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Lernstrategien – Definition
Lernen allgemein bedeutet Erwerb von Wissen. Lernstrategien sind verhaltensbezogene und kognitive Vorgehensweisen für den Erwerb von Wissen. Anders gesagt: Wie beim Lernen vorgegangen wird. Dabei lernen wir ständig, auch unbewusst im Alltag.
Wie das ablaufen kann, zeigt Dir das folgende Beispiel:
Da Du Dir vorgenommen hast, später einmal ein eigenes Unternehmen zu führen, eignest Du Dir jetzt schon unglaublich gerne Informationen über Wirtschaftsthemen und Unternehmensführung an. Du beschäftigst Dich so früh wie möglich damit, um schneller an Dein Ziel zu gelangen. Deine Lernstrategie könnte also sein, dass Du beispielsweise jeden Tag mindestens eine halbe Stunde ein Podcast zur Unternehmensgründung anhörst.
Doch eine Lernstrategie beschreibt nicht nur das Lernen an sich. Sie hat auch das Ziel, die lernenden Personen durch einen guten Lernweg dauerhaft motiviert zu halten. Diese Motivation sollte bei den Lernenden von innen heraus kommen, sie sollten also intrinsisch motiviert sein zu lernen.
Intrinsische Motivation, also die innere Motivation, ist das Gegenteil von extrinsischer, also externer Motivation von außen. Bei der intrinsischen Motivation kommt die Belohnung und die Bestätigung von innen, bei der extrinsischen Motivation kommt sie meist von einer anderen Person.
Wie genau das funktioniert, siehst Du am Beispiel der Lernmotivation:
Lernst Du etwas, weil Du es lernen willst und Dich das Thema interessiert, dann bist Du von innen heraus motiviert. Diese Art der Motivation ist also die intrinsische Motivation.
Lernst Du hingegen etwas, weil Du es musst, wirst Du von außen dazu motiviert. Diese Motivation ist extrinsisch.
Lernstrategien Psychologie – Grundlagen und Abgrenzungen
Im Alltag werden die Begriffe Lernstrategie, Lernmethode oder auch Lerntechnik synonym benutzt. Das heißt, die meisten Menschen verstehen unter allen drei Begriffen mehr oder weniger das Gleiche. Auch in der Psychologie werden die Begriffe nicht immer sauber abgegrenzt, denn in ihren Grundlagen beschreiben sie alle den Weg des Lernens. Die Unterschiede zwischen Lernstrategie, Lernmethode und Lerntechnik lernst Du im Folgenden genauer kennen.
Lernmethode
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird eine Methode als ein nach Mittel und Zweck planmäßiges (methodisches) Verfahren verstanden, das zu einem bestimmten Ziel führt. Eine Lernmethode bestimmt demnach das Ziel und den Weg des Lernens. Also im Grunde wie etwas gelernt wird. Hier ein paar Lernmethoden im Überblick:
- wiederholtes lesen
- Zusammenfassungen schreiben
- abfragen
- laut vorsprechen
Lerntechnik
Eine Technik ist im Allgemeinen die Art und Weise, wie etwas ausgeführt wird. Eine Lerntechnik bestimmt also, mit welchen Mitteln etwas gelernt wird. Je nach gewählter Lernmethode kannst Du unterschiedliche Lerntechniken anwenden. Um zu zeigen, wie das aussehen kann, folgt ein Beispiel von Liam und Mara.
Liam und Mara stehen kurz vor einer schweren Klausur und sie wissen, dass sie für eine gute Note viel lernen müssen. Die beiden wissen auch, mit welchen Lernmethoden sie nicht so viel Erfolg hatten. Deshalb wollen sie jetzt mit neuen Methoden lernen.
Mara entscheidet sich für das Abfragen. Sie kann jetzt zwischen verschiedenen Lerntechniken wählen. Entweder kann sie sich selbst Fragen stellen, die sie dann auch selbst beantwortet, sie kann sich Karteikarten schreiben, die sie immer wieder durchgeht, oder sie trifft sich mit einem Klassenkameraden und sie fragen einander ab. Mara entscheidet sich dafür, mit einem Klassenkameraden zusammen zu lernen, weil sie weiß, dass sie zusammen mit anderen fleißiger lernen kann und lernen so sogar Spaß machen kann.
