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Aufmerksamkeitsdefizitstörung – Definition
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung gehört zu der Gruppe der Verhaltens- und emotionalen Störungen. Die Erkrankung beginnt im Normalfall in der Kindheit und Jugend und erstreckt sich über den gesamten Lebenslauf.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ist gekennzeichnet durch Probleme mit der Aufmerksamkeit, der Impulsivität und der Selbstregulation. Außerdem kann es zusätzlich zu einer starken körperlichen Unruhe (Hyperaktivität) kommen.
Aufmerksamkeitsdefizitstörung – Symptome
Die drei Hauptsymptome von ADHS sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität. Wenn Kinder Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit zu steuern und ihre Impulse zu kontrollieren, aber nicht hyperaktiv sind, spricht man von einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS). Die Störung tritt bei Mädchen häufiger auf als bei Jungen. Im Gegensatz dazu trifft ADHS bei Jungen circa viermal häufiger auf als bei Mädchen.
Menschen mit ADHS haben häufig Schwierigkeiten beim Lernen, eine Lese-/Rechtschreib- und/oder Rechenschwäche. Des Weiteren können trotziges und aggressives Verhalten oder Schwierigkeiten beim Einhalten von Regeln Anzeichen für eine ADHS Erkrankung sein.
Die Symptome können von Person zu Person variieren. Vor allem Intensität und Dauer der Symptome unterscheiden sich häufig. Es lassen sich allerdings drei Hauptsymptome einer ADHS Erkrankung ausmachen. Welche das sind und wie diese sich zeigen, siehst Du in der folgenden Tabelle:
Unaufmerksamkeit | Hyperaktivität | Impulsivität |
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Es müssen mindestens sechs Anzeichen von Unaufmerksamkeit oder mindestens sechs Anzeichen von Hyperaktivität und Impulsivität bestehen, damit ADHS diagnostiziert wird. Außerdem muss die Verhaltensauffälligkeit über mindestens sechs Monate und in mehr als einer Umgebung (z. B. in der Schule und zu Hause) beobachtet werden. Die Anzeichen treten meistens erstmals vor dem zwölften Geburtstag auf und beeinträchtigen z. B. die schulische Leistung, das Familienleben oder Freundschaften. Ein Beispiel zur Diagnose einer bestehenden ADHS Erkrankung findest Du im folgenden Abschnitt:
Hanna hat in der Schule starke Konzentrationsschwierigkeiten. Es fällt ihr sehr schwer zuzuhören, sie lässt sich schnell von anderen Schülern und Schülerinnen ablenken und sie bricht ihre Schulaufgaben häufig ab. Außerdem verliert sie ständig Dinge wie ihren Haustürschlüssel oder ihre Sporttasche und leidet an starker Vergesslichkeit.
Soll sie zu Hause ihre Hausaufgaben machen, hat sie große Probleme sitzenzubleiben und ihre Aufgaben in Ruhe zu erledigen. Sie sitzt meistens nur zappelnd auf ihrem Stuhl oder beginnt auf ihrem Stuhl herumzuklettern.
Wenn ihre Eltern oder ihre Freunde und Freundinnen sich mit ihr unterhalten, fällt sie ihnen immer wieder ins Wort und unterbricht sie dauernd.
Als sie und ihre Eltern deswegen einen Arzt aufsuchen, stellt dieser fest, dass bei Hanna sechs Verhaltensweisen der Unaufmerksamkeit-Symptome, drei Hyperaktivität-Symptome und eins Impulsivität-Symptome vorliegen. Er diagnostiziert bei Hanna deshalb eine ADHS Erkrankung.
Die oben genannten Symptome können jedoch teilweise auch Anzeichen für andere psychische Erkrankungen sein. Die ausführlichere Erklärung zu "Psychische Störungen" hilft Dir tiefer in dieses Thema einzusteigen.
Aufmerksamkeitsdefizitstörung – Einteilungen
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung wird in zwei verschiedene Einteilungen unterschieden. Dabei wird in Typen und Schweregrade unterteilt. Das bedeutet, dass die Typen danach aufgeteilt werden, wie die spezifische Störung sich bei dem/der Betroffenen äußert und wie stark die Erkrankung ausfällt.
ADHS Typen
Es gibt vier verschiedene Typen, in die ADHS unterschieden wird. Diese unterscheidet man hauptsächlich anhand ihrer Symptomatik. Die vier ADHS-Typen und deren Hauptsymptome sind:
- ADHS-Mischtyp: Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit
- vorwiegend unaufmerksamer ADHS-Typ: starke Unaufmerksamkeit
- vorwiegend hyperaktiv-impulsiver ADHS-Typ: starke Impulsivität und Hyperaktivität
- ADHS-Residualtyp: Symptome bestanden zu einem früheren Zeitpunkt, sind aber nicht mehr alle vollkommen ausgeprägt
Um die Einteilung in Typen besser zu verstehen, schau Dir das folgende Beispiel an:
Johannes hat große Schwierigkeiten dabei, im Unterricht aufzupassen. Auch bei Gesprächen mit seinen Freunden hat er oft Probleme dem Gespräch zu folgen und der Unterhaltung über längere Zeit Aufmerksamkeit zu schenken. Symptome von hyperaktiven und impulsiven Verhalten zeigt er jedoch gar nicht.
Als seine Noten immer schlechter werden und er im Unterricht immer öfter negativ auffällt, gehen seine Eltern mit ihm zu seiner Kinderärztin. Diese stellt fest, dass bei Johannes aufgrund der Symptomatik eine ADHS Erkrankung des vorwiegenden unaufmerksamen ADHS-Typs vorliegt.
ADHS Schweregrade
Eine weitere Einteilung von ADHS findet in unterschiedliche Schweregrade statt. Das bedeutet, man unterscheidet, wie stark die Erkrankung ausgeprägt ist. Es existieren drei Stufen von Schweregraden. Diese Stufen sind:
- milde Form: wenige oder keine Symptome, Symptome beeinträchtigen nur geringfügig den Alltag
- moderate Form: Ausprägung der Symptome zwischen der milden und der schweren Form
- schwere Form: deutlich mehr Symptome und stärker ausgeprägte Symptome, erhebliche Beeinträchtigungen im Alltag
Aufmerksamkeitsdefizitstörung – Kinder
Eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung ist oft bei Kindern besonders ausgeprägt. Gerade beim Übertritt in die Schule zeigt sich die Störung häufig, weil die Kinder dann zum ersten mal lange am Stück still sitzen sollen.
Die Symptome von ADHS sind aber in jedem Lebensalter unterschiedlich ausgeprägt. Wie stark sie sich zeigen, wie sie sich entwickeln und welchen Einfluss sie auf das Leben der Betroffenen haben, hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen (biologische Eigenschaften und Umweltbedingungen).
In der folgenden Tabelle erhältst Du einen Überblick darüber, wie sich ADHS im Kindesalter äußert:
Altersgruppe | Beschreibung |
Säuglinge |
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Kleinkinder |
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Schulkinder |
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Aufmerksamkeitsdefizitstörung – Jugend
Im Jugendalter zeigt sich eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung oder ADHS meist anders als im Kindesalter. Die äußerliche Unruhe nimmt in der Pubertät meist ab. Stattdessen zeigen sich häufig folgende Symptome:
- Impulsivität
- Unaufmerksamkeit
- mangelndes Selbstwertgefühl
- Ängste und Depressionen rücken in den Vordergrund
- häufig auffällig durch schlechte Leistungen in der Schule (auch bei intelligenten Schüler*innen)
Aufmerksamkeitsdefizitstörung – Erwachsene
Erst seit wenigen Jahren kann eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung auch bei Erwachsenen diagnostiziert werden. Weil sich die ADHS hier noch einmal ganz anders zeigt, wurde lange davon ausgegangen, dass es sich nicht um die gleiche Störung handelt. Die motorische Hyperaktivität ist meist nicht mehr so ausgeprägt wie bei Kindern. Deshalb spricht man bei Erwachsenen oft nur von einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS).
Häufige Symptome im Erwachsenenalter sind:
- innere Unruhe
- Vergesslichkeit
- Schusseligkeit
- impulsives Verhalten
- unüberlegte Handlungen
Oft zeigen Betroffene diese Verhaltensweisen schon seit so vielen Jahren, dass sie als Teil ihrer Persönlichkeit wahrgenommen werden.
Aufmerksamkeitsdefizitstörung – Ursachen
Die Ursachen von ADHS sind noch nicht vollkommen bekannt. Man vermutet, dass eine Stoffwechsel- und Funktionsstörung ein wesentlicher Einfluss ist. Oder dass ein Ungleichgewicht verschiedener Botenstoffe, das zu einer Störung der Signalweiterleitung im Gehirn führt, eine mögliche Ursache bildet. Botenstoffe, bei denen in diesem Fall ein Ungleichgewicht vorliegt, sind zum Beispiel Noradrenalin und Dopamin. Die Stoffe sind verantwortlich für Aufmerksamkeit, Antrieb und Motivation.
Ebenso stehen folgende Risikofaktoren im Verdacht, das Auftreten von ADHS zu begünstigen:
- Frühgeburt
- Geburtstrauma
- Vererbung
- Alkohol, Nikotin und andere Drogen während der Schwangerschaft
- ein ungünstiges äußeres Umfeld (zum Beispiel mangelnde emotionale Zuwendung, hoher Medienkonsum)
Um die Ursachen für die Entstehung einer ADHS Erkrankung besser zu verstehen, schaue Dir ein Beispiel für die Entstehung der Krankheit durch erblich bedingte Faktoren an:
Karl leidet seit seiner Kindheit an einer ADHS Erkrankung. Sollten Karl und seine Frau Ina ein Kind bekommen, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ihr ´Kind auch eine ADHS Erkrankung entwickelt als bei Eltern, bei denen keine Erkrankung vorliegt. Hat auch Ina ADHS, steigt die Wahrscheinlichkeit noch einmal an.
Aufmerksamkeitsdefizitstörung – Behandlung
Da es bei ADHS oft zu Verhaltensauffälligkeiten kommt, wird bei der Erkrankung oft die Verhaltenstherapie als Behandlungsform angewendet. Innerhalb der Therapie nutzen Therapeut*innen häufig Methoden zur Planung des Tagesablaufs oder Methoden zur Regulierung von Impulsen.
Unterstützt wird die Verhaltenstherapie in der Regel mit einer medikamentösen Therapie. Die Medikamente helfen dabei, Symptome wie Hyperaktivität zu dämpfen. Dadurch wird ein angemessenes soziales Verhalten gefördert, was dabei hilft, die schulische Leistung zu verbessern und das Verhalten zu stabilisieren.
Studien haben gezeigt, dass eine alleinige Verhaltenstherapie ohne medikamentöse Unterstützung weniger Wirkung zeigt als eine alleinige Behandlung mit Stimulanzien. Eine Kombination aus beiden Behandlungsarten zeigt jedoch die beste Wirkung.
Lies Dir, um mehr über die Behandlung psychischer Störungen zu erfahren, auch die Erklärung "Diagnose und Therapie psychischer Störungen" durch.
Aufmerksamkeitsdefizitstörung - Das Wichtigste
- Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung ist gekennzeichnet durch Probleme mit der Aufmerksamkeit, der Impulsivität und der Selbstregulation. Außerdem kann es zusätzlich zu starker körperliche Unruhe (Hyperaktivität) kommen.
- Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung wird in zwei verschiedene Einteilungen unterschieden. Dabei wird in Typen und Schweregrade unterteilt.
- Die Ursachen von ADHS sind noch nicht vollkommen bekannt. Man vermutet, dass eine Stoffwechsel- und Funktionsstörung ein wesentlicher Einfluss ist.
- Eine Kombination aus Verhaltenstherapie und medikamentöser Behandlung zeigt die beste Wirkung bei der Therapie von ADHS.
Nachweise
- Diagnostik und Therapie von ADHS bei Kindern und Jugendlichen (2021). Hogrefe.
- Den Alltag meistern mit ADHS (2021). Hogrefe.
- The Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (2013). American Psychiatric Association.
- ICD-11: International Classification of Diseases 11. Revision (2022). Hogrefe.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Aufmerksamkeitsdefizitstörung
Wann spricht man von einem Aufmerksamkeitsdefizit?
Von einem Aufmerksamkeitsdefizit spricht man, wenn Personen Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit zu steuern und ihre Impulse zu kontrollieren.
Wie kann man eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung behandeln?
Aufmerksamkeitsdefizitstörung kann man durch eine Verhaltenstherapie oder medikamentös behandeln. Eine Kombination aus Verhaltenstherapie und medikamentöse Behandlung zeigt die beste Wirkung bei der Therapie von ADHS.
Was bedeutet die Diagnose F90.0.g?
Diagnose F90.0.g bedeutet laut ICD-11 eine gesicherte Diagnose der einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung.
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