Gegenstand der Psychologie sind Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die Lebensspanne und deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen. - Philip Zimbardo in "Psychology and Life" (1995)
Dabei geht die Psychologie folgender Frage nach:
Warum verhalten sich bestimmte Menschen in bestimmten Situationen auf eine bestimmte Art und Weise?
Im philosophischen Sinne, kann man sagen, die Psychologie befasst sich mit dem Sein, also mit der Existenz des Menschen.
Abbildung 1: In all diesen simplen Alltagshandlungen sind die Personen psychologisch tätig.
Definition und Ziele der Psychologie
Der Begriff "Psyche" stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet "Atem". Erweitert kann dies mit "Lebendigkeit und Leben" übersetzt werden. Daraus entwickelte sich dann "die Seele und der Mensch". Somit gilt die Psychologie oder auch die Seelenkunde als die Lehre vom Menschen. Ziele der Psychologie sind das Beobachten, Analysieren und Beeinflussen von Verhalten und Erleben. Sie beschäftigt sich mit
- Empfinden
- Wahrnehmen
- Denken
- Handeln.
Empfinden und Wahrnehmen
Die menschliche Wahrnehmung wird durch Sinnesorgane gesteuert. Reize werden über das visuelle System, Hören, Geruch, Geschmack, Hautsinne und Berührung wahrgenommen. Die direkte Aufnahme eines Reizes durch Rezeptoren nennt man eine Empfindung. Diese Rezeptoren geben anschließend Informationen an das Gehirn weiter, die dort verarbeitet, gewertet und interpretiert werden. Daraus entsteht dann die Wahrnehmung. Sie ist stets von vergangenen Erfahrungen, individuellen Überzeugungen und Wissen beeinflusst. Somit wird die Wahrnehmung als bewusste sensorische Erfahrung angesehen, die immer auf ein bestimmtes Objekt ausgerichtet ist.
Denken und Intelligenz
Das Denken ist die Fähigkeit des Menschen, mit dem Verstand Überlegungen anzustellen, Sachverhalte zu erkennen und sich Urteile zu bilden. Zum Denken gehören unter anderem Gesinnungen, Meinungen, Vermutungen, Vorstellungen oder Erinnerungen. Im Prinzip kann man alle geistigen Tätigkeiten als Denken definieren. Denkprozesse können dabei bewusst oder unbewusst stattfinden.
Motivation und Handeln
Handeln ist eine bewusste, willentliche und zielgerichtete (motivierte) Tätigkeit. Dabei strebt Handeln entweder die Befriedigung eines Bedürfnisses oder die Vermeidung von Schaden an. Wenn man die Motivation mit einbezieht, wird schnell klar, dass es sich auch um innere Prozesse handelt, die zwischen Wahrnehmung und dem Tun vermitteln.
Du möchtest tiefer in die einzelnen Aspekte eintauchen? Dann klick Dich in unsere Erklärungen zu den Themen Wahrnehmung, Denken und Intelligenz sowie Emotion und Motivation!
Disziplinen der Psychologie
Zwar ist mit dem "Verhalten, Erleben und Handeln" des Menschen der Gegenstand der Psychologie erklärt, jedoch sind diese Begriffe breit gefächert. Sie umfassen das gesamte Leben in verschiedenen Situationen, Umständen und Umgebungen, innerhalb unterschiedlicher (sozialer) Konstellationen.
Um alle Facetten zu berücksichtigen, entwickelten sich mit der Zeit verschiedene Disziplinen. Auch die Disziplinen an sich werden unterteilt in:
Grundlagendisziplinen
Anwendungsdisziplinen.
Grundlagendisziplinen
Jede Grundlagendisziplin untersucht einen bestimmten Aspekt der Psychologie genauer. Ihr Ziel ist es, psychische Vorgänge zu verstehen und Wissen in ihrem Bereich auszuweiten.
Diese Grundlagendisziplinen haben sich dabei herausgebildet:
- Allgemeine Psychologie
- Sozialpsychologie
- Persönlichkeitspsychologie
- Entwicklungspsychologie
Anwendungsdisziplinen
Die angewandten Disziplinen der Psychologie möchten im Gegensatz zum reinen Verständnis vor allem psychologische Erkenntnisse für den direkten Gebrauch erlangen. Das kann zum Beispiel hilfreich für den klinischen Kontext, Psychotherapien oder auch Werbezwecke sein. Anwendungsdisziplinen können dabei Erkenntnisse der Grundlagendisziplinen aufgreifen.
