Essstörungen

Die ständige gedankliche und emotionale Beschäftigung mit dem Thema Essen sowie ein gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper sind zentrale Punkte einer Essstörung. Denn wenn diese Themen eine übergeordnete Rolle im Leben einnehmen, kann daraus eine ernst zu nehmende psychosomatische Krankheit entstehen: Eine Essstörung. 

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    Essstörungen sind ernsthafte psychosomatische Erkrankungen, bei denen vor allem das Essverhalten und das Verhältnis zum eigenen Körper schwer gestört sind. Man spricht auch von einer Verhaltensstörung, die meist mit psychosozialen Problemen und der Einstellung zum eigenen Körper bzw. mit einer Störung der eigenen Körperwahrnehmung zusammenhängen.

    Man spricht dann von psychosomatisch, wenn seelische Belastungen körperliche Symptome hervorrufen. Somit sind psychosomatische Erkrankungen solche, deren Ursachen nicht rein körperlich sind. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und lässt sich mit "Seele" (Psyche) und "Körper" (Soma) übersetzen.Psychosozial bedeutet die Psyche und das Sozialverhalten betreffend. Der Begriff verbindet also psychische sowie soziale Dimensionen und betrachtet beide in gegenseitiger Wechselbeziehung.

    Essstörungen zählen zu den häufigsten chronischen psychischen Erkrankungen im (jungen) Erwachsenenalter, die sich aber meist schon im Jugendalter zu entwickeln beginnen. Sie können langfristige und ernsthafte Gesundheitsschäden mit sich tragen, weshalb sie auf keinen Fall verharmlost werden sollten.

    Doch an welchen Anzeichen erkennt man eine Essstörung genau, was zeichnet sie als ernsthafte psychische Erkrankung aus und welche Arten von Essstörungen gibt es?

    Wenn Du Dir einen Überblick über psychische Störungen im Allgemeinen verschaffen möchtest, lies Dir gerne die Erklärung dazu durch.

    Arten von Essstörungen und ihre Symptome

    Man unterscheidet zwischen verschiedenen Arten von Essstörungen, die jeweils unterschiedliche Symptome aufweisen. Die drei häufigsten Arten, auch die drei Hauptformen genannt, sind:

    • Anorexie (anorexia nervosa oder Magersucht)
    • Bulimie (bulimia nervosa oder Ess-Brech-Sucht)
    • Binge-Eating-Störung (unkontrollierte Essanfälle)

    Neben diesen drei Hauptformen gibt es noch eine Reihe weiterer sogenannter spezifischer Essstörungen und nicht näher bezeichneter Essstörungen.

    Unter spezifischen Essstörungen versteht man die Arten von Essstörungen, die klare, also spezifische Symptome aufweisen, wie es bei den drei Hauptformen der Fall ist.Zu den nicht näher bezeichneten Essstörungen zählen alle Krankheiten, die die diagnostischen Kriterien für eine spezifische Essstörung nicht erfüllen. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn alle Kriterien einer Bulimie erfüllt sind, das Hauptsymptom ("Ess-Brech-Vorfälle") jedoch relativ selten (z. B. weniger als zweimal pro Woche) auftritt.

    Die drei Hauptformen von Essstörungen

    Die folgende Übersicht zeigt die drei Hauptformen und ihre Merkmale im Vergleich. Jede Art von Essstörung hat spezifische Anzeichen und Symptome, von denen Du die häufigsten hier aufgelistet findest:

    AnorexieBulimieBinge-Eating-Störung
    Betroffene der Anorexie (Magersucht) haben meist panische Angst vor dem "Zu dick sein". Deshalb wird das Essen für viele eine Qual. Nicht selten ist ein extremes Untergewicht die Folge.Symptome:
    • Selbstwert stark abhängig vom eigenen Körpergewicht
    • permanente Angst vor dem Zunehmen oder Dicksein
    • extreme Gewichtskontrolle
    • (starker) Gewichtsverlust
    • verzerrte Selbstwahrnehmung des Körpers
    • Ausbleiben der Monatsblutung
    • Libido- und Potenzverlust
    • Bewegungsdrang (übermäßige Bewegung, um den Energieverbrauch zu steigern)
    Bulimie-Erkrankte (Ess-Brech-Sucht) essen in einem kurzen Zeitraum überdurchschnittlich viel, gefolgt von Schuldgefühlen und Angst vor Kontrollverlust.Das veranlasst Betroffene zu gegenregulatorischen Maßnahmen: Sie erbrechen die Nahrung, nehmen Abführmittel oder greifen zu anderen extremen Maßnahmen der Gewichtsreduktion. Unter Bulimie leidende Personen sind meist normalgewichtig.Symptome:
    • unkontrollierte Essattacken gefolgt von Erbrechen/Abführmittel
    • Essattacke: Oft große Kalorienmengen, Überessen und Schlingen bis zum Völlegefühl
    • Teufelskreis: Hungern – Essen/Essattacke – Erbrechen – Hungern
    Die Binge-Eating-Störung ist gekennzeichnet durch unkontrollierte periodische Essanfälle und Heißhungerattacken nach Hungerphasen. Im Gegensatz zur Bulimie bleibt hier das anschließende Erbrechen oder Abführen aus.Symptome:
    • kompletter Kontrollverlust beim Essen
    • schnelles Essen (Schlingen) bis zu einem unangenehmen Völlegefühl
    • mögliche Begleiterscheinung: Übergewicht

    All diese Symptome können Anzeichen einer Essstörung sein. Dabei müssen nicht alle auf einmal auftreten. Jede der Arten von Essstörungen kann sich auch noch durch weitere Symptome bemerkbar machen.Du möchtest mehr über die einzelnen Krankheitsbilder und Symptome der einzelnen Hauptformen erfahren? Dann klicke Dich in die Erklärungen zur "Anorexie", "Bulimie" und "Binge Eating" rein!

    Mischform von Essstörungen

    Es ist nicht selten, dass von einer Essstörung Betroffene eine sogenannte Mischform entwickeln. Das bedeutet, dass die Formen ineinander übergehen. So kann es sein, dass Betroffene Symptome zweier oder mehrerer Arten aufweisen, wie es auch häufig bei den Hauptformen der Fall ist.

    Folgendes Beispiel zeigt Dir, wie eine Mischform entstehen kann:

    Maja ist 19 Jahre alt und leidet an Magersucht. Sie hat unglaubliche Angst, zu dick zu sein oder dicker zu werden. Wenn sie zurückblickt, weiß sie, dass sie diese Angst auch schon mit 15 Jahren hatte. Seither versucht sie, ihren Körper unter Kontrolle zu halten, um schlank und schön zu sein. Zudem glaubt sie, dass ihre Freunde sie mehr wertschätzen, wenn sie einen perfekten Körper hat.Deshalb beginnt sie, ihr Essverhalten immer extremer zu kontrollieren, um ihr Gewicht nicht nur zu halten, sondern noch mehr Gewicht zu verlieren.

    Durch das ständige Hungern bekommt sie jedoch oft Heißhunger, dem sie in letzter Zeit nicht immer widerstehen kann. Das endete nun schon mehrmals in einer "Heißhungerattacke", in der sie übermäßig viel schnell gegessen oder sogar verschlungen hat. Weil sie danach von einem so schlechten Gewissen geplagt war, hat sie das Gegessene wieder erbrochen, in der Hoffnung, davon nicht zuzunehmen.

    Weitere Arten von Essstörungen

    Weitere bekannte und verbreitete Arten von Essstörungen, die nicht zu den Hauptformen zählen, sind unter anderem:

