Definition – Psychische Störungen
Allgemein lautet die Definition für psychische Störungen wie folgt:
Laut der WHO (Weltgesundheitsorganisation) sind psychische Erkrankungen Störungen der psychischen Gesundheit, "die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind".1 Darunter können Betroffene selbst als auch deren Umwelt leiden.
Durch eine psychische Störung entwickeln Betroffene Verhaltensmuster, die wichtige Funktionsbereiche beeinträchtigen, Leidensdruck erzeugen sowie die eigene Gesundheit und das Leben gefährden können.
Die Grenze zwischen Gesundheit und Krankheit
Psychische Störungen stellen heute oft noch ein Tabu-Thema dar. Menschen mit psychischen Krankheiten wie beispielsweise Depressionen oder Süchten werden häufig mit Vorurteilen oder Ablehnung betrachtet. Und das, obwohl die Grenzen zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit viel verschwommener sind, als meistens angenommen wird.
In der Medizin müssen dennoch klare Grenzen gezogen werden, um entscheiden zu können, wann genau eine Behandlung notwendig ist. Somit ist die Trennlinie zwischen gesund und krank eher künstlich geschaffen als naturgegeben.
Psychische Störungen können alle Bereiche des menschlichen Erlebens betreffen. Dazu gehören:
Trotzdem bedeutet es nicht gleich, dass jemand psychisch krank ist, wenn ein oder mehrere dieser Aspekte vom "normalen Erleben" abweichen. Bestimmt hast Du auch schon die ein oder andere Stimmungsschwankung bei Dir erlebt. Vielleicht hattest Du auch schon einmal eine längere Phase, in der Du Dich erschöpft, traurig oder sogar depressiv gefühlt hast. Das kann bei vielen Menschen vorkommen, die anschließend aber psychisch stabil weiterleben.
Neben der objektiven, medizinischen Beurteilung der psychischen Verfassung sowie der Abweichung von der "Norm" ist vor allem auch das subjektive Leiden von Betroffenen von Bedeutung. Was ist nun aber die Norm bzw. eine "normale, gesunde Psyche"?
Psychische Krankheit – Definition
Die Definition der WHO bezieht sich nicht direkt auf psychische Krankheit, sondern stattdessen auf das Gegenstück, die psychische Gesundheit:
"Psychische Gesundheit ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann."1
Die psychische Gesundheit betrifft das Innenleben des Menschen. Beim Innenleben geht es darum, wie wir denken und fühlen und dementsprechend handeln.
Die reine Abwesenheit von psychischen Belastungen oder Erkrankungen bedeutet nicht gleich, dass man auch gesund ist. Wenn ein Mensch psychisch gesund ist, dann fühlt er sich seelisch und geistig wohl und befindet sich in einer Art Idealzustand. Dadurch kann er mit Belastungen und Stress im Alltag umgehen, sowie sein eigenes Potential voll ausschöpfen. Eine gesunde Psyche hilft also dabei, leistungsfähig zu sein und etwas zum Umfeld (z. B. Familie oder Freunde) beizutragen.
Doch kaum jemand befindet sich ein Leben lang in dem Zustand einer komplett gesunden Psyche. Und das ist völlig normal! Denn meistens schwankt man irgendwo im Mittelfeld zwischen dem Zustand "psychisch gesund" und "psychisch krank".
"Das Leiden der Seele" – Das beschreibt den Zustand eines Menschen mit psychischen Belastungen. Dabei erleben Betroffene unterschiedliche und verschieden starke Symptome. Dazu gehören Gefühle wie:
- Traurigkeit
- Angst
- innere Anspannung und/oder Unruhe
Mit Symptomen sind Beschwerden gemeint, die auftreten, wenn ein Mensch unter psychischen Belastungen steht. Diese Beschwerden können sowohl psychisch als auch körperlich sein. Demnach werden sie unterteilt in psychische/mentale und physische/körperliche Symptome.
