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Nonverbale Kommunikation – Psychologie
Nonverbale Kommunikation gehört innerhalb der Psychologie zum Teilgebiet Sozialpsychologie, die sich unter anderem mit den unterschiedlichen Kommunikationsarten beschäftigt. Die wörtliche Kommunikation macht nur sieben Prozent der gesamten menschlichen Kommunikation aus. Die restlichen 93 % werden durch die nonverbale Kommunikation bestimmt. Nonverbale Kommunikation ist der Teil der Kommunikation, der nicht über Sprache oder Zeichen vermittelt werden kann.
Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation […] ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren. 1
Paul Watzlawik, ein österreichischer Philosoph und Psychotherapeut, drückt in seinem Zitat durch die doppelte Verneinung aus, dass es kein Gegenteil von Kommunikation gibt. Er beschrieb Kommunikation zudem als eine Art von Verhalten. Denn selbst wenn eine Person nichts wörtlich sagt, übermittelt diese Person immer auch Informationen durch ihr Verhalten.
Mehr über die verschiedenen Arten der Kommunikation erfährst Du in der Erklärung "Kommunikationsarten".
Nonverbale Kommunikation – Definition
Die nonverbale Kommunikation ist eine Art der Kommunikation zwischen Lebewesen. Die Definition der nonverbalen Kommunikation lautet wie folgt:
Nonverbale Kommunikation ist das Verständigen ohne Worte. Sie umfasst nicht nur menschliche Kommunikation, sondern auch die Kommunikation zwischen Tieren und zwischen Menschen und Tieren.
Die nonverbale Kommunikation kann beabsichtigt oder unbeabsichtigt stattfinden. Gesprochene Sprache weist zum Beispiel immer nonverbale Kommunikation auf, ob diese bewusst eingesetzt ist oder nicht. Dieser Teil der Kommunikation wird Parasprache genannt und umfasst etwa die Gestik, den Tonfall oder den Dialekt.
Nonverbale Kommunikation einfach erklärt
Nonverbale Kommunikation kann auf viele verschiedene Arten ablaufen. Die häufigsten Arten der nonverbalen Kommunikation sind:
- Körpersprache
- Mimik
- Gestik
- räumliche Nähe oder Distanz zu anderen
- Blicke
- Haltung
- Tonfall beim Sprechen
- Berührungen
- Gerüche
- Aussehen, Kleidung und andere äußere Eindrücke (z. B. Schminke)
Die nonverbale Kommunikation drückt Emotionen und Einstellungen gegenüber einer Situation aus.
Dieser Art der Kommunikation hat einen großen Einfluss auf das Selbstbewusstsein. Eine besonders selbstbewusste Haltung (z. B. eine aufrechte Körperhaltung und ein erhobener Kopf) können das Selbstbewusstsein stärken und auch Mitmenschen einen selbstbewussten Eindruck vermitteln. Das folgende Beispiel erklärt diesen Umstand noch deutlicher:
Romina hat ein Date mit Benni, auf das sie sich schon die ganze Woche freut, auch wenn sie der Gedanke daran nervös werden lässt. Grade ist sie aus der Arbeit nach Hause gekommen und unglaublich müde, am liebsten würde sie absagen und nur noch in ihr Bett. Sie betrachtet sich selbst in ihrem großen Badezimmerspiegel und nach einem Moment fällt ihr auf, dass sie sich nicht nur müde und nervös fühlt, sie strahlt es auch aus. Ihre Schultern hängen herab, sie steht leicht nach vorn gebeugt und in sich gekehrt da und auch ihre Mundwinkel fallen nach unten.
Um wieder etwas wacher zu werden, trinkt sie erst mal einen großen Schluck Kaffee und macht sich auf den Weg. Auf der Straße entdeckt sie gleich Benni. In der Spiegelung der Schaufenster fällt ihr wieder ihre eigene Körperhaltung auf. Romina bleibt kurz stehen und atmet tief durch, dann strafft sie die Schultern, drückt den Rücken durch und lächelt Benni entgegen. Aus dem Augenwinkel sieht sie wieder ihr Spiegelbild und stellt mit einem Lächeln fest, wie viel selbstbewusster sie durch die veränderte Körperhaltung wirkt. Dadurch wird auch ihre Nervosität und die Müdigkeit weniger und es fällt ihr leichter, Benni zu begrüßen.
Nonverbale Kommunikation Beispiele
Die nonverbalen Ausdrucksmittel, die dem Menschen in der Kommunikation zur Verfügung stehen, sind immens. Einigen Studien zufolge sind Menschen zu mehr als 250.000 Gesichtsausdrücken, 1.000 Körperhaltungen und über 5.000 Gesten fähig. Ergänzt werden diese Ausdrucksmittel zusätzlich durch den Habitus und die paraverbale Kommunikation.
Beim Habitus handelt es sich um das Gesamterscheinungsbild einer Person. Das schließt Verhalten und Aussehen, sowie Gebaren, Auftreten und Benehmen mit ein. Die paraverbale Kommunikation bezeichnet alle Komponenten, die beim Sprechen außer der Sprache selbst auftreten können, z. B. Tonfall, Lachen, Pausen oder Räuspern.
