Wirtschaftspsychologie – Definition
Die Wirtschaftspsychologie beschäftigt sich mit dem subjektiven Erleben und Verhalten von Menschen im wirtschaftlichen und ökonomischen Umfeld. Auch soziale Zusammenhänge in diesem Bereich sind für die Wirtschaftspsychologie relevant.
Die Wirtschaftspsychologie ist eine wissenschaftliche Teildisziplin der Psychologie, die psychologisches Wissen und wirtschaftliches Wissen miteinander vereint. Anders als die klassische Psychologie, die zu den theoretischen Wissenschaften zählt, wird die Wirtschaftspsychologie als Anwendungswissenschaft angesehen, da sie versucht, psychologische Theorien auf wirtschaftliche Bereiche anzuwenden und somit das wirtschaftliche Verhalten von Menschen zu erklären.
Neben der Wirtschaftspsychologie gibt es noch andere Fachbereiche der Psychologie, die als Anwendungsbereiche zählen. Wenn Dich das Thema interessiert, klick Dich in die Erklärung "Anwendungsdisziplinen der Psychologie".
Genauer gesagt beschreibt die Wirtschaftspsychologie das Verhalten von Personen in verschiedenen wirtschaftlichen Situationen – zum Beispiel am Arbeitsplatz, in Organisationen oder auch beim Einkaufen.
Sobald Du also Deine wöchentlichen Lebensmitteleinkäufe erledigst, bist Du Teil der Wirtschaft und für Wirtschaftspsycholog*innen interessant. Oder auch wenn Du zur Arbeit gehst und dort die Dir aufgetragenen Aufgaben bearbeitest und dafür ein Gehalt bekommst, wird dieses Verhalten für die Wirtschaftspsychologie relevant. Doch ist Wirtschaft nicht nur das, was mit Geld bezahlt werden kann oder was Geld in die eigene Kasse bringt. So kann zum Beispiel auch innerhalb eines Haushalts wirtschaftlich gehandelt werden:
Du planst mit Deiner Familie ein großes Weihnachtsessen. Du kannst nun entscheiden, ob Du nach dem Minimalprinzip oder dem Maximalprinzip wirtschaftlich handeln möchtest:
Das Minimalprinzip bedeutet, dass Du versuchst, ein bestimmtes Ziel mit möglichst geringen Mitteln zu erreichen. Du hast Dir also ein Rezept herausgesucht und versuchst nun die Zutaten günstig wie möglich einzukaufen, um möglichst wenig Geld auszugeben.
Wenn Du Dich für das Maximalprinzip entscheidest, versuchst Du, mit bestimmten Mitteln das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Du hast vielleicht noch einige Lebensmittel im Vorratsschrank und möchtest nicht noch mal einkaufen gehen. Also versuchst Du, mit den Lebensmitteln, die Dir zur Verfügung stehen, das bestmögliche Weihnachtsessen zu zaubern.
Wirtschaftspsychologie – Bereiche
Die Wirtschaftswissenschaft wird in zwei große Bereiche eingeteilt. Zum einen in die Makroökonomie, zum anderen in die Mikroökonomie. So wird in der Makroökonomie, auch Makroebene genannt, meist über das Bruttoinlandsprodukt und die Wirtschaftlichkeit verschiedener Länder gesprochen, während sich die Mikroökonomie (auch Mikroebene genannt) mit der Wirtschaftlichkeit und dem Ertrag einzelner Firmen und Organisationen beschäftigt.
Aus dieser Aufteilung in die Mikro- und Makroebene der Wirtschaft entsteht auch für die Wirtschaftspsychologie eine solche Trennung der Forschungsbereiche in
- die Psychologie in makroökonomischen Prozessen und
- die Psychologie in mikroökonomischen Prozessen.
Das waren jetzt ganz schön viele Begriffe aus der Wirtschaft, doch was bedeuten Ökonomie und Co. eigentlich genau?