    • Orthorexia nervosa: Der krankhafte Zwang, sich stets gesund zu ernähren. Dabei definieren Betroffene selbst, was für sie als gesund oder ungesund gilt. Für sie ist statt Quantität die Qualität des Essens von Bedeutung. Oft wird die Orthorexia nervosa als Vorstufe der Magersucht oder Teilsymptom einer Essstörung eingestuft.
    • Anorexia athletica: Die sogenannte Sportmagersucht bezeichnet ein gestörtes Essverhalten, das bei (Leistungs-)Sporttreibenden auftritt. Athleten und Athletinnen hungern, um mit einem geringeren Gewicht bessere Leistungen im Sport erbringen zu können. Diese Form ist zwar keine klassifizierte Essstörung im klinischen Sinne, ist jedoch häufig bei Sportarten zu beobachten, bei denen Schlankheit (z. B. Gymnastik, Eiskunstlauf) und geringes Gewicht (z. B. Triathlon, Skispringen, Bouldern) einen Vorteil verschaffen. Auch bei Sportarten, bei denen die Gewichtsklasse von Bedeutung ist, kommt die Sportmagersucht nicht selten vor (z. B. Judo, Boxen).

    Kennzeichnend für alle Essstörungsformen ist, dass Betroffene meist unbewusst versuchen, ihre inneren Konflikte über ihr Essverhalten zu lösen. Typisch ist auch die Verheimlichung von Verhaltensveränderungen und das Vernachlässigen von Interessen, da oft geistige und körperliche Kraft fehlt. Das kann dazu führen, dass sich Menschen mit einer Essstörung von ihrer Familie sowie ihren Freunden und Freundinnen zurückziehen.

    Ursachen einer Essstörung

    Oft wird angenommen, dass die Ursache einer Essstörung der reine Wunsch ist, ein bestimmtes Körperideal zu erlangen (z. B. sehr dünn oder sportlich auszusehen) und die Kontrolle über seinen Körper zu bewahren. Andere Arten von Essstörungen machen dabei eher den Anschein eines Kontrollverlustes.Tatsächlich stecken hinter dem Wunsch, den Körper zu verändern und hinter der Kontrolle bzw. des Kontrollverlustes über den eigenen Körper viel tiefgreifendere Ursachen, die dazu führen können, eine Essstörung zu entwickeln.

    Dabei hat eine Essstörung nie die eine Ursache oder den einen Auslöser. Sie entsteht vielmehr aus einem komplexen Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Diese werden unterteilt in:

    • biologische Faktoren
    • familiäre Faktoren
    • individuelle Faktoren
    • soziokulturelle Faktoren

    Einzelne Ursachen einer Essstörung müssen gar nicht so schwerwiegend sein, wie man vielleicht vermuten mag. Denn schon mehrere leichte Belastungsfaktoren können zur Herausbildung einer Essstörung führen.

    Hier erhältst du einen über die verschiedenen Ursachen:

    biologische Ursachenindividuelle Ursachenfamiliäre Ursachensoziokulturelle Ursachen
    Bestimmte biologische Einflüsse können die Entstehung einer Essstörung begünstigen. Dazu gehören:
    • genetische Faktoren
    • Veränderungen von Hormonen oder Botenstoffen
    • genetisch bedingtes individuelles Normalgewicht
    • geringes Selbstwertgefühl
    • Perfektionismus und ein hoher Leistungsanspruch an sich selbst
    • das Bedürfnis nach Kontrolle
    • traumatische Erlebnisse (z. B. Missbrauch)
    • hoher Stress und Überforderung bei der Stressbewältigung
    • Essprobleme, Fütterstörungen oder Übergewicht in der (frühen) Kindheit
    Der Einfluss von der Familie ist nicht an einzelnen Kriterien oder Familienstrukturen festzumachen.Denn von Familie zu Familie kann das unterschiedlich sein.Mögliche Einflüsse oder auch Auslöser können sein:
    • wenig familiäre Zuwendung
    • übermäßig behütetes Aufwachsen oder extreme Kontrolle
    • Konfliktvermeidung oder heftige Konfliktausübung innerhalb der Familie
    • Familienereignisse wie Trennung oder Gewalt
    • negative Einstellung zum Körper oder ein auffallendes Essverhalten von Familienmitgliedern
    • Leistungs- und Erfolgsdruck sowie Suchterkrankungen oder Depressionen bei einem oder beiden Elternteilen
    • Unterdrückung von negativen Gefühlen
    Einflüsse, wie das extrem schlanke Schönheitsideal (vor allem in westlichen Industrieländern) fördert besonders bei Heranwachsenden eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und Leben.Auch Freunde und Familie können das eigene Körperbild beeinflussen (negative Kommentare zu Körperfigur und Gewicht bis hin zu Mobbing).Daraus ergeben sich folgende Einflüsse:
    • Schönheitsideal (durch Medien verbreitet)
    • Thematisierung und Beurteilung von Essen, Körperfigur, Gewicht und äußerem Erscheinungsbild unter Gleichaltrigen
    • Vergleich mit anderen (z. B. Freunden und Freundinnen oder Personen aus den sozialen Medien)
    • negative Kommentare oder Mobbing

