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Motiv – Definition Psychologie
Ein Motiv bewegt einen Menschen dazu, eine Handlung zu vollziehen. Diese ist der Grundbaustein jeder Motivation. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer so scheinen mag, dient jede Handlung, die ein Mensch ausführt, dem Stillen eines bestimmten Motivs.
Ein Motiv ist in der Psychologie ein Beweggrund für menschliches Verhalten, der eine positive emotionale Konsequenz mit sich bringt. Häufig werden die Begriffe Bedürfnis, Drang, Trieb oder Streben synonym verwendet. Kurz gesagt ist ein Motiv ein Grund dafür, etwas zu tun.
Doch welche Motive gibt es überhaupt im Allgemeinen und wie lassen sie sich untergliedern? Die am besten erforschten Motive sind das sogenannte Leistungsmotiv, das Machtmotiv und das Motiv des sozialen Anschlusses. Während das Leistungsmotiv den Menschen nach Erfolg streben lässt, zielt das Machtmotiv auf Kontrolle (über andere Menschen/Situationen) ab. Menschen mit einem Anschlussmotiv sehnen sich nach vertrauten Beziehungen und Zugehörigkeit. Neben diesen drei Motiven gibt es noch viele weitere.
Arten von Motiven
In der Forschung werden eine Reihe verschiedener Arten von Motiven unterschieden. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen
- primären und sekundären,
- biogenen und soziogenen oder
- impliziten und expliziten
Motiven. Dabei sind primäre Motive zugleich biogene Motive und sekundäre Motive dann soziogene Motive. Die Unterscheidung von impliziten und expliziten Motiven basiert hingegen auf einer anderen Betrachtungsweise.
Primäre und sekundäre Motive
Die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Motiven ist am geläufigsten. Dabei unterscheiden sie sich folgendermaßen voneinander:
- Primäre bzw. niedrigere Motive: angeborene Bedürfnisse wie Hunger, Durst oder der Sexualtrieb
- Sekundäre bzw. höhere Motive: erworbene Bedürfnisse wie das Leistungsbedürfnis, Zugehörigkeitsbedürfnis oder das Machtbedürfnis
Häufig werden die sekundären Bedürfnisse von den primären Motiven überlagert. Das heißt, wenn ein primäres Bedürfnis über eine längere Zeit hinweg unbefriedigt bleibt, hat dessen Befriedigung gegenüber der Befriedigung eines sekundären Bedürfnisses Vorrang. Dieser Prozess taucht im Alltag häufig auf:
Du hast großen Hunger, aber im Moment hast Du nichts zu essen und in der Nähe ist auch kein Supermarkt. Dein Hunger dauert über eine längere Zeit an. Dann ist es Dir wohl relativ egal, ob Dein Zugehörigkeitsmotiv gestillt ist oder nicht.
Wenn Dein Bauch knurrt und vielleicht sogar schon leicht schmerzt, wirst Du all Deine Motivation in die Suche nach Essen stecken. Die sekundären Motive haben dann keinerlei Relevanz mehr, wenn die primären Motive nicht erfüllt sind. Ohne Essen hast Du keine Energie, um Dich um Deine Sozialkontakte zu kümmern und nach Zugehörigkeit zu streben.
Werden die primären Motive lange Zeit nicht befriedigt, hat das in der Regel körperliche Mangelerscheinungen wie Unterernährung oder Dehydration oder im schlimmsten Fall den Tod zur Folge. Bleiben sekundäre Motive hingegen über einen längeren Zeitraum unbefriedigt, bringt das eher psychische Folgen mit sich. Es kommt zu einem psychischen Ungleichgewicht.
Falls Dir die primären Bedürfnisse (Hunger, Durst etc.) und das Leistungsbedürfnis sowie Machtbedürfnis vertraut vorkommen, kann das mit großer Wahrscheinlichkeit daran liegen, dass sie Dir schon einmal in der Maslowschen Bedürfnispyramide begegnet sind. Wenn Du mehr dazu erfahren möchtest, klick Dich in den passenden Beitrag "Grundbedürfnisse nach Grawe und Maslow" rein!
