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Die Speicherung im Langzeitgedächtnis stellt den dritten und letzten Schritt in der Informationsverarbeitung dar. Wenn Informationen dort ankommen, sind sie zuvor schon im sensorischen Gedächtnis aufgenommen und dann über das Kurzzeit- bzw. Arbeitsgedächtnis weitergeleitet worden. Diesen Prozess veranschaulicht dir die folgende Abbildung:
Wenn Du mehr zum Informationsverarbeitungsprozess erfahren möchtest, schau auch bei unseren Erklärungen "Sensorischer Speicher" und "Kurzzeitgedächtnis Arbeitsgedächtnis" vorbei.
Langzeitgedächtnis Psychologie – Definition & Funktion
Das Langzeitgedächtnis schließt sich dem sensorischen Speicher und dem Kurz- bzw. Arbeitsgedächtnis an. Doch was genau ist das Langzeitgedächtnis und wodurch zeichnet es sich aus?
Das Langzeitgedächtnis (long-term memory) dient der langfristigen Speicherung von großen Mengen und verschiedensten Informationen. Damit ist es der Speicher aller bereits erlebten Ereignisse und gelernten Informationen.
Im Langzeitgedächtnis werden allerdings nicht nur Fakten (wie z. B. die Hauptstadt Frankreichs oder 1 + 1=2), sondern auch Fertigkeiten, wie zum Beispiel Bewegungsabläufe, gespeichert. Nur durch das Langzeitgedächtnis besitzt du eine Identität, denn ohne es könntest Du Dich nicht daran erinnern, wie Du heißt, wo Du aufgewachsen bist oder was Dich zu dem gemacht hat, was Du heute bist.
In der Forschung ist man sich einig, dass das Langzeitgedächtnis ein sogenanntes multimodales Phänomen ist. Das heißt, es gibt nicht nur einen einzigen Speicher. Stattdessen ist das Langzeitgedächtnis über mehrere Areale (dezentral) verteilt. Diese können im Gehirn nah beieinander liegen oder aber auch weit voneinander entfernt sein.
Wo genau welche Gedächtnisinhalte gespeichert werden, ist jedoch noch nicht abschließend erforscht.
Es wird aktuell davon ausgegangen, dass der Hippocampus, ein subkortikales Areal (= ein unter der Großhirnrinde befindliches Areal), eine wichtige Rolle beim Lernen und bei der kurzfristigen Speicherung von Informationen spielt.
Die langfristige Speicherung wird hingegen den kortikalen Arealen (= den in der Großhirnrinde befindlichen Arealen), wie dem Temporallappen oder Präfrontallappen, zugeschrieben. Wo sich diese Areale genau im Gehirn befinden, kannst Du dieser Abbildung entnehmen:
Die Aufgabe des Langzeitgedächtnisse
Das Langzeitgedächtnis wird in das deklarative und das non-deklarative Gedächtnis unterteilt und die beiden lassen sich jeweils wiederum untergliedern. Somit besteht das Langzeitgedächtnis aus einer komplexen Struktur verschiedener Gedächtnisse, wie Du an der nachfolgenden Abbildung erkennen kannst:
Das deklarative Gedächtnis
Das deklarative Gedächtnis, auch explizites Gedächtnis genannt, speichert Fakten und Ereignisse, die verbalisiert und bewusst erinnert werden können. Daher wird es auch als "Wissensgedächtnis" bezeichnet. Es untergliedert sich weiter in das episodische und das semantische Gedächtnis.
Episodisches Langzeitgedächtnis
Das episodische Gedächtnis ist autobiografischer Natur. Das heißt, es erfasst Erinnerungen an persönliche Ereignisse mit räumlich-zeitlichem Bezug. Was darunter zu verstehen ist, zeigen dir folgende Beispiele:
Erinnerungen an:
- den Urlaub in Paris vor zwei Jahren,
- den Tag deiner Einschulung,
- den 50. Geburtstag des Vaters.