Beispiele dafür lassen sich im Alltag finden. Folgende Situation zeigt Dir Ausdrucksweisen der nonverbalen Kommunikation auf:
Du sitzt mit deinen Freunden in einem Restaurant. Es ist gut besucht und der Kellner hat viel zu tun. Dein Glas ist beinahe leer und um nicht auf dem Trockenen zu sitzen, suchst du den Blick des Kellners, um ein neues Getränk zu bestellen. Dieser hat fünf Tische weiter gerade abkassiert und ist auf dem Weg zurück zur Bar, er schaut sich um und registriert deinen Blick.
Noch während er mit schnellen Schritten weitergeht, signalisierst du ihm, indem du dein Glas in die Höhe hältst und mit der anderen Hand zwei Finger nach oben streckst, dass du und einer deiner Freunde gerne noch ein Runde haben möchte. Ein Nicken des Kellners signalisiert, dass er verstanden hat. Einige Minuten später kommt er auch schon mit zwei vollen Gläsern, stellt diese ab und nimmt wortlos die leeren Gläser wieder mit.
Die Körperhaltungen als Form der nonverbalen Kommunikation kann neben Ausdruck von Informationen auch Auswirkungen auf die Selbsteinschätzung und Stimmung der Person selbst haben, z. B. kann durch die Power Pose Stress reduziert und Gefühle und Gedanken positiv beeinflusst werden. Auch die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit kann sich durch die Körpersprache und -haltung verändern. Das zeigt sich auch in dem folgenden Beispiel:
Ted Bundy war ein US-amerikanischer Serienkiller. Um an seine Opfer zu kommen, nutze er mehrfach einen Gips, Krücken oder etwas in der Art. So erschien er als Mann seinen weiblichen Opfern gegenüber weniger gefährlich. Das schaffte eine größere Bereitschaft bei Bundys Opfern, mit ihm zu kommen.
Des Weiteren trug Bundy auch mehrmals eine Polizeiuniform. So konnte er als Autoritätsperson auftreten, die zugleich Sicherheit ausstrahlte. Seine Verkleidungen und vorgetäuschten Verletzungen ließen ihn ungefährlicher wirken und sollten ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, sodass Ted Bundys Opfer weniger Angst verspürten. Dadurch waren sie auch weniger aufmerksam möglichen Gefahren gegenüber.
Die Power Pose wird auch Wonder Woman Pose genannt. Dabei nimmt eine Person eine aufrechte Körperhaltung ein, Beine hüftbreit auseinander und Hände in die Hüften gestemmt.
Nonverbale Art der Kommunikation
Es gibt verschiedene Arten der nonverbalen Kommunikation. Die häufigsten nonverbalen Kommunikationsarten sind:
- Körpersprache
- Gestik
- Blick(kontakt)
Nonverbale Kommunikation – Körpersprache
Die Körpersprache ist eine Art der nonverbalen Kommunikation und funktioniert zum Teil unbewusst. Zur Körpersprache gehören
- die Gestik
- die Gesichtsausdrücke (Mimik)
- die Körperhaltung
- aber auch körperliche Veränderungen (wie ein plötzliches Zurückweichen oder ein Schweißausbruch)
Die Körpersprache macht 55 % der gesamten Kommunikation aus. Unbewusste Gesten machen den größten Teil der Körpersprache aus. Ein Beispiel für eine unbewusste Geste ist, wenn sich Menschen nach vorn lehnen, wenn es ihr Gegenüber auch tut.
Des Weiteren gibt es auch gelernte Ausdrücke. Ein solcher Ausdruck kann unter anderem das Winken oder Anlächeln einer fremden Person sein. Auch das Schütteln des Kopfes im Sinne einer Ablehnung, oder das Nicken als Ausdruck der Zustimmung sind angelernt. Hierbei handelt es sich eher um bewusste Arten der Körpersprache. Folgendes Beispiel kommt Dir vielleicht bekannt vor:
Erlernte Ausdrücke können je nach Kultur unterschiedlich ausfallen. Ein Beispiel dafür ist die folgende typisch italienische Handbewegung, die je nach Aussage eine unterschiedliche Bedeutung haben kann, in der Regel das Gesagte aber unterstreichen soll. Dabei berühren sich alle Fingerspitzen und die ganze Hand wird auf und ab bewegt. Es kann zum Beispiel so viel bedeuten wie: "Was redest du da?" oder "Was willst du eigentlich von mir?" Generell umfasst die italienische Art zu kommunizieren viele Gesten.
Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass Menschen auf Warteschlangen, einen vollen Fahrstuhl oder Gedränge am Bahnsteig mit enormem Stress reagieren. Das liegt an der menschlichen Nähe zu unbekannten Personen. Sogenannte Crowding-Situationen, in denen eine Person fremden Menschen näher sein muss als gewollt, können regelrecht psychischen Druck auslösen. Dahinter stecken subtile Territorialansprüche. Der US-Antropologe Edward T. Hall hat das schon 1963 entdeckt und vermessen. Er bezeichnet diese Ansprüche als sogenannte Distanzzonen. Folgende Einteilung konnte Hall feststellen:
- Alles im Umkreis von mehr als 3,60 m fällt in die öffentliche Zone. In dieser Entfernung werden sensorische Signale anderer Menschen kaum wahrgenommen und der Mensch fühlt sich nicht bedroht.
