Mittelsenkrechte – Definition
Die Mittelsenkrechte ist genauso wie die Kreislinie, die Winkelhalbierende, ein Parallelenpaar und die Mittelparallele ein geometrischer Ort.
Zur Erinnerung: Ein geometrischer Ort ist eine Menge von Punkten, die eine gewisse Bedingung erfüllen.
Aus dem Namen der Mittelsenkrechten kann man eigentlich schon erraten, welche Eigenschaften sie erfüllt: Sie verläuft durch den Mittelpunkt einer Strecke und sie steht senkrecht auf ihr. Die Mittelsenkrechte halbiert also eine Strecke.
Zur Erinnerung: "senkrecht" bedeutet im rechten Winkel!
Abbildung 1: Mittelsenkrechte m durch den Mittelpunkt M Formal könnte man die Mittelsenkrechte wie folgt definieren:Die Mittelsenkrechte m einer Strecke ist diejenige Gerade, die durch den Mittelpunkt M der Strecke verläuft und senkrecht auf ihr steht.
Die Mittelsenkrechte ist also eine Gerade, sprich sie hat keinen Anfangs- und keinen Endpunkt.
Mittelsenkrechte – Eigenschaften
Punkte auf der Mittelsenkrechten
Alle Punkte, die auf der Mittelsenkrechten liegen, haben eine besondere Eigenschaft: Sie haben exakt denselben Abstand zum Punkt A wie zum Punkt B.
Abbildung 2: Abstand von Punkten auf der Mittelsenkrechten Formal könnte man das wie folgt notieren:
Für jeden Punkt gilt: d(P;A) = d(P; B)
Es gibt daher noch eine zweite Definition der Mittelsenkrechten, die diese Eigenschaft aufgreift:
Die Mittelsenkrechte m ist die Menge aller Punkte, die zu zwei gegebenen Anfangs- und Endpunkten A und B einer Strecke denselben Abstand haben.
Mittelsenkrechte als Symmetrieachse
Ähnlich wie die Winkelhalbierende hat auch die Mittelsenkrechte eine Funktion als Symmetrieachse. Sie ist eine der beiden Spiegelachsen der Strecke, die die Strecke auf sich selber abbildet.
Die zweite Spiegelachse verläuft direkt auf der Strecke!
Mittelsenkrechte konstruieren
Die Mittelsenkrechte einer Strecke kann man mithilfe eines Zirkels konstruieren oder mit einem Geodreieck zeichnen. Das funktioniert im Prinzip wie das Konstruieren eines Lots.
Eine genaue Anleitung zur Konstruktion kannst du im Kapitel Konstruktionen nachlesen, welches du im Bereich Geometrie findest.
Mittelsenkrechte im Dreieck
Zu jeder Seite im Dreieck gibt es eine Mittelsenkrechte. Die drei Mittelsenkrechten werden normalerweise nicht nur mit einem kleinen m beschriftet, sondern zudem mit einem Index, der die Bezeichnung der Seite enthält. Dies zeigt dir die folgende Abbildung.
Abbildung 3: Mittelsenkrechten im Dreieck mit korrekter BeschriftungMittelsenkrechte im Dreieck – Schnittpunkt
Wie du bereits in der Abbildung sehen kannst, schneiden sich die Mittelsenkrechten in einem Punkt. Dass dies nicht nur in diesem Dreieck zufällig passiert, sondern für jedes Dreieck gilt, wollen wir im Folgenden kurz beweisen:
Behauptung: Die Mittelsenkrechten ma, mb und mc eines beliebigen Dreiecks ABC schneiden sich in einem Punkt.
Beweis Beschreibung: | Abbildung 4-8: Mittelsenkrechten im Dreieck |
Gegeben sei das Dreieck ABC mit den üblichen Bezeichnungen der Seiten- und Eckpunkte. | |
Die Mittelsenkrechten ma und mb schneiden sich in einem Punkt M, denn ma und mb sind nicht parallel (sonst müsste der Winkel am Eckpunkt C 180° groß sein und damit wäre ABC kein Dreieck). | |
Da der Punkt M also auf der Mittelsenkrechten ma liegt, hat er denselben Abstand zum Punkt B und zum Punkt C (das ist ja die zentrale Eigenschaft von Punkten auf Mittelsenkrechten).Da der Punkt M ebenfalls auf der Mittelsenkrechten mb liegt, hat er denselben Abstand zum Punkt C und zum Punkt A. | |
Da M also auch denselben Abstand zum Punkt A und zum Punkt B hat, liegt M ebenfalls auf der Mittelsenkrechten mc. | |
Der Punkt M liegt also auf allen drei Mittelsenkrechten. | |
Mittelsenkrechte im Dreieck – Lagepunkt des Schnittpunkts
Im letzten Absatz hast du gesehen, dass sich die drei Mittelsenkrechten in einem Punkt schneiden, und zwar in jedem Dreieck, egal, ob das Dreieck spitzwinklig, rechtwinklig oder stumpfwinklig ist.
Falls du dir nicht mehr sicher bist, was es mit den verschiedenen Dreiecksarten auf sich hat, so lies einfach im entsprechenden Kapitel noch einmal nach.
Die Lage des Schnittpunkts M ist jedoch abhängig von der Art des Dreiecks. Er kann entweder innerhalb des Dreiecks, außerhalb des Dreiecks oder sogar auf einer Seite des Dreiecks liegen.
Die folgende Tabelle gibt dir einen Überblick über die Lage des Schnittpunkts M abhängig von der Dreiecksart.
Spitzwinkliges Dreieck |
Abbildung 9: Spitzwinkliges Dreieck Der Schnittpunkt M liegt innerhalb des Dreiecks. |
Rechtwinkliges Dreieck | Abbildung 10: Rechtwinkliges Dreieck Der Schnittpunkt M liegt auf der Seite b, die gegenüber dem rechten Winkel an Punkt B liegt. |
Stumpfwinkliges Dreieck | Abbildung 11: Stumpfwinkliges Dreieck Der Schnittpunkt M liegt außerhalb des Dreiecks, gegenüber dem stumpfen Winkel an Punkt B. |
Mittelsenkrechte im Dreieck – Umkreis
Der Schnittpunkt M ist nun nicht irgendein beliebiger Schnittpunkt, sondern er hat noch eine Eigenschaft: Da er - wie du im Beweis gesehen hast - denselben Abstand zu allen drei Eckpunkten hat, ist es möglich, einen Kreis um den Punkt M zu zeichnen, der durch alle drei Eckpunkte verläuft. Dieser Radius ist dann so groß zu wählen, wie der Abstand d vom Punkt M zu einem beliebigen Eckpunkt ist. Dieser Kreis heißt Umkreis des Dreiecks.
Da sich in jedem Dreieck die Mittelsenkrechten in einem Punkt schneiden, hat JEDES Dreieck einen Umkreis.
Abbildung 12: Umkreis des Dreiecks ABC
Mittelsenkrechte im Viereck
Die Mittelsenkrechten gibt es natürlich nicht nur im Dreieck, sondern auch im Viereck. Je nach Art des Vierecks ergibt sich dabei einer oder vier Schnittpunkte:
- Quadrat: Hier schneiden sich die vier Mittelsenkrechten in einem Punkt M. Zudem sind die Mittelsenkrechten der beiden gegenüberliegenden Seiten identisch. M ist der Mittelpunkt des Umkreises des Quadrats und zudem auch der Mittelpunkt des Inkreises. Der Schnittpunkt der Mittelsenkrechten ist zudem identisch mit dem Mittelpunkt der Winkelhalbierenden!
- Rechteck: Die Mittelsenkrechten schneiden sich ebenfalls in einem Punkt und die jeweils gegenüberliegenden Mittelsenkrechten sind identisch. Das Rechteck hat allerdings keinen Umkreis und auch keinen Inkreis.
- Parallelogramm: Die Mittelsenkrechten schneiden sich in vier Punkten, wobei zwei davon auf zwei gegenüberliegenden Seiten liegen. Es wird dabei ein neues Parallelogramm umschlossen.
- Symmetrisches Trapez: Die Mittelsenkrechten schneiden sich in einem Punkt M, und dieser ist Mittelpunkt des Umkreises.
- Allgemeines Trapez: Die Mittelsenkrechten schneiden sich in vier Punkten und umschließen dabei ein Trapez, welches ähnlich zum Ausgangstrapez ist.
- Raute: Die Mittelsenkrechten ergeben vier Schnittpunkte und umschließen im Inneren eine Raute.
- Drachenviereck: Die Mittelsenkrechten können sich in einem Punkt M schneiden, dann ist M der Mittelpunkt des Umkreises. Sie können sich aber auch in 4 Punkten schneiden und dabei ein konkaves Viereck umschließen - also ein Viereck, bei dem ein Winkel größer als 180° ist.
- Allgemeines Viereck: Die Mittelsenkrechten schneiden sich in vier Punkten und umschließen ein allgemeines Viereck.
Die Abbildungen 13 - 16 zeigen dir dabei noch einige Beispiele zu den genannten Vierecken.
Es lohnt sich, auch die übrigen Stichpunkte mithilfe einer Dynamischen-Geometrie-Software zu überprüfen!
Sehr gut, dass du bis zum Ende durchgehalten hast! Um den Inhalt dieser Zusammenfassung zu vertiefen, kannst du jetzt die zugehörigen Karteikarten bearbeiten!
Mittelsenkrechte – Das Wichtigste
- Die Mittelsenkrechte m einer Strecke ist diejenige Gerade, die durch den Mittelpunkt M der Strecke geht und senkrecht auf ihr steht.
- Alle Punkte, die auf der Mittelsenkrechten liegen, haben denselben Abstand zu den beiden Anfangs- und Endpunkten der Strecke.
- Die Mittelsenkrechte ist eine Symmetrieachse der Strecke.
- Die Mittelsenkrechte kann mithilfe eines Zirkels konstruiert werden.
- Der Schnittpunkt der Mittelsenkrechten im Dreieck ist der Mittelpunkt des Umkreises.
- Je nach Art des Dreiecks liegt der Schnittpunkt der Mittelsenkrechten innerhalb, außerhalb oder auf einer Seite des Dreiecks.
- Im Viereck können sich die Mittelsenkrechten in einem oder in vier Punkten schneiden.
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Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
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