Semantisches Langzeitgedächtnis
Das semantische Gedächtnis erfasst hingegen Fakten- und Sachwissen ohne räumlich-zeitlichen Bezug und speichert das Wissen über die Welt und die Sprache. Wir nutzen unser semantisches Gedächtnis effektiv, wenn wir uns an Gelerntes erinnern wollen:
- Paris ist die Hauptstadt von Frankreich.
- 2 + 2 = 4.
- Geschichtliche Jahreszahlen.
Wann genau wir uns dieses Wissen angeeignet haben, ist jedoch unbekannt. Daran können wir uns in den meisten Fällen nicht mehr erinnern.
"Semantisierung" des episodischen Gedächtnisses
Episodische Gedächtnisinhalte verlieren über die Zeit ihren Detailreichtum und werden somit zu Fakten, das heißt zum semantischen Gedächtnis. Konkret bedeutet das, man kann sich zwar noch daran erinnern, aber der räumlich-zeitliche Bezug entfällt. Mit dem folgenden Beispiel wird das noch deutlicher:
Man erinnert sich an ein Ereignis, verortet es allerdings im falschen Jahr.
Das non-deklarative Gedächtnis
Neben all dem Wissen, an das man sich erinnern kann, sind im Langzeitgedächtnis noch weitaus mehr Informationen gespeichert. Diese befinden sich im Unterbewusstsein und haben dennoch maßgebliche Auswirkungen auf unser Verhalten.
Diese Inhalte und Informationen werden im non-deklarativen oder impliziten Gedächtnis gespeichert. Es gliedert sich in fünf Untergruppen:
- Prozedurales Gedächtnis: erlerntes Wissen wie Fertigkeiten, die bereits automatisiert sind und ohne bewusste Kontrolle ablaufen.
- Perzeptuelles Gedächtnis: Beurteilungen wahrgenommener Reize auf Basis von Neuigkeit und Vertrautheit.
- Priming: schnellere und erleichterte Verarbeitung von Informationen, wenn diese oder ein ähnlicher Inhalt bereits zuvor verarbeitet wurden (Aktivierung verknüpfter Gedächtnisinhalte).
- Klassische Konditionierung: Verknüpfung eines konditionierten Reizes mit einer Reaktion, die zuvor durch einen unkonditionierten Reiz ausgelöst wurde.
- Habituation: Gewöhnung an einen Reiz.
Nachfolgend findest Du ein paar Beispiele, die dir die einzelnen Untergruppen des non-deklarativen Gedächtnisses und ihre Funktionen etwas anschaulicher verdeutlichen:
Prozedurales Gedächtnis: Fahrradfahren oder Schwimmen – Wir können all diese Fertigkeiten demonstrieren, aber nur schwer darüber berichten, da wir sie nicht bewusst kontrollieren.
Priming: blau, Wasser, Wolken – Wenn wir kurz zuvor über diese Wörter gesprochen haben, benötigen wir weniger Zeit dafür, uns an das Wort Himmel zu erinnern.
Habituation: Wenn Du über einen längeren Zeitraum Lärm ausgesetzt bist, wirst Du ihn nach einer gewissen Zeit kaum noch wahrnehmen, da Du Dich an ihn gewöhnt hast.
Wenn Du mehr zur klassischen Konditionierung erfahren willst, schaue dir gerne den Artikel dazu auf StudySmarter an!
Langzeitgedächtnis – Kapazität und Speicherdauer
Das Langzeitgedächtnis kann Informationen von über Wochen bis hin zu einem Leben lang speichern. Das heißt, ist eine Information einmal ins Langzeitgedächtnis gelangt, kann sie in der Regel nicht mehr so schnell vergessen werden. Dennoch kann sie sich, wie bereits im deklarativen Gedächtnis angerissen, verändern und an Detailreichtum verlieren.
Im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis ist die Speicherkapazität des Langzeitgedächtnisses unbegrenzt. Damit besitzt es einen enormen Speicherplatz und ermöglicht dem Menschen, bis ins hohe Alter Erinnerungen und Informationen problemlos abzuspeichern.
