestandteile dieser Erneuerung waren zwei Ratsversammlungen aus 500 und 250 Mitgliedern. Letztere bildeten den Rat der Alten und wählten nach den Vorschlägen des Rats der 500 das sogenannte Direktorium. Dieses Direktorium bildete sich aus fünf Mitgliedern, die von nun an die ausführende Regierung darstellten.
Das Volk konnte nur indirekt über Wahlmänner Einfluss auf die Zusammensetzung der Regierung nehmen. Um als solcher Wahlmann im Vorfeld gewählt zu werden, mussten Bürger über ein Vermögen von mindestens 200 Arbeitstagen verfügen. Frauen durften zur damaligen Zeit nicht wählen gehen und konnten ebenso wenig selbst gewählt werden.
Dank dieser Regelung und der anhaltenden Inflation, also der steigenden Entwertung von Geld, gelangte primär das gehobene Bildungsbürgertum an Macht. Auf der anderen Seite standen die ursprünglichen Revolutionäre, die sich in ihrer Vision von Gleichberechtigung betrogen sahen, und die Adeligen, die durch regelmäßige Putschversuche eine Rückkehr zur Ständegesellschaft und der absolutistischen Regierungsform anstrebten.
Am 13. Dezember 1799 erklärte Napoleon Bonaparte die Französische Revolution für beendet. Er hatte innerhalb kürzester Zeit eine neue Verfassung ausgearbeitet und übernahm anhand dieser die Macht über Frankreich. Seinen Erfolg verdankte er in erster Linie der Unterstützung seiner militärischen Truppen.
Die einzelnen Strömungen im französischen Klassizismus lassen sich gut am Beispiel der Französischen Revolution nachverfolgen. Napoleon selbst ließ während seiner Machtperiode viele klassizistische Gebilde erschaffen und prägte so den Klassizismus in der Kunst und Architektur maßgeblich. Durch seine europäischen Eroberungszüge verbreitete sich der Klassizismus schnell auf dem ganzen Kontinent.
Eines der berühmtesten Bauwerke, das Napoleon erschaffen ließ, ist der Arc de Triomphe du Carrousel. Zu Napoleons Lebzeiten wurde er geziert von der Quadriga des Markusdoms, die er aus Venedig gestohlen hatte. Bei der Quadriga handelt es sich um ein Viergespann, also eine Kutsche, die von vier Pferden gezogen wird. Heute befindet sich auf dem Arc de Triomphe eine originalgetreue Kopie.
Eines der berühmtesten Bauwerke, das er erschaffen ließ, ist der Arc de Triomphe du Carrousel. Zu Napoleons Lebzeiten wurde er geziert von der Quadriga des Markusdoms, die er aus Venedig gestohlen hatte. Bei der Quadriga handelt es sich um ein Viergespann, also eine Kutsche, die von vier Pferden gezogen wird. Heute befindet sich auf dem Arc de Triomphe eine originalgetreue Kopie.
Die Französische Revolution und die Napoleonischen Kriege waren jedoch nicht die einzigen historischen Ereignisse, die die Epoche des Klassizismus prägten. Überall in Europa herrschte politische Instabilität. Auch die Erhebung gegen das Habsburger Fürstengeschlecht und die Bauernaufstände in Spanien beeinflussten die Epoche stark.
Der Wiener Kongress 1814/1815 verursachte zudem weitreichende Veränderungen der europäischen Landesgrenzen. Diese Entwicklungen führten zu einem verstärkten Bedürfnis nach Harmonie und Ausgeglichenheit, das sich mit der Orientierung an der Antike erfüllen ließ.
Klassizismus Kunst – Merkmale
Die Merkmale des Klassizismus in der Kunst unterscheiden sich leicht, je nachdem, ob von Architektur, Bildhauerei oder klassizistischer Malerei die Rede ist. Allen gemeinsam liegen ihnen jedoch klare und einfache Strukturen, Symmetrie und eine kühle, aber würdevolle Schlichtheit zugrunde.
Merkmale in der Architektur
In der Architektur des Klassizismus legten Kunstschaffende vor allem Wert auf prunkvolle Größe. Sie wandten sich ab von den üppigen Verzierungen des Barocks und setzen mehr auf geometrische Figuren wie Kreise, Pyramiden, Drei- und Vierecke. Auch Kuppelbauten mit Säulen waren sehr beliebt, waren sie doch direkt den antiken Tempelbauten nachempfunden.