Gefühle wie Trauer oder Angst treten öfter mal auf und sind völlig normal. Problematisch wird es erst dann, wenn diese Symptome länger andauern, stärker werden und den Alltag sowie die Funktionsfähigkeit beeinflussen. Das kann sich dann beispielsweise in Form von Depression, Panikattacken, Suizidgedanken oder Selbstverletzung äußern. Spätestens dann sollten sich Betroffene professionelle Hilfe von medizinischem und/oder psychotherapeutischem Fachpersonal suchen. Denn in solchen Fällen spricht man von einer psychischen Krankheit oder Störung.
Wenn Du mehr über psychische Krankheiten wie die Depression oder die Panikstörung lernen möchtest, dann lies Dir dazu die jeweiligen Erklärungen durch!
Folgendes Beispiel veranschaulicht den Unterschied, aber auch den schmalen Grat zwischen einer "normalen" Belastung und einer psychischen Krankheit:
Anna hat schon öfter Phasen im Leben gehabt, in denen sie irrationale Ängste hatte. Also Phasen, in welchen sie Angst verspürt hat, die sie gar nicht richtig zuordnen konnte, die beklemmend war und sie manchmal nachts schlaflos grübeln ließ. Das trat vor allem dann auf, wenn sie sich in Prüfungsphasen befand. Meist verschwanden diese Gefühle der Angst nach ein paar Tagen oder Wochen wieder.
Seit einigen Monaten wurden diese Gefühle jedoch immer stärker. Sie kann kaum noch schlafen, denn ihr Herz rast nachts und auch im Alltag erwischt sie sich oft, wie sie von starken Gefühlen der Angst oder Panik geplagt wird, obwohl sie eigentlich gar keinen Grund dazu hat. Sie kann ihre Angst nicht wirklich beschreiben oder begründen und trotzdem spürt sie diese jeden Tag.
Anna zieht sich immer mehr zurück, geht so selten wie möglich aus dem Haus und auch ihre Freundschaften pflegt sie nicht mehr so intensiv. Denn sie hat das Gefühl, ihre Angstzustände nehmen so viel Raum im Alltag ein, dass sie sich kaum mehr auf anderes konzentrieren kann.
Das ist ein Beispiel dafür, wie sich aus einem normalen Zustand des Unwohlseins eine psychische Störung entwickeln kann. Im Falle von Anna haben sich Ängste, die viele gesunde Menschen kennen, zu einer Angststörung entwickelt. Ihre Angst ist so massiv geworden, dass sie ihr ganzes Leben und sogar ihre Freundschaften beeinträchtigt.
Der Begriff psychische Störung/Krankheit ist ein Sammelbegriff für verschiedene Krankheitsbilder. Hier findest Du ein paar Beispiele aufgezählt:
- Depressionen
- Panik- und Angststörungen
- Verhaltensstörungen
- Affektive Störungen
- Bipolare Störungen
- Psychosen und Phobien
- Abhängigkeiten und Suchtverhalten (z.B. Alkohol, Nikotin, Glücksspiel)
- Essstörungen
- Zwänge bzw. Zwangsstörungen
- Schizophrenie
- Persönlichkeitsstörungen
Die verschiedenen Formen psychischer Belastungen haben allgemeine Merkmale gemeinsam:
Psychische Krankheiten
- beeinflussen Gefühle/Stimmung, Gedanken, Wahrnehmung und/oder Verhalten,
- werden von jedem/jeder anders erlebt,
- können jeden Menschen treffen und
- können in den meisten Fällen mit einer Therapie behandelt werden.
Diagnose – Psychische Erkrankung
Ärzte und Ärztinnen, Psycholog*innen und Psychiater*innen stellen dann die Diagnose einer psychischen Erkrankung, wenn das Verhalten des Patienten oder der Patientin belastend, dysfunktional und abweichend ist.
Ein dysfunktionales Verhalten beschreibt solches, das nicht genügend oder gar keine Funktion besitzt und damit unpraktisch oder unzweckmäßig ist.
Wie belastend etwas ist, empfindet jeder Mensch individuell und unterschiedlich. Deshalb gibt es hier keine klare Grenze oder Einstufung, ab wann genau jemand eine psychische Störung entwickelt.
Auch die Definition von abweichendem Verhalten ist von Kultur zu Kultur, zwischen verschiedenen Kontexten und auch im Laufe der Zeit verschieden. Folgendes Verhalten von Kindern ist dabei ein typisches Beispiel:
Früher wurden verhaltensauffällige Kinder als "wild" oder "hibbelig" eingestuft. Heute diagnostiziert man dabei öfter eine sogenannte "Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung"(ADHS).
Weil sich Klassifikationen, Diagnosen und Kontexte von Krankheitsbildern stets verändern, ist die Klassifikation der psychischen Störungen nach der ICD ("International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems") auch immer nur für eine begrenzte Zeit gültig. Sie wird alle paar Jahre erneuert und angepasst.Der ICD-Code ist ein System, das weltweit anerkannt ist und dient dazu, medizinische Diagnosen einheitlich zu benennen. "ICD" steht für „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”. Übersetzt und vereinfach bedeutet das die „Internationale Klassifikation der Krankheiten“. Derzeit gilt die Version ICD-11.
Übersicht – Psychische Störungen
Die Übersicht über psychische Störungen findet sich in der ICD-10. Laut der WHO sind psychische Störungen in verschiedene Klassifikationen oder Formen eingeteilt. Im Folgenden findest Du eine Tabelle zu den jeweiligen Formen mit ihren Krankheitsbildern nach der ICD-10:
Form | Beschreibung/Symptome | Erkrankungen |
Organische psychische Störungen | Psychische Krankheiten mit körperlichen Ursachen, auch "symptomatische psychische Störungen" genannt. | - Demenz bei Alzheimer-Krankheit
- Amnesie
- Halluzinationen, z. B. aufgrund einer Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns
|
Psychische Störungen durch psychotrope Substanzen | Substanzen, die sich auf die Psyche auswirken (z. B. Alkohol, Cannabis oder andere Drogen). | - Alkoholkrankheit
- psychische und Verhaltensstörungen
|
Schizophrene und wahnhafte Störungen | Gestörte Wahrnehmung, sowie die Störung des Denkens und der "Ich-Umwelt-Grenzen". | |
Affektive Störungen | Krankhafte Veränderung der Stimmung. Dabei kann sie entweder gedrückt oder gehoben sein. | |
Neurotische, Somatoforme und Belastungsstörungen | Bei Belastungsstörungen wird auf ein belastendes Ereignis übermäßig stark reagiert.Bei somatoformen (neurotischen) Störungen treten wiederholt Symptome auf, für die es keine körperliche Ursache gibt. | |
Psychische Störungen in Verbindung mit körperlichen Störungen | Verhaltensauffälligkeitenmit körperlichen Störungen und Faktoren.Beispielsweise das krankhafte Kontrollieren des Essverhaltens. | |
Persönlichkeitsstörungen- und Verhaltensstörungen | Die Wahrnehmung, das Denken und Verhalten weichen von der Norm ab und sind nicht kontrollierbar. | - Borderline Störung
- Zwänge bzw. Zwangsstörungen
- Aber auch Ess- und Angststörungen
- Persönlichkeitsstörungenwie z. B. Narzissmus
|
Intelligenzstörungen | Die geistigen Fähigkeiten von Betroffenen sind nicht voll entwickelt oder verzögert. | - Einteilung der Intelligenzminderung in "leicht, mittelgrasig, schwer und schwerst"
|
