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Im Mittelalter gingen die Menschen davon aus, die Welt bestünde aus der von Gott geschaffenen Erde und einigen Himmelskörpern. Im geozentrischen Weltbild stellt die Erde den Mittelpunkt dieser Welt dar.
Weltbild – einfach erklärt
Ein Weltbild kannst du dir als eine Art Modell für den Aufbau der Welt vorstellen. Die Menschen hatten lange Zeit nicht besonders viele Kenntnisse über das Universum und versuchten, sich daher aus den wenigen bekannten Tatsachen ein Modell für die Welt auszudenken.
So war das Weltbild der frühen Antike beispielsweise die Erde als Scheibe. Für die Menschen schien die Erde damals wie eine unendliche, flache Ebene. Die Fortbewegungsmittel waren beschränkt und man kam nur so weit, wie man laufen oder ein Tier einen tragen konnte. Das, was die Menschen damals mit eigenen Augen beobachten konnten, legte nahe, dass die Erde flach ist und eventuell in weiter Ferne einfach aufhört.
Mit der Zeit entwickelte sich das Weltbild immer weiter. Noch in der Zeit der Antike wurde das Weltbild bereits widerlegt und man ging nun davon aus, dass die Erde eine Kugel ist.
Mit der Zeit machten sich die Menschen auch Gedanken darüber, was außerhalb der Erde existiert und in welchem Zusammenhang die Erde mit anderen Existenzen (z. B. sichtbaren Himmelskörpern) stehen kann.
Ein Weltbild ist eine Art Modell, wie die Menschen sich die ihnen bekannte Welt vorstellen.
So entstand im Altertum das geozentrische Weltbild, das auch wieder darauf beruhte, was die Menschen zu diesem Zeitpunkt über die Welt wussten und was sie selbst beobachten konnten.
Geozentrisches Weltbild: Definition und Entstehung
Die Menschen beobachten schon seit jeher die Sterne und Planeten am Himmel. Sie nutzten die Himmelskörper sogar zur Orientierung oder als eine frühzeitliche Form des Kalenders. Da die Menschen den Himmel immer von der Erde aus betrachteten, erschien es ihnen als würde die Erde stillstehen und sich nur die Sterne und Planeten bewegen.
Wenn du (ohne etwas über das Sonnensystem zu wissen) tagsüber den Sonnenverlauf beobachten würdest, würdest du denken, dass sich die Erde dreht? Oder würdest du viel mehr annehmen, dass die Sonne einfach um die Erde kreist?
Im Altertum ging man anhand dieser Beobachtungen davon aus, dass alle Himmelskörper wohl um die Erde kreisen müssen. Demnach bildete die Erde für die Menschen damals den Mittelpunkt der ihnen bekannten Welt.
Das geozentrische Weltbild leitet sich vom griechischen Wort geos für "Erde" ab. Somit steht der Begriff geozentrisch für "Erde im Zentrum". Im klassischen Altertum glaubten die Menschen demnach, dass die Erde den Mittelpunkt der ihnen bekannten Welt (unseres heutigen Sonnensystems) darstellt.
Das geozentrische Weltbild konnte sich über viele Jahrhunderte hinweg halten, bevor es vom heliozentrischen Weltbild abgelöst wurde.
Beim heliozentrischen Weltbild wurde die Sonne als Zentrum der Planeten angesehen. Wie die Haltungen der Wissenschaft und Kirche zu diesem Nachfolger des geozentrischen Weltbildes stehen, erfährst du im entsprechenden Artikel.
Geozentrisches Weltbild: Kirche und Wissenschaft
Ein Weltbild wird immer von allen Seiten genauer betrachtet. Hierbei sind die Wissenschaft und die Kirche zwei wichtige Instanzen.
Die Kirche und das geozentrische Weltbild
Da das geozentrische Weltbild der Bibel nicht widersprach, wurde es von der Kirche akzeptiert und sogar gegenüber anderen Stimmen verteidigt. Beispielsweise versuchte Galileo Galilei immer wieder einen Wandel des Weltbildes herbeizuführen. Jedoch wollte die Kirche die Einwände Galileis nicht hören und eröffnete sogar ein Verfahren gegen ihn. Trotz der milden Konsequenzen, gab die Kirche Galilei eindeutig zu verstehen, dass sie hinter dem geozentrischen Weltbild steht.
Aus christlicher Sicht ist die Erde die Schöpfung Gottes. Der Mensch ist die Krönung dieser Schöpfung. Daher sollten die Erde und der Mensch auch im Mittelpunkt der Welt stehen. Genau diesen Standpunkt repräsentierte auch das geozentrische Weltbild.
Die Wissenschaft und das geozentrische Weltbild
Die Gelehrten suchten nach wissenschaftlichen Erklärungen für das Weltbild. Im Folgenden erfährst du etwas über die Ansichten der Wissenschaft zum geozentrischen Weltbild.
Physik im geozentrischen Weltbild
Die Schwerkraft ist ein Phänomen der Physik, das sich die Menschen damals ebenfalls mit dem geozentrischen Weltbild erklärten. Gegenstände fallen auf den Boden, das wusste man auch schon im damaligen Griechenland. Allerdings wurde das Weltbild als Ursache angenommen.
Die Erde stellte im geozentrischen Weltbild den Mittelpunkt der Welt dar. Also wurde die Schwerkraft dadurch erklärt, dass alle Gegenstände dem Ursprung, also dem Mittelpunkt der Welt, entgegen streben.
Von dem heutigen Stand der Wissenschaft weißt du natürlich, dass jeder Gegenstand abhängig von seiner Masse eine Gravitationskraft auf andere Gegenstände ausübt. Die Erde besitzt eine enorme Masse im Vergleich zu z. B. einem Apfel. Die Gravitationskraft, die die Erde auf den Apfel ausübt, ist daher deutlich größer als die Kraft des Apfels auf die Erde.
Newton stellte nähere Forschungen zur Schwerkraft an, als ihm der berühmte "Apfel" auf den Kopf fiel. Mehr zu diesem Thema findest du in diesen beiden Artikeln: "Gravitationskraft" und "Newtonsche Gesetze".
Nach der Theorie, dass Gegenstände dem Ursprung der Welt entgegenstreben, würde ein Apfel, den du z. B. auf dem Mond fallen lässt, auch auf die Erde fallen. In der Realität greift aber auch hier die Gravitationskraft zwischen Mond und Apfel.
Planetenbewegungen
Aristoteles stellte im 4. Jahrhundert vor Christus die Annahme auf, dass sich die Planeten auf exakten Kreisbahnen bewegen.
Allerdings kamen Zweifel an dieser Annahme auf. Durch Beobachtungen stellten die Menschen fest, dass einige Planeten den Anschein erweckten, Rückwärtssprünge zu machen und auch die Geschwindigkeiten der Himmelskörper variierten stark. Dadurch entstanden neue Annahmen für die Planetenbewegung, mit der diese Unregelmäßigkeiten erklärt werden konnten.
Ptolemäus ging davon aus, dass sich die Planeten auf sogenannten Epizyklen bewegen. Du kannst dir das wie folgt vorstellen: Der Planet kreist um einen Punkt, diese Bahn ist der Epizykel. Dieser Punkt kreist nun in einer exakten Kreisbahn, dem Deferent, um die Erde.
Die Abbildung veranschaulicht das Prinzip der Epizykeltheorie. Durch die beiden miteinander verbundenen Bewegungen erscheint es dem/der Betrachter*in auf der Erde, als würden sich die Planeten in Schleifen fortbewegen. Somit konnten die Gelehrten mithilfe der Epizykeltheorie die Beobachtungen der Menschen erklären.
Die Epizykeltheorie kannst du dir auch am heutigen Sonnensystem anschauen. Es ist nichts anderes als das Zusammenspiel der Bewegungen von Mond, Erde und Sonne.
Die Planeten bewegen sich nach den Keplergesetzen, daher kannst du dieses Beispiel nur als eine Art Modell ansehen. Die Grundbewegung beschreibt allerdings gut, wie Ptolemäus seine Epizykeltheorie darstellt.
Der Mond kreist um die Erde. Das entspricht dem Epizykel. Die Erde wiederum kreist um die Sonne. Das wäre dann der Deferent.
Würdest du nun in diesem Modell von der Sonne aus die Bewegung des Mondes betrachten, wäre das in etwa die Grundbewegung, die Ptolemäus mit seiner Epizykeltheorie beschreibt.
Geozentrisches Weltbild: Zeitraum und wichtige Vertreter
Wichtige Vertreter des geozentrischen Weltbildes waren vor allem:
- Aristoteles (384–322 v. Chr.): Von ihm stammt die Annahme, dass sich alle Himmelskörper auf exakten Kreisbahnen bewegen würden.
- Claudius Ptolemäus (100–160 n. Chr.): In seinem Werk "Mathematices syntaxeos biblia XIII " beschreibt er mathematische Modelle zur epizyklischen Planetenbewegung.
Das geozentrische Weltbild entstand im klassischen Altertum in Griechenland. Mit Aristoteles Arbeiten, die erste sehr detaillierte Ausführungen enthielten, wurde der Beginn des geozentrischen Weltbildes gesetzt.
Dieses Weltbild konnte sich für circa 1.800 Jahre in Europa halten. In der Renaissance kamen erste Zweifel daran auf. Kopernikus und Kepler stellten neue Theorien für die Planetenbewegungen auf, die nicht mehr mit dem geozentrischen Weltbild im Einklang standen.
Diese Zweifel und die neuen Kenntnisse über die Planetenbewegungen kündigten das Ende des geozentrischen Weltbildes an. Es wurde von einem neuen Modell abgelöst: dem heliozentrischen Weltbild.
Das heliozentrische Weltbild ging dann davon aus, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Mittelpunkt der Welt stehen soll.
Mehr dazu kannst du in unserem Artikel über das heliozentrische Weltbild erfahren.
Geozentrisches Weltbild und Heliozentrisches Weltbild im Vergleich
Etwa 1.800 Jahre lang glaubten die Menschen an das geozentrische Weltbild. Dann wurde es langsam durch das heliozentrische Weltbild abgelöst.
Kopernikus, Kepler, Bruno und Galileo waren erste Verfechter des heliozentrischen Weltbildes. Sie ließen durch ihre Arbeiten Zweifel am bisherigen Weltbild, die Erde als Zentrum, in der Bevölkerung aufkommen. Nach und nach ersetzte das heliozentrische Weltbild dann das geozentrische.
Das heliozentrische Weltbild leitet sich vom griechischen Wort helios für "Sonne" ab. Der Begriff heliozentrisch steht für "Sonne im Zentrum".
Der größte Unterschied zwischen den beiden Weltbildern ist, dass der Mittelpunkt der Welt anders gesetzt wird. Während das geozentrische Weltbild die Erde als Zentrum der Welt ansieht, stellt das heliozentrische Weltbild die Sonne an diese Stelle.
Die Arbeiten von Kopernikus und Kepler zeigten neue Kenntnisse über die Planetenbewegung. Die beiden gingen nicht mehr von der Epizykeltheorie aus, sondern stellten Gesetze zur elliptischen Planetenbewegung auf. Diese Planetenbewegungen waren nicht mehr mit dem geozentrischen Weltbild zu vereinen.
Wenn du mehr zu den Theorien von Kopernikus und Kepler erfahren möchtest, sieh dir den Artikel zu den Keplerbahnen an.
Hier siehst du beiden Weltbilder als Modelle im Vergleich:
Die Modelle zeigen die Anordnungen der Planeten den beiden Weltbildern entsprechend. Im geozentrischen Modell steht die Erde in der Mitte des Planetensystems. Im heliozentrischen hingegen bildet die Sonne das Zentrum und die Erde ist nur einer von vielen Planeten, der die Sonne umkreist.
Geozentrisches Weltbild - Das Wichtigste
- Das geozentrische Weltbild geht davon aus, dass die Erde den Mittelpunkt der Welt (des heutigen Sonnensystems) darstellt.
- Zeitraum: Mittelalter bis Renaissance. Die Blütezeit lag im klassischen Altertum.
- Wichtige Vertreter des geozentrischen Weltbildes waren Aristoteles und Ptolemäus.
- Die Erde befindet sich in der Mitte der Welt. Alle anderen Planeten kreisen um die Erde.
- Planetenbewegungen wurden mit der Epizykeltheorie beschrieben.
- Das physikalische Phänomen der Schwerkraft wurde mit dem Streben nach dem Mittelpunkt der Welt erklärt.
- Die Kirche verfocht dieses Weltbild, da es im Einklang mit der Bibel steht. Die Erde und der Mensch als Schöpfungen Gottes bilden den zentralen Punkt der Welt.
- Zweifel am Weltbild entstanden durch Arbeiten von Kopernikus und Kepler. Sie erlangten neue Kenntnisse über die Planetenbewegungen, die nicht mehr mit diesem Weltbild vereinbar waren.
- Das geozentrische Weltbild wurde schließlich vom Heliozentrischen Weltbild abgelöst.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Geozentrisches Weltbild
Was versteht man unter dem geozentrischen Weltbild?
Das geozentrische Weltbild geht davon aus, dass die Erde den Mittelpunkt der Welt bildet und alle Planeten in Epizykel um sie herum kreisen.
Warum glaubten die Menschen im Mittelalter an das geozentrische Weltbild?
Die Menschen konnten am Himmel die Planeten mit eigenen Augen vorbei ziehen sehen. Das legte nahe, dass die Erde still steht und die Planeten sich bewegen mussten.
Was ist ein Weltbild einfach erklärt?
Ein Weltbild ist eine Art Modell der Welt, an das die Menschen nach ihrem Kenntnisstand glauben.
Warum war das geozentrische Weltbild falsch?
Heute ist belegt, dass die Planeten nicht um die Erde kreisen. In der heutigen Auffassung des Universums gibt es kein "Zentrum der Welt" mehr.
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