Im Mittelpunkt stand die Rechtwinkligkeit und die symbolische Bedeutung eines Gebäudes. Die prachtvolle, mächtige Wirkung auf Betrachtende, ohne dabei jedoch überladen oder gar kitschig zu sein, spielte oft eine größere Rolle, als die tatsächliche Nützlichkeit. Beliebte Bauten waren etwa Triumphbögen, Tore, Kirchen und Museen.
Die Münchner Glyptothek wurde von Leo von Klenze erschaffen und ist eines der bekanntesten Beispiele für die deutsche Architektur des Klassizismus. Ihr Bau von 1816 bis 1830 nahm rund eineinhalb Jahrzehnte in Anspruch. Sie vereint die rechtwinklige Form mit einer klassizistischen Front aus Säulen. Die helle Farbe lässt die Münchner Glyptothek schlicht und dennoch machtvoll wirken.
Abbildung 6: Beispiel für die Architektur des Klassizismus
Leo von Klenze: "Münchner Glyptothek" (ca. 1816–1830)
Während die Innenräume dieser Gebäude häufig mit bunten Wand- und Deckengemälden ausgestattet waren, bevorzugten die Künstler*innen dieser Zeit natürliche Farbgebungen. Weiß, helles Grau, aber auch zarte Rosa-, Gelb- oder Grüntöne waren gängig.
Merkmale in der Bildhauerei
Auch in der Bildhauerei des Klassizismus wurden kaum Farben verwendet. Figuren waren entweder Weiß oder Hellgrau, und obwohl Marmor neben Bronze ein beliebtes Material des Klassizismus darstellte, lehnten Schaffende eine deutliche Marmorierung in der Plastik ab.
Die plastischen Figuren sollten kühl und unnahbar wirken, zugleich jedoch würdevoll, erhaben und ehrbar. Sie wurden in vielen Fällen ohne oder nur mit geringfügiger Kleidung entworfen, weswegen sie oft mehr wie Götter als Menschen wirken.
Die "Pauolina Borghese als siegreiche Venus" von Antonio Canova ist eine für den Klassizismus charakteristische Statue aus Marmor. Sie ist nicht marmoriert, sondern strahlend weiß und außerdem kaum bekleidet. Bereits ihre Haltung drückt lässige Anmut und natürliche Erhabenheit aus.
Abbildung 7: Beispiel für die Bildhauerei im Klassizismus
Antonio Canova: "Paolina Borghese als siegreiche Venus" (ca. 1805–1808)
Marmorskulptur, Villa Borghese, Rom
Merkmale in der Malerei
Wie in der Architektur verzichtete auch die Malerei des Klassizismus auf Ornamente und übertriebenen Schmuck. Das Porträt und die sogenannte Historienmalerei waren beliebt, wobei auch hier auf eine strukturierte, übersichtliche Gliederung des Gemäldes geachtet wurde.
Die Historienmalerei entwickelte sich im 15. Jahrhundert, hatte also ihren Ursprung in der Epoche der Renaissance. Sie befasst sich nicht nur mit geschichtlichen Darstellungen, sondern auch mit mythischen oder religiösen Erzählungen.
In einem Gemälde der Historienmalerei sind die abgebildeten Personen als Heldinnen und Helden der Geschichte häufig leicht zu identifizieren. Es geht dabei jedoch weniger um historische Präzision und Korrektheit als um die nostalgische Idealisierung im Sinne der künstlerischen Ästhetik.
Gegenstände wurden stets vertikal beziehungsweise rechtwinklig ausgerichtet und Figuren meist isoliert. Auf diese Weise wurden sie dezent in den Mittelpunkt gerückt, ohne jedoch auffällig hervorgehoben zu werden. Nicht selten fanden auch Gebäude des Klassizismus oder charakteristische Möbelstücke ihren Weg auf ein Bild.
Eines der berühmtesten Gemälde des Klassizismus und gleichzeitig ein charakteristisches Beispiel für die Historienmalerei ist das Werk "Der Schwur der Horatier" von Jacques-Louis David. Es entstand im Auftrag des französischen Königs Ludwig XVI. und wurde im Jahre 1784 vervollständigt.
Das Gemälde zeigt einen Schwur vor dem historischen Kampf der Horatier gegen die Curiatier im siebten Jahrhundert vor Christus. Besonders fein ausgearbeitet sind die verschiedenen Winkel der Hände und Schwerter. Auch die drei Männer auf der linken Seite, die Brüder der Familie der Horatier, sind in Reih und Glied hintereinander aufgestellt. Damit verleihen sie dem Bild nicht nur Tiefe, sondern auch Ordnung und Struktur. Im Hintergrund ist zudem das klassizistische Säulenmotiv zu sehen.