Entwicklungsstörungen | Angeborene oder erworbene Störungen in der Entwicklung. | - Sprachstörungen, wie z.B. angeborene Taubheit oder Epilepsie
- Legasthenie (angeboren)
- Autismus (angeboren)
- Borderline- oder Angststörung (erworben)
|
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend | Störungen der Aufmerksamkeit oder des Sozialverhaltens sowie emotionale Störungen. | - ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom)
- Störung des Sozialverhaltens
- Trennungsangst oder Bindungsstörung
- Phobische Störungen
- Soziale Phobien
- Stottern
- Ticstörungen (wie das Tourette-Syndrom)
|
Psychische Störungen – Symptome
Die Symptome psychischer Störungen können unterschiedlich stark, vielfältig und unspezifisch sein. Letzteres bedeutet, dass auch eine andere Krankheit hinter einem Anzeichen stecken kann. In vielen Fällen sind die Symptome nach Außen gar nicht oder kaum sichtbar. Ein Beispiel hierzu sind Essstörungen:
Bei einer Essstörung, wie z. B. der Magersucht, können ganz klar erkennbare Symptome auftreten, wie
- Hungern und/oder exzessiver Sport,
- damit einhergehender starker Gewichtsverlust bzw. starkes Untergewicht
- und sozialer Rückzug.
Betroffene können jedoch auch an einer Essstörung leiden, ohne dass diese von anderen bemerkt wird. Symptome können hierbei unter anderem folgende sein:
- schlechtes Gewissen nach dem Essen
- krankhaftes Kontrollieren des Essverhaltens (z. B. durch Kalorien zählen oder verbotene Lebensmittel)
- Gefühle der Scham oder des Ekels gegenüber dem eigenen Körper und verzerrte Selbstwahrnehmung
Jedes Krankheitsbild hat jeweils eine Reihe an Symptomen. Wie Du nun weißt, gibt es aber auch allgemeine Symptome, die darauf hindeuten können, dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Dazu gehören beispielsweise:
- Angst
- Innere Unruhe
- Albträume
- Libidoverlust
- Körperliche Beschwerden und Schmerzen (wie Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen)
- Schlafstörungen
- Stimmungsschwankungen
- Stress
- Tinnitus
- Zähneknirschen im Schlaf
Nicht heilbare psychische Erkrankungen
Einige psychische Erkrankungen gelten als nicht heilbar. Das bedeutet, dass Betroffene ihr Leben lang mit dieser Erkrankung leben müssen. Dazu gehören chronische Formen der Depression, Persönlichkeitsstörungen oder Schizophrenie.
Dass diese Störungen nicht heilbar sind, bedeutet aber nicht, dass sie nicht behandelbar sind. Eine medikamentöse und/oder Psychotherapie kann auch bei schweren und nicht heilbaren psychischen Krankheiten helfen, die Symptome und das Leiden Betroffener zu mindern. Betroffene lernen hier, mit Warnzeichen ihrer Erkrankung richtig umzugehen und können mit einer guten Behandlung trotz nicht heilbarer psychischer Krankheiten oft ein weitgehend normales Leben führen.
Die meisten psychischen Störungen sind jedoch heilbar. Natürlich ist der Heilungsprozess vom Schweregrad und der Form der Erkrankung abhängig, es gibt heutzutage aber erfolgreiche psychologische und psychotherapeutische Behandlungsmethoden. Auch der gezielte Einsatz von Medikamenten hilft zusätzlich dabei, schwerwiegende psychische Störungen zu therapieren.
Eine Therapie ist deshalb so wichtig, da unbehandelte psychische Erkrankungen chronisch werden und die Gesundheit sowie die Lebensqualität langfristig beeinträchtigen können. Im schlimmsten Falle können psychische Störungen zum Tod führen. Dabei ist Anorexia nervosa (Magersucht) die psychische Erkrankung mit der höchsten Sterberate. Sie liegt bei ca. zehn bis 15 Prozent der Betroffenen.
Ursachen – Psychische Störungen
Die Ursachen psychischer Störungen sind so vielfältig wie ihre Krankheitsbilder selbst. Die Entstehung kann bedingt sein durch:
- biologische Faktoren (z. B. genetische Belastung, Stoffwechselveränderungen im Gehirn)
- familiäre Umstände (z. B. Eltern mit einer Depression oder familiäre Situation zu Hause)
- belastende Lebenserfahrungen in der Vergangenheit (z. B. Tod oder Trennungen)
Eine psychische Erkrankung kann daher nicht direkt auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden. Meist ist es ein Zusammenspiel genetischer Präpositionen, physiologischer Zustände, psychischer Dynamik und sozialer Bedingungen.
Wie die verschiedenen Entstehungsfaktoren (Risikofaktoren) zusammenwirken, gibt Aufschluss über die Vulnerabilität (Anfälligkeit der Verwundbarkeit) eines Menschen. Das bedeutet, dass daran erkannt werden kann, wie sich Stress oder belastende Lebensereignisse (wie z. B. Trennungen oder die Pubertät) auf den menschlichen Organismus auswirken. Daher können simple Alltagsanforderungen für manche Menschen schon eine extreme Überforderung darstellen. Andere Menschen hingegen erleiden erst bei extremer Belastung oder Traumatisierung eine psychische Krise. Das lässt sich an folgendem Beispiel ganz einfach erkennen:
Timo und Paul sind beste Freunde und gehen in die gleiche Klasse. Bald stehen die Abiturprüfungen an. Während Timo die lernintensiven Wochen vorher zwar als stressig, aber durchaus machbar empfindet, ist Paul komplett überfordert.
Timos Eltern haben schon immer darauf geachtet, dass er einen balancierten Alltag hat. Neben der Schule spielt er Fußball, was seinen Kopf frei macht, wenn er Stress ausgesetzt ist. Auch zu Hause wird er stets von seinen Eltern ermutigt. Er merkt, dass ihm das ganz schön viel Druck nimmt und er hat das Gefühl, genau zu wissen, wie er mit stressigen Situationen umgehen soll.
Pauls Freundin hat sich gerade von ihm getrennt. Deshalb ist er sowieso schon total am Boden. Zudem machen ihm seine Eltern unglaublichen Druck wegen der Abiturprüfungen. Sie sagen, wenn er Medizin studieren möchte, dann muss er dafür die richtigen Noten schreiben. Er hat das Gefühl, alles wächst ihm über den Kopf. Nachts kann er kaum noch schlafen, beim Lernen kann er sich nicht mehr konzentrieren und er fühlt sich einfach nur traurig und überfordert. Das geht jetzt schon seit Wochen so.
Vielleicht kennst Du das auch aus der Schule. Jede/jeder Deiner Mitschüler*innen geht anders mit Prüfungsphasen um, in denen es manchmal ganz schön stressig zugehen kann. Das liegt daran, dass jeder Mensch unterschiedlich viele Risikofaktoren mit sich bringt, wenn er Stress ausgesetzt wird.
Natürlich kann eine psychische Störung nicht nur durch Einfluss von Stress, sondern auch genetisch bedingt oder durch eine sehr hohe Verwundbarkeit entstehen.
Komorbide psychische Störungen
Komorbide psychische Störungen bezeichnen psychische Störungen, die zusätzlich zu weiteren psychischen oder körperlichen Störungen auftreten.
Komorbidität bezeichnet ein weiteres Syndrom oder Krankheitsbild, das zusätzlich zu einer Grunderkrankung auftritt. Der Begriff wird aus dem Englischen (comorbidity) als "Begleiterkrankung" übersetzt.
Vor allem Depression und Angst sind häufige Begleiterscheinungen bei körperlichen Krankheiten:
Patient*innen mit Herzerkrankungen entwickeln oft Depressionen oder Ängste, da sie stets um ihre Gesundheit und ihr Leben fürchten. Das beeinträchtigt ihren Alltag, die psychische Gesundheit und hat wiederum einen Einfluss auf den gesundheitlichen Zustand.