Liam entscheidet sich dafür, Zusammenfassungen zu schreiben. Auch dabei kann er verschiedene Techniken wählen. Er kann zuerst alles aufschreiben, was er schon weiß und dann alles, was er noch nicht weiß. Er kann den Lernstoff immer und immer wieder abschreiben, und dabei versuchen möglichst kleinzuschreiben (Spickzetteltechnik), oder er versucht das Geschriebene auf das wirklich wichtige zu kürzen. Liam war schon immer gut darin, Spickzettel zu schreiben und möchte dieses Talent nun aktiv zum Lernen nutzen.
Lernstrategie
Eine Lernstrategie setzt sich aus Lernmethoden und Lerntechniken zusammen. Dabei beschränkt sich eine Lernstrategie nicht auf eine einzige Lernmethode und eine dazugehörige Lerntechnik, sondern bildet den kompletten Lernweg ab. Sie bestimmt zum Beispiel auch, wann, wo und was gelernt wird. Je nach Art der Lernstrategie ist es wichtig, zu bestimmen, wann und wo gelernt wird. Also in welcher Lernumgebung gelernt werden soll, welche Materialien zum Lernen benötigt werden, und ob Du täglich zur gleichen Zeit lernst, oder lieber einmal in der Woche einen ganzen Tag.
Neben der Frage nach dem wie, wo, und wann ist es auch wichtig zu definieren, was genau gelernt werden soll. Gerade bei besonders umfangreichen Themen ist es bei den Lernstrategien wichtig, die Lerntage genau zu planen. So soll verhindert werden, dass die Motivation sinkt und das Lernziel nicht erreicht werden kann.
Wenn Du mehr zur in Motivation lernen willst, klick Dich in die Erklärung "Motivation" und wenn Du das Ganze im Kontext des Lernens vertiefen möchtest, ist die Erklärung "Lernmotivation" genau richtig.
Lernstrategien Psychologie – Zusammenfassung
Es gibt sehr viele Lernstrategien, wobei nicht jeder Mensch mit jeder Lernstrategie gleich gut lernen kann. Jeder Mensch lernt individuell, dennoch lassen sich einige Lernstrategien gut übertragen, sodass jeder anhand einer Lernstrategie lernen kann. In der folgenden Zusammenfassung findest Du diese drei Arten von Lernstrategien: kognitiv, metakognitiv und individuell.
Kognitive Lernstrategien – Psychologie
Die kognitiven Lernstrategien werden in drei Kategorien eingeteilt:
- Wiederholungsstrategie
- Ordnungsstrategie
- Elaborationsstrategie
Wiederholung
Die Wiederholungsstrategie zielt darauf ab, Fakten durch wiederholtes Lernen im Langzeitgedächtnis abzuspeichern. So können Lerninhalte teilweise, also in Böcken gelernt werden, wie beim Vokabeln lernen, oder auch im Ganzen gelernt werden. Die Lerninhalte an einem Stück zu wiederholen hilft dabei, Zusammenhänge zu erkennen und diese mit ins Langzeitgedächtnis zu übertragen.
Wenn Du wissen willst, wie das Langzeitgedächtnis funktioniert, klick auf die Erklärung "Gedächtnis" und "Langzeitgedächtnis"!
Ordnung
Die Ordnungsstrategie dient im Wesentlichen zur Reduzierung der Informationen auf das absolut Wichtigste. Dabei werden die neuen Informationen in eine logische Ordnung gebracht und mit vorhandenem Wissen verknüpft. Gute Übungen zum Ordnen von Wissen ist das Erstellen von Zusammenfassungen, Gliederungen und Mindmaps.
