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Die Persönlichkeit eines Menschen ist mindestens genauso einzigartig wie ein Fingerabdruck. Die Persönlichkeit entwickelt sich das gesamte Leben lang und kann sich mit der Zeit auch verändern. Vor allem aber beeinflusst die Persönlichkeit die Entscheidungen und Handlungen, die jeder Mensch trifft.
Aufgrund dieser Einzigartigkeit und Komplexität der Persönlichkeit haben eine Reihe von Forscher*innen versucht, dieses Phänomen zu beschreiben und zu erklären. Dafür wurden im Laufe der Zeit eine Reihe verschiedener Theorien aufgestellt und Modelle entwickelt.
Persönlichkeitsmodelle in der Psychologie
Die Frage nach der Persönlichkeit ist für die Psychologie von besonderem Interesse. Die Persönlichkeitsforschung geht den Fragen nach, ob es bestimmte Persönlichkeitstypen gibt und wenn ja, welche und wie diese aufgebaut sind. Die Ergebnisse dieser Überlegungen findest Du unter anderem in den sogenannten Persönlichkeitsmodellen zusammengefasst. Diese dienen der Beschreibung und Erklärung inter- und intrapersoneller Unterschiede. Sie können Dir auch dabei helfen, Deine Persönlichkeit besser zu verstehen.
Persönlichkeitsmodelle sind verschiedene Theorien über die Persönlichkeit eines Menschen. Dabei dienen die Modelle dazu, den Aufbau einer Persönlichkeit verständlich zu machen, ihn zu beschreiben und im besten Fall zu erklären.
Persönlichkeitsforscher*innen sind sich bis heute noch nicht einig darüber, wie genau die Persönlichkeit eines Menschen aufgebaut ist. Auch die Frage, ob und wenn ja, welche Persönlichkeitstypen es eigentlich gibt, ist noch nicht abschließend geklärt. Aus diesem Grund gibt es verschiedene Persönlichkeitsmodelle in der Psychologie, die mehr oder weniger weitverbreitet sind. Wichtig hierbei ist, dass den verschiedenen Persönlichkeitsmodellen nicht nur verschiedene wissenschaftliche Positionen zugrunde liegen, sondern auch verschiedene Menschenbilder, was die teilweise großen Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen erklären kann.
Angewendet werden die Persönlichkeitsmodelle zum Beispiel in der Wirtschaft, wenn es darum geht, dass man neues Personal einstellen will und der oder die neue Mitarbeiter*in auch von der Persönlichkeit her gut ins Team passen soll. Bei einigen der Persönlichkeitsmodelle gibt es verschiedene Tests, die einem zeigen, welchen Persönlichkeitstypen man hat oder wie die Persönlichkeit aufgebaut ist. Einige solcher Tests sind auch im Internet zu finden.
Generell wird die Persönlichkeit in den verschiedenen Persönlichkeitsmodellen in ihre einzelnen Dimensionen beziehungsweise Faktoren eingeteilt. Durch diese Einteilung soll sich die Persönlichkeit eines Menschen beschreiben und einordnen lassen.
Dimