In der Elektrizitätslehre findest Du die gleiche Reaktion bei elektrischen Ladungen. Auch diese können sich abstoßen oder anziehen, denn zwischen ihnen wirken die sogenannten Coulombkräfte. Was damit gemeint ist und wie diese wirken, erfährst Du in dieser Erklärung.
Coulombkraft einfach erklärt
Coulombkräfte sind eine wichtige Größe bei der Beschreibung elektrischer Felder.
Punktladungen & ihr elektrisches Feld
Es gibt zwei Arten elektrischer Ladung: die positive und die negative. Du lernst die Coulombkraft in dieser Erklärung anhand des Modells der Punktladung kennen.
Eine Punktladung ist eine elektrische Ladung, die keine räumliche Ausdehnung besitzt.
Dennoch erzeugt sie, genauso wie ausgedehnte Ladungsträger, mittels der Coulombkraft ein elektrisches Feld.
Die Stärke des elektrischen Feldes E einer Punktladung Q im Abstand r beträgt:
ε0 ist die elektrische Feldkonstante. Sie hat den Wert:
Die elektrische Feldstärke ist unabhängig von dem Vorzeichen der Ladung. Daher geht die Ladung Q als Betrag in die Formel mit ein.
Die elektrische Feldstärke wird in dieser Einheit angegeben:
Mithilfe sogenannter Feldlinien wird sie grafisch dargestellt. Sie zeigen die Wirkung auf eine positive Probeladung, da sie von positiven zu negativen Ladungen verlaufen.
Abb. 1: Punktladungen und ihre elektrischen Felder
In der Abbildung siehst Du eine negative und eine positive Punktladung mit ihren jeweiligen Feldlinienverläufen. Die Bewegung ist hier für beide Ladungen ohne gegenseitigen Einfluss dargestellt (graue Linie = räumliche Trennung).
Hier findest Du ein Beispiel zur Berechnung des elektrischen Feldes einer Punktladung.
Aufgabe
Eine Punktladungerzeugt ein elektrisches Feld. Bestimme die elektrische Feldstärke im Abstand von .
Lösung
Du kannst die Angaben aus der Aufgabenstellung in die Formel der elektrischen Feldstärke E einsetzen:
Mehr dazu erfährst Du in den Erklärungen "Elektrische Feldstärke", "Punktladung" und "Feld punktförmiger Ladungen". Du findest dort auch zusätzliche Rechenbeispiele.
Das Coulombgesetz
Dieses Gesetz wurde 1785 durch den französischen Physiker Charles Augustin de Coulomb beschrieben und nach ihm benannt. Bei einem Experiment mit zwei gleichnamig geladenen Kugeln, die er frei schwingend aufhing, stellte er fest, dass die sie sich gegenseitig abstießen.
Aufgrund dieser Beobachtung nahm er an, dass elektrische Ladungen Kräfte aufeinander ausüben. Diese Kraftwirkung erläuterte Coulomb später in seinem Coulombgesetz genauer.
Das Coulombgesetz besagt, dass zwei punktförmige Ladungen q1 und q2 Kräfte aufeinander auswirken. Diese beiden entgegengesetzt wirkenden Kräfte heißen Coulombkräfte.
Die Coulombkraft FC berechnet sich aus den beiden Ladungen q1 und q2 und ihrem Abstand r:
Die Coulombkraft im Feld der Stärke E kann auch über den Ansatz der elektrischen Kraft berechnet werden.
Sie wird, wie die meisten anderen Kräfte, üblicherweise in Newton angegeben.
Anhand des folgenden Beispiels kannst Du die Coulombkraft nachvollziehen.
Aufgabe
Zwei Punktladungenbefinden sich in einem Abstand von. Berechne die Coulombkraft, die die Ladungen aufeinander ausüben.
Lösung
Du setzt die Angaben in die Formel für die Coulombkraft ein:
Wechselwirkungsgesetz
Mithilfe des Wechselwirkungsgesetzes weiß man, dass die Coulombkräfte zweier Ladungen in entgegengesetzte Richtung wirken müssen. Zudem haben sie denselben Betrag.
Das Wechselwirkungsgesetz gilt immer dann, wenn zwei Körper Kräfte aufeinander auswirken. Dabei sind die beiden Kräfte entgegengesetzt und besitzen denselben Wert.
und
So kannst Dir das Wechselwirkungsgesetz bei zwei Punktladungen vorstellen: Wenn zwei Punktladungen Kräfte aufeinander auswirken, müssen die beiden Kräfte entgegengesetzt wirken.
Es gibt drei Optionen, wie das aussehen kann.