Soziogene Motive und Biogene Motive
Biogene Motive sind primäre Motive und soziogene Motive sind wiederum mit den sekundären gleichzusetzen. Dabei führen die beiden Begriffe biogen und soziogen die bisherigen Definitionen der primären und sekundären Motive etwas weiter aus. Wie genau Du Dir diese Begriffserweiterung vorstellen kannst, zeigt Dir die folgende Tabelle auf:
Biogene Motive | Soziogene Motive | |
Merkmale |
|
|
Beispiele | Durst, Hunger und Sexualität | Macht, Leistung, Anschluss |
Der Begriff intraindividuell meint so viel wie "innerhalb eines Menschen bzw. eines Individuums". Hingegen meint interindividuell "zwischen zwei oder auch mehreren Personen bzw. Individuen".
Explizite und implizite Motive
Die Unterscheidung zwischen impliziten und expliziten Motiven stammt von dem amerikanischen Psychologen David McClelland. Seine Unterscheidung basiert weniger darauf, ob ein Motiv angeboren oder erworben ist, sondern viel mehr auf der Bewusstseinsebene, auf die sich ein Motiv zurückführen lässt.
Implizite Motive
McClelland geht davon aus, dass es sich bei impliziten Motiven um Bedürfnisse handelt, die den Menschen unbewusst beeinflussen. Sie werden im frühen bzw. vorsprachlichen Kindesalter angeeignet und können von einer Person dementsprechend nicht versprachlicht werden. Implizite Motive sind in der Regel affektiv gesteuert und zeigen sich in langfristigem Verhalten und in Reaktionen. Das veranschaulicht Dir das folgende Beispiel:
Eine Person, die in ihrer frühen Kindheit von ihren Eltern eine strenge Erziehung erfahren hat und stark unterdrückt wurde, bildet nicht selten ein unterbewusstes Machtmotiv aus. Dabei strebt die Person, ohne es selbst zu realisieren, als Erwachsene*r nach Kontrolle, um die als Kind erfahrene Hilflosigkeit zu kompensieren. Häufig äußert sich das in dem Verlangen, andere Personen dominieren zu wollen. Eine solche Person will nicht selten das letzte Wort haben und genießt es, wenn ihr Gegenüber von ihr abhängig ist.
Mit affektivem Verhalten ist ein gefühlsbetontes bzw. gefühlsgesteuertes Verhalten gemeint. Typische Affekte sind Freude, Hass oder Trauer.
Explizite Motive
Explizite Motive stellen laut McClelland einen bewussten Antrieb dar. Sie können im Gegensatz zu den impliziten Motiven versprachlicht und benannt werden. Explizite Motive sind kognitiver Natur und situationsabhängig. Sie beziehen sich somit auf unmittelbare Reaktionen. Ein typisches Beispiel für ein explizites Motiv ist das Folgende:
Eine Person, die sehr gerne und hervorragend Klavier spielt, hat das Bestreben, ihr Können zu demonstrieren. Sie besitzt ein Leistungsmotiv in Bezug auf das Klavierspielen. Wenn sie gefragt wird, warum sie das Instrument spielt, nennt sie als Motivation das Streben nach Anerkennung und Erfolg.
Eine Zusammenfassung der Unterschiede zwischen den Merkmalen der impliziten und expliziten Motive findest Du in der folgenden Tabelle:
Merkmale | Implizite Motive | Explizite Motive |
Grundlage | affektiv | kognitiv |
Erwerb | vorsprachlich, früh | durch sprachliche Interaktion |
Repräsentation | unbewusst | bewusst |
Verhalten | spontan | abwägend |
Im besten Fall stimmen laut McClelland die impliziten und expliziten Motive überein. Wenn dies der Fall ist, wird von einer sogenannten Motivkongruenz gesprochen. Stimmen die beiden Motive nicht überein, kommt es zu einer Motivinkongruenz. Dann herrscht ein Konflikt zwischen den impliziten und expliziten Motiven.
Kongruenz meint so viel wie "übereinstimmend". Zwei Figuren sind beispielsweise kongruent, wenn sie deckungsgleich sind, also komplett miteinander übereinstimmen.
Das folgende Beispiel soll Dir dabei helfen, sowohl das Prinzip einer Motivkongruenz als auch das einer Motivinkongruenz zu verstehen:
Lea, ein 16-jähriger Teenager, hat als implizites (unbewusstes) Motiv das Anschlussmotiv: Ohne es selbst bewusst wahrzunehmen, strebt Lea nach Zugehörigkeit zu Gleichaltrigen.
