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Die Mediation – Definition und Bedeutung
Eine Mediation kann eingesetzt werden, wenn ein Konflikt zwischen zwei Streitparteien auftritt, der durch die Streitenden selbst nicht mehr lösbar ist und wenn die Streitigkeit nicht durch eine staatliche Institution, wie ein Gericht, geklärt werden soll.
Eine Mediation ist ein freiwilliger Verhandlungsprozess, der auf Kooperation der beiden Streitparteien beruht. Dabei wird ein*e neutrale*r Vermittler*in (Mediator*in) eingesetzt, der zwischen den beiden Streitenden vermittelt und bei der Suche nach einer Lösung hilft.
Bei der Verhandlungsmethode der Mediation wird versucht, eine "Win-Win-Situation" zu erreichen. Dazu werden die Interessen der beiden Parteien betrachtet und verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Die Konflikte können sich dabei auf alle möglichen Bereiche beziehen. Eine Mediation hilft bei Problemen in Ehe und Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz und auch in der Politik.
In den USA wird die Bezeichnung mediation auch im Alltag für alle Arten der Vermittlung verwendet.
In Deutschland spielt die Mediation seit etwa 1990 eine wichtige Rolle. Da es jedoch kaum gesetzliche Vorgaben für sie gibt, bestehen kaum zwingende Vorgehensweisen, die eine Mediation erfüllen muss, um als solche bezeichnet zu werden. Dennoch lassen sich einige Gemeinsamkeiten finden, die als Grundlage dienen.
In der Erklärung "Konflikte" kannst Du mehr über die Probleme und Chancen durch Streitigkeiten erfahren. In der Zusammenfassung "Deeskalation" kannst Du dagegen lernen, wie Du selbst eine gute Konfliktbewältigung erreichen kannst.
Aufbau der Mediation und Vorgehensweise
Bei der Mediation bestehen verschiedene Aufgabenbereiche. Während die Konfliktparteien den Inhalt der Vermittlung bestimmen, sind Mediator*innen dafür verantwortlich, den Prozess zu strukturieren. Damit beruht die Mediation auf dem Grundgedanken, dass die Streitenden selbst wissen, wie der Konflikt gelöst werden kann und der/die Mediator*in nur zur Unterstützung und Vermittlung dient.
Voraussetzungen einer Mediation
Damit eine Mediation durchgeführt werden kann, sollten einige Voraussetzungen erfüllt werden. Diese lauten:
- Alle Betroffenen nehmen teil.
- Alle Streitparteien nehmen freiwillig teil.
- Alle Streitenden sind daran interessiert, einen Kompromiss zu finden.
- Verschwiegenheit aller teilnehmenden Parteien.
- Es existieren Handlungsspielräume.
Unter Handlungsspielräumen versteht man einen Raum von Möglichkeiten, innerhalb dessen man handeln und entscheiden kann. Daher ist es nicht möglich, Ja/Nein-Entscheidungen durch eine Mediation regeln zu lassen. Auch Streitigkeiten, die nur durch unterschiedliche Werte, zum Beispiel Befürwortung oder Ablehnung von Atomkraft, zustande kommen, lassen sich nicht durch eine Vermittlung entscheiden. Wenn eine Mediation allerdings durchgeführt werden kann, lässt sich der Prozess grob in fünf Phasen einteilen.
Phasen der Mediation
Da es keine einheitlichen Vorgehensweisen bei der Mediation gibt, existieren auch zahlreiche unterschiedliche Phasenmodelle, die den Aufbau der Mediation beschreiben sollen. Dennoch lässt sich das generelle Vorgehen in fünf Phasen einteilen:
- Klärung des Auftrags
- Sammlung der Themen
- Darstellung der Positionen
- Auswertung von Lösungsoptionen
- Erarbeitung der Vereinbarung
1. Klärung des Auftrags
Zu Beginn einer Mediation werden die Rahmenbedingungen geklärt. Dabei werden die Streitparteien darüber informiert, wie das Verfahren ablaufen wird und was die Rolle und die Haltung der Mediator*innen ist. Daraufhin wird eine Mediationsvereinbarung von allen beteiligten Parteien unterzeichnet und das weitere Vorgehen abgesprochen.
2. Sammlung der Themen
Um ein strukturiertes Vorgehen möglich zu machen, werden zu Beginn der Mediation alle Streitpunkte gesammelt. Jede Streitpartei listet die Themen und Konfliktbereiche auf und stellt sie in einem Zusammenhang dar. Daraufhin werden diese durch die Mediator*innen strukturiert.
