Modus Latein Verben bestimmen
Der Modus eines Verbs zeigt den Bezug einer Aussage zur Wirklichkeit. Er gibt an, ob es sich bei der Aussage zum Beispiel um einen Wunsch, eine Vorstellung oder einen Befehl handelt. Auch im Deutschen wird zwischen Indikativ (Wirklichkeitsform), Konjunktiv (Möglichkeitsform) und Imperativ (Befehlsform) unterschieden:
Indikativ:
Er geht in die Schule.
Konjunktiv:
Er meint, er ginge in die Schule.
Imperativ:
Geh in die Schule!
Das Lateinische und das Deutsche haben mit dem Indikativ, Konjunktiv und Imperativ drei Modi. Das ist aber nicht in allen Sprachen so. Im Altgriechischen beispielsweise gilt der Optativ, der im Lateinischen eine spezielle Konjunktivfunktion ist, als ein eigener Modus.
Der Indikativ
Der Indikativ wird auch als Wirklichkeitsform bezeichnet und kann sowohl im Aktiv und Passiv als auch in allen Personen und in allen Zeiten stehen.
Der Indikativ zeigt an, dass der/die Sprecher oder Sprecherin seine Aussage als Tatsache wahrnimmt.
Steht der Indikativ im Futur, ist nicht deutlich, ob das beschriebene Ereignis auch eintritt. Daher wird diese Zeitform oft für Vermutungen oder Aufforderungen benutzt.
Hic dies de nostra controversia virtutis iudicabit.
(Dieser Tag wird in unserem Wettstreit um die Tapferkeit entscheiden.)
Meistens wird der lateinische Indikativ auch im Deutschen mit einem Indikativ übersetzt. In seltenen Fällen wird der lateinische Indikativ auch mit dem deutschen Konjunktiv übersetzt. Solche Fälle erkennst Du nur mit einem Blick auf den inhaltlichen Zusammenhang:
Melius fuit proelium vitare.
(Es wäre besser gewesen, den Kampf zu vermeiden.)
Der Infinitiv kann im Deutschen selbst keine Formen zum Ausdruck der Irrealität, also der Unwirklichkeit, bilden. Daher muss die Irrealität des Infinitivs von einem übergeordneten Verb angezeigt werden.
Multos possum bonos viros nominare.
(Ich könnte viele tüchtige Männer nennen.)
Das lateinische Wort paene ("fast, beinahe") drückt zusammen mit dem Indikativ eine Irrealität aus. Im Deutschen wird für die Übersetzung der Konjunktiv benutzt:
Paene vici.
(Ich hätte fast gesiegt.)
Der Konjunktiv
Im Deutschen gibt es zwei Konjunktive, den Konjunktiv I, der für indirekte Rede und in seltenen Fällen auch als Wunschmodus benutzt wird, und den Konjunktiv II, den Irrealis.
Mehr Informationen zum Konjunktiv 1 im Deutschen findest Du in der gleichnamigen Erklärung.
Der lateinische Konjunktiv zeigt an, dass es sich bei der Aussage beispielsweise um einen Wunsch oder eine Vorstellung handelt. Das Geschehen trifft also nicht mit Sicherheit ein.
Den Konjunktiv gibt es im Aktiv und Passiv und in allen drei Personen im Singular und Plural. Dabei werden folgende Personalendungen verwendet:
| Singular | Plural |
1. Person | -m | -mus |
2. Person | -s | -tis |
3. Person | -t | -nt |
Wenn Du mehr zur Bildung des Konjunktivs erfahren möchtest, siehe Dir die entsprechenden Erklärungen zu den Konjunktiven an.
Der Konjunktiv tritt häufig in Nebensatzkonstruktionen auf, etwa mit ut (so)dass, damit, um ... zu" oder cum “als/nachdem, weil, obwohl, während“. Diese Tabelle zeigt die Konjunktivfunktionen im Hauptsatz:
Konjunktivfunktion | Konjunktiv | Übersetzung | Verwendung | Beispiel |
Deliberativ/Dubitativ | Konjunktiv Präsens oder Imperfekt | mit "sollen" | zweifelnde oder überlegende Aussage | venirem? (hätte ich kommen sollen?) |
Potentialis | Konjunktiv Präsens oder Perfekt | im Präsens mit "dürfte/könnte/möchte" | Aussage über eine Möglichkeit | audiat (sie dürfte hören) |
Irrealis | Konjunktiv Imperfekt oder Plusquamperfekt | mit "würde" (Imperfekt) oder "hätte" (Plusquamperfekt) | Aussage über etwas Unmögliches | laudaret (er würde loben) |
erfüllbarer Optativ | Konjunktiv Präsens oder Perfekt | Indikativ Präsens (Präsens) oder Indikativ Perfekt (Perfekt) | ein erfüllbarer Wunsch der Gegenwart (Präsens) oder der Vergangenheit (Perfekt) | Utinam laboraveris! (Hoffentlich hast du gearbeitet!) |
unerfüllbarer Optativ | Konjunktiv Imperfekt oder Plusquamperfekt | mit "wenn doch" und dem Präsens (Imperfekt) oder Perfekt (Plusquamperfekt) | ein unerfüllbarer Wunsch der Gegenwart (Imperfekt) oder der Vergangenheit (Plusquamperfekt) | Utinam volare possem! (Wenn ich doch fliegen könnte!) |
Hortativ | 1. Person Plural Konjunktiv Präsens | mit "wir wollen" oder "lasst uns" | Aufforderung, an der die Person selbst beteiligt ist | eamus (lasst uns gehen) |
Iussiv | 2. und 3. Person Konjunktiv Präsens | mit "sollen" | Aufforderung an andere | Flavia veniat (Flavia soll kommen) |
Prohibitiv | 2. Person Konjunktiv Perfekt mit ne "nicht" | verneinter Imperativ | Verbot | ne laboraveris (arbeite nicht) |
Mehr Informationen zu den Konjunktivfunktionen findest Du in den Erklärungen zum Konjunktiv im Hauptsatz.
Der Imperativ
Der Imperativ zeigt an, dass es sich bei der Aussage um eine Aufforderung oder einen Befehl handelt.
Anders als im Deutschen gibt es im Lateinischen zwei Imperative. Der Imperativ I ist der spezielle Imperativ, der Imperativ II ist der generelle Imperativ.
Weitere Informationen zum Imperativ im Deutschen findest Du in der Erklärung “Modus Deutsch“.
Der Imperativ I
Dieser Imperativ ist mit dem deutschen Imperativ vergleichbar. Mit ihm werden Aufforderungen direkt an eine oder mehrere Personen ausgesprochen. Er drückt eine bestimmte Aufforderung für eine konkrete Situation aus. Diesen Imperativ gibt es in der 2. Person Singular und Plural, da Personen mit "du" oder "ihr" hier immer direkt angesprochen werden.
Lauda! (Lobe!)
Laudate! (Lobt!)
Cape! (Fange!)
Capite! (Fangt!)
Für den Imperativ Singular wird der Präsensstamm benutzt, im Plural wird die Endung -te angehängt. In der langvokalischen i-Konjugation und der konsonantischen Konjugation wird im Imperativ Singular ein -e an den Stamm gehängt, im Plural wird dieser mit einem -i ersetzt.
Mehr zur Bildung des Imperativs in den verschiedenen Konjugationen findest Du in den Erklärungen der jeweiligen Konjugationen.
Der Imperativ II
Dieser Imperativ wird auch als Imperativ Futur bezeichnet. Diese Bezeichnung eignet sich aber nicht zu einer Abgrenzung zum Imperativ I, da alle Aufforderungen erst in der Zukunft ausgeführt werden können. Zwar kann er sich auch an eine bestimmte Person richten, meistens richtet er sich aber an größere Gruppen. Zum Beispiel wird dieser Imperativ für Gesetze benutzt, die sich an ein ganzes Volk richten. Mit diesem Imperativ werden Aufforderungen ausgesprochen, die immer ausgeführt werden sollen.
Moribus vivito antiquis!
(Lebe nach den alten Sitten!)
Diesen Imperativ gibt es nicht im Deutschen, er wird aber mit dem Imperativ oder durch eine Umschreibung mit "sollen" übersetzt. Es gibt diesen Imperativ in der 2. und 3. Person Singular und Plural.
2. Pers. Sing.: Deleto! (Du sollst zerstören!)
3. Pers. Sing.: Deleto! (Er/sie soll zerstören!)
2. Pers. Pl.: Deletote! (Ihr sollt zerstören!)
3. Pers. Pl.: Delento! (Sie sollen zerstören!)
2. Pers. Sing.: Offendito! (Du sollst zerstören!)
3. Pers. Sing.: Offendito! (Er/sie soll zerstören!)
2. Pers. Pl.: Offenditote (Ihr sollt zerstören!)
3. Pers. Pl.: Offendunto (Sie sollen zerstören!)
Gebildet wird der Imperativ II auch mit dem Präsensstamm. An diesen werden die folgenden verschiedenen Endungen angehängt:
Person | Endung |
2. Person Singular | -to |
3. Person Singular | -to |
2. Person Plural | -tote |
3. Person Plural | -(u)nto |
Modus Latein Verben – Das Wichtigste
- Der Modus zeigt den Bezug eines Verbs zur Wirklichkeit an.
- Der Indikativ spiegelt dabei die Irrealität wider, wie sie vom Sprecher wahrgenommen wird.
- Der Konjunktiv hat viele verschiedene Funktionen, er kann Wünsche, Vorstellungen und Aufforderung ausdrücken.
- Der Imperativ wird für Aufforderungen und Befehle benutzt.
- Der Imperativ II, den es im Deutschen nicht gibt, macht Aufforderungen, die länger gültig sind und sich meistens an eine größere Personengruppe richten.
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Lily Hulatt ist Digital Content Specialist mit über drei Jahren Erfahrung in Content-Strategie und Curriculum-Design. Sie hat 2022 ihren Doktortitel in Englischer Literatur an der Durham University erhalten, dort auch im Fachbereich Englische Studien unterrichtet und an verschiedenen Veröffentlichungen mitgewirkt. Lily ist Expertin für Englische Literatur, Englische Sprache, Geschichte und Philosophie.
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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