- Von 1,20 - 3,60 m reicht die soziale Zone, dies ist der klassische Abstand zu Fremden. Wer diesen Abstand beibehält, belästigt niemanden.
- Die persönliche Distanzzone oder auch Privatsphäre liegt zwischen 60 cm und 1,20 m und ist Bekannten oder Kollegen vorbehalten. Gleichzeitig ist es die Zone, die man bei einer Begrüßung oder dem Vorstellen betritt. Die Armlänge Abstand ist unter anderem die unsichtbare Grenze bei Verkaufsgesprächen im Laden oder Small Talk, man nennt das auch Respektabstand. Aus diesem Grund fühlen sich Menschen oft bedroht, wenn jemand am Strand das Handtuch zu nah an das eigene heranlegt.
- In die intime Zone oder Intimsphäre fällt alles unter 60 cm Abstand. Dieser Bereich bleibt in der Regel nur engen Freunden, der Familie oder dem/der Partner*in vorbehalten. Das gilt z. B. nicht für den kurzen Moment des Händedrucks zur Begrüßung. Danach gehen aber alle wieder zurück auf den sogenannten Respektabstand.
Anzumerken ist aber, dass diese Abstände die westeuropäischen Durchschnittswerte sind und auch kein verpflichtender Platzhalter. In anderen Kulturkreisen können diese Distanzzonen anders aussehen.
Nonverbale Kommunikation – Gestik
Die Gestik umfasst unterschiedliche Signale. Gesten können die verbale Sprache sogar ersetzen und sind die häufigste Form der Körpersprache. Es gibt fünf verschiedene Arten von Gesten:
Arten von Gesten | Beschreibung |
Embleme |
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Illustratoren |
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affektive Gesten |
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Regulatoren |
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Adaptoren |
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Nonverbale Kommunikation – Blick(kontakt)
Die nonverbale Kommunikation der Blicke oder des Blickkontaktes bezieht sich auf gegenseitig ausgetauschte Blicke zwischen zwei Personen. Ein Blick kann nur als Blickkontakt gelten, wenn beide Parteien diesen wahrnehmen. Der Blickkontakt ist ein Teil der Mimik und Körpersprache.
Der Blickkontakt von zwei Personen ist eine der häufigsten Arten der Mimik. Er ist vollkommen nonverbal. Allerdings kann er auch während eines Gesprächs stattfinden und somit ergänzend sein. Blicke übermitteln ebenfalls Emotionen, Stimmungen und Intentionen.
Verbale und nonverbale Kommunikation – Unterschied
Die folgende Tabelle zeigt Dir die Unterschiede und Zusammenhänge zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation:
verbale Kommunikation | nonverbale Kommunikation |
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Nonverbale Kommunikation - Das Wichtigste
- Definition: Nonverbale Kommunikation bezeichnet innerhalb der Psychologie das Verständigen ohne Worte. Sie umfasst nicht nur menschliche Kommunikation, sondern auch die Kommunikation zwischen Tieren und zwischen Menschen und Tieren.
- Die nonverbale Kommunikation kann beabsichtigt oder unbeabsichtigt stattfinden. Gesprochene Sprache weist zum Beispiel immer nonverbale Kommunikation auf, ob diese bewusst eingesetzt ist oder nicht.
- Nonverbale Art der Kommunikation:
Körpersprache (Gestik)
Gesichtsausdrücke (Mimik)
Tonfall beim Sprechen
Berührungen
Gerüche
Kleidung und Schminke
- Die häufigste Form der (nonverbalen) Kommunikation ist die Körpersprache (z. B. durch Gestik).
Nachweise
- paulwatzlawick.de: Die Axiome von Paul Watzlawick. (25.07.22)
- br.de: Nonverbale Kommunikation. (24.07.22)
- yourfirm.de: Nonverbale Kommunikation Beispiele und Erklärung. (14.07.22)
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Nonverbale Kommunikation
Welche drei Arten der Kommunikation gibt es?
Die drei Arten der Kommunikation, die es gibt sind die verbale, die paraverbale und die nonverbale Kommunikation.
Was sind Beispiele der nonverbalen Kommunikation?
Beispiele der nonverbalen Kommunion sind:
- Gesichtsausdrücke
- Gesten
- Körpersprache
- Art des Tonfalls
- Berührungen
- Gerüche
- Blicke
- Persönlichkeitsabstände und Distanzen
- Kleidung und Schminke
Warum ist nonverbale Kommunikation so wichtig?
Nonverbale Kommunikation ist so wichtig, da mehr Bedeutung in der nonverbalen Kommunikation steckt als in dem Text, der gesprochen wird. Es ist wichtiger wie etwas gesagt wird, anstatt was gesagt wird.
Wie viel Prozent der Kommunikation ist nonverbal?
93 % der Kommunikation ist nonverbal.
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