Abbildung 8: Beispiel für die Malerei des Klassizismus
Jacques-Louis David: "Der Schwur der Horatier" (1784)
Öl auf Leinwand, 330 x 425 cm
Im deutschsprachigen Raum war die Malerei des Klassizismus von der teilweise zeitgleich verkehrenden Epoche der Romantik geprägt. Die klassizistischen Gemälde waren hierzulande daher weniger streng aufgebaut und enthielten vermehrt verträumte, aber auch sehr düstere Elemente.
Die Epoche der Romantik war von subjektiven Empfindungen und Gefühlen geprägt. Kunstschaffende träumten von fernen Welten, flüchteten in die Fantasie und in die Vergangenheit. An die Stelle der antiken Ideale trat nun vielmehr die Verherrlichung des Mittelalters. Wenn Du mehr über die Kunst dieser Epoche erfahren möchtest, sieh Dir die Erklärung "Romantik Kunst" auf StudySmarter an!
Klassizismus Kunst – Vertreter
Der Klassizismus der Kunst war nicht nur im französischsprachigen Raum sehr beliebt, er entwickelte sich zu einer internationalen Stilepoche, die selbst auf dem amerikanischen Kontinent Anklang fand.
Ähnlich wie Frauen im 18. und 19. Jahrhundert nicht wählen durften, gingen die meisten von ihnen auch keinen Berufen nach. Besonders das künstlerische Schaffen blieb bis ins 20. Jahrhundert hinein ausschließlich Männern vorbehalten. Frauen wurde es abgesprochen, sich auf die gleiche Weise mit Kunst befassen zu können, wie ihre maskulinen Vertreter es taten, und so blieb auch der Klassizismus eine von Männern dominierte Epoche.
Vertreter des architektonischen Klassizismus
Viele Gebäude des Klassizismus sind noch heute in Städten auf der ganzen Welt zu bewundern. Zu den wichtigsten Vertretern des architektonischen Klassizismus gehören Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) und Leo von Klenze (1784-1864).
Karl Friedrich Schinkel
Karl Friedrich von Schinkel (1781–1841) war Architekt des preußischen Königs. Er gilt nicht nur als berühmtester Vertreter des Klassizismus und Historismus, sondern, auch als Begründer der architektonischen Moderne. Zu seinen berühmtesten Gebäuden zählen die Nikolaikirche in Potsdam, die Neue Wache in Berlin und das Schauspielhaus ebenda.
Charakteristisch für den Stil Schinkels sind die besonders klaren Formstrukturen. Bei der Verwirklichung orientierte er sich am literarischen Werk von James Stuart und Nicholas Revett, "The Antiquities of Athen", das 1825 in London veröffentlicht wurde.
Leo von Klenze
Leo von Klenze (1784–1864) wurde in München geboren und war als Hofarchitekt von Ludwig I. von Bayern maßgeblich daran beteiligt, seine Geburtsstadt im klassizistischen Sinne umzugestalten. Zu seinen eindrucksvollsten Werken zählen die Glyptothek und die Ruhmeshalle in München.
Überdies gestaltete er die Neue Eremitage im russischen St. Petersburg und erhielt ebenfalls Aufträge des griechischen Königs Otto I., um den Klassizismus in das Athen des 19. Jahrhunderts zurückzubringen.
Vertreter des plastischen Klassizismus
Während in der Architektur des Klassizismus besonders Deutschland und Frankreich als klassizistische Zentren hervorstachen, brachten auch Italien und Dänemark berühmte Vertreter des plastischen Klassizismus hervor. Zu den bekanntesten zählen der Italiener Antonio Canova (1757–1822) und der preußische Bildhauer Johann Gottfried von Schadow (1764–1850).
Antonio Canova
Antonio Canova (1757–1822) wurde in Bassano del Grappa geboren. Später hielt er sich lange in Venedig und Rom auf. Er war nicht nur ein angesehener Bildhauer, ihm wurde auch die Aufgabe zuteil, die von Napoleon gestohlenen Werke nach Italien zurückzuholen.
Seine Werke sind in ganz Europa ausgestellt, beispielsweise "Orpheus" in der St. Petersburger Eremitage und die Statuen "Armor und Psyche" im Pariser Louvre.
Johann Gottfried von Schadow
Johann Gottfried von Schadow (1764–1850) wurde in Berlin geboren und gründete dort um 1785 die sogenannte Berliner Bildhauerschule. Dabei handelt es sich weniger um eine Institution als um eine Kunstrichtung, die neben dem Klassizismus auch naturalistische und sogenannte neobarocke Elemente vereinte.
