Angst ist etwas vollkommen Natürliches und in einem gewissen Maße sogar etwas Gesundes. Jeder Mensch wird im Laufe seiner Lebens auf die eine oder andere Art und Weise mit ihr konfrontiert. Während die Angst Deine Vorfahren in der freien Wildbahn vor bedrohlichen Gefahren beschützt hat – egal ob durch Flucht oder Kampf – sorgt sie heute dafür, dass Du in bestimmten Situationen wachsamer bist als in anderen. Im Körper wird dabei das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet und das Blut zirkuliert schneller durch die Adern. Als Folge glaubt man, den eigenen Herzschlag hören zu können und die Muskeln werden in Alarmbereitschaft versetzt.
Eine Panikstörung, auch als episodisch paroxysmale Angst bezeichnet, umfasst wiederholte, unerwartete und nicht mit einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt verbundene Panikattacken, die mit intensiven Angstzuständen und intensiven körperlichen Reaktionen, wie beispielsweise Schwindel oder Herzrasen, einhergehen.
paroxysmal = "anfallsartig"; episodisch = "zeitweise bzw. kurz auftretend, vorübergehend"
Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst)
Bei einer Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst) handelt es sich um eine besondere Form der Angststörung, bei der Betroffene plötzliche Panikattacken erleben. Solche Panikattacken treten ohne Auslöser und wie "aus heiterem Himmel" auf. Von Panik wird im Allgemeinen gesprochen, wenn Angstbesonders intensiv wahrgenommen wird.
Panikattacken treten bei einer Panikstörung in der Regel einmal bis mehrmals wöchentlich auf und können den Alltag und die Arbeit der betroffenen Personen stark beeinträchtigen. Eine solche Attacke entsteht plötzlich, erreicht innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt und klingt dann allmählich ab. Manchmal kann eine Panikattacke sogar bis zu mehrere Stunden andauern.
Statistiken zeigen, dass Panikstörungen nicht so selten sind, wie man möglicherweise meint. Tatsächlich erleiden etwa drei bis fünf Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens eine Panikstörung, wobei ca. neun Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal im Leben eine Panikattacke erfahren haben. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass die Angst- und Panikstörungen häufig zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr beginnen.
Neben der Panikstörung gibt es noch viele weitere Arten von Angststörungen. Diese können wie die Panikstörung ohne Auslöser auftreten oder auch an eine bestimmte Situation oder Objekt gekoppelt sein, wie es z.B. bei der Spinnenphobie der Fall ist.
Wenn Du mehr über die verschiedenen Angststörungen erfahren willst, klick Dich in die Erklärung "Angststörung" rein.
Panikstörung – Ursachen
Die Ursachen einer Panikstörung sind sehr vielfältig. Das ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass eine Panikstörung in der Regel nicht an einen konkreten Auslöser gebunden ist. Mögliche Ursachen einer Panikstörung sind unter anderem:
eine individuelle biologische (genetisch vermittelte) und psychologische Vulnerabilität (frühere Erfahrungen mit unvorhersehbaren und unkontrollierbaren Ereignissen)
eine erhöhte Angstbereitschaft aufgrund belastender Kindheitserfahrungen, Erziehungsstile, Lernerfahrungen oder stressige Lebensereignisse
Veränderungen in Botenstoffsystemen des Gehirns sowie genetische Veränderungen
körperliche Anstrengung, Kaffee- bzw. Koffeinkonsum, Hitze
eine traumatische Stresssituation
ein niedriger Blutzuckerspiegel
ein erhöhter Spiegel an Schilddrüsenhormonen
Hyperventilation
ein übermäßiger Alkoholkonsum, die Einnahme psychoaktive Substanzen wie Cannabis oder Stimulanzien wie Kokain
Panikstörung – ICD-10
Um eine Panikstörung nach der ICD-10 ("International Classification of Diseases") zu diagnostizieren, müssen bei einer Panikattacke alle der folgenden Charakteristika gegeben sein:
Die Panikattacke ist eine einzelne Episode gekennzeichnet durch intensive Angst oder Unbehagen.
Die Episode beginnt abrupt.
Die Episode erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum und dauert mindestens einige Minuten.
Die ICD-10 ist das wichtigste und weltweit am anerkannteste Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen.
Wenn Du mehr über die Diagnose psychischer Erkrankungen nach dem ICD-10 erfahren möchtest, lies Dich rein in die Erklärung "Diagnose und Therapien psychischer Störungen".
Finde relevante Lernmaterialien und bereite dich auf den Prüfungstag vor
Die Symptome einer Panikstörung sind mindestens so vielfältig wie ihre Ursachen. Dennoch lässt sich eine Reihe klassischer Symptome der Panikstörung zuordnen. Mindestens vier der nachfolgend aufgelisteten körperlichen und psychischen Symptome einer Panikstörung müssen neben den drei Charakteristika vorliegen.
Panikstörung – Symptome körperlich
Typische körperliche Symptome einer Panikstörung sind:
vegetative Symptome:
Herzklopfen, erhöhte Herzfrequenz oder Palpitationen (= subjektives Gefühl, dass das Herz zu schnell und zu stark bzw. unregelmäßig schlägt)
Schweißausbrüche
Tremor ( = Störung des Nervensystems, die mit einem rhythmischen Zittern eines Körperteils verbunden ist)
Mundtrockenheit (nicht infolge Medikation)
Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
Atembeschwerden
Beklemmungsgefühl
Thoraxschmerzen ( = Schmerzen im Brustbereich)
Nausea ( = Übelkeit) oder Unruhegefühl im Magen
allgemeine Symptome:
Hitzegefühle oder Kälteschauer
Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle
Die ausgeprägten körperlichen Symptome, die mit einer Panikattacke auftreten, lassen häufig den Verdacht bei den Betroffenen entstehen, dass sie eine akute körperliche Erkrankung, wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, haben. Jedoch sind weitere Untersuchungen in der Regel unauffällig.
Neben den körperlichen Symptomen gehen häufig auch psychische Symptome mit einer Panikstörung einher. Typische psychische Symptome einer Panikstörung sind:
Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren oder verrückt zu werden
Angst, zu sterben
Entfremdungsgefühl gegenüber der eigenen Person
Katastrophengedanken
intensive Angstgefühle
Gefühl, dass Objekte unwirklich sind (Derealisation) oder man selbst weit entfernt oder „nicht wirklich hier“ ist (Depersonalisation)
Gerade die Angst, zu sterben oder die Kontrolle zu verlieren, wird von den Betroffenen als besonders belastend erlebt. Auch der Verlust des Bezugs zur eigenen Person ist für viele Betroffene eine der herausforderndsten Begleiterscheinungen einer Panikstörung.
Panikstörung – Therapie
In der Therapie von Panikstörungen haben sich verschiedene Formen der Psychotherapie bewährt. Dazu zählen zum Beispiel Verhaltensexperimente und Expositionsverfahren wie die Konfrontationstherapie. Bei diesen Behandlungsansätzen geht es um das Durchbrechen des Vermeidungsverhaltens, das zentral für die Aufrechterhaltung der Ängste ist. Durch die Konfrontation mit den Ängsten soll eine Akzeptanz und eine Toleranz für die Symptome der Panikstörung entwickelt und insbesondere die vegetativen Symptome im besten Fall als „normale Reaktion“ auf Angst auslösende Situationen eingeordnet werden.
Darüber hinaus haben sich insbesondere Entspannungstechniken und Atemübungen bewährt, um Angstsymptome zu reduzieren und eine Hyperventilation vorzubeugen. Auch durch diese Behandlungsansätze wird der Umgang mit den körperlichen Symptomen verbessert und die Angst vor weiteren Panikattacken vermindert.
Auch Antidepressiva haben sich in der Vergangenheit als sehr hilfreich in der Behandlung von Panikstörungen erwiesen. Die angstlösende Wirkung tritt jedoch erst zwei bis sechs Wochen nach der ersten Einnahme des Medikaments ein. Somit erfordert diese Behandlung Geduld.
Vor allem die kognitive Verhaltenstherapieist eine wirksame Therapieform bei der Behandlung von Panikstörungen. Bei dieser Methode geht es um die Bearbeitung von ungünstigen, angstauslösenden Gedankenmustern und der Fehlinterpretation der körperlichen Symptome (z.B. Wahrnehmung der körpereigenen Vorgänge als Warnzeichen, sowie Steigerung der Angst bei körpereigenen physiologischen Vorgängen). Ziel ist die Veränderung und Hinterfragung der Bewertung und Interpretation von bestimmten Situationen und Reizen, die zur Aufrechterhaltung der jeweiligen Symptomatik beitragen. Kurz gesagt will mit dieser Therapieform erreicht werden, dass sich Betroffene ihrer Angst stellen und herausfinden, was genau die Ursache des Stresses ist, der anschließend eine Panikattacke auslöst.
