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Das alles sind Fragen zum Thema von Extremwertproblemen. Denn es gibt einen Umfang, bei dem die Grundfläche des Hauses maximal ist oder auch der Pegel des Wassers. In dieser Erklärung erfährst Du, wie Du Extremwertaufgaben am besten löst und welche Rolle Nebenbedingungen spielen.
Extremwertaufgaben Grundlagen
Möchtest Du einen Extremwert berechnen, benötigst Du vor allem eines: Extrempunkte. Also lokale und globale Maxima und Minima einer Funktion, denn an dieser Stelle befindet sich der größte oder kleinste mögliche Wert, der in der Aufgabenstellung gesucht ist.
Eine Wiederholung zu diesen Themen findest Du in
- Extremwert berechnen
- lokale Extremstellen
- globale Extrema
Extremwertaufgaben mit Nebenbedingungen
Wenn etwa ein Tiergehege eine möglichst große Fläche haben soll, das Material für den Zaun aber begrenzt ist, gibt es zwei Bedingungen. Nämlich einmal die maximale Fläche und andererseits die begrenzte Länge des Zauns.
Extremwertprobleme/Extremwertaufgaben mit Nebenbedingung sind Aufgaben, die mehr als eine Variable enthalten.
Daher setzen sie sich aus Haupt- und Nebenbedingung zusammen, mittels derer die unbekannten Variablen auf nur noch eine Unbekannte reduziert werden können.
Diese resultierende Funktion wird als Zielfunktion bezeichnet.
Genauer gesagt:
\[\definecolor{blau}{RGB}{20,120,200}\definecolor{türkies}{RGB}{0,220,180}\text{Hauptbedingung + Nebenbedingung = Zielfunktion}\]
Es gibt dabei mehrere Schritte auf dem Weg zur Lösung.
1. Hauptbedingung
Du benötigst zuerst eine Hauptbedingung, um eine Extremwertaufgabe zu lösen.
Die Hauptbedingung beschreibt bei Extremwertproblemen immer die Größe, welche maximal oder minimal werden soll.
Meist handelt es sich dabei um eine Fläche, ein Volumen oder einen Umfang.
Ein Bauer hat ein neues Grundstück gekauft und dazu Material, um einen Zaun mit einer Länge von bis zu \(500\,\text{m}\) zu bauen. Daraus soll eine neue Weide für seine Rinder werden. Er möchte, dass die Fläche der Weide so groß wie möglich wird, sie muss aber rechteckig sein, sodass er daneben noch neue Felder anlegen kann.
Wie kann er nun herausfinden, wie er den Zaun bauen muss, damit seine Rinder möglichst viel Platz haben?
Der Bauer benötigt also zuerst eine Funktion, die den Flächeninhalt der neuen Weide darstellt.
Um den Flächeninhalt eines Rechtecks zu berechnen, multiplizierst Du die Seite \({\color{blau}a}\) mit der Seite \({\color{türkies}b}\).
\[A={\color{blau}a}\cdot{\color{türkies}b}\]
Das ist nun die Hauptbedingung.
2. Nebenbedingung
Wenn Du Dich erinnerst, hat der Bauer aber nur Material für einen \(500\,\text{m}\) langen Zaun. Das ist in diesem Fall die Nebenbedingung, die die Hauptbedingung eingrenzt.
Die Nebenbedingung liefert Informationen, welche dabei helfen, die Zielfunktion aufzustellen. Genauer gesagt grenzt sie die Hauptbedingung ein.
Du kannst eine Nebenbedingung daran erkennen, dass von ihr kein Extremwert gesucht wird.
Die Nebenbedingung sorgt also dafür, dass Du eine Funktion aufstellen kannst, die maximal oder minimal werden kann. Denn die Hauptbedingung allein wäre in diesem Fall eine lineare Funktion und kann dementsprechend unendlich groß werden. Das allein hilft also nicht weiter.
Der Bauer kann also einen \(500\,\text{m}\) langen Zaun bauen. Dafür benötigst Du den Umfang des Rechtecks:
Für den Umfang addierst Du alle Seiten des Rechtecks miteinander. Da die jeweils gegenüberliegenden Seiten gleich lang sind, kannst Du ihnen denselben Namen geben.
\[U={\color{blau}a}+{\color{türkies}b}+{\color{blau}a}+{\color{türkies}b}=2({\color{blau}a}+{\color{türkies}b})=500\,\text{m}\]
Damit hast Du soeben auch die Nebenbedingung gefunden.
3. Zielfunktion
Haupt- und Nebenbedingung hast Du also aufgestellt, jetzt kannst Du mit ihnen die Zielfunktion aufstellen.
Die Zielfunktion ist eine Kombination aus Haupt- und Nebenbedingung, wobei sie möglichst nur eine Unbekannte enthält.
Um zu erreichen, dass nur noch eine Variable vorhanden ist, löst Du die Nebenbedingung nach einer Variablen auf und setzt das Ergebnis in die Hauptbedingung ein.
Die Nebenbedingung ist der Umfang der Weide, der \(500\,\text{m}\) betragen soll. Diese Gleichung kannst Du nach einer Variablen auflösen
\begin{align}2(a+b)&=500&&\vert:2\\a+b&=250&&\vert-b\\a&=250-b\end{align}
Du kannst hier auch nach \(b\) auflösen und damit weiter rechnen. Das macht keinen Unterschied, denn das Endergebnis bleibt das Gleiche.
und in die Hauptbedingung einsetzen:
\begin{align}A&=a\cdot b\\A&=(250-b)\cdot b=250b-b^2\\\end{align}
Damit ist die Zielfunktion gefunden.
4. Extremstellen
Um eine Extremstelle zu finden, benötigst Du die 1. und 2. Ableitung der Zielfunktion.
Die Ableitung zeigt Dir, wie steil eine Funktion an einem bestimmten Punkt ist, also welche Steigung sie hat.
Durch die Ableitung kannst Du Extrempunkte finden und diese durch erneutes Ableiten weiter spezifizieren.
An der Stelle eines Extrempunktes ist die Steigung 0, da der Graph nach diesem Punkt wieder abfällt oder ansteigt, je nachdem, ob es sich um ein Minimum oder Maximum handelt.
Die Zielfunktion \(A=250b-b^2\) muss also abgeleitet und mit 0 gleichgesetzt werden, um die Stelle zu finden, an der ein Extrempunkt vorliegt, also die Fläche ihren maximalen Wert hat.
\begin{align}A'&=250-2b\\\\0&=250-2b&&\vert+2b\\2b&=250&&\vert:2\\b&=125\,[\text{m}]\\\end{align}
Die Funktion hat also eine Extremstelle bei \(b=125\,\text{m}\). Um sicherzugehen, dass es sich wirklich um ein Maximum handelt, kannst Du noch die 2. Ableitung bilden und überprüfen, welche Steigung sie hat.
\[A''=-2<0\]
Die Steigung ist kleiner als 0. Das heißt, es handelt sich wirklich um ein Maximum, da der Graph danach nicht weiter ansteigt, sondern wieder abfällt.
5. Ergebnis
Nachdem Du eine (oder mehrere) Extremstellen gefunden hast, kannst Du das Ergebnis in die Nebenbedingung einsetzen, um den Wert der 2. Variable zu erhalten. Damit kannst Du dann die Gleichung der Hauptbedingung lösen und hast den gesuchten Wert gefunden.
Du hast berechnet, dass an der Stelle von \(b=125\) ein Extrempunkt existiert. Setzt Du diesen Wert nun in die Gleichung der Nebenbedingung ein, erhältst Du:
\begin{align}U&=2(a+b)\\500&=2(a+125)&&\vert:2\\250&=a+125&&\vert-125\\a&=125\,[\text{m}]\\\end{align}
Eingesetzt in die Gleichung der Hauptbedingung ergibt das:
\begin{align}A&=a\cdot b\\A&=125\cdot 125=15\,625\,[\text{m}^2]\\\end{align}
Die größtmögliche Weide mit \(500\,\text{m}\) Zaun hat also eine Fläche von \(15\,625\,\text{m}^2\), was umgerechnet etwa \(\text{1,6 ha}\) entspricht.
Übersicht der Vorgehensweise
Möchtest Du also eine Extremwertaufgabe lösen, gehst Du so vor:
- Bestimme die Hauptbedingung.
- Bestimme die Nebenbedingung.
- Löse die Nebenbedingung nach einer Variablen (\(a\)) auf.
- Setze das Ergebnis von 3. in die Hauptbedingung ein. Du erhältst die Zielfunktion.
- Berechne die Extremstellen der Zielfunktion, indem Du deren Ableitung bestimmst und sie anschließend gleich 0 setzt. Dadurch erhältst Du den konkreten Wert der 2. Variable (\(b\)).
- Setze den errechneten Wert (von \(b\)) in die Nebenbedingung ein, um ebenfalls den konkreten Wert der 1. Variable (\(a\)) zu erhalten.
- Mit diesen Werten kannst Du nun die Hauptbedingung ausrechnen und hast das Ergebnis gefunden.
Extremwertaufgaben Beispiele
Meist wird ist bei Extremwertaufgaben das Maximum (oder auch Minimum) einer Strecke, einer Fläche oder eines Volumens unter einer bestimmten Bedingung gesucht. Das heißt, meist geht es um geometrische Figuren oder Körper.
Falls Du nicht mehr so genau weißt, wie Du die Oberfläche oder das Volumen eines geometrischen Körpers berechnest, schau doch mal bei den Erklärungen geometrische Figuren oder geometrische Körper vorbei!
Extremwertaufgaben Rechteck
Wie Du den Extremwert eines Rechtecks berechnest, kannst Du unter der Überschrift Extremwertaufgaben mit Nebenbedingungen nachlesen. Dort war der Umfang die Nebenbedingung. Es kann aber beispielsweise auch das Seitenverhältnis die Nebenbedingung sein.
Extremwertaufgaben quadratische Funktionen
Auch eine quadratische Funktion hat einen Extrempunkt, nämlich ihren Scheitel. Um diesen zu finden, leitest Du die Funktion ab – dadurch erhältst Du die Steigung – und setzt diese dann mit \(0\) gleich, denn am Scheitelpunkt ist die Steigung gleich \(0\).
Wenn Du also die Extremstelle von beispielsweise der Funktion \({\color{blau}f(x)=(x-2)^2+1}\) suchst, leitest Du die Funktion ab, setzt sie mit \(0\) gleich und löst nach \(x\) auf.
\begin{align}f(x)&=(x-2)^2+1\\[0.2 cm]f'(x)&=2(x-2)\\f'(x)&=2x-4\\[0.2 cm]\rightarrow\quad 2x-4&=0&&|+4&&&|:2\\x&=2\\\end{align}
Also existiert ein Extrempunkt bei \(x=2\). In diesem Fall handelt es sich um ein Minimum, weil die Paralbel positiv, also nach oben geöffnet ist.
Das \(x\) kannst Du nun noch in \({\color{blau}f(x)}\) einsetzen, um den genauen Punkt zu berechnen:
\begin{align}f(2)&=(2-2)^2+1\\f(2)&=1\quad\Rightarrow\quad{\color{türkies}P\,(2|1)}\end{align}
Extremwertaufgaben Dreieck
Extremwertaufgaben für Dreiecke lassen sich nach demselben Prinzip lösen, wie Extremwerte von Rechtecken. Auch hierbei wird eine Funktion gesucht, die nur noch von einer Variablen abhängig ist. Dazu benötigst Du oft eine Nebenbedingung, um eine Variable zu eliminieren.
Ein Dreieck soll im ersten Quadranten unterhalb des Graphen \(f(x)\) liegen. Die Grundseite des Dreiecks liegt auf der x-Achse und vom rechten Ende geht eine Parallele zur y-Achse bis zum Schnittpunkt mit \(f(x)\) wie in der folgenden Abbildung. Die Funktion lautet \(f(x)=-\frac{2}{15} x^2+10\).
Berechne die maximale Fläche des Dreiecks und gib den Schnittpunkt mit dem Graphen von \({\color{blau}f(x)}\) an.