    Die in der Tabelle aufgelisteten Ursachen können das Risiko für die Herausbildung einer Essstörung erhöhen. Ob eine Erkrankung wirklich auftritt, lässt sich aber nicht vorhersagen. Denn nicht nur verschiedene Faktoren spielen zusammen, die eine Essstörung fördern.

    Meist sind belastende oder traumatische Ereignisse der Auslöser für einen Krankheitsbeginn. Das können beispielsweise eine Trennung, ein Umzug oder der Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt sein, bei denen Betroffene das Gefühl haben, den Herausforderungen nicht gewachsen zu sein.

    Am Beispiel von Maja kann man auch sehr gut erkennen, dass die Ursachen für ihre Essstörungen tiefgreifender und vielschichtiger sind, als es nach Außen hin vielleicht scheinen mag:

    Der Wunsch nach einem perfekten Körper bzw. der Glaube, mit einem dünneren Körper akzeptierter zu sein, rührt bei Maja nicht von irgendwo her: Zuhause herrschte schon immer ganz schöner Leistungsdruck. Wenn Maja in der Schule zum Beispiel gute Noten schrieb, waren ihre Eltern sehr stolz auf sie. Andernfalls waren sie enttäuscht.

    Das gab ihr vor allem in den letzten Schuljahren das Gefühl, perfekt sein zu müssen, um Wertschätzung zu erlangen und um "etwas Gescheites werden zu können", wie ihre Eltern es immer formuliert haben.

    Zu oft denkt Maja, dass sie nicht gut genug oder eine Versagerin sei, wenn sie nicht alles perfekt macht. Dadurch hat sie generell ein niedriges Selbstwertgefühl entwickelt. Das wird durch die sozialen Medien auch nicht gerade gestärkt, ganz im Gegenteil:

    Jedes Mal, wenn Maja Instagram öffnet, sieht sie scheinbar perfekte Menschen, mit perfekten Körpern und einem perfekten Leben. Und genau diese Menschen haben auch die meisten Follower und Likes. Wenn sie nur also auch so perfekt wäre, dann würde sie sicherlich genauso geliebt und wertgeschätzt werden, denkt sich Maja.

    Da vor kurzem auch noch ihr Freund Schluss gemacht hat, ist Maja sich sicher, dass es daran liegt, dass sie nicht perfekt und gut genug ist. Deshalb versucht sie nun nicht nur, gute Schulleistungen zu erzielen, sondern auch Disziplin zu zeigen, was ihren Körper und ihr Essverhalten betrifft.

    Wenn sie immer dünner wird, wird sie sicherlich auch immer glücklicher – Majas Rechnung erscheint in ihren Gedanken ganz logisch. Doch ahnt sie nicht, dass sie sich schon längst in einen gefährlichen Teufelskreis begeben hat…

    In diesem Beispiel kommen viele Faktoren zusammen, die Majas Entwicklung einer Essstörung begünstigt haben: Leistungs- und Erfolgsdruck in der Familie, ein geringes Selbstwertgefühl und Perfektionismus, soziale Medien und das dadurch vermittelte Schönheitsideal sowie letztlich der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat – die Trennung von ihrem Freund.

    Betroffene versuchen oft, die "verlorene Kontrolle" durch extreme Kontrolle (Kontrollzwang) des eigenen Körpers und Essverhaltens zurückzugewinnen. Nicht selten kommt der Gedanke auf, dadurch wieder glücklicher zu werden.

    Doch genau das macht eine Essstörung so gefährlich: Diese "Sucht" nach dem essgestörten Verhalten wird immer größer, weil es mit "Erfolg" oder "Glück" gleichgesetzt wird. Oft merken Betroffene erst verspätet, welche gesundheitlichen Schäden (psychisch sowie physisch) sie eigentlich davon erlangen und sind meist schon im Teufelskreis (der Sucht) gefangen.

    Stress und Depressionen bei Essstörungen

    Die Entstehung einer Essstörung ist multifaktoriell. Generell kann angenommen werden, dass die einzelnen Ursachen als Stressfaktoren gelten, die sich im familiären, sozialen, beruflichen oder medialen Umfeld finden. Vor allem Leistungsdruck und Perfektionismus können große Stressfaktoren darstellen, die die Einstellung zum eigenen Körper beeinflussen.

    Fehlende Akzeptanz oder Harmonie innerhalb der Familie können vor allem bei jungen Menschen chronischen Stress auslösen und sich auf das Essverhalten auswirken. Doch auch im Erwachsenenalter spielt Stress eine Rolle. Essstörungen treten nicht selten in Kombination mit anderen stressbedingten Krankheiten, wie dem Burnout Syndrom oder einer Depression, auf.

    Du möchtest mehr über das Burnout Syndrom erfahren? Dann klick Dich doch mal in die Erklärung dazu ein!

    Da sich Betroffene einer Essstörung nie gut genug fühlen, streben sie ständig bewusst oder unbewusst nach Kontrolle und Perfektionismus. Das geht oft mit einem Gefühl der Erschöpfung und inneren Leere einher – einem typischen Symptom einer Depression.

    Vor allem bei den Hauptformen (Anorexie, Bulimie und Binge-Eating-Störung) zählen Depressionen zu den häufigsten Komorbiditäten. Dabei kann eine Depression schon vor einer Essstörung vorhanden sein und diese begünstigen, gleichzeitig mit ihr oder als Folge entstehen.

    Der Begriff "Komorbidität" bedeutet, dass eine Grunderkrankung mit einer weiteren Krankheit einhergeht. Welche Symptome eine Depression mit sich bringt, kannst Du in der Erklärung dazu nachlesen.

    Essstörungen – Hilfe und Behandlung

    Eine Essstörung ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die behandelt werden muss. Je früher Hilfe gesucht bzw. geboten und angenommen wird, desto größer ist die Aussicht auf den Erfolg einer Behandlung. Unter anderem hat eine Behandlung das Erlernen und Behalten eines gesunden Essverhaltens zum Ziel.

    Allerdings muss sich auch der Tatsache gestellt werden, dass hinter dem Problem mit dem Essen viel tiefgreifendere seelische Ursachen stehen, die therapeutisch behandelt werden müssen. Falls nur oberflächlich am Essverhalten gearbeitet wird, ist die Gefahr groß, dass die Essstörung immer wieder zurückkehrt und sich sogar chronifiziert.

    Multiprofessionelle Begleitung

    Da die Ursachen so vielschichtig sind und sich auf verschiedene Lebensbereiche auswirken, ist meist eine multiprofessionelle Begleitung sinnvoll. Diese kann z. B. aus ärztlicher Begleitung, Psychotherapie, Ernährungstherapie und sozialpädagogischer Begleitung bestehen.

    Ärztliche Begleitung

    Neben therapeutischer Behandlung ist eine ärztliche Begleitung fast immer notwendig. Da es sich bei einer Essstörung um eine Krankheit mit körperlichen Auswirkungen handelt, wird auch eine medizinische Diagnostik durchgeführt und medizinische Komplikationen werden beobachtet sowie behandelt.

    Das geschieht beispielsweise in Form von Gewichtskontrolle und Überprüfung der Herz- und Nierenfunktion. Medikamente werden bei der Behandlung von Essstörungen jedoch nur selten eingesetzt.

    Psychotherapie

    Bei der Psychotherapie stehen die Behandlung der Essstörungssymptome (z. B. Hungern, Erbrechen, Essanfälle) und weiterer Beschwerden (z. B. Selbstwertprobleme) im Fokus. Zusätzlich werden die Ursachen erforscht und aufgearbeitet. Dafür werden meist folgende Therapieformen in Kombination eingesetzt:

    Wenn Du mehr über die verschiedenen Therapieformen lernen möchtest, lies Dir die Erklärungen "Kognitive Verhaltenstherapie", "Tiefenpsychologie" oder weitere Erklärungen zum Thema "Psychische Erkrankungen Therapie" durch!

    Ernährungstherapie

    Durch eine Ernährungstherapie wird über die akuten Symptome des Essverhaltens aufgeklärt und Wissen über eine gesunde und ausgewogene Essstruktur vermittelt. Bei Anorexie-Betroffenen wird zum Beispiel vor allem an der Integration "verbotener Lebensmittel" und an normalen Portionsgrößen gearbeitet.

    Sozialpädagogische Begleitung

    Vor allem, wenn eine Essstörung schon länger besteht, kann sie sich auf das gesamte Leben auswirken. Dann kann eine sozialpädagogische Begleitung hilfreich sein. Dabei arbeitet man beispielsweise daran, Isolation zu überwinden und sich in Schule oder Beruf und Sozialleben zu (re-)integrieren.

    Ambulante und stationäre Behandlung

    Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, um eine Essstörung zu behandeln. Generell kann man die Therapie in eine ambulante und eine stationäre Behandlung aufteilen:

    • ambulante Behandlung: Selbsthilfegruppen, Familientherapie, ambulante Psychotherapie oder Therapiegruppen
    • stationäre Behandlung: (Tages-)Kliniken und Wohngruppen

    Majas Freunde und Freundinnen haben mittlerweile gemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmt und das Gespräch gesucht. Auch Maja selbst hat erkannt, dass ihr Verhalten nicht normal ist. Vor allem aber geht es ihr psychisch und körperlich immer schlechter. Schließlich begleitet Majas beste Freundin sie zu einem Erstgespräch in einer Beratungsstelle für Essstörungen. Auch ihren Eltern hat Maja von ihren Sorgen und dem Essproblem erzählt. Sie unterstützen Maja seither mit allen Mitteln.

    Drei Monate später:

    Nachdem Maja einen Monat lang stationär betreut wurde, da sie das Gefühl hatte, im Alltag nicht gegen die Essstörung ankämpfen zu können, ist sie körperlich sowie psychisch zu Kräften gekommen. Denn dort hatte sie täglich Gruppentherapie mit den anderen Betroffenen sowie zweimal pro Woche Einzeltherapie.

    Mit der Ernährungsberaterin haben sie jeden Freitag gekocht und viel über gesunde, ausgewogene Ernährung gelernt. Gemeinsam mit der Gruppe hat sie endlich wieder den Spaß am Essen gefunden, vor allem die täglich vorgegebene Essstruktur gab ihr in den ersten zwei Wochen viel Halt. Neben dem morgendlichen Wiegen durch die Pflegekräfte wurde sie wöchentlich von einem Arzt untersucht.

    Um nun auch weiterhin stabil zu bleiben, besucht Maja einmal die Woche einen Therapeuten, mit dem sie gemeinsam an den Ursachen sowie an ihren Verhaltensmustern arbeitet. Zu ihrer Hausärztin muss sie nur noch einmal im Monat, um ihr Gewicht zu verfolgen und die körperliche Gesundheit zu überprüfen.

    Auch ihre Eltern kommen manchmal mit ihr zur Therapiestunde, denn die Familientherapie tut nicht nur Maja, sondern auch ihren Eltern gut. Seitdem ist die Stimmung zu Hause viel entspannter und Maja hat nicht mehr das Gefühl, ständig Leistung erbringen oder perfekt sein zu müssen.