Elaboration
Die Elaborationsstrategie, auch Verfeinerungsstrategie genannt, nimmt beim Lernen den neuen Stoff in die bisher erlernten Inhalte wahr, indem die neuen Wissensinhalte mit der bestehenden Wissensstruktur verknüpft werden. Darunter ist zu verstehen, dass die neu erhaltenen Informationen in ein bereits existierende Wissensnetzwerk eingebaut werden. Ein Wissensnetzwerk ist all Dein Wissen, was Du im Gedächtnis bewusst (z. B. beim Lernen) oder unbewusst (z.B. von Unterhaltungen anderer) gespeichert hast.
Die Elaborationsstrategie erfolgt dann, wenn Ähnlichkeiten zu bekannten Zusammenhängen gefunden und Verbindungen zu Alltagsbeispielen oder verwandten Inhalten hergestellt werden können. Aber auch wenn Fragen zu neuen Themen gestellt werden oder neu gelernte Inhalte in eigenen Worten zusammengefasst sind. Was darunter zu verstehen ist, erklärt Dir das folgende Beispiel:
Du hörst Dir jeden Tag eine halbe Stunden ein Podcast zum Thema Unternehmensgründung an. Damit Du aber noch weitere Informationen und Wissen sammeln kannst, liest Du zusätzlich Bücher. In manchen Textabschnitten kennst Du bereits den Inhalt aus dem Podcast, jedoch werden Informationen ergänzt. Außerdem bist Du sehr aktiv in der Schule im Fach Wirtschaftspolitik. Denn auch aus dem Unterricht werden Deine bereits gewonnene Informationen ergänzt.
Metakognitive Lernstrategien – Psychologie
Ziel der metakognitiven Lernstrategie ist es, den Überblick über den Lernweg zu behalten, indem Lernzeiten, Lernziele und Lerninhalte genau durchdacht werden. Hier werden Lerneinheiten und Lernzeiten geplant, die Fort- oder Rückschritte überprüft und Wissen beurteilt. Am Ende wird der komplette Lernweg reflektiert, um eventuell für die nächste Lernphase noch etwas besser machen zu können. Mit dieser Lernstrategie gehst Du organisierter voran und kannst Lernblockaden schnell meiden. Viele nutzen dabei einen Lernplaner. Wie das aussehen kann, erfährst Du im folgenden Beispiel:
Du weißt, dass Du in drei Monaten eine Abschlussprüfung in Mathematik schreiben musst. Deshalb planst Du Dir Deine Arbeitszeiten.
- Im ersten Monat: Montags, mittwochs und freitags setzt Du Dich eine Stunde hin und lernst die Binomialverteilung.
- Jeden Freitag notierst Du Dir auch Themen, die Du noch nicht verstanden hast und versuchst diese mit oder ohne Hilfe zu lösen.
- Im zweiten Monat: Donnerstags setzt Du Dich für ca. 30 Minuten für Wahrscheinlichkeitsrechnen hin.
- Am Ende setzt Du Dich für fünf Minuten hin und überprüfst Dein Wissen selbst.
- Im dritten Monat: Alle zwei Tage gehst Du für 45 Minuten alles durch und arbeitest an Übungsaufgaben.
- Und stellst selbst fest, ob Du das Thema verstanden hast oder nicht.
Individuelle Lernstrategien – Psychologie
Es gibt viele verschiedene Arten von Informationsaufnahmen, die die Merkfähigkeit beeinflussen. Die meistgenutzten Techniken sind das alleinige Lesen, das Hören, das Sehen, das Hören und Sehen zusammen und das Aufsagen. Der/die Lernende sollte möglichst versuchen, eine individuelle Lernstrategie zu entwickeln, die immer angewendet werden kann. Bekannt ist, dass das Erklären und die Visualisierung sich im Durchschnitt am effektivsten auf das Lernen auswirken. Dennoch solltest Du individuell schauen, wie Du am effektivsten lernst, indem Du Dich ausprobierst.
Effektive Lernstrategien Psychologie – Beispiel
In der Psychologie haben sich einige Lernstrategien als effektives Werkzeug gezeigt. Doch wie oben schon erwähnt ist nicht jede Lernstrategie bei jeder Person gleich gut. Deshalb ist es wichtig, sich auszuprobieren und so die passende Strategie zu finden.