3. Darstellung der Positionen
Nachdem alle Themen und Konfliktbereiche gesammelt wurden, wird die Mediation mit dem ersten Thema begonnen. Jede Streitpartei erhält nun die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge ausführlich darzustellen. Dann sprechen die Streitenden über gemeinsame Wünsche und Interessen. Besonders der Blick auf die jeweiligen Bedürfnisse der Streitparteien ist hierbei von Bedeutung.
Durch die strukturierte Betrachtungsweise des Konflikts wird es möglich, die tieferen Ursachen des Streits deutlich zu machen, anstatt über unwichtige Aspekte zu diskutieren.
4. Auswertung von Lösungsoptionen
Nachdem die Wünsche und Bedürfnisse der Streitparteien dargestellt wurden, beginnt jetzt die Phase der Lösungsfindung. Mögliche Lösungsoptionen werden in einem Brainstorming gesammelt und ohne Bewertung festgehalten. Die Bewertung der verschiedenen Möglichkeiten findet im Anschluss statt. Bei der Lösungsfindung hinterfragen die Mediator*innen, inwieweit die Lösungsvorschläge mit den Interessen und Kriterien der Streitparteien übereinstimmen. Auch die Realisierbarkeit der Lösungen wird in dieser Phase diskutiert.
5. Erarbeitung der Vereinbarung
Um die Mediation abzuschließen, werden die Ergebnisse in der Regel schriftlich festgehalten. Dabei werden explizit das weitere Vorgehen und die dazugehörigen Fristen niedergeschrieben. Wenn alle Parteien zustimmen, kann eine Abschlussvereinbarung unterzeichnet werden. Da es sich bei der Mediation nicht um ein gerichtliches Urteil handelt, ist es auch möglich, diese Abschlussvereinbarung notariell beglaubigen zu lassen.
Anforderungen an Mediatoren und Mediatorinnen
Mediator*innen unterstützen das Finden eines Kompromisses, indem sie eine geordnete Struktur aufbauen und durch Fragen die wichtigsten Punkte des Konflikts aufdecken. Sie gleichen zudem ein Machtgefälle zwischen den Streitparteien aus, indem sie als Sprachrohr agieren und für die schwächere Partei sprechen. In der Psychologie wird dies auch als Kommunikator*in bezeichnet.
Um als Mediator*in arbeiten zu können, müssen hohe Anforderungen erfüllt werden. Deswegen existieren auch Mediatorentrainings, um die benötigten Kompetenzen, die Du in der folgenden Tabelle finden kannst, zu trainieren.
Anforderungen | Beschreibung |
Neutralität | kein Eigeninteresse am Ausgang der Mediation |
Strukturierung der Mediation | vorherige Planung des Ablaufs, der Themen |
passende Verhandlungstechniken | aktives Zuhören, Paraphrasieren (Wiederholen der erwähnten Punkte) |
empathische Grundhaltung | Einfühlungsvermögen und Akzeptanz aller Streitparteien |
keine inhaltlichen Lösungsvorschläge | keine Entscheidungen oder Vorschläge der Mediator*innen zur Konfliktbewältigung |
Die Freiwilligkeit, sowie die Unparteilichkeit und Sachkunde der Mediator*innen sind gesetzlich festgehalten. Da es jedoch kaum Vorgaben für den Ablauf der Mediationen gibt, ist es möglich, dass in manchen Fällen auch Lösungsvorschläge durch die Mediator*innen gemacht werden. Dann spricht man allerdings häufig von einer Schlichtung.
Abgrenzung der Mediation
Die Mediation ist nicht die einzige Vorgehensweise, die zur Bewältigung von Konflikten eingesetzt werden kann. Aus diesem Grund kann sie leicht mit anderen Möglichkeiten und Vorgehensweisen verwechselt werden. Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass in der Mediation keine Vorschläge über weiteres Vorgehen oder Lösungen gemacht werden, sondern nur zwischen den Streitparteien vermittelt wird. Das Gericht, die Beratung, die Schlichtung und das Coaching können hier eine Verwechslungsgefahr darstellen:
Vorgehensweisen | Beschreibung | Unterschied zur Mediation |
Gericht | gesetzliche Institution, die Entscheidungen über die Regelung des Konflikts trifft |
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professionelle Beratung | geben Ratschläge über weiteres Vorgehen im Konfliktfall für eine Streitpartei |
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Schlichtung | Vermittlung zwischen den Streitparteien und Geben von Kompromissvorschlägen |
|
Coaching | Beratung zu weiterem Vorgehen bei Unzufriedenheit |
|
Mediation Beispiel
Du weißt nun, wie eine Mediation abläuft und welche Rolle die Mediator*innen dabei spielen. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt Dir das Beispiel von Corinna, Johannes und Heike:
Die Eltern von Corinna (51), Johannes (49) und Heike (45) sind vor einiger Zeit gestorben. Ihre Eltern haben ihnen ein Haus vererbt, über das jetzt ein großer Streit zwischen den Geschwistern entstanden ist.
