Wenn solche Angstreaktionen hingegen regelmäßig und ohne Grund und Auslöser auftreten, dann handelt es sich häufig um eine sogenannte Panikstörung.
Panikstörung – Definition
Die Definition der Panikstörung lautet wie folgt:
Eine Panikstörung, auch als episodisch paroxysmale Angst bezeichnet, umfasst wiederholte, unerwartete und nicht mit einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt verbundene Panikattacken, die mit intensiven Angstzuständen und intensiven körperlichen Reaktionen, wie beispielsweise Schwindel oder Herzrasen, einhergehen.
paroxysmal = "anfallsartig"; episodisch = "zeitweise bzw. kurz auftretend, vorübergehend"
Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst)
Bei einer Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst) handelt es sich um eine besondere Form der Angststörung, bei der Betroffene plötzliche Panikattacken erleben. Solche Panikattacken treten ohne Auslöser und wie "aus heiterem Himmel" auf. Von Panik wird im Allgemeinen gesprochen, wenn Angst besonders intensiv wahrgenommen wird.
Panikattacken treten bei einer Panikstörung in der Regel einmal bis mehrmals wöchentlich auf und können den Alltag und die Arbeit der betroffenen Personen stark beeinträchtigen. Eine solche Attacke entsteht plötzlich, erreicht innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt und klingt dann allmählich ab. Manchmal kann eine Panikattacke sogar bis zu mehrere Stunden andauern.
Statistiken zeigen, dass Panikstörungen nicht so selten sind, wie man möglicherweise meint. Tatsächlich erleiden etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens eine Panikstörung, wobei ca. neun Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal im Leben eine Panikattacke erfahren haben. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass die Angst- und Panikstörungen häufig zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr beginnen.
Neben der Panikstörung gibt es noch viele weitere Arten von Angststörungen. Diese können wie die Panikstörung ohne Auslöser auftreten oder auch an eine bestimmte Situation oder Objekt gekoppelt sein, wie es z.B. bei der Spinnenphobie der Fall ist.
Wenn Du mehr über die verschiedenen Angststörungen erfahren willst, klick Dich in die Erklärung "Angststörung" rein.
Panikstörung – Ursachen
Die Ursachen einer Panikstörung sind sehr vielfältig. Das ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass eine Panikstörung in der Regel nicht an einen konkreten Auslöser gebunden ist. Mögliche Ursachen einer Panikstörung sind unter anderem:
- eine individuelle biologische (genetisch vermittelte) und psychologische Vulnerabilität (frühere Erfahrungen mit unvorhersehbaren und unkontrollierbaren Ereignissen)
- eine erhöhte Angstbereitschaft aufgrund belastender Kindheitserfahrungen, Erziehungsstile, Lernerfahrungen oder stressige Lebensereignisse
- Veränderungen in Botenstoffsystemen des Gehirns sowie genetische Veränderungen
- körperliche Anstrengung, Kaffee- bzw. Koffeinkonsum, Hitze
- eine traumatische Stresssituation
- ein niedriger Blutzuckerspiegel
- ein erhöhter Spiegel an Schilddrüsenhormonen
- Hyperventilation
- ein übermäßiger Alkoholkonsum, die Einnahme psychoaktive Substanzen wie Cannabis oder Stimulanzien wie Kokain
Panikstörung – ICD-10
Um eine Panikstörung nach der ICD-10 ("International Classification of Diseases") zu diagnostizieren, müssen bei einer Panikattacke alle der folgenden Charakteristika gegeben sein:
- Die Panikattacke ist eine einzelne Episode gekennzeichnet durch intensive Angst oder Unbehagen.
- Die Episode beginnt abrupt.
- Die Episode erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum und dauert mindestens einige Minuten.
Die ICD-10 ist das wichtigste und weltweit am anerkannteste Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen.
Wenn Du mehr über die Diagnose psychischer Erkrankungen nach dem ICD-10 erfahren möchtest, lies Dich rein in die Erklärung "Diagnose und Therapien psychischer Störungen".
Panikstörung – Symptome
Die Symptome einer Panikstörung sind mindestens so vielfältig wie ihre Ursachen. Dennoch lässt sich eine Reihe klassischer Symptome der Panikstörung zuordnen. Mindestens vier der nachfolgend aufgelisteten körperlichen und psychischen Symptome einer Panikstörung müssen neben den drei Charakteristika vorliegen.
Panikstörung – Symptome körperlich
Typische körperliche Symptome einer Panikstörung sind:
- vegetative Symptome:
- Herzklopfen, erhöhte Herzfrequenz oder Palpitationen (= subjektives Gefühl, dass das Herz zu schnell und zu stark bzw. unregelmäßig schlägt)
- Schweißausbrüche
- Tremor ( = Störung des Nervensystems, die mit einem rhythmischen Zittern eines Körperteils verbunden ist)
- Mundtrockenheit (nicht infolge Medikation)
- Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
- Atembeschwerden
- Beklemmungsgefühl
- Thoraxschmerzen ( = Schmerzen im Brustbereich)
- Nausea ( = Übelkeit) oder Unruhegefühl im Magen
- allgemeine Symptome:
- Hitzegefühle oder Kälteschauer
- Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle
Die ausgeprägten körperlichen Symptome, die mit einer Panikattacke auftreten, lassen häufig den Verdacht bei den Betroffenen entstehen, dass sie eine akute körperliche Erkrankung, wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, haben. Jedoch sind weitere Untersuchungen in der Regel unauffällig.
Panikstörung – Symptome psychisch
Neben den körperlichen Symptomen gehen häufig auch psychische Symptome mit einer Panikstörung einher. Typische psychische Symptome einer Panikstörung sind:
- Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren oder verrückt zu werden
- Angst, zu sterben
- Entfremdungsgefühl gegenüber der eigenen Person
- Katastrophengedanken
- intensive Angstgefühle
- Gefühl, dass Objekte unwirklich sind (Derealisation) oder man selbst weit entfernt oder „nicht wirklich hier“ ist (Depersonalisation)
Gerade die Angst, zu sterben oder die Kontrolle zu verlieren, wird von den Betroffenen als besonders belastend erlebt. Auch der Verlust des Bezugs zur eigenen Person ist für viele Betroffene eine der herausforderndsten Begleiterscheinungen einer Panikstörung.
Panikstörung – Therapie
In der Therapie von Panikstörungen haben sich verschiedene Formen der Psychotherapie bewährt. Dazu zählen zum Beispiel Verhaltensexperimente und Expositionsverfahren wie die Konfrontationstherapie. Bei diesen Behandlungsansätzen geht es um das Durchbrechen des Vermeidungsverhaltens, das zentral für die Aufrechterhaltung der Ängste ist. Durch die Konfrontation mit den Ängsten soll eine Akzeptanz und eine Toleranz für die Symptome der Panikstörung entwickelt und insbesondere die vegetativen Symptome im besten Fall als „normale Reaktion“ auf Angst auslösende Situationen eingeordnet werden.
Darüber hinaus haben sich insbesondere Entspannungstechniken und Atemübungen bewährt, um Angstsymptome zu reduzieren und eine Hyperventilation vorzubeugen. Auch durch diese Behandlungsansätze wird der Umgang mit den körperlichen Symptomen verbessert und die Angst vor weiteren Panikattacken vermindert.
Auch Antidepressiva haben sich in der Vergangenheit als sehr hilfreich in der Behandlung von Panikstörungen erwiesen. Die angstlösende Wirkung tritt jedoch erst zwei bis sechs Wochen nach der ersten Einnahme des Medikaments ein. Somit erfordert diese Behandlung Geduld.
Kognitive Verhaltenstherapie – Panikstörung
Vor allem die kognitive Verhaltenstherapie ist eine wirksame Therapieform bei der Behandlung von Panikstörungen. Bei dieser Methode geht es um die Bearbeitung von ungünstigen, angstauslösenden Gedankenmustern und der Fehlinterpretation der körperlichen Symptome (z.B. Wahrnehmung der körpereigenen Vorgänge als Warnzeichen, sowie Steigerung der Angst bei körpereigenen physiologischen Vorgängen). Ziel ist die Veränderung und Hinterfragung der Bewertung und Interpretation von bestimmten Situationen und Reizen, die zur Aufrechterhaltung der jeweiligen Symptomatik beitragen. Kurz gesagt will mit dieser Therapieform erreicht werden, dass sich Betroffene ihrer Angst stellen und herausfinden, was genau die Ursache des Stresses ist, der anschließend eine Panikattacke auslöst.
Panikstörung - Das Wichtigste
- Eine Panikstörung umfasst wiederholte, unerwartete und nicht mit einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt verbundene Panikattacken, die mit intensiven Angstzuständen und intensiven körperlichen Reaktionen.
- Typischerweise kommt es bei einer Panikstörung sowohl zu körperlichen als auch psychischen Symptomen.
- körperliche Symptome sind z. B.: Schwindel, Herzklopfen, Schweißausbruch, Zittern, Übelkeit oder Atembeschwerden
- psychische Symptome sind z. B.: Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren oder verrückt zu werden, Angst zu sterben oder ein Entfremdungsgefühl gegenüber der eigenen Person
- Zur Diagnose einer Panikstörung müssen folgende Charakteristika gegeben sein:
- es ist eine einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehagen
- die Episode beginnt abrupt
- die Episode erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum und dauert mindestens einige Minuten
- Als Therapie einer Panikstörung haben sich die kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken, Konfrontationstherapien sowie Medikamente wie Antidepressiva bewährt.
Wie stellen wir sicher, dass unser Content korrekt und vertrauenswürdig ist?
Bei StudySmarter haben wir eine Lernplattform geschaffen, die Millionen von Studierende unterstützt. Lerne die Menschen kennen, die hart daran arbeiten, Fakten basierten Content zu liefern und sicherzustellen, dass er überprüft wird.
Content-Erstellungsprozess:
Lily Hulatt ist Digital Content Specialist mit über drei Jahren Erfahrung in Content-Strategie und Curriculum-Design. Sie hat 2022 ihren Doktortitel in Englischer Literatur an der Durham University erhalten, dort auch im Fachbereich Englische Studien unterrichtet und an verschiedenen Veröffentlichungen mitgewirkt. Lily ist Expertin für Englische Literatur, Englische Sprache, Geschichte und Philosophie.
Lerne Lily
kennen
Content Quality Monitored by:
Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
Lerne Gabriel
kennen