    Eine ambulante Therapie kann dann sinnvoll sein, wenn

    • die Symptomatik nicht allzu schwerwiegend ist (z. B. wenn bei Untergewicht bereits eine regelmäßige Gewichtszunahme stattfindet oder sich Essanfälle/Erbrechen noch nicht bzw. nicht mehr häufen),
    • wenn es keine starken körperlichen Komplikationen gibt und
    • keine Suizidalität oder schwere Selbstverletzung vorliegt.

    Eine stationäre Therapie wird empfohlen, wenn

    • das Untergewicht in einem gesundheitsgefährdenden Stadium ist,
    • Gewichtsverlust schnell oder anhaltend stattfindet,
    • andere Essstörungssymptome stark auftreten (wie häufiges Erbrechen) und
    • körperliche Komplikationen sowie Suizidalität oder schwere Selbstverletzung vorherrschen.

    Essstörungen - Das Wichtigste

    • Essstörungen sind ernsthafte psychosomatische Erkrankungen, bei denen vor allem das Essverhalten und das Verhältnis zum eigenen Körper schwer gestört sind.
    • Die drei häufigsten Arten, auch die drei Hauptformengenannt, sind:
      • Anorexie (anorexia nervosa oder Magersucht),
      • Bulimie (bulimia nervosa oder Ess-Brech-Sucht)
      • Binge-Eating-Störung (unkontrollierte Essanfälle)
    • Es ist nicht selten, dass von einer Essstörung Betroffene eine sogenannte Mischform entwickeln. Das bedeutet, dass die Formen ineinander übergehen.
    • Die Entstehung einer Essstörung ist multifaktoriell. Oft handelt es sich um ein komplexes Zusammenspiel mehrer Faktoren, die aufgeteilt werden in:
      • biologisch (z. B. genetische Faktoren)
      • familiär (z. B. Leistungs- und Erfolgsdruck)
      • individuell (z. B. geringes Selbstwertgefühl)
      • soziokulturell (z. B. durch Medien verbreitetes Schönheitsideal)
    • Die Behandlung von Essstörungen geschieht meist durch multiprofessionelle Begleitung bestehend aus ärztlicher Begleitung, Psychotherapie, Ernährungstherapie und sozialpädagogischer Begleitung.
    • Generell kann man die Therapie aufteilen in eine ambulante (z. B. ambulante Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen) und eine stationäre Behandlung (z. B. psychosomatische Kliniken oder Wohngruppen).
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Essstörungen

    Wo fängt eine Essstörung an?

    Wo eine Essstörung anfängt, ist schwer zu sagen. Jede Art von Essstörung hat spezifische Anzeichen und Symptome. Generell kann man aber sagen, dass eine Essstörung dann vorliegt, wenn das Essverhalten und das Verhältnis zum eigenen Körper gestört sind. Das kann sich beispielsweise so zeigen, dass sich ständig gedanklich und emotional mit dem Thema Essen und dem eigenen Körper beschäftigt wird und diese Themen eine übergeordnete Rolle im Leben einnehmen.

    Was ist die häufigste Essstörung?

    Die drei häufigsten Essstörungen bzw. die drei Hauptformen sind:

    • die Anorexie (anorexia nervosa oder Magersucht),
    • die Bulimie (bulimia nervosa oder Ess-Brech-Sucht) und
    • die Binge-Eating-Störung (unkontrollierte Essanfälle).

    Welche 4 Essstörungen gibt es?

    Es gibt nicht nur vier Essstörungen, sondern eine Reihe verschiedener Formen von Essstörungen. Zu den drei Hauptformen gehören die Anorexie, die Bulimie und die Binge-Eating-Störung. Daneben gibt es beispielsweise die Orthorexie (krankhafter Zwang, gesund zu essen) oder die Anorexia athletica (Sportmagersucht) sowie viele mehr. Es ist nicht selten, dass eine Essstörung als Mischform verschiedener Arten auftritt.

    Was verursacht Essstörungen?

    Was Essstörungen verursacht, ist nicht so leicht zu sagen, denn die Entstehung ist multifaktoriell. Das bedeutet, sie ist ein komplexes Zusammenspiel aus mehreren Faktoren, die biologisch, familiär, individuell oder soziokulturell bedingt sein können.

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