Abb. 2: Coulombkraft: Wechselwirkung zwischen zwei Punktadungen
Du siehst, dass der Betrag der Kraft links und rechts jeweils derselbe ist. Die Kräfte unterscheiden sich nur in ihrer Richtung.
Die Richtung der Kraft liegt übrigens immer auf der Geraden, die die beiden Punktladungen verbindet.
Coulombkraft – Herleitung
Jetzt kennst Du alle wichtigen Aspekte zur Coulombkraft, dem Coulombgesetz und der Wechselwirkung zwischen zwei Punktladungen. In diesem Abschnitt lernst Du, wie sich die Formel für die Coulombkraft herleitet.
Zuerst benötigst Du die Oberfläche einer Kugel, da die Punktladung als Kugel angenähert wird:
Die Ladungsdichte σ beschreibt die Anzahl von Ladungen auf einer bestimmten Fläche. Für eine Kugel mit der Ladung Q beträgt sie auf der Kugeloberfläche A:
Als zweiten Bestandteil benötigst Du die elektrische Feldstärke E. Diese kann durch die elektrische Feldkonstante ε0 und die Ladungsdichte σ der Ladung Q wie folgt beschrieben werden:
Die elektrische Feldstärke E einer Punktladung Q erhältst Du, sobald Du die zuvor bestimme Ladungsdichte σ auf der Kugelfläche einsetzt:
Zuletzt berechnest Du die Kraft FC auf eine Probeladung q im elektrischen Feld der Feldstärke E:
Somit hast Du die Coulombkraft über verschiedene physikalische Zusammenhänge hergeleitet. Als Nächstes lernst Du zwei Spezialfälle kennen, die damit zusammenhängen.
Spezialfall 1: Berechnung von Coulombkraft, Coulombpotential und potentieller Energie
Zur Coulombkraft gehört das Coulombpotential. Es beschreibt das Potential eines Punktes P in einem elektrischen Feld.
Das Potential beschreibt physikalisch gesehen die Fähigkeit eines Feldes, Arbeit zu verrichten. Es tritt also nicht nur im elektrischen Feld auf, Du kannst etwa auch das Potential des Gravitationsfeldes der Erde bestimmen.
Im Allgemeinen wird es in der Physik mit dem Formelzeichen φ oder Φ dargestellt, genauso wie das elektrische Potential.
Im elektrischen Feld einer Punktladung Q beträgt die potentielle Energie Epot einer Probeladung q im Abstand r:
Die Fähigkeit eines Feldes, Arbeit zu verrichten, wird als Potential bezeichnet. Das entsprechende Coulombpotential φ beträgt:
Das Coulombpotential wird im Regelfall mithilfe von Äquipotentiallinien dargestellt. Demnach besitzen alle Punkte, die auf derselben Äquipotentiallinie liegen, dasselbe Potential.
Bei der Punktlandung etwa erfolgen die Linien in konzentrischen Kreisen um die Ladung. Diesen Verlauf siehst Du hier:
Abb. 3: Potential von Punktladungen (Feldlinien und Äquipotentiallinien)
Wie Du Dir die Formel für das Coulombpotentials aus den Größen der potentiellen Energie herleiten kannst, lernst Du im folgenden Beispiel.
Für die Herleitung des Coulombpotentials benötigst Du die potentielle Energie einer Punktladung. Diese kannst Du über die Integration der Coulombkraft berechnen:
Mithilfe der potentiellen Energie kannst Du nun das Potential an einem Punkt P im elektrischen Feld berechnen. Dafür teilst Du die potentielle Energie Epot durch die Probeladung q:
Die Bezeichnung Epot,P0 steht für die Relation der potentiellen Energie zum definierten Nullniveau P0 .
Eine potentielle Energie steht immer in Relation zu einem bestimmten Nullniveau. Das ist der Ort, an dem die sie gleich Null ist. Im Falle des Potentials wurde das Nullniveau im Unendlichen festgelegt, da das Feld der Ladung dort annähernd Null beträgt. Mehr zum Thema findest Du in der Erklärung "Potentielle Energie".
Spezialfall 2: Coulombkraft und Coulombpotential im Kondensator (mit Rechenbeispiel)
Im Kondensator können die elektrische Feldstärke, die Coulombkraft und das Coulombpotential noch auf eine zweite Weise berechnet werden. Speziell für den Plattenkondensator gibt es einige Formeln mit wenigen relevanten Größen.
Ein Plattenkondensator besteht aus zwei Platten, an die eine Spannung angelegt werden kann. Zwischen ihnen befindet sich ein Spalt, der als Isolator wirkt, sodass Ladungen nicht von einer Platte zur nächsten springen.
Mehr dazu erfährst Du in den Erklärungen "Kondensator" und "Plattenkondensator".
Im Plattenkondensator (Plattenabstand d, Plattenfläche A), an dem eine Spannung U oder eine Ladung Q anliegt, beträgt die elektrische Feldstärke E:
Die Coulombkraft FC auf eine Probeladung entspricht daher:
Für die potentielle Energie Epot im Abstand x zur negativ geladenen Platte gilt:
Das Coulombpotential φ beträgt:
Das Nullniveau P0 als Bezugspunkt für die potentielle Energie Epot und damit das Potential φ liegt immer auf der negativ geladenen Kondensatorplatte.
Auch im Plattenkondensator können die elektrischen Feldgrößen grafisch veranschaulicht werden.
Abb. 4: Potential im Plattenkondensator (Feldlinien und Äquipotentiallinien)
In der Abbildung siehst Du die Feldlinien, die sich von der negativen zur positiven Platte bewegen. Daneben sind auch die Äquipotentiallinien dargestellt, die senkrecht zu den Linien und damit parallel zu den Kondensatorplatten verlaufen.
Die Feldlinien geben die Richtung auf ein positiv geladenes Teilchen im elektrischen Feld an. Die Äquipotentiallinien hingegen definieren diejenigen Ebenen, auf denen alle Teilchen dasselbe Potential haben.
In diesem Beispiel findest Du die Herleitung der Formeln aus der Definition.
Die elektrische Feldstärke E des homogenen Feldes zwischen zwei Kondensatorplatten lautet:
Sie kann also entweder über die Spannung U am Kondensator und den Plattenabstand d berechnet werden oder über die Ladung Q und die Fläche der Platten A. Die Coulombkraft FC beträgt daher:
Im Abstand x zur negativen Kondensatorplatte (Nullniveau) gilt für die potentielle Energie:
Das Coulombpotential φ an einem Punkt P im Feld der Feldstärke E beträgt:
Jetzt kennst Du alle wichtigen Aspekte und Formeln, um die folgende Beispielaufgabe zu lösen.
Aufgabe
An einem Plattenkondensator mit dem Plattenabstandliegt eine Spannung vonan.
a) Bestimme die Coulombkraft auf eine Probeladung.
b) Berechne das Potential in der Mitte des Kondensators und erläutere, wie groß es an der positiven Platte sein muss.
c) Berechne die potentielle Energie der Probeladung q an der negativen Platte, in der Mitte des Kondensators und an der positiven Platte.
Lösung
a) Du kannst die Angaben in die Formel der Coulombkraft im Plattenkondensator einsetzen:
b) Das Potential in der Mitte des Kondensators () beträgt:
Du siehst, dass das Potential in der Mitte des Kondensators genau die Hälfte der anliegenden Spannung umfasst. Es verläuft linear von der negativen Platte (=0) zu positiven Platte (=U), an der das Potential daher die vollen 60 V betragen muss.
c) Die potentielle Energie an der negativen Kondensatorplatte ist Null, da diese das Nullpotential darstellt. Für die anderen beiden Punkte kannst Du mit den Überlegungen der vorigen Teilaufgabe rechnen. Du kannst aber auch die x-Werte in die Formel für die potentielle Energie einsetzen:
oder:
Coulombkraft - Das Wichtigste
- Die Coulombkraft ist eine Kraft, die zwischen zwei elektrischen Ladungen wirkt.
- Sie berechnet sich über die elektrische Kraft:
- Das Coulombgesetz besagt, dass die Kräfte zwischen zwei Ladungen entgegengesetzt wirken, aber denselben Betrag besitzen.
- Eine Punktladung ist eine elektrische Ladung ohne räumliche Ausdehnung.
- Die Coulombkraft auf eine Probeladung q im Feld einer Punktladung beträgt:
- Die elektrische Feldstärke bezeichnet die Stärke des elektrischen Feldes, das von einer Ladung erzeugt wird, an einem bestimmten Punkt. Das elektrische Feld einer Punktladung q im Abstand r lautet:
- Wird im elektrischen Feld eine Arbeit an einer Ladung verrichtet, wird die Energie in Form potentieller Energie gespeichert. Für die potentielle Energie im Feld einer Punktladung q gilt:
- Ein Potential gibt die Fähigkeit eines elektrischen Feldes an, Arbeit zu verrichten. Das Coulombpotential im Abstand r einer Punktladung q beträgt:
- Im Plattenkondensator können die Eigenschaften auf andere Weise berechnet werden. Die negative Platte des Kondensators stellt hierbei das Nullpotential dar.
- Die Coulombkraft auf eine Probeladung q:
- Das elektrische Feld eines Plattenkondensators:
- Die potentielle Energie im Feld des Plattenkondensators im Abstand x zur negativen Platte:
- Das Coulombpotential im Plattenkondensator im Abstand x zur negativen Platte:
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