- Ihr explizites (bewusstes) Motiv ist ebenfalls das Anschlussmotiv und sie versteht sich beispielsweise sehr gut mit ihren Klassenkamerad*innen und Freund*innen. Beide Motive befinden sich dann in einer Motivkongruenz. Lea fühlt sich glücklich und ausgelassen, da ihre beiden Motive erfüllt werden.
- Leas explizites Motiv ist jedoch das Leistungsmotiv und sie strebt nach (schulischem) Erfolg. Ihr Leistungsmotiv steht mit ihrem impliziten Anschlussmotiv in einem Konflikt. Die beiden Motive sind dann inkongruent. Egal, wie hart Lea an ihrem Leistungsmotiv arbeiten wird, verspürt sie immer eine latente Unzufriedenheit, da ihr implizites Motiv unbefriedigt bleibt.
Persönliche Motive
Persönliche Motive einer Person umfassen meist sekundäre bzw. explizite Motive. Sie sind subjektiv und individuell. Persönliche Motive sind somit von Person zu Person unterschiedlich. Darüber hinaus können sie in der Regel von der betroffenen Person aktiv benannt werden und stellen den Antrieb einer Person dar. Dementsprechend wird z. B. in Bewerbungsgesprächen oder Stipendienbewerbungen häufig danach gefragt.
Beispiele für Motive
Die primären Motive umfassen im Grunde alle grundlegenden Bedürfnisse eines Menschen wie Hunger und Durst. Dementsprechend brauchen sie keine ausführliche Erklärung. Im nachfolgenden Beispiel wird verstärkt auf die sekundären Motive eingegangen:
- Leistungsmotiv: entsteht durch die Setzung eigener (persönlicher und/oder beruflicher bzw. schulischer) Ziele und indirektes Streben nach Anerkennung
- Machtmotiv: Bedürfnis bzw. Verlangen einer Person, andere Menschen beeinflussen zu wollen
- Anschlussmotiv: Streben nach zwischenmenschlichen Beziehungen und einer Rolle in der Gemeinschaft
- Selbstverwirklichungsmotiv: Suche nach einem tieferen Sinn und persönlicher Entfaltung
Motivation – Definition
Jede Handlung eines Menschen setzt neben einem Motiv auch eine Motivation voraus. Was genau ist unter Motivation zu verstehen?
Unter Motivation (lateinisch movere für "bewegen", "antreiben") werden in der Psychologie emotionale Prozesse zur Setzung und Bewertung von Zielen verstanden, die schlussendlich in Abhängigkeit von der Stärke der Motivation in einem Verhalten oder Handeln enden. Fehlt Motivation, hat dies zur Folge, dass eine Handlung unterlassen wird.
Ohne Motivation funktioniert im Grunde nichts. Fehlt ein Motiv, kommt es nicht mal zur Motivation, die ausschlaggebend für eine Handlung ist. Somit nimmt das Motiv eine zentrale Stellung ein, wie Du der nachfolgenden Abbildung entnehmen kannst:
In der Abbildung siehst Du neben dem Motiv einen weiteren wichtigen Punkt, ohne den es zu keiner Motivation und somit auch zu keiner Handlung kommt. Dabei handelt es sich um die Situation, nämlich den Anreiz. Ein Motiv muss immer durch einen Anreiz aktiviert werden, damit es zu einem Verhalten kommt. Typische Anreize sind zum Beispiel die Aussicht einer Belohnung, Anerkennung oder gute Noten/Erfolg. Aber auch die Möglichkeit, sich beweisen bzw. seine Fähigkeiten zeigen zu können, kann einen Anreiz darstellen.
Wenn Du Dir noch mehr Wissen über die Motivation aneignen willst, klick Dich in die passende Erklärung zur "Motivation Psychologie" rein!
Unterschied Motiv und Motivation
Der Unterschied zwischen Motiv und Motivation besteht darin, dass Motivation ein Produkt eines Motivs ist. Motivation entsteht immer dann, wenn ein Motiv aufgrund eines unbefriedigten Bedürfnisses angeregt wird. Ein Motiv muss somit auf einen Anreiz treffen, damit es zur Motivation und zu einem Verhalten kommt. Das folgende Beispiel erklärt Dir diesen Prozess:
Eine Konfrontation mit einer Prüfungssituation (Anreiz) kann das Leistungsbedürfnis (Motiv) aktivieren. Dadurch kommt es zur Motivation, die darin besteht, die Prüfungssituation bestmöglich zu meistern.