Schritt 1: Hauptbedingung aufstellen
Die Hauptbedingung ist die Fläche des Dreiecks, die maximal werden soll. Die Fläche eines Dreiecks berechnest Du mit:
\[A = \frac{1}{2} \cdot g \cdot h\]
Schritt 2: Nebenbedingung aufstellen:
Die Nebenbedingung ist, dass das Dreieck unterhalb der Funktion \(f(x)\) liegen muss. Somit liegt die Spitze des Dreiecks genau auf dem Graphen der Funktion \(f(x)\). Da Du diesen Punkt erst berechnen musst, setzt du für die Grundseite \(g\) ein \(x\) ein (da die Grundseite auf der x-Achse liegt) und für die Höhe \(h\) die Funktion \(f(x)\).
\begin{align}g & = x\\h & = f(x) = - \frac{2}{15} x^2 + 10\end{align}
Schritt 3: Nebenbedingung in Hauptbedingung einsetzen:
Nun setzt Du \(g\) und \(h\) in die Formel für das Dreieck ein:
\begin{align}A &= \frac{1}{2} \cdot x \cdot (- \frac{2}{15} x^2 + 10) \\&= - \frac{1}{15} x^3 + 5 \cdot x\end{align}
Schritt 4: Extremstellen der Zielfunktion berechnen:
Dazu wird wieder die Ableitung der erhaltenen Funktion ermittelt.
\begin{align}A'&= -3 \cdot \frac{1}{15} x^2 + 5 \\&= - \frac{1}{5} x^2 + 5\end{align}
Um die Extremstellen zu ermitteln, wird nun die Ableitung mit Null gleichgesetzt.
\begin{align}- \frac{1}{5} x^2 + 5 &= 0 &&| - 5 \\- \frac{1}{5} x^2 &= - 5 &&\left| : \left(-\frac{1}{5}\right)\right. \\ x^2 &= 25 &&\left|\sqrt{\quad}\right.\\[0.2cm]x_{1/2}&=\pm5\\\\\Rightarrow\quad&x_1 = -5\qquad x_2= 5\end{align}
Hier macht allerdings nur \(5\) Sinn, weil das Dreieck im 1. Quadranten liegen soll, in dem alle Werte nur positiv sein können.
Schritt 5: Werte bestimmen:
Nun kannst Du das gefundene \(x\) in die Zielfunktion einsetzen und damit den maximalen Flächeninhalt des Dreiecks berechnen:
\begin{align}A &= - \frac{1}{15} x^3 + 5 x \\[0.2 cm]&= \frac{50}{3} \approx \text {16,7 FE}\end{align}
Genauso wie \(g\) und \(h\) setzt sich der Schnittpunkt zusammen aus \(x\) und \(f(x)\):
\begin{align}P \, (5| f(5)) &= P \, \left(5\left| -\frac{2}{15}\cdot 5^2 + 10\right.\right) \\[0.2cm]&= P \, \left(5\left| \frac{20}{3}\right.\right)\end{align}
Das gesuchte Dreieck besitzt eine maximale Fläche von \(\text {16,7 FE}\). Seine Spitze liegt auf dem Punkt \(P \, \left(5\left| \frac{20}{3}\right.\right)\).
Extremwertaufgaben Volumen
Neben Flächen kann aber auch das Volumen maximiert oder minimiert werden. Da es hier allerdings meist drei Variablen gibt, kannst Du diese oftmals geschickt auf zwei Variablen reduzieren und so die Aufgabe lösen. Im Folgenden siehst Du das Prinzip anhand eines Quaders.
Eine Schachtel soll gebastelt werden. Zur Verfügung stehen \(40\text{ cm}^2\) Pappe. Die Schachtel soll ein Quader sein, dessen Volumen \(40 \text{ cm}^3\) entspricht. Die Seitenlänge \(a\) beträgt \(4 \text{ cm}\). Reicht die Pappe aus?
Schritt 1: Hauptbedingung aufstellen
Hierbei ist die Oberfläche der Schachtel die Hauptbedingung. In diese Formel kannst Du auch gleich den Wert für \(a\) einsetzen.
\begin{align}O &= 2ab + 2bc + 2ac \\&= 2 \cdot 4b + 2bc + 2 \cdot 4c \\&= 8b + 2bc + 8c\end{align}
Schritt 2: Nebenbedingung aufstellen
Das Volumen ist angegeben. Dieses teilt sich wiederum aus den drei Komponenten der Länge, Breite und Höhe auf. Wie auch im vorherigen Schritt kannst Du den Wert für \(a\) einsetzen. Danach kannst Du nach einer Variablen auflösen. Hier wird nach \(b\) aufgelöst.
\begin{align}V &= abc \\[0.4cm]40 &= 4bc &&|:(4c)\\[0.2cm]\frac{10}{c}&=b\end{align}
Schritt 3: Zielfunktion
Nun kannst Du \(b\) in die Hauptfunktion einsetzen und erhältst die Zielfunktion.
\begin{align}O &= 8b + 2bc + 8c \\&= 8\cdot\frac{10}{c} + 2\cdot\frac{10}{c}\cdot c + 8c \\&= \frac{80}{c} + 8c + 20\end{align}
Schritt 4: Extremstellen der Zielfunktion berechnen
Erstelle nun die Ableitung dieser Zielfunktion.
\[ O' = -\frac{80}{c^2} + 8 \]
Setze die erste Ableitung gleich Null, um die Extremstelle zu erhalten.
\begin{align}O' &= 0 \\[0.2cm]-\frac{80}{c^2} + 8 &= 0 &&\left|-8\right.\\[0.2cm]-\frac{80}{c^2} &= -8 &&\left|\cdot(-c^2)\right.\\[0.2cm]80 &= 8 c^2 &&\left|:8\right.\\[0.4cm]10 &= c^2 &&\left|\sqrt{\quad}\right.\\[0.3cm]c_{1/2} &= \pm \sqrt{10}\end{align}
Nur die Extremstelle \(+\sqrt{10}\) ergibt Sinn, weil es keine negativen Längen gibt.
Schritt 5: Ergebnis berechnen
Nun kannst Du die minimal mögliche Oberfläche berechnen, indem Du alle Variablen einsetzt.
\begin{align}b&=\frac{10}{c}=\frac{10}{\sqrt{10}}=\sqrt{10}\\\\O&= 8 \cdot \sqrt{10} + 2 \cdot \sqrt{10} \cdot \sqrt{10} + 8 \cdot \sqrt{10} \\[0.1cm]&= 20+16\sqrt{10}=\text{70,60}\,[\text{cm}^3]\end{align}
\(40 \text{ cm²}\) Pappe reichen leider nicht aus, um eine Schachtel mit einem Volumen von \(40\text{ cm}^3\) herzustellen.
Extremwertaufgaben mit Lösungen
Aufgabe 1
Du möchtest einen rechteckigen Teppich in Dein Zimmer legen. Dein Zimmer ist allerdings nicht rechteckig, sondern hat zwei jeweils 5 Meter lange Wände mit einem rechten Winkel und \(\frac{1}{4}\) Kreisbogen anstatt der anderen zwei Wände. Die Funktion dafür ist die Kreisgleichung \(y=\pm\sqrt{25-x^2}\).
Das ist zwar eigentlich keine richtige Funktion, weil hier durch das \(\pm\) einem x zwei y-Werte zugeordnet werden, aber im Folgenden wird nur der positive Teil der Formel verwendet und somit hat jeder x-Wert wieder einen eindeutigen y-Wert.
Wenn Du genauer werden willst, kannst Du für diese Gleichung aber auch eine Definitionsmenge angeben \(\mathbb{D}=\mathbb{R}^+_0\). Das heißt dann, dass die Gleichung für alle positiven Werte und die 0 definiert ist.
Lösung
In diesem Fall ist eine Skizze hilfreich:
Also skizzierst Du den Graphen der Kreisgleichung und integrierst dann den quadratischen Teppich in den Kreis. Die zwei geraden Wände werden durch die x- und die y-Achse dargestellt, sodass Du den Teppich dort anlegen kannst. Die Fläche des Teppichs an sich berechnest Du mit \(x\cdot y\).
Das heißt, die Hauptbedingung ist die Fläche des Teppichs:
\[A=x\cdot y\]
Und die Nebenbedingung ist die Funktion des Kreisbogens:
\[f(x)=\sqrt{25-x^2}\]
Den negativen Teil der Kreisgleichung kannst Du hier weglassen, da nur der Teil im 1. Quadranten gebraucht wird.
Das \(y\) in der Hauptbedingung ist dasselbe wie \(f(x)\), also kannst Du die Kreisgleichung direkt in die Formel für den Flächeninhalt einsetzen.
\[{\color{türkies}A}={\color{türkies}x}\cdot{\color{blau}f(x)}={\color{türkies}x}\cdot{\color{blau}\sqrt{25-x^2}}\]
Der Wert einer Wurzel wird dann ein Maximum, wenn der Term unter der Wurzel ein Maximum wird. Hier ist es also am sinnvollsten, das \(x\) in die Wurzel zu verschieben und dann die Diskriminante abzuleiten.
Achtung! Versuche hier nicht, die komplette Zielgleichung abzuleiten. Die Ableitung der Diskriminante ist im Normalfall schneller.
\begin{align}A&=\sqrt{x^2(25-x^2)}=\sqrt{25x^2-x^4}\\d'&=50x-4x^3\\\end{align}
Diese Ableitung kannst Du nun mit \(0\) gleichsetzen und die Extrema berechnen.
\begin{align}50x-4x^3&=0&&\vert:x\\50-4x^2&=0&&\vert+4x^2\\50&=4x^2&&\vert:4\\12,5&=x^2&&\vert\sqrt{\quad}\\x_{1/2}&=\pm\frac{5\sqrt{2}}{2}\\\end{align}
Da nur Werte aus dem 1. Quadranten gesucht sind, ist das positive Ergebnis interessant. Das kannst Du nun in die Nebenbedingung einsetzen, um auch die 2. Variable zu berechnen.
\[f(x)=\sqrt{25-x^2}=\sqrt{25-\left(\frac{5\sqrt{2}}{2}\right)^2}=\frac{5\sqrt{2}}{2}\]
Jetzt hast Du beide Unbekannte gelöst und kannst den Flächeninhalt des größtmöglichen Teppichs berechnen.
\[A=x\cdot f(x)=\frac{5\sqrt{2}}{2}\cdot\frac{5\sqrt{2}}{2}=12,5\,[m^2]\]
Der größtmögliche Teppich ist also quadratisch, mit einer Seitenlänge von jeweils ungefähr \(\text{3,5 m}\) und deckt somit eine Fläche von \(\text{12,5 m}^2\) ab.
Aufgabe 2
Wie sieht das Ganze nun aus, wenn der Teppich den gesamten Kreis aus Aufgabe 1 ausfüllen soll?
Lösung
Eine Skizze der Situation sieht folgendermaßen aus:
1. Bestimme die Hauptbedingung
Die Hauptbedingung ist der Flächeninhalt des rechteckigen Teppichs.
\[A=x\cdot y\]
Aber Achtung, das ist noch nicht die endgültige Hauptbedingung, denn Du hast hier 2 Möglichkeiten.
- Entweder Du berechnest die Extremwerte beider Hälften der Kreisgleichung (also vom positiven und negativen Teil) und verwendest die Beträge der Ergebnisse zur Berechnung des Flächeninhalts \(\quad\rightarrow\quad A=\left(x_{1}+|x_{2}|\right)\cdot\left(y_{1}+|y_{2}|\right)\),
- oder Du berechnest nur den Teil im 1. Quadranten (das geht, weil alles achsensymmetrisch ist) und nimmst das \(x\) und \(y\) jeweils mal \(2\) (da Du das \(x\) sowohl vor als auch nach dem Ursprung brauchst; genauso \(y\)) \(\quad\rightarrow\quad A=2x\cdot 2y\)
Die Rechnung ist aber wesentlich kürzer, wenn Du die 2. Möglichkeit verwendest. Diese wird hier gezeigt.
2. Bestimme die Nebenbedingung
Die Nebenbedingung stellt in diesem Fall die Kreisgleichung dar.
\[y=\sqrt{25-x^2}\]
Weil nur der 1. Quadrant berechnet wird, kannst Du hier wieder nur den positiven Teil der Kreisgleichung verwenden.
3. Löse die Nebenbedingung nach einer Variablen auf.
Die Kreisgleichung ist bereits nach \(y\) aufgelöst, also kannst Du sie direkt in die Hauptbedingung einsetzen.
4. Setze das Ergebnis von 3. in die Hauptbedingung ein. Du erhältst die Zielfunktion.
\[{\color{türkies}A}={\color{türkies}x}\cdot{\color{blau}\sqrt{25-x^2}}=\sqrt{25x^2-x^4}\]
Da Du nur ein Viertel des Kreises berechnest, brauchst Du hier nur den normalen Flächeninhalt eines Rechtecks. Erst ganz zum Schluss werden \(x\) und \(y\) jeweils mal \(2\) genommen.
5. Berechne mithilfe der Ableitung die Extremstellen der Zielfunktion.
Hier kannst Du nicht die ganze Funktion, sondern nur die Diskriminante ableiten und die Extrempunkte berechnen.
\begin{align}d'&=50x-4x^3\\\\50x-4x^3&=0&&\vert:x\\50-4x^2&=0&&\vert+4x^2\\50&=4x^2&&\vert:4\\12,5&=x^2&&\vert\sqrt{\quad}\\x_{1/2}&=\pm\frac{5\sqrt{2}}{2}\\\end{align}
6. Setze den errechneten Wert in die Nebenbedingung ein.
Für den Flächeninhalt kannst Du nur positive Ergebnisse brauchen, daher fällt das negative Ergebnis weg. Das \(x\) kannst Du jetzt in die Kreisgleichung einsetzen und somit \(y\) berechnen.
\[y=\sqrt{25-x^2}=\sqrt{25-\left(\frac{5\sqrt{2}}{2}\right)^2}=\frac{5\sqrt{2}}{2}\]
7. Berechne die HauptbedingungJetzt hast Du beide Unbekannte gefunden und kannst sie in die Hauptbedingung einsetzen. Aber Achtung! Du hast nur die Hälfte des Kreises berechnet und musst sowohl \(x\) als auch \(y\) mal \(2\) nehmen, um das endgültige Ergebnis zu berechnen.\begin{align}A&=2x\cdot 2y=2\cdot\frac{5\sqrt{2}}{2}\cdot 2\cdot\frac{5\sqrt{2}}{2}=\left(5\sqrt{2}\right)^2=50\,[\text{m}^2]\\[0.2cm]x&=y=\frac{5\sqrt{2}}{2}\cdot2=5\sqrt2=\text{7,07 }[\text{m}]\end{align}
Der größtmögliche Teppich ist also quadratisch, mit einer Seitenlänge von jeweils \(\text{7,07 m}\) und einem Flächeninhalt von \(\text{50 m}^2\).
Aufgabe 3
Ein Getränkehersteller möchte für jede Getränkedose so wenig Material wie möglich verwenden. Die Dosen sollen eine zylindrische Form haben und \(\text{0,5 Liter}\) fassen. Berechne, wie viel Material mindestens benötigt wird.
- Das Volumen eines Zylinders berechnest Du mit \(V = \pi r^2 h\)
- und die Oberfläche mit \(O = 2 \pi r (r+h)\)
Ein Liter ist \(1\text{ dm}^2\).
Lösung
1. & 2. Bestimme Haupt- und Nebenbedingung:
Zuerst empfiehlt es sich, den halben Liter in Quadratzentimeter umzurechnen, da die Oberfläche der Dose wahrscheinlich in dieser Größenordnung liegen wird.
\[0,5\, l = 0,5\, dm^2 = 50\, cm^2\]
Das heißt,
- die Hauptbedingung ist die Oberfläche, welche minimal werden soll: \(O = 2 \pi r (r+h)\)
- und die Nebenbedingung ist das Volumen, das einen halben Liter umfasst: \(V = \pi r^2 h\)
3. Löse die Nebenbedingung nach einer Variablen auf.
Hier empfiehlt sich die Variable \(h\).
\begin{align}\pi r^2 h&=50&&\vert:\left(\pi r^2\right)\\h&=\frac{50}{\pi r^2}\\\end{align}
4. Setze das Ergebnis von 3. in die Hauptbedingung ein. Du erhältst die Zielfunktion.\[O=2\pi r \left( r+\frac{50}{\pi r^2} \right) = 2\pi r^2 + \frac {100}{r}\]
5. Berechne mithilfe der Ableitung die Extremstellen der Zielfunktion.
Hauptbedingung ableiten und mit \(0\) gleichsetzen liefert das Ergebnis für \(r\):
\begin{align}O'=4\pi r - \frac{100}{r^2} &=0 &&\vert+\frac{100}{r^2}\\4\pi r&= \frac{100}{r^2} &&\vert\cdot r^2\\4\pi r^3 &=100 &&\vert:4\pi\\r^3 &= \frac {25}{\pi} &&\vert\sqrt[3] {\quad} \\r &= \sqrt[3]{\frac{25}{\pi}}=1,99\\\end{align}
6. Setze den errechneten Wert in die Nebenbedingung ein.
\begin{align}50&=\left(\sqrt[3]{\frac{25}{\pi}}\right)^2\cdot\pi\cdot h&&\left|:\left(\left(\sqrt[3]{\frac{25}{\pi}}\right)^2\cdot\pi\right)\right.\\h&=\frac{50}{\left(\sqrt[3]{\frac{25}{\pi}}\right)^2\cdot\pi}=3,99\\\end{align}
7. Berechne die Hauptbedingung.
Nun kannst Du die Oberfläche des kleinstmöglichen Zylinders berechnen:
\[O=2\pi r(r+h)=\text{74,77}\, [\text{cm}^2]\]
Der kleinstmögliche Bedarf an Material für die Dose beträgt also gerundet \(\text{75 cm}^2\).
Extremwertaufgaben - Das Wichtigste
- Mit einem Extremwertproblem ist gemeint, dass der minimale oder maximale Wert von etwas gesucht ist (beispielsweise einer Funktion oder eines geometrischen Körpers).
- Um den Extremwert zu finden, leitest Du die gegebene Funktion ab und setzt sie gleich 0. Der resultierende Wert ist das gesuchte Extremum, also der minimale oder maximale Wert einer Funktion.
- Gibt es allerdings eine Bedingung, unter der das Extremum gesucht ist, handelt es sich um einen Extremwert mit Nebenbedingung. Deine Hauptbedingung ist dann die Funktion oder Gleichung, deren Extremwert gesucht ist und die Nebenbedingung ist die Bedingung, die das Extremum einschränkt (meist erkennst Du die Nebenbedingung daran, dass in ihr ein konkreter Wert gegeben ist). Beide zusammen ergeben die Zielfunktion.
- Um eine Extremwertaufgabe mit Nebenbedingung zu lösen, gehst Du so vor:
- Bestimme die Hauptbedingung.
- Bestimme die Nebenbedingung.
- Löse die Nebenbedingung nach einer Variablen auf.
- Setze das Ergebnis von 4. in die Hauptbedingung ein. Du erhältst die Zielfunktion.
- Berechne die Extremstellen der Zielfunktion. Dadurch erhältst Du den konkreten Wert der 2. Variable.
- Setze den errechneten Wert in die Nebenbedingung ein, um ebenfalls den konkreten Wert der 1. Variable zu erhalten.
- Mit diesen Werten kannst Du nun die Hauptbedingung ausrechnen und hast das Ergebnis gefunden.
Nachweise
- Steinleitner, Franz (2018), Differentialrechnung Oberstufentraining Mathematik: Dreifach differenzierte Aufgaben mit Selbstkontrollmöglichkeit (11. bis 13. Klasse), AUER Verlag
- Balla, Jochen (2018), Differenzialrechnung leicht gemacht!, 1. Auflage, Springer Spektrum
- Mayers, Werner (2014), Band A3: Analysis – Differenzialrechnung II, Aulis Verlag
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Extremwertaufgaben
Was sind Extremwertprobleme?
Bei Extremwertproblemen oder auch Extremwertaufgaben, soll eine gewisse Größe unter einer oder mehreren Bedingungen minimal oder maximal werden. Gelöst werden sie nach einem mehrschrittigen Verfahren mit Hilfe von Funktionen. Sie gehören zum Oberthema Analysis.
Wie löse ich Extremwertaufgaben?
Du berechnest Extremwertaufgaben nach der Reihenfolge (verkürzte Version):
- Hauptbedingung aufstellen
- Nebenbedingung formulieren / umformen
- Umgeformte Nebenbedingung in Zielfunktion einsetzen, ableiten und Null setzen
- Zweite Ableitung bilden oder Vorzeichenwechselkriterium anwenden
- Zweite Variable bestimmen
Wie berechnet man den maximalen Flächeninhalt aus?
Den maximalen Flächeninhalt berechnest Du, indem Du den Flächeninhalt der Figur als Hauptbedingung und dessen Umfang als Nebenbedingung formulierst. Die Nebenbedingung wird auf eine Variable gelöst und in die Zielfunktion eingesetzt. Diese wird abgeleitet und Null gesetzt, um eine Länge zu erhalten. Es lässt sich die zweite Variable damit berechnen und somit auch der Flächeninhalt der Figur.
Was ist ein Extremalproblem?
Bei einem Extremalproblem soll eine gewisse Größe unter einer oder mehreren Bedingungen minimal oder maximal werden. Gelöst werden sie nach einem mehrschrittigen Verfahren mithilfe von Funktionen. Die Lösung erfolgt nach einem bestimmten Schema.
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