Schadow unterrichtete zahlreiche junge Künstler, bevor er sich verstärkt dem Gebiet der Romantik zuwandte. Seine berühmtesten Werke sind die Quadriga, die auf dem Brandenburger Tor zu sehen ist, und das Wittenbergische Lutherdenkmal aus dem Jahre 1821.
Vertreter des malerischen Klassizismus
Auch die Malerei des Klassizismus brachte weltbekannte Meister ihres Handwerks hervor. Zu den berühmtesten Vertretern des malerischen Klassizismus gehören insbesondere Jacques-Louis David (1748–1825) und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751–1829).
Jacques-Louis David
Jacques-Louis David (1748–1825) war zunächst Maler am französischen Königshof. Er gilt als Vertreter der Historienmalerei, befasste sich im Zuge der Französischen Revolution aber auch mit politischen Ideologien. Zu Zeiten Napoleons wurde er zum Propagandainstrument, indem er Napoleons Vorstellungen von Macht und Kaisertum künstlerisch verherrlichte.
Seine bekanntesten Gemälde sind "Der Schwur der Horatier" und "Mars im Kampf mit Minerva". Sein Werk "Schwur im Ballhaus" wurde ebenfalls sehr berühmt, wenn auch nie fertiggestellt. Es kann heute unvollständig im Louvre betrachtet werden.
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein
Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751–1829) arbeitete als Porträtmaler am Hof in Berlin. Auf seiner Reise nach Italien studierte er eigenhändig die Merkmale antiker römischer Werke und begegnete dort dem Dichter und Dramatiker Johann Wolfgang von Goethe, zu dem er eine enge Freundschaft pflegte.
Sein wohl bekanntestes Werk ist das Ölgemälde "Goethe in der Campagna", das er 1787 fertigstellte.
Klassizismus Kunst – Das Wichtigste
- Der Klassizismus war eine Epoche der Kunstgeschichte. Sie lässt sich in den Zeitraum zwischen 1770 und 1840 einordnen und besteht aus verschiedenen Strömungen, dem Louis-seize (1760–1790), dem Directoire (1795–1803), dem napoleonische Empire-Stil (1803-1815), dem Regency-Stil in England (1810–1820) und dem Biedermeier (1815-1848).
- Die Epoche des Klassizismus lässt sich als Gegenbewegung zum überladenen Barock und dem kitschigen Rokoko verstehen. Abgelöst wurde sie vom Biedermeier in der Malerei, Musik und Literatur sowie vom Historismus in der Architektur.
- Neben der Französischen Revolution sorgten auch die Bauernaufstände in Spanien und der Wiener Kongress zu Beginn des 19. Jahrhunderts für politische Instabilität in Europa. Die Menschen sehnten sich nach Struktur und Klarheit, Ideale, die Kunstschaffende in antiken Werken fanden und in ihren eigenen wiederbelebten.
- Die Kunst des Klassizismus orientierte sich stark an Idealen und Werken der römischen und griechischen Antike. Merkmale für die Kunst des Klassizismus sind unter anderem geometrische Formen, rechte Winkel, helle Farbtöne und Symmetrie.
- Bekannte Vertreter des Klassizismus sind unter anderem die Architekten Karl Friedrich Schinkel und Leo von Klenze, der Bildhauer Johann Gottfried Schadow und der Maler Jacques-Louis David.
Nachweise
- Kunze, ed. (2013). Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst. Reclam Verlag.
- Wolf (2018). Kunst-Epochen – Band 9: Klassizismus und Romantik – Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe 2018. Reclam Verlag.
- Beyer (2021). Die Kunst des Klassizismus und der Romantik. C.H. Beck.
- Abbildung 1: Die Strömung des Louis-seize des Klassizismus; Spiegelkabinett Ludwig XVI., Petit appartement du roi, Versailles by Fanny Schertzer: (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Petit_appartement_du_roi_-_Cabinet_des_jeux_(1).jpg); Lizenz (CC BY 3.0): (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/deed.en)
- Abbildung 2: Der Empire-Stil im Klassizismus; Empire-Zimmer im 1. Obergeschoß des Nordflügels, Schloss Hinterglauchau by Jörg Blobelt: (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:20071016370DR_Glauchau_Schlo%C3%9F_Hinterglauchau.jpg); Lizenz (CC BY-SA 4.0): (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en)
- Abbildung 3: Beispiel für den Regency-Stil im Klassizismus; Charles Wild: "The Grand Staircase, Carlton House" (1819): (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Carlton_House,_Grand_Staircase,_by_Charles_Wild,_1819_-_royal_coll_922173_257092_ORI_0.jpg); Lizenz (CC0 1.0): (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)
- Abbildung 4: Beispiel für die Malerei im Biedermeier des Klassizismus; Friedrich Wilhelm Schadow: "Porträt Felix Schadow" (ca. 1830): (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Friedrich_Wilhelm_Schadow_-_Portr%C3%A4t_des_Felix_Schadow_(1819%E2%80%931861).jpg); Lizenz (CC0 1.0): (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)
- Abbildung 5: Beispiel für ein napoleonische Architektur des Klassizismus; Jean-François Chalgrin: "Arc de Triomphe du Carrousel" by Bangin: (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arc_de_Triomphe_du_Carrousel.jpeg); Lizenz (CC BY-SA 3.0): (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en)
- Abbildung 6: Beispiel für die Architektur des Klassizismus; Leo von Klenze: "Münchner Glyptothek" (ca. 1816–1830) by High Contrast: (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Glyptothek_in_M%C3%BCnchen_in_2013.jpg); Lizenz: (CC BY 3.0): (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/de/deed.en)
- Abbildung 7: Beispiel für die Bildhauerei im Klassizismus; Antonio Canova: "Paolina Borghese als siegreiche Venus" (ca. 1805–1808) (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pauline_Borghese.jpg); Lizenz (CC0 1.0): (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)
- Abbildung 8: Beispiel für die Malerei des Klassizismus; Jacques-Louis David: "Der Schwur der Horatier" (1784) (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bb/David-Oath_of_the_Horatii-1784.jpg) Lizenz (CC0 1.0): (https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)
Lerne mit 7 Klassizismus Karteikarten in der kostenlosen StudySmarter App
Du hast bereits ein Konto? Anmelden
Häufig gestellte Fragen zum Thema Klassizismus
Was ist der Klassizismus in der Kunst?
Der Klassizismus in der Kunst ist eine Epoche der Kunstgeschichte, die zwischen 1760 und 1840 vorherrschte. Sie entstand in Frankreich und orientierte sich an den Werken der römischen und griechischen Antike.
Was ist klassizistischer Bau?
Beim klassizistischen Bau handelt es sich um die charakteristische Architektur des Klassizismus, einer kunsthistorischen Epoche des 18. und 19. Jahrhunderts. Klassizistische Gebäude wirken meist groß und monumental. Sie sind den antiken Tempelbauten nachempfunden und verbinden geometrische Formen mit geraden, klaren Linien, rechten Winkeln und symmetrischer Schlichtheit. Besonders beliebt waren Kuppelbauten mit Säulen oder auch Tor- und Triumphbögen.
Was ist der historische Hintergrund des Klassizismus?
Den historischen Hintergrund des Klassizismus bilden vor allem die Französische Revolution und das Napoleonische Zeitalter. Aber auch der Wiener Kongress, der die Landesgrenzen in Europa neu situierte, spielte eine große Rolle. Die Zeiten waren geprägt von politischer und gesellschaftlicher Instabilität. Menschen sehnten sich nach Klarheit und Struktur, zwei wesentliche Elemente, die sich in der Kunst des Klassizismus widerspiegeln.
Was soll der Klassizismus als Stilepoche ausdrücken?
Der Klassizismus als Stilepoche drückte Eleganz aus, Erhabenheit, Würde und Strenge. Ihm wohnte aber auch eine natürliche Schlichtheit inne, da er auf übertriebenen Schmuck verzichtete. Bauwerke sollten Größe und Macht demonstrieren, ohne dabei überladen oder gar kitschig zu wirken. Damit grenzte sich der Klassizismus von der Kunst des Barock und des Rokoko ab.
Über StudySmarter
StudySmarter ist ein weltweit anerkanntes Bildungstechnologie-Unternehmen, das eine ganzheitliche Lernplattform für Schüler und Studenten aller Altersstufen und Bildungsniveaus bietet. Unsere Plattform unterstützt das Lernen in einer breiten Palette von Fächern, einschließlich MINT, Sozialwissenschaften und Sprachen, und hilft den Schülern auch, weltweit verschiedene Tests und Prüfungen wie GCSE, A Level, SAT, ACT, Abitur und mehr erfolgreich zu meistern. Wir bieten eine umfangreiche Bibliothek von Lernmaterialien, einschließlich interaktiver Karteikarten, umfassender Lehrbuchlösungen und detaillierter Erklärungen. Die fortschrittliche Technologie und Werkzeuge, die wir zur Verfügung stellen, helfen Schülern, ihre eigenen Lernmaterialien zu erstellen. Die Inhalte von StudySmarter sind nicht nur von Experten geprüft, sondern werden auch regelmäßig aktualisiert, um Genauigkeit und Relevanz zu gewährleisten.
Erfahre mehr