- Ökonomie ist einfach ein anderes Wort für Wirtschaft.
- Ökonomie beschreibt somit alle wirtschaftlichen Prozesse.
- Bruttoinlandsprodukt = der Gesamtwert aller Güter, Waren und auch Dienstleistungen, die während eines Jahres innerhalb einer Volkswirtschaft als Endprodukte hergestellt wurden, nach Abzug aller Vorleistungen
Psychologie in makroökonomischen Prozessen
Die Psychologie in makroökonomischen Prozessen beschäftigt sich mit den psychologischen Einflüssen der gesamtwirtschaftlichen Lage auf das menschliche Verhalten. Man könnte sagen, die Psychologie der Makroökonomie hat das große und ganze der Wirtschaft im Blick – also das wirtschaftliche Verhalten aller Menschen der Weltwirtschaft oder auch einzelner Länder.
Psychologie in mikroökonomischen Prozessen
Dieser Teil der Wirtschaftspsychologie beschäftigt sich mit psychologischen Fragen innerhalb einer Firma, einer Organisation oder eines Haushalts. Dabei werden Entscheidungen einzelner Personen genauer betrachtet, also unter anderem die Entscheidung ein neues Auto zu kaufen und warum es genau dieses Auto sein sollte oder auch die Entscheidung einer Firma genau diese*n Mitarbeiter*in einzustellen. Auch hier ist das Feld der wirtschaftspsychologischen Fragen sehr groß.
Wirtschaftspsychologie – Themen und Inhalte
Wirtschaftspsychologische Themen sind ebenfalls wieder in mikro- und makroökonomische Themen einzuteilen. Je nach Bereich werden sich globale Probleme angesehen, psychologische Theorien entwickelt und angewendet (Psychologie der Makroökonomik) oder das Hauptaugenmerk liegt auf einzelnen Firmen, Haushalten, Konsumenten und Entscheidungen (Psychologie der Mikroökonomik). Hier einmal eine kleine Auswahl typischer wirtschaftspsychologischer Themen.
- Themen der makroökonomischen Wirtschaftspsychologie
- Psychologie wirtschaftlicher Entwicklung: Industrialisierung, Internationalisierung
- Psychologie entwickelter Gesellschaften: Umweltproblematik, Arbeitslosigkeit
- Psychologie des Geldes: Einkommen, Anlagen, Sparen
- Themen der mikroökonomischen Wirtschaftspsychologie
- Arbeitspsychologie: Arbeitsmotivation, Berufswahl
- Organisationspsychologie: Personalauswahlverfahren, Führungsmodelle
- Marktpsychologie: Preise, Werbung
- Konsumpsychologie: Konsumverhalten, Kaufentscheidungen
Wirtschaftspsychologische Themen
Für viele Menschen sind die Themen der mikroökonomische Wirtschaftspsychologie im eigenen Leben greifbar. Gerade die Arbeitspsychologie findet in jeder Firma Anklang, ob bewusst oder unbewusst. Hier geht es unter anderem um soziale Probleme am Arbeitsplatz, wie diese entstehen, welche Symptome sich zeigen können und vor allem, wie diese Probleme zu lösen sind. Es gibt verschiedene Arten von sozialen Problemen und psychischer Belastung am Arbeitsplatz, wie:
- Zeitdruck
- steigendes Arbeitspensum
- zu schnell wechselnde Organisationsstrukturen
- Konkurrenz zwischen Mitarbeiter*innen
- Mobbing
- fehlende Ressourcen
- unfaire Aufgabenverteilung
- Überforderung
- Unterforderung
Für jedes dieser Probleme gibt es in der Wirtschaftspsychologie unterschiedliche Instrumente, um es zu lösen und die Belastung der Mitarbeiter*innen zu senken.
Ein anderes großes Thema der Wirtschaftspsychologie ist das Personalwesen. Schon bei der Personalauswahl spielen einige wirtschaftspsychologische Theorien eine große Rolle, denn ein Unternehmen möchte stets am besten qualifizierte und motivierteste Personal einstellen, das darüber hinaus gut zur eigenen Firmenkultur passt. Hierfür gibt es verschiedene Methoden zur Personalauswahl.