Folgende Disziplinen zählen hierzu:
- Differentielle Psychologie
- Klinische Psychologie
- Biopsychologie
- Wirtschaftspsychologie
Abbildung 2: Wirtschaftspsychologie: Anwendung der Psychologie in der Werbung
Zu den einzelnen Grundlagen- und Anwendungsdisziplinen findest Du ausführliche Erklärungen, wie zum Beispiel "Klinische Psychologie", "Entwicklungspsychologie" oder "Sozialpsychologie".
Alltagspsychologie und wissenschaftliche Psychologie
Neben verschiedenen Grundlagen- und Anwendungsdisziplinen unterscheidet man in der Psychologie zwischen der Alltagspsychologie und der wissenschaftlichen Psychologie.
Alltagspsychologie
Die Alltagspsychologie wird Dir wahrscheinlich eher bekannt sein, denn das ist die Psychologie, der Du täglich begegnest. Sie beschäftigt sich also mit dem Erleben und Verhalten des Menschen und bewertet dies dann mit "gesundem Menschenverstand". Daher basiert sie eher auf subjektiven Annahmen.
Zwei befreundete Mütter haben jeweils eine Tochter und einen Sohn. Beide Söhne mussten aufgrund ihrer schlechten Noten das letzte Schuljahr wiederholen. Bei einem Kaffeetratsch stellen beide Mütter fest:"Jungs sind schlechter in der Schule als Mädchen."Diese Theorie wird durch die schulische Leistung ihrer Söhne für sie bewahrheitet.
Wissenschaftliche Psychologie
Die wissenschaftliche Psychologie hingegen untersucht ihre Gegenstände mithilfe von empirischen Forschungsmethoden. Das bedeutet, dass Untersuchungen wissenschaftlich, systematisch und vor allem objektiv ablaufen.
Es wird an einer Schule beobachtet, dass im letzten Schuljahr mehr Jungs als Mädchen aufgrund von schlechten Noten die Klasse wiederholen mussten. Um die Theorie "Jungs sind schlechter in der Schule als Mädchen" zu untersuchen, werden die schulischen Leistungen von Jungen und Mädchen der letzten Schuljahre verglichen. Zudem werden auch noch weitere Schulen herangezogen, um eine größere Stichprobe (Anzahl an Schüler*innen) zu erlangen. Anhand der Forschungsergebnisse dieser Studie kann die Theorie dann bestätigt oder widerlegt werden.
Zur Abgrenzung der Wissenschaft Psychologie zur Alltagspsychologie haben wir auch eine ausführliche Erklärung für Dich.
Methoden der Psychologie
Um innerhalb der wissenschaftlichen Psychologie zu repräsentativen Forschungsergebnissen zu kommen, haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Forschungsmethoden zur Erkenntnisgewinnung entwickelt. Je nachdem, was erforscht werden soll, werden passende Methoden, also passende Vorgänge zur Erforschung, ausgewählt. Folgendes Beispiel veranschaulicht die Herangehensweise genauer:
Man möchte die Wirksamkeit einer neu entwickelten Lernmethode untersuchen. Hierfür wird die schulische Leistung einer Klasse (z. B. durch einen schriftlichen Test) vor sowie nach der Nutzung der Lernmethode gemessen. Dann werden beide Leistungen miteinander verglichen und ausgewertet. Parallel werden Leistungen einer weiteren Klasse durch zwei Tests gemessen, die diese Lernmethode jedoch nicht zwischen den Tests angewandt hat.Durch diese Untersuchungsmethode kann geschlussfolgert werden, wie erfolgreich die neue Lernmethode ist.
Zudem vereint die Psychologie als angewandte Wissenschaft verschiedene geisteswissenschaftliche, naturwissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Methoden und Denkweisen. Sie kann beispielsweise naturwissenschaftliche Forschungsmethoden, wie die systematische Beobachtung oder Experimente, übernehmen. Das Experiment gilt dabei als Methode, um menschliches Verhalten und Erleben beschreiben, erklären und vorhersagen zu können.
Die Methoden der Psychologie sind ein breitgefächertes Gebiet. Aber keine Sorge! Zur psychologischen Forschung findest Du auf StudySmarter ausführliche Erklärungen!
Gegenstand der Psychologie - Das Wichtigste
- Die Psychologie kann als Seelenkunde und somit als Lehre vom Menschen angesehen werden.
- Sie befasst sich mit dem Empfinden, Wahrnehmen, Denken und Handeln des Menschen.
- Die Disziplinen der Psychologie können in die Grundlagen- und Anwendungsdisziplinen aufgeteilt werden.
- Zudem wird zwischen der Alltagspsychologie und wissenschaftlichen Psychologie unterschieden.
- Die wissenschaftliche Psychologie wendet verschiedene Forschungsmethoden zur Erkenntnisgewinnung an.
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