Die treibende Kraft bei der Entstehung von Motivation ist in der Regel neben dem Anreiz und dem Motiv eine sogenannte Affektantizipation. Das heißt, der Mensch handelt nur dann motiviert, wenn er sich positive emotionale Konsequenzen von der Handlung erhofft. Solche positiven Gefühlskonsequenzen können zum Beispiel gute Noten, Anerkennung von den Eltern oder Freuden und Stolz auf sich selbst sein. Es kann jedoch auch sein, dass ein Mensch motiviert handelt, weil er versucht, negative Ereignisse zu vermeiden. Das können beispielsweise Misserfolg, Statusverlust oder Ablehnung durch die Freunde sein.
Ein Affekt ist eine kurze und vorübergehende Gefühlsregung, die meist sehr intensiv ist und als Reaktion auf äußere Reize oder innere Vorstellungen auftritt. Typische Affekte sind z. B. Freude oder Hass.
Affektantizipation meint das Streben, die sogenannte emotionale Bilanz positiv zu erhöhen. Das bedeutet, dass durch Motivation positive Emotionen maximiert und negative minimiert werden sollen.
Motivation– Psychologie Beispiel
Das folgende Beispiel soll Dir den Prozess der Motivationsentstehung noch einmal ausführlicher erklären:
Stelle Dir vor, Deine Schule veranstaltet einen Übersetzungswettbewerb. Du selbst sprichst zwar nur Deutsch als Muttersprache, bist jedoch fasziniert von Sprachen, seitdem Du Dein erstes englisches Wort gelernt hast. Deshalb meldest Du Dich zu dem Wettbewerb an, bei dem es um das Übersetzen Deutsch-Englisch geht.
Du selbst hast schon immer ein hohes Leistungsmotiv gehabt. Deshalb stellt der Wettbewerb die perfekte Situation (Anreiz) dar, Dich zu beweisen. Von der Teilnahme an dem Wettbewerb erhoffst Du Dir positive Affektivität, also Freude und Stolz (Deiner Eltern und Lehrer*innen). Die Situation, Dein Leistungsmotiv und die von Dir erwarteten positiven Folgen führen nun dazu, dass Du Dich motiviert und voller Elan in den Wettbewerb stürzt.
Arten von Motiven - Das Wichtigste
- Ein Motiv ist in der Psychologie ein Beweggrund für menschliches Verhalten, der eine positive emotionale Konsequenz mit sich bringt. Ein Motiv ist ein Grund, etwas zu tun.
- Es wird grundsätzlich zwischen primären (z. B. Hunger, Durst) und sekundären Motiven (z. B. Leistungsmotiv) unterschieden.
- Motive können darüber hinaus auch in implizite (unbewusst) und explizite (bewusst) Motive untergliedert werden.
- Ein Motiv ist die Voraussetzung für Motivation und jede Handlung des Menschen.
- Als Motivation werden in der Psychologie emotionale Prozesse zur Setzung und Bewertung von Zielen verstanden.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Arten von Motiven
Was ist ein Motiv in der Psychologie?
Ein Motiv ist in der Psychologie ein Beweggrund für menschliches Verhalten, der eine positive emotionale Konsequenz mit sich bringt. Häufig werden die Begriffe Bedürfnis, Drang, Trieb oder Streben synonym verwendet. Kurz gesagt ist ein Motiv ein Grund, etwas zu tun.
Was sind implizite Motive?
Implizite Motive sind Bedürfnisse, die den Menschen unbewusst beeinflussen. Sie werden im frühen bzw. vorsprachlichen Kindesalter angeeignet und können von einer Person dementsprechend nicht versprachlicht werden. Implizite Motive sind in der Regel affektiv gesteuert und zeigen sich in langfristigen Reaktionen und Verhalten.
Welche Arten von Motiven gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Motiven. Grundsätzlich lassen sich Motive nach primären und sekundären, biogenen und soziogenen oder impliziten und expliziten Motiven unterscheiden.
Was sind Motive Beispiele?
Beispiele für primäre Motive sind:
- Hunger
- Durst
- Sexualtrieb
Beispiele für sekundäre Motive sind:
- Leistungsmotiv
- Machtmotiv
- Anschlussmotiv
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