Organische psychische Störungen
Von einer organischen Psychischen Störung (OPS) spricht man dann, wenn eine psychische Störung direkt durch eine Schädigung des Gehirns ausgelöst wird. Auch körperliche Krankheiten, die das Gehirn beeinträchtigen, werden als Auslöser einer OPS dazugezählt.
Der Körper und die Psyche des Menschen stehen in einem permanenten Wechselspiel. Sie hängen unmittelbar zusammen. Durch psychische Belastungen können körperliche Beschwerden oder sogar Krankheiten entstehen. Aber auch umgekehrt kann ein kranker Körper das Denken und die Gefühle beeinflussen.
Psychische Erkrankungen – Statistik
Die Statistik zeigt, dass psychische Erkrankungen weit häufiger vorkommen, als es im Alltag scheint. Tatsächlich erlebt jede*r dritte bis vierte Deutsche zumindest eine Phase, in welchen er/sie die Kriterien psychischer Erkrankungen erfüllt.
Hier findest Du ein paar Ergebnisse statistischer Erhebungen in Deutschland aus den letzten Jahren:
- Angststörungen, Depressionen und Alkoholstörungen sind die am häufigsten vorkommenden psychischen Erkrankungen (dgppn, 2022).2
- Ca. ein Drittel aller krankheitsbedingten Lebenseinschränkungen sind psychische Krankheiten und sie sind die zweithäufigste Ursache für Krankheitstage im Beruf (dgppn, 2022).2
- Jährlich sind etwa 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung von psychischen Störungen betroffen (ca. 17,8 Millionen Menschen, Stand 2021) (dpggn, 2022).2
- Etwa 26% der deutschen Bevölkerung weisen depressive Symptome auf (statista, 2022).3
- 2019 befanden sich 1.163.212 Menschen aufgrund psychischer Krankheiten und Verhaltensstörungen in stationärer Behandlung (statista, 2022).4
Wenn Du Dich nicht wohlfühlst oder Du das Gefühl hast, es geht jemandem in Deinem Umfeld psychisch nicht gut, dann zögere nicht, Hilfe oder Beratung aufzusuchen! Das folgende Banner gibt Dir Informationen darüber, wohin Du Dich in solchen Situationen wenden kannst.
Psychische Störungen - Das Wichtigste
- Psychische Störungen sind Störungen der psychischen Gesundheit, "die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind" (WHO, 2019).1
- Sie können wichtige Funktionsbereiche des Lebens beeinträchtigen, Leidensdruck erzeugen und die Gesundheit sowie das Leben gefährden.
- Psychische Störungen werden in verschiedene Formen und Krankheitsbilder klassifiziert.
- Dabei hat jedes Krankheitsbild verschiedene Symptome. Viele Symptome gelten aber auch als allgemeine Anzeichen psychischer Erkrankungen (wie z. B. innere Unruhe, Trauer, Stress oder Stimmungsschwankungen).
- Die Ursachen psychischer Störungen sind vielfältig. Meist bestehen sie aus einem Zusammenspiel genetischer Präpositionen, physiologischen Zuständen, psychischer Dynamik und sozialer Bedingungen.
- Psychische Krankheiten sind in den meisten Fällen mit der richtigen Behandlungsmethode heilbar.
Nachweise
- Weltgesundheitsorganisation (2019). Psychische Gesundheit – Faktenblatt. euro.who.int (26.05.2022).
- Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (2022). Factsheet Kennzahlen. dgppn.de (27.05.2022).
- Statista.de: Statistiken zu psychischen Erkrankungen (27.05.2022).
- Statista.de: Anzahl stationärer Behandlungen aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen in Deutschland in den Jahren 1994 bis 2019 (27.05.2022).