- Vorstellungsgespräche
- Eignungs- und Leistungstests
- klassische Intelligenztests
- Tests zur Selbsteinschätzung
- Assessment-Center
Jede dieser Methoden hat einen anderen psychologischen Hintergrund und versucht auf unterschiedliche Art und Weise die passenden Mitarbeiter*innen für ein Unternehmen auswählen.
In der Zusammenfassung zu den "Personalauswahlverfahren" findest Du heraus, welche psychologischen Hintergründe die Methoden zur Personalauswahl haben.
Aber nicht nur das Einstellen von neuem Personal ist in der Wirtschaftspsychologie interessant. Auch die Förderung des bestehenden Personals durch Weiterbildungsmaßnahmen und Schulungen ist ein wichtiger Aspekt. Diese Fortbildungen können auf verschiedene Arten stattfinden:
- before the job – Vor dem eigentlichen Antreten der Arbeit wird der/die Mitarbeiter*in eingelernt. Das findet meist bei Berufseinsteigern oder beim Jobwechsel statt.
- on the job – Fortbildungen während der Arbeit in Form von Trainings oder hausinternen Schulungen.
- off the job – Fortbildungen außerhalb der eigentlichen Arbeit, wie z. B. bei Tagungen oder Schulungen außer Haus.
Wie solche Fortbildungen konkret aussehen, kannst Du Dir in der Zusammenfassung zu "Personalentwicklung" durchlesen.
In der makroökonomischen Wirtschaftspsychologie sieht es dann schon anders aus. Auf Fragen wie: "Wie wirkt sich die Arbeitslosenzahl auf die psychologische Gesundheit eines Landes aus?", oder "Macht die Umweltproblematik die Gesellschaft entwickelter Länder psychisch krank?" treffen wir im Alltag seltener. So unterschiedlich diese Themenfelder auch sind, sie gehören alle zur Wirtschaftspsychologie.
Beispiele wirtschaftspsychologischer Theorien
Theorien in der Wirtschaftspsychologie sind größtenteils allgemeine psychologische Theorien, die auf das Verhalten von Menschen in wirtschaftlichen Situationen angewendet werden. Häufig benötigt man dafür keine Anpassung der aufgestellten Theorien. So können klassische psychologische Theorien einfach 1 zu 1 übernommen und angewendet werden, wie zum Beispiel bei der Theorie zum Bildungsprozess einer Gruppe.
In der Theorie zum Bildungsprozess von Gruppen wird erst einmal definiert, was eine Gruppe ist und ab wann ein effizientes Miteinander möglich ist. Diese Interaktionen können laut der Theorie in jeder Gruppe stattfinden, ob im Verein, in einer Fußballmannschaft oder eben auf der Arbeit.
Die Theorie besagt, dass sich eine Gruppe aus einer Mehrzahl an Personen zusammenstellt, die über einen längeren Zeitraum engen Kontakt haben und sich daraus für die Gruppe spezifisch Normen und Regeln entwickelt. Daraus stellt sich dann eine "Wir"-Gefühl, also eine Kohäsion, ein.
Um dieses "Wir"-Gefühl in einer Gruppe zu erreichen, geht sie mehrere Phasen des Bildungsprozesses durch. Die Phasen der Gruppenbildung sind:
- Forming
- Storming
- Norming
- Perfoming
Du willst mehr über die Phasen der Gruppenbildung erfahren und etwas über "Gruppenarbeit" lernen? Dann klick Dich rein!
Es gibt aber auch Theorien in der Wirtschaftspsychologie, die nur für Phänomene der Wirtschaft erstellt wurden. Oder es wurden vorhandene Theorien so angepasst, dass sie eine eigene neue Theorie bilden. Eine für die Wirtschaftspsychologie erstellte Theorie sind die Verkaufsstrategien der Marktpsychologie.