Während Corinna das Elternhaus behalten möchte, in dem sie alle aufgewachsen sind und eine schöne Kindheit verbracht haben, möchte Johannes das Haus möglichst schnell verkaufen. Heike ist noch unentschlossen und steht zwischen den Stühlen, was zu zusätzlichen Spannungen zwischen den drei Geschwistern führt. Bei jedem Treffen kommt es zu schlimmen Streitigkeiten, die nicht mehr selbst gelöst werden können.
Deswegen entscheiden sie sich für eine Mediation, bei der sie über das Haus und dessen Zukunft diskutieren. Der Mediator setzt eine Mediationsvereinbarung auf und erklärt den Dreien das weitere Vorgehen.
Beim ersten Treffen tragen die drei Geschwister also ihre persönliche Sichtweise und ihre Wünsche vor. Corinna erklärt, dass sie selbst gerne in das Elternhaus zurückziehen möchte, da sie aus der Stadt wegziehen will. Johannes erzählt, dass er in naher Zukunft plant, eine Weltreise anzutreten und das Geld vom Verkauf des Hauses gut gebrauchen könnte. Heike sagt, dass sie das Geld zwar nicht benötigt, jedoch keine Mehrbelastung durch den Unterhalt des Hauses finanzieren kann.
Nachdem alle Perspektiven ausreichend beleuchtet wurden, führt der Mediator das Gespräch von der Darstellung der Wünsche hin zur Lösungssuche. Dabei kommen Vorschläge wie die Vermietung des Hauses, die Auszahlung durch Corinna an ihre Geschwister und einige weitere Möglichkeiten auf.
Da Corinna den vollen Preis für das Haus nicht auf einmal zahlen kann, einigen sich die Geschwister mithilfe des Mediators schließlich darauf, dass sie ihre Geschwister in Raten auszahlt. Damit Johannes seine Weltreise starten kann, bekommt er bereits einen etwas größeren Betrag zuvor von Corinna ausgezahlt.
Der Mediator hält diese Beschlüsse schriftlich fest und schreibt auch auf, welcher Betrag in welchem Zeitraum in Raten gezahlt werden soll. Zudem formuliert er eine Abschlussvereinbarung, die alle drei Geschwister unterschreiben. Da sie einander vertrauen, entscheiden sie sich gegen eine notarielle Beglaubigung des Dokuments.
Mediation – Das Wichtigste
- Eine Mediation ist ein freiwilliger Verhandlungsprozess, der auf Kooperation der beiden Streitparteien beruht.
- Die Mediation hilft bei Problemen in Ehe und Familie, in der Schule, am Arbeitsplatz und auch in der Politik.
- Für eine Mediation müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, wie, dass alle Streitparteien freiwillig teilnehmen, einen Kompromiss finden wollen und bei der Lösungsfindung Handlungsspielräume existieren.
- Das Vorgehen bei der Mediation lässt sich in fünf Phasen einteilen:
- Klärung des Auftrags
- Sammlung der Themen
- Darstellung der Positionen
- Auswertung von Lösungsoptionen
- Erarbeitung der Vereinbarung
- Mediator*innen müssen hohe Anforderungen erfüllen, wie Neutralität, eine empathische Grundhaltung und passende Verhandlungstechniken.
Nachweise
- steinberg-mediation-hannover.de: Was ist Mediation? (20.05.2022)
- Anja Köstler (2019). Mediation. Ernst Reinhard Verlag München.
- Wirtschaftslexikon.gabler.de: Mediation. (20.05.2022)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Mediation
Was ist und macht ein Mediator?
Ein*e Mediator*in ist ein*e Vermittler*in zwischen zwei Streitparteien, wenn sie ihre Auseinandersetzung nicht mehr selbst lösen können. Er/Sie wirkt als neutrale Instanz und sorgt für eine strukturierte und zielgerichtete Diskussion.
Was ist Mediation und wie läuft sie ab?
Eine Mediation ist ein freiwilliger Verhandlungsprozess, der auf Kooperation der beiden Streitparteien beruht. Dabei diskutieren die beiden Streitparteien über den Auslöser des Konflikts und werden dabei von Mediator*innen unterstützt.
Wie beginne ich eine Mediation?
Eine Mediation wird begonnen, indem die Rahmenbedingungen geklärt werden. Dabei werden die Streitparteien darüber informiert, wie das Verfahren ablaufen wird und was die Rolle und die Haltung der Mediator*innen ist.
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