Folgend wird Dir eine der effektivsten Lernstrategien vorgestellt, damit Du sie selbst ausprobieren kannst.
Beispiel LOCI-Lernstrategie
Bei der LOCI-Strategie werden schwere Lerninhalte mit Bildern, Gegenständen oder Standorten verbunden. So können gelernte Inhalte, mit Ansehen des Gegenstandes, oder auch mit dem Vorstellen des Gegenstandes besser und einfacher abgerufen werden. Du kannst etwa gelernte Inhalte mit dem Weg zur Schule assoziieren.
In zwei Wochen steht ein Vokabeltest an und Du entscheidest Dich dafür, die LOCI-Lernstrategie anzuwenden. Du läufst jeden Tag zur Schule und kennst den Weg komplett auswendig. Markiere Dir Punkte auf dem Weg, die auffällig sind, eine Bushaltestelle, ein besonders buntes Haus oder Ähnliches. Jetzt verknüpfe zu lernende Vokabeln mit diesen Punkten.
Du kannst anschließend in Gedanken die Strecke immer wieder abgehen und wiederholst an jedem Punkt die jeweiligen Vokabeln. Durch das geistige Ablaufen Deines Wegs kannst Du Dir Deine Vokabeln optimal merken. Das klappt, auch wenn Du morgens zur Schule läufst und mittags wieder nach Hause.
Lernstrategien Psychologie – Das Wichtigste
- Lernstrategien – Definition: Eine Lernstrategie ist eine verhaltensbezogene und kognitive Vorgehensweise für den Erwerb von Wissen.
- Lernstrategien Psychologie – Grundlagen und Abgrenzungen: Häufig werden Lernstrategien, Lernmethoden und Lerntechnik synonym verwendet.
- Lernstrategien Psychologie – Zusammenfassung: Es gibt mehrere effektive Lernstrategien, unter anderem die kognitive Lernstrategie, die metakognitive Lernstrategie und die individuelle Lernstrategie
- Individuelle Lernstrategien: Der Mensch lernt individuell. Deshalb ist es wichtig, verschiedene Strategien auszuprobieren, um die individuell effektivste herauszufinden.
- Effektive Lernstrategien – Psychologie: Jede Strategie wirkt anders. So können verschiedene Strategien miteinander kombiniert werden.
Nachweise
- Hasselhorn, M. & Labuhn, A. S. (2010). Lernstrategien. In Hascher T. & Schmitz, B. (Hrsg.), Pädagogische Interventionsforschung (S.74, 75). Weinheim/München: Juventa Verlag
- Hasselhorn, M. & Gold, A. (2006). Pädagogische Psychologie: Erfolgreiches Lernen und Lehren (S. 89 - 102). Stuttgart: Kohlhammer
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Lernstrategien Psychologie
Was gibt es für Lernstrategien?
Es gibt zahlreiche Lernstrategien. Bekannte Lernstrategien sind metakognitive, kognitive und individuelle Lernstrategien.
Was versteht man unter kognitiven Lernstrategien?
Unter kognitiven Lernstrategien versteht man eine aktive Lernmethode. Alles, was Du lernst, wird direkt im Gedächtnis aufgenommen. Ein Beispiel ist, dass Du das Wissen bzw. ein Text öfter wiederholst und verinnerlichst.
Was sind individuelle Lernstrategien?
Individuelle Lernstrategien sind Strategien, die der Mensch selbst erstellt und individuell lernt. Da die individuellen Lernstrategien selbst erstellt werden, probiert der Mensch sich aus, welche Art von Lernstrategie funktioniert. Hier geht man eher auf die Arten der Informationsaufnahme wie Karteikarten, Reime oder Eselsbrücken.
Was ist der Unterschied zwischen Lerntechniken und Lernstrategien?
Der Unterschied zwischen Lerntechniken und Lernstrategien wird nicht wirklich abgegrenzt. Beide Begriffe deuten auf die Vorgehensweise und den Lernweg des Wissenserwerbs hin.
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