Langzeitgedächtnis – Störung & Verlust
Wie bei dem Kurzzeit- bzw. Arbeitsgedächtnis kann es auch bei dem Langzeitgedächtnis zu Störungen und Problemen bei der Speicherung von Informationen kommen. Die Störungen des Langzeitgedächtnisses können einen temporären, aber auch einen kompletten Gedächtnisverlust umfassen.
Gedächtnisverluste werden auch Amnesien genannt und treten als Folge von Erkrankungen oder Unfällen auf. Die wohl bekannteste Erkrankung des Langzeitgedächtnisses ist die Alzheimer-Demenz. Sie betrifft das episodische Gedächtnis und es werden beispielsweise die eigenen Kinder nicht mehr erkannt.
Es gibt jedoch noch weitere Erkrankungen und Substanzen, die das Langzeitgedächtnis in seinen verschiedenen Bereichen einschränken können:
- Degenerativ: (Semantische) Demenz, Parkinson
- Traumatisch: Hirnhautentzündung, Schädel-Hirn-Trauma
- Pharmakologisch: Medikamente, Drogen und Alkohol
Auch eine Depression kann zu Gedächtnisverlusten führen und das Erinnern und Lernen erschweren. Sehr schwere Fälle der Depression können sogar einer Demenz ähneln.
Amnesien in Bezug auf das Langzeitgedächtnis meinen den Verlust früherer Erinnerungen. Es gibt verschiedene Arten von Amnesien, die das Langzeitgedächtnis betreffen:
- Anterograde Amnesie: Verlust der Fähigkeit, neue Ereignisse und Fakten zu lernen. Hier sind sowohl das episodische als auch das semantische Gedächtnis betroffen. Als Folge können einst vertraute Personen und Situationen nicht mehr wiedererkannt werden.
- Retrograde Amnesie: führt zum Verlust der Erinnerung an Ereignisse vor dem Trauma. Sie betrifft vor allem das episodische Gedächtnis.
Langzeitgedächtnis verbessern
Das Langzeitgedächtnis kann trainiert werden. Möchtest Du Dir beispielsweise Wissen für eine bevorstehende Prüfung aneignen, solltest Du Dein Gehirn davon überzeugen, dass dieses von Relevanz ist. Das kannst Du durch mehrfaches Wiederholen erreichen. Durch Wiederholen – vor allem durch regelmäßiges Wiederholen über einen langen Zeitraum – wird einer Information Relevanz zugeschrieben und die Wahrscheinlichkeit, dass die Information im Langzeitgedächtnis aufgenommen wird, erhöht sich.
Nicht nur das Langzeitgedächtnis kann durch Wiederholung gestärkt werden. Wenn Du Dich dafür interessierst, wie dieser Prozess im Kurzzeitgedächtnis vonstattengeht, lies dir doch auch die Erklärung "Kurzzeitgedächtnis Arbeitsgedächtnis" durch.
Bemerkbar macht sich der Effekt von Wiederholung beispielsweise beim Erlernen einer neuen Sprache:
Du kennst es bestimmt, dass Du bestimmte Redewendungen oder die Artikel von Fremdwörtern nie vergisst, dir eine einzelne Vokabel aber einfach nicht merken kannst. Das liegt daran, dass Du die Redewendungen oder Artikel häufig verwendest und laut aussprichst und eine einzelne Vokabel hingegen nicht so häufig gebrauchst. Diese Vokabel landet zwar im Kurzzeitgedächtnis, wird jedoch schon wieder vergessen, bevor sie ins Langzeitgedächtnis überschrieben werden kann.
Neben Wiederholungen stärken auch Verknüpfungen das Erinnern an Ereignisse und Informationen. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der Mensch besser an eine Information erinnert, wenn er sie in einer ähnlichen Situation oder an einem ähnlichen Ort abruft, wie dort, wo er sie sich angeeignet hat. Diese sogenannte Enkodierspezifität ist auch der Grund, warum Nutella beispielsweise im Urlaub anders schmeckt als zuhause.