In dieser Theorie geht es darum, Menschen zum Kaufen zu animieren. So wurde menschliches Verhalten analysiert und entsprechende Strategien entwickelt, wie sich Käufer bestmöglich an eine Marke binden lassen. Dafür gibt es verschiedene Marketingstrategien, die uns ein gutes Gefühl im Zusammenhang mit einer Marke geben soll. Du besitzt ein Smartphone der Marke Apple, dann möchte Apple bestimmt auch, dass Dein nächstes Smartphone wieder von ihnen ist. Das schaffen sie unter anderem durch das Ergebnismarketing in den Apple-Stores, in denen Du die Smartphones, Tablets und Computer ausprobieren kannst, eine Beratung erhältst und Dich damit bei dieser Marke gut aufgehoben fühlst.
Das ist nur einer von vielen Marketingtricks, die die Wirtschaftspsychologie auf Lager hat. Andere sind zum Beispiel:
- Direktmarketing: direkter Kontakt zum Kunden
- Social-Media-Marketing: Werbung auf Instagram oder TikTok
- Content-Marketing: Informationen über die eigene Webseite
- Guerilla-Marketing: Verbindung der Marke mit einem gewissen Lifestyle oder Lebensgefühl
Jetzt willst Du auch wissen, wie Firmen uns mithilfe der Psychologie zum Kauf ihrer Produkte bringt? Dann schaue Dir die Erklärung zu den "Verkaufsstrategien" an!
Wirtschaftspsychologie Definition – Das Wichtigste
- Wirtschaftspsychologie ist ein Teilbereich der allgemeinen Psychologie
- sie besteht aus Teilen der Wirtschaftswissenschaften und Psychologie
- Wirtschaftspsychologie ist eine Anwendungswissenschaft
- sie wendet psychologisches Wissen und Theorien auf menschliches Verhalten im wirtschaftlichen Kontext an
- Wirtschaftspsychologie wird wie die Wirtschaftswissenschaften in zwei Teile geteilt
- makroökonomische Prozesse
- mikroökonomische Prozesse
- Themen, mit der sich die Wirtschaftswissenschaften beschäftigen, sind unter anderem:
- Psychologie in der Industrialisierung, Arbeitsmotivation, psychologischer Einfluss auf die Umweltproblematik, Verkaufsstrategien und Marktpsychologie
Wie stellen wir sicher, dass unser Content korrekt und vertrauenswürdig ist?
Bei StudySmarter haben wir eine Lernplattform geschaffen, die Millionen von Studierende unterstützt. Lerne die Menschen kennen, die hart daran arbeiten, Fakten basierten Content zu liefern und sicherzustellen, dass er überprüft wird.
Content-Erstellungsprozess:
Lily Hulatt ist Digital Content Specialist mit über drei Jahren Erfahrung in Content-Strategie und Curriculum-Design. Sie hat 2022 ihren Doktortitel in Englischer Literatur an der Durham University erhalten, dort auch im Fachbereich Englische Studien unterrichtet und an verschiedenen Veröffentlichungen mitgewirkt. Lily ist Expertin für Englische Literatur, Englische Sprache, Geschichte und Philosophie.
Lerne Lily
kennen
Inhaltliche Qualität geprüft von:
Gabriel Freitas ist AI Engineer mit solider Erfahrung in Softwareentwicklung, maschinellen Lernalgorithmen und generativer KI, einschließlich Anwendungen großer Sprachmodelle (LLMs). Er hat Elektrotechnik an der Universität von São Paulo studiert und macht aktuell seinen MSc in Computertechnik an der Universität von Campinas mit Schwerpunkt auf maschinellem Lernen. Gabriel hat einen starken Hintergrund in Software-Engineering und hat an Projekten zu Computer Vision, Embedded AI und LLM-Anwendungen gearbeitet.
Lerne Gabriel
kennen