Möchstest du diese und noch viele weitere tolle Infografiken sehen?
Eine Panikstörung umfasst wiederholte, unerwartete und nicht mit einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt verbundene Panikattacken, die mit intensiven Angstzuständen und intensiven körperlichen Reaktionen.
Typischerweise kommt es bei einer Panikstörung sowohl zu körperlichen als auch psychischen Symptomen.
körperliche Symptome sind z. B.: Schwindel, Herzklopfen, Schweißausbruch, Zittern, Übelkeit oder Atembeschwerden
psychische Symptome sind z. B.: Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren oder verrückt zu werden, Angst zu sterben oder ein Entfremdungsgefühl gegenüber der eigenen Person
Zur Diagnose einer Panikstörung müssen folgende Charakteristika gegeben sein:
es ist eine einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehagen
die Episode beginnt abrupt
die Episode erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum und dauert mindestens einige Minuten
Als Therapie einer Panikstörung haben sich die kognitive Verhaltenstherapie, Entspannungstechniken, Konfrontationstherapien sowie Medikamente wie Antidepressiva bewährt.
Lerne schneller mit den 6 Karteikarten zu Panikstörung
Melde dich kostenlos an, um Zugriff auf all unsere Karteikarten zu erhalten.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Panikstörung
Wie entsteht eine Panikstörung?
Aktuell wird davon ausgegangen, dass eine Panikstörung durch Belastungen in der Kindheit, bestimmte Erziehungsstile oder durch die genetischen Veranlagungen entsteht. Zudem spielen Veränderungen von Botenstoffen im Gehirn eine Rolle.
Wann spricht man von einer Panikstörung?
Man spricht von einer Panikstörung, wenn Panikattacken wiederholt auftreten.
Ist eine Panikstörung eine Angststörung?
Eine Panikstörung ist eine besondere Form der Angststörung, bei der die Betroffenen plötzliche Panikattacken erleben. Diese Panikattacken treten dabei ohne Auslöser und wie "aus heiterem Himmel" auf.
Was ist der Unterschied zwischen einer Panikattacke und einer Panikstörung?
Der Unterschied zwischen einer Panikattacke und einer Panikstörung ist, dass eine Panikattacke eine einmalige Angstreaktion ist. Von einer Panikstörung wird gesprochen, wenn Panikattacken gehäuft und wiederkehrend auftreten.
Wie stellen wir sicher, dass unser Content korrekt und vertrauenswürdig ist?
Bei StudySmarter haben wir eine Lernplattform geschaffen, die Millionen von Studierende unterstützt. Lerne die Menschen kennen, die hart daran arbeiten, Fakten basierten Content zu liefern und sicherzustellen, dass er überprüft wird.
Content-Erstellungsprozess:
Lily Hulatt
Digital Content Specialist
Lily Hulatt ist Digital Content Specialist mit über drei Jahren Erfahrung in Content-Strategie und Curriculum-Design. Sie hat 2022 ihren Doktortitel in Englischer Literatur an der Durham University erhalten, dort auch im Fachbereich Englische Studien unterrichtet und an verschiedenen Veröffentlichungen mitgewirkt. Lily ist Expertin für Englische Literatur, Englische Sprache, Geschichte und Philosophie.
Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
StudySmarter ist ein weltweit anerkanntes Bildungstechnologie-Unternehmen, das eine ganzheitliche Lernplattform für Schüler und Studenten aller Altersstufen und Bildungsniveaus bietet. Unsere Plattform unterstützt das Lernen in einer breiten Palette von Fächern, einschließlich MINT, Sozialwissenschaften und Sprachen, und hilft den Schülern auch, weltweit verschiedene Tests und Prüfungen wie GCSE, A Level, SAT, ACT, Abitur und mehr erfolgreich zu meistern. Wir bieten eine umfangreiche Bibliothek von Lernmaterialien, einschließlich interaktiver Karteikarten, umfassender Lehrbuchlösungen und detaillierter Erklärungen. Die fortschrittliche Technologie und Werkzeuge, die wir zur Verfügung stellen, helfen Schülern, ihre eigenen Lernmaterialien zu erstellen. Die Inhalte von StudySmarter sind nicht nur von Experten geprüft, sondern werden auch regelmäßig aktualisiert, um Genauigkeit und Relevanz zu gewährleisten.