Typische Situationen, in denen die Enkodierspezifität von Bedeutung ist, sind zum Beispiel Prüfungssituationen:
Lernst Du für eine Prüfung, ist es ratsam, dies unter klausurähnlichen Bedingungen zu tun. Schalte dein Handy aus, setze dich an einen leeren Schreibtisch und erstelle dir ein Blatt mit Aufgaben, die den Klausuraufgaben ähneln.
Mehr zum Thema Enkodierspezifität findest Du in unserer Erklärung "Enkodierung Psychologie".
Neben dem Wiederholen und Verknüpfen von Informationen kann die Gedächtnisleistung auch durch beispielsweise Drogen oder Hypnose "verbessert" werden. Diese gesteigerte Gedächtnisleistung wird Hypermnesie genannt. Jedoch ist diese gesteigerte Erinnerungsleistung nicht immer von Vorteil. Gerade bei posttraumatischen Belastungsstörungen sind solche lebhaften Erinnerungen problematisch.
Langzeitgedächtnis – Beispiel
Das Langzeitgedächtnis benötigst Du für allerhand Dinge und in fast allen Lebensbereichen. Hier findest Du ein paar Beispiele dafür, wo das Langzeitgedächtnis zum Einsatz kommt:
- Beim Erinnern von Geburtstagen oder von dem Ort, wo Du Dein Handy letzte Nacht hingelegt hast oder wo genau sich dein Hotel im Urlaub befindet. Für all diese Informationen wird das episodische Langzeitgedächtnis genutzt.
- Das Wissen, das Du Dir über die Schullaufbahn hinweg aneignest, wird im semantischen Gedächtnis gespeichert.
- Aber auch beim Skifahren oder Inlinerfahren kommt dein Langzeitgedächtnis zum Einsatz. Die benötigten Bewegungsabläufe der Muskeln sind im prozeduralen Gedächtnis gespeichert.
Langzeitgedächtnis – Das Wichtigste
- Das Langzeitgedächtnis (long-term memory) dient der langfristigen Speicherung großer Mengen verschiedenster Informationen.
- Es untergliedert sich in das deklarative und das non-deklarative Gedächtnis.
- Das deklarative Gedächtnis wird in das semantische und das episodische Gedächtnis unterteilt.
- Das non-deklarative Gedächtnis untergliedert sich in fünf Untergruppen: prozedurales und perzeptuelles Gedächtnis, Priming, klassische Konditionierung und Habituation.
- Verluste der Gedächtnisleistung werden Amnesien genannt.
- Wiederholen und Verknüpfungen verbessern das Langzeitgedächtnis.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Langzeitgedächtnis
Was wird im Langzeitgedächtnis gespeichert?
Im Langzeitgedächtnis werden nur Informationen und Erinnerungen gespeichert, welche das Gehirn als wichtig und relevant ansieht, obwohl es theoretisch über eine unbegrenzte Kapazität an Speicherplatz verfügt. Diese Informationen können dort mehrere Tage, Wochen, Jahre bis ein ganzes Leben lang abgespeichert werden.
Wie funktioniert das Langzeitgedächtnis?
Das Langzeitgedächtnis funktioniert dadurch, dass es aus einem deklarativen und einem non-deklarativem Gedächtnis besteht. Im deklarativen Gedächtnis werden alle Fakten und Ereignisse, die verbalisiert und bewusst erinnert werden können, gespeichert. Im non-deklarativen Gedächtnis sind die unbewussten Inhalte und Informationen abgespeichert, wie Fertigkeiten.
Hat das Langzeitgedächtnis eine begrenzte Kapazität?
Im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis hat das Langzeigtgedächtnis keine begrenzte Kapazität, jedoch können Informationen und Inhalte wieder vergessen werden oder gleich gar nicht ins Langzeitgedächtnis gelangen, wenn sie als nicht relevant erachtet werden.
Wie kann man das Langzeitgedächtnis trainieren?
Das Langzeitgedächtnis kann gut trainiert werden. Dafür genügt es, wichtige Informationen regelmäßig zu wiederholen und Ereignisse in Erinnerung zu rufen. Auch das Herstellen von Verknüpfungen ist förderlich, um sich an bestimmte Informationen besser zu erinnern.
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