Dieser Satz ist ein Beispiel für einen sogenannten Genitivus Qualitatis und beinhaltet sogar gleich zwei solcher Genitive. Grundsätzlich antwortet ein Genitiv auf die Frage "Wessen?" und ist der zweite Fall neben dem Nominativ, Dativ, Akkusativ und Ablativ. Ein Genitivus Qualitatis bildet hierbei eine Spezialfunktion des Genitivs, die zur näheren Beschreibung von Eigenschaften oder Kennzeichen einer Person oder einer Sache verwendet wird.
Wie so häufig kommt auch die Bezeichnung "Genitivus Qualitatis" aus dem Lateinischen. So bedeutet genitivus qualitatis übersetzt "Genitiv der Beschaffenheit".
Die Bildung des Genitivus Qualitatis
Um zu sehen, dass man einen Genitivus Qualitatis vor sich hat, ist es notwendig, die Formen des Genitivs zu kennen. Da ein Genitivus Qualitatis nämlich nur eine Spezialfunktion des Genitivs ist, hat er keine eigenen Endungen. In dieser Tabelle findest Du deshalb die Endungen des Genitivs in den unterschiedlichen Deklinationsklassen:
| Singular | Plural |
a-Deklination | -ae | -arum |
o-Deklination | -i | -orum |
3. Deklination | -is | -um/-ium |
u-Deklination | -us | -uum |
e-Deklination | -ei | -erum |
Der Genitiv Plural endet in allen Deklinationen mit "-um". Hierbei kann es vorkommen, dass Du einen Genitiv Plural mit einem Akkusativ oder Nominativ Singular verwechselst. Gib also besonders Acht, wenn Du auf ein Substantiv triffst, das auf "-um" endet.
Die Übersetzung des Genitivus Qualitatis
Der Genitivus Qualitatis drückt also die Eigenschaften und Charakteristika von Personen oder Sachen aus. Daher antwortet er auf die Frage "Von welcher Beschaffenheit?". Erkennst Du im lateinischen Satz einen Genitivus Qualitatis, musst Du diesen so übersetzen, dass das Substantiv näher beschrieben wird. Dazu braucht es im Deutschen meistens eine freiere Übersetzung, was sich auch am oben genannten Beispiel zeigt:
Puer novem annorum rem magni momenti videt.
Mit einer wörtlichen Übersetzung sähe der Satz zunächst einmal wie folgt aus:
Ein Junge der neun Jahre sieht eine Sache der großen Bedeutung.
Um die Eigenschaft des Jungen (in diesem Fall also sein Alter) und die Eigenschaft der Sache (in diesem Fall ihre Wichtigkeit) im Deutschen besser auszudrücken, muss man den Genitivus Qualitatis mit einer freieren Übersetzung wiedergeben:
Ein neunjähriger Junge sieht eine Sache von großer Bedeutung.
In anderen Fällen kann der Genitivus Qualitatis auch in Verbindung mit dem Hilfsverb esse (sein) auftauchen. In einem solchen Fall wird im Deutschen eine Übersetzung mit "haben" verwendet.
Virum bonum necesse est summae pietatis erga deos esse.
(Ein anständiger Mann muss ein hohes Pflichtgefühl gegenüber den Göttern haben.)
Eine solche Übersetzung mit "haben" wird auch verwendet, um einen Dativus Possessivus im Deutschen wiederzugeben. Sieh Dir gern die gleichnamige Erklärung dazu an, wenn Du mehr über den Dativus Possessivus erfahren willst.
Einige Beispiele zum Genitivus Qualitatis
Zur Veranschaulichung findest Du in diesem Abschnitt einige weitere Beispiele zum Genitivus Qualitatis:
Prohibeo rebus eius modi!
(Ich verbiete derartige Dinge!)
Xerxis classis mille et ducentarum navium longarum fuit.
(Die Flotte des Xerxes bestand aus 1200 Kriegsschiffen.)
Antonius vir maximi animi erat.
(Antonius war ein hochherziger Mann.)
Nulli consilii sum.
(Ich bin ratlos.)
Weitere Übungen zum Genitivus Qualitatis findest Du in den Karteikarten.
Auch im Deutschen kann ein Genitivus Qualitatis auftauchen. So verwenden wir auch heute noch die Wendung "guter Dinge sein".
Der Unterschied zum Ablativus Qualitatis
Neben dem Genitivus Qualitatis gibt es auch den Ablativus Qualitatis. Somit kann auch der Ablativ verwendet werden, um Eigenschaften wiederzugeben:
Caesar homo maximi corporis erat.
(Cäsar war ein Mensch von gewaltiger Statur.)
Es gibt eine Tendenz, dass der Genitivus Qualitatis eher wesentliche und andauernde Eigenschaften angibt, während der Ablativus Qualitatis eher vorübergehende Stimmungen beschreibt.
vir maximi animi (ein hochherziger Mann)
aber
bono animo esse (guten Mutes sein)
Dennoch handelt es sich hierbei aber nur um eine Tendenz und nicht um eine Regel. Wenn jedoch ein Adjektiv im Genitiv auf "-is" endet, wird fast immer der Ablativus Qualitatis anstatt dem Genitivus Qualitatis verwendet:
homo terribili facie (ein Mann von schrecklichem Anblick)
Die Regeln für den Gebrauch von Ablativus Qualitatis und Genitivus Qualitatis sind im Lateinischen nicht so fest und lassen viel Spielraum offen. Beim Übersetzen ist es wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass sowohl Genitiv als auch Ablativ Eigenschaften und Merkmale beschreiben können, und Du Dir dann mit einer freieren Übersetzung behelfen musst.
Weitere Informationen zum Ablativus Qualitatis findest Du in der gleichnamigen Erklärung.
Genitivus Qualitatis - Das Wichtigste
Der Genitivus Qualitatis ist eine Spezialfunktion des Genitivs und trägt die gleichen Endungen.
Ein Genitivus Qualitatis wird verwendet, um Eigenschaften und Merkmale einer Person oder Sache zu beschreiben.
Der Genitivus Qualitatis antwortet auf die Frage "Von welcher Beschaffenheit?".
Auch der Ablativus Qualitatis wird zur Beschreibung von Eigenschaften und Merkmalen verwendet. Dabei gibt der Ablativus Qualitatis eher vorübergehende Stimmungen an, während der Genitivus Qualitatis andauernde Eigenschaften beschreibt.
Wie stellen wir sicher, dass unser Content korrekt und vertrauenswürdig ist?
Bei StudySmarter haben wir eine Lernplattform geschaffen, die Millionen von Studierende unterstützt. Lerne die Menschen kennen, die hart daran arbeiten, Fakten basierten Content zu liefern und sicherzustellen, dass er überprüft wird.
Content-Erstellungsprozess:
Lily Hulatt ist Digital Content Specialist mit über drei Jahren Erfahrung in Content-Strategie und Curriculum-Design. Sie hat 2022 ihren Doktortitel in Englischer Literatur an der Durham University erhalten, dort auch im Fachbereich Englische Studien unterrichtet und an verschiedenen Veröffentlichungen mitgewirkt. Lily ist Expertin für Englische Literatur, Englische Sprache, Geschichte und Philosophie.
Lerne Lily
kennen
Inhaltliche Qualität geprüft von:
Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
Lerne Gabriel
kennen