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Doch wird diese Bezeichnung im Alltag überhaupt richtig angewandt? Was bedeutet das Wort Neurose in der Psychologie?
Neurose – Bedeutung
Zunächst ist es wichtig, die historische Bedeutung des Begriffs Neurose kennenzulernen. Der Begriff Neurose wurde Endes des 19. Jahrhunderts geprägt. Doch eine genaue Definition zu finden, ist schwierig. Das liegt zum einen daran, dass sich in der Fachliteratur nicht auf einheitliche Definitionen geeinigt werden kann. Zum anderen haben sich gerade in der letzten Zeit in diesem Gebiet große Veränderungen ergeben.
So wurde in den aktuellen Diagnoseklassifizierungssystemen (ICD 10 und DSM 5) beispielsweise das jahrelang gültige Konzept von Neurose aufgelöst. Anstelle einer Angstneurose spricht man heute von einer Panikstörung oder einer generalisierten Angststörung und eine depressive Neurose wird nun Major Depression genannt. Der Oberbegriff Neurose gilt mittlerweile als veraltet und in der Literatur verwendet man immer häufiger den Begriff der neurotischen Störung.
Das ICD 10 ("International Classification of Diseases", 10. Auflage) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Es wurde von der WHO (World Health Organization) eingeführt. Die Ziffer 10 bei der ICD-10 steht für die zehnte Edition. Das ist die Edition, die derzeit verwendet wird. Die ICD-11 soll am 1. Januar 2022 in Kraft treten und nach einer flexiblen Übergangszeit von fünf Jahren ausschließlich verwendet werden.
Das "Diagnostische und Statistische Handbuch Psychischer Störungen" (DSM 5, engl.: "Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders") ist ein Klassifikationssystem der APA (American Psychiatric Association). Es wird vor allem in den USA genutzt. In Europa dient es meist als Ersatz oder Ergänzung für die das ICD-10.
Neurosen werden häufig als umweltbedingte Erkrankungen bezeichnet, die eine Störung im psychischen, körperlichen oder im Bereich der Persönlichkeit fördern oder hervorrufen.
Neurose – Definition
Zwar gibt es keine allgemeingültige Definition des Begriffs Neurose, es haben sich jedoch geläufigere Definitionen herausgebildet. Eine davon lautet:
Eine Neurose (heutzutage meist neurotische Störung genannt) beschreibt eine psychische Verhaltensstörung, die über einen längeren Zeitraum andauert und den/die Betroffene*n meist stark belastet. Neurosen haben keine organischen Ursachen, wie es beispielsweise Hirn- oder Herzerkrankungen haben.
Umweltbedingte Erkrankungen sind Erkrankungen, die nicht durch innere Faktoren (wie Fehlfunktionen der Organe) entstehen, sondern Erkrankungen, die durch äußere Einflüsse, wie Stress oder Auseinandersetzungen mit Mitmenschen entstehen können.
Man spricht dann von Neurosen, wenn es sich um psychische Störungen handelt, bei denen keine körperlichen Ursachen vorliegen. Die Bezeichnung Neurosen wird als Sammelbegriff für Persönlichkeitsstörungen und sogenannte Symptomneurosen (etwa Herzneurosen oder Angstneurosen) verwendet.
Die Neurose kann aber auch Abhängigkeitserkrankungen oder sexuelle Abweichungen, wie beispielsweise die Pädophilie, bezeichnen. Innerhalb der Psychoanalyse wird der Begriff Neurose häufig als allgemeine Bezeichnung für Befindlichkeits- oder Verhaltensstörungen verwendet, die aufgrund unbewusster Konflikte bestehen.
Die Herzneurose bezeichnet eine psychische Störung, bei der Betroffene ständig über Herzbeschwerden klagen, für die sich aber keine organische Ursache finden lässt. Oft fürchten sich die Patient*innen davor, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Angstneurosen bezeichnen Angstzustände, die sich durch übersteigerte Symptome von Angst und Furcht äußern. Mehr dazu erfährst Du in der Erklärung "Angststörungen".
Der breit gefächerte Begriff der Neurosen (neurotischen Störung) umfasst viele unterschiedliche Krankheiten. Zu diesen Erkrankungen gehören unter anderem:
- Phobien
- Angststörungen
- Panikattacken
- Borderline-Störungen
- Zwangsstörungen
- paranoide Störungen
Wenn Du mehr über die verschiedenen Krankheitsbilder lernen möchtest, dann schaue Dir die Erklärungen "Angststörungen" und "Zwangsstörungen" an.
Neurose – Symptome
Wie Du bereits gelernt hast, handelt es sich bei Neurosen um einen Sammelbegriff psychischer bzw. neurotischer Störungen, bei denen sich die Person ihres Zustandes bewusst ist. Sie nimmt die Realität also noch als solche wahr und erkennt die mit ihrer Störung im Zusammenhang stehenden Abweichungen im Erleben und Verhalten.
Wenn die psychischen Beeinträchtigungen zu körperlichen Störungen wie dem Empfinden von Schmerzen ohne organischen Befund führen, nennt man diese psychosomatische Erkrankung.
Neurosen können sich auf verschiedene Arten äußern. Wie eine Neurose sich bemerkbar macht, hängt vor allem davon ab, um welche Form der Neurose es sich handelt. Die allgemeinen Symptome einer Neurose können folgende sein:
- Ängste
- Zwänge
- Depressionen
- Entfremdungsempfinden (das Gefühl, nicht mehr wie man selbst zu sein oder die Umgebung fühlt sich nicht real an)
- Hypochondrie (ständige Angst davor, krank zu sein oder krank zu werden)
- körperliche Symptome (etwa Lähmungen)
Neurose – Ursache
Neurosen können verschiedene Ursachen haben. Diese können bereits im Kindesalter, aber auch erst im Erwachsenenalter auftreten. Die häufigsten Auslöser sind:
- frühkindliche Konflikte (Traumata durch Misshandlungen oder ähnliche Ereignisse)
- andere kritische Lebensereignisse (Todesfälle, Scheidung der Eltern)
- Störungen der Sexualentwicklung
Neurose – Arten
Es gibt verschiedene Arten der Neurose. Die Symptome hängen stark von der Art der Neurose ab. Im Folgenden lernst Du die einzelnen Arten genauer kennen. Am häufigsten kommen folgende Neuroseformen vor:
Art der Neurose | heutige Bezeichnung | Erklärung |
depressive Neurose | depressive Störung | Depressive Neurosen beschreiben eine langandauernde Gemütsstimmung, die sich durch Antriebslosigkeit und starke Unlust äußert. |
Angstneurose | Angststörung | Die Angstneurose besteht aus einem stark übertriebenen Gefühl von Angst und Furcht. |
Phobie | Phobie | Eine Phobie äußert sich durch krankhafte Angst oder anhaltende Angst vor bestimmten Situationen, Gegenständen, Tätigkeiten oder Personen. |
Zwangsneurose | Zwangsstörung | Bei der Zwangsneurose bestimmt der Zwang, bestimmte, nicht sinnvolle Handlungen immer wieder zu wiederholen. |
Hysterische Neurose | - | Bei der Art der Neurose gibt es keine einheitliche Symptomatik. Jedoch spielen hier vor allem Geltungsbedürfnisse und Egozentrismus eine ausschlaggebende Rolle. |
Hypochondrische Neurose | hypochondrische Störung | Der Begriff Hypochondrie beschreibt die übertriebene Angst, krank zu sein oder zu erkranken. |
Neurotische Persönlichkeitsstörungen (Charakterneurosen) | Persönlichkeitsstörungen(hier wird noch einmal in einzelne Störungen unterteilt, wie beispielsweise die paranoide Persönlichkeitsstörung) | Dazu gehören Störungen wie Borderline-Störungen oder narzisstische Persönlichkeitsstörungen. |
Neurose – Behandlung
Die Behandlungsmethoden sind abhängig von dem Störungsbild und Schweregrad der psychischen Störung. Grundsätzlich werden meist folgende psychotherapeutische Methoden angewandt:
- Verhaltenstherapie: Untersuchung von Verhaltensweisen, um diese nach Möglichkeit zu verändern
- Psychoanalyse: Behandlung von psychischen Störungen, um die eigene Persönlichkeit zu analysieren, zu verstehen und fortzuentwickeln
- Hypnose: Technik um Menschen in einen anderen Bewusstseinszustand versetzen, um somit verschüttete Erlebnisse aufzuarbeiten
- systemische Psychotherapie: Psychotherapie mit Schwerpunkt auf den sozialen Zusammenhängen psychischer Störungen, wie etwa Beziehungen zu Familie und dem sozialen Umfeld
Die ausführlichere Erklärung zu "Diagnose und Therapie psychischer Störungen" hilft Dir, tiefer in dieses Thema einzusteigen.
Psychische Störungen und vor allem Neurosen sind mittlerweile gut behandelbar. Eine erfolgreiche Behandlung bedeutet vor allem, dass der/die Betroffene lernt, die Erkrankung zu verstehen, zu akzeptieren und mit dieser umzugehen. Ziel ist es, die Symptomatik abzuschwächen und mit den noch bestehenden Symptome so umgehen zu können, damit ein normaler Alltag ohne zu große Einschränkungen möglich ist.
Neurose - Das Wichtigste
- Eine Neurose beschreibt eine psychische Verhaltensstörung, die über einen längeren Zeitraum andauert und den Betroffenen/die Betroffene meist stark belastet.
- Neurosen haben keine organischen Ursachen.
- Arten von Neurosen sind zum Beispiel: depressive Neurose, Angstneurose, Phobie, Zwangsneurose, hysterische Neurose, hypochondrische Neurose und die neurotische Persönlichkeitsstörung (Charakterneurosen).
- Neurosen sind heutzutage gut behandelbar.
- Behandlungsmethoden, die bei einer Neurose angewendet werden, sind:
- Verhaltenstherapie
- Psychoanalyse
- Hypnose
- systemische Psychotherapie
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Neurose
Wie äußert sich eine Neurose?
Eine Neurose äußert sich auf verschiedene Arten. Dazu gehören unter anderem:
- Ängste
- Zwänge
- Depressionen
- Entfremdungsempfinden (das Gefühl nicht mehr wie man selbst zu sein oder die Umgebung
- fühlt sich nicht real an)
- Hypochondrie (ständige Angst davor krank zu sein oder zu werden)
- körperliche Symptome (zum Beispiel Lähmungen)
Was ist eine Psychose einfach erklärt?
Einfach erklärt ist eine Psychose eine psychische Störung, bei der die Realität verändert wahrgenommen oder verarbeitet wird.
Ist Depression eine Neurose?
Eine Depression ist eine Form der Neurose. Man nennt sie auch depressive Neurose.
Was ist eine paranoide Psychose?
Eine paranoide Psychose ist eine psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen eine falsche Wahrnehmung der Realität entwickeln. Paranoide Psychosen äußern sich durch Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Was ist ein Neurotiker?
Ein Neurotiker ist jemand, der an einer Neurose leidet. Da der Begriff Neurose sehr unspezifisch ist, ist auch der Begriff Neurotiker wenig aussagekräftig und wird heutzutage kaum noch verwendet.
Was ist eine Neurose?
Eine Neurose (heutzutage meist neurotische Störung genannt) beschreibt eine psychische Verhaltensstörung, die über einen längeren Zeitraum andauert und den/die Betroffene*n meist stark belastet. Neurosen haben keine organischen Ursachen, wie es beispielsweise Hirn- oder Herzerkrankungen haben.
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