Optativ – Bedeutung
Der Begriff "Optativ" kommt selbst aus dem Lateinischen, nämlich vom Verb optare, was "wünschen" bedeutet. Ein Optativ drückt also Wunschsätze aus. Hierbei wird zwischen erfüllbaren und unerfüllbaren Wunschsätzen unterschieden.
Optativ – Synonym
Da der Optativ Wunschsätze ausdrückt, kannst Du das Wort "Wunschform" synonym zum Optativ verwenden.
Optativ – Deutsch
Bis vor ungefähr 1.000 Jahren gab es den Optativ auch im Deutschen. In der Regel werden im Deutschen statt einem Optativ Modalverben wie "sollen", "mögen", "dürfen", "können" oder "wollen" verwendet. Ein Optativ ist allerdings häufig in alten Redewendungen zu finden, die aus dem Lateinischen stammen:
Er ruhe in Frieden. (Requiescat in pace.)
In diesem Beispiel steht das Verb "ruhen" im Konjunktiv I und drückt einen Wunsch aus und ist damit ein Optativ. Die heute wahrscheinlichere Variante ist "Möge er in Frieden ruhen", bei der mit "mögen" ein Modalverb statt dem Optativ bzw. Konjunktiv I verwendet wird.
Die Abkürzung und Grabinschrift zu requiescat in pace ist das heute weiterhin geläufige "R.I.P.". Davon hast Du wahrscheinlich schon mal gehört: Im englischsprachigen Raum hat sich Rest in peace und im italienischen Riposa in pace daraus ergeben.
Erfüllbarer Optativ (Latein) – Bildung
Der erfüllbare Optativ wird mit dem Konjunktiv Präsens oder Konjunktiv Perfekt gebildet.
- Wenn der Konjunktiv Präsens benutzt wird, steht der Optativ in der Gegenwart.
- Wenn der Konjunktiv Perfekt benutzt wird, steht er in der Vergangenheit.
Erfüllbarer Optativ – Beispiele
Nachfolgend kannst Du Dir Beispiele im Konjunktiv Präsens und Konjunktiv Perfekt anschauen:
Gegenwart:
Utinam donum meum tibi placeat!
(Hoffentlich gefällt dir mein Geschenk!)
Vergangenheit:
Utinam donum meum tibi placuerit!
(Hoffentlich hat dir mein Geschenk gefallen!)
Wie Du an den obigen Beispielen siehst, wird der Optativ oft mit utinam "hoffentlich / wenn doch" eingeleitet. Verneint wird der Optativ mit ne "nicht". Manchmal steht der erfüllbare Optativ statt mit utinam auch mit
Unerfüllbarer Optativ (Latein) – Bildung
Der unerfüllbare Optativ hingegen beschreibt Wünsche, die für nicht erfüllbar gehalten werden. Ein unerfüllbarer Optativ der Gegenwart wird mit dem Konjunktiv Imperfekt gebildet und der unerfüllbare Optativ der Vergangenheit steht mit dem Konjunktiv Plusquamperfekt. Auch diese Optative werden mit utinam "wenn doch" eingeleitet und mit ne "nicht" verneint. In seltenen Fällen kann dieser Optativ auch mit vellem, nollem oder mallem statt mit utinam stehen.
Je nachdem, ob es sich um einen erfüllbaren oder unerfüllbaren Wunsch handelt, wird utinam also unterschiedlich übersetzt. Bei einem erfüllbaren Wunsch bedeutet utinam "hoffentlich", bei einem unerfüllbaren Wunsch hingegen "wenn doch".
Unerfüllbarer Optativ – Beispiele
Auch zum unerfüllbaren Optativ folgen zwei Beispiele:
Gegenwart:
Utinam volare possem!
(Wenn ich doch fliegen könnte!)
Vergangenheit:
Utinam laboravissetis!
(Wenn du doch gearbeitet hättest!)
Du kannst den unerfüllbaren Optativ also vom erfüllbaren Optativ unterscheiden, indem Du Dir die Konjunktivform ansiehst.
- Der unerfüllbare Optativ steht mit dem Konjunktiv Imperfekt oder Plusquamperfekt.
- Der erfüllbare Optativ steht mit dem Konjunktiv Präsens oder Perfekt.
Optativ (Latein) – Übersetzung
Es gibt verschiedene Weisen, den Optativ zu übersetzen. Zunächst wird auch bei der Übersetzung zwischen dem erfüllbaren und unerfüllbaren Optativ unterschieden.
Der erfüllbare Optativ der Gegenwart wird mit dem Präsens übersetzt, der erfüllbare Optativ der Vergangenheit wird mit dem Perfekt übersetzt. Den Konjunktiv muss man nicht übersetzen, wenn man utinam mit "hoffentlich" übersetzt. Wenn utinam nicht übersetzt wird, muss der Konjunktiv aber übersetzt werden.
Gegenwart:
Utinam veniat!
(Hoffentlich kommt er! / Möge er kommen!)
Vergangenheit:
Utinam ne magistra quaestionem paraverit!
(Hoffentlich hat die Lehrerin keine Abfrage vorbereitet! / Möge die Lehrerin keine Abfrage vorbereitet haben!)
Beim unerfüllbaren Optativ wird utinam immer mit "wenn doch" übersetzt. Der unerfüllbare Optativ der Gegenwart wird mit dem Präsens und "würde" übersetzt. Zudem wird der unerfüllbare Optativ der Vergangenheit mit Unterstützung durch "würde / hätte" übersetzt.
Gegenwart:
Utinam venires!
(Wenn du doch kommen würdest!)
Vergangenheit:
Utinam laboravissetis!
(Wenn du doch gearbeitet hättest!)
Optativ (Latein) – Tabelle mit Überblick
Im Folgenden erhältst Du einen Überblick über die verschiedenen Formen des Optativs:
| erfüllbarer Operativ | unerfüllbarer Optativ |
Zeitverhältnis im Optativ | Optativ der Gegenwart | Optativ der Vergangenheit | Optativ der Gegenwart | Optativ der Vergangenheit |
Konjunktiv im Lateinischen | Konjunktiv Präsens | Konjunktiv Perfekt | Konjunktiv Imperfekt | Konjunktiv Plusquamperfekt |
Zeit in der Übersetzung | Präsens | Perfekt | Präsens + "würde" | Vergangenheit + "wäre / hätte" |
Wunschsätze kannst Du daran erkennen, dass sie mit einem Ausrufezeichen enden. Vorstellungssätze hingegen enden mit einem Punkt.
Optativ – Das Wichtigste
- Optativ – Bedeutung: Mit dem Optativ (synonym: "Wunschform") werden Wunschsätze beschrieben, die mit dem Konjunktiv gebildet werden. Es wird dabei zwischen den erfüllbaren und unerfüllbaren Wunschsätzen unterschieden.
- Optativ – Deutsch: Im Deutschen kommt der Optativ nur in alten Redewendungen vor.
- Optativ (Latein) – Übersetzung: Wunschsätze kann man mit dem Konjunktiv übersetzen oder mit "hoffentlich" und dem Indikativ. Bei unerfüllbaren Wunschsätzen allerdings wird utinam mit "wenn doch" übersetzt.
- Erfüllbarer Optativ (Latein) – Bildung und Übersetzung: Erfüllbare Wunschsätze der Gegenwart werden mit dem Konjunktiv Präsens gebildet mit dem Präsens übersetzt. Erfüllbare Wunschsätze der Vergangenheit stehen im Konjunktiv Perfekt und werden mit dem Perfekt übersetzt.
- Unerfüllbare Wunschsätze der Gegenwart werden mit dem Präsens und "würde" übersetzt, unerfüllbare Wunschsätze der Vergangenheit werden mit "hätte" oder "wäre" übersetzt.
Nachweise
- Rubenbauer; Hofmann (1995). Lateinische Grammatik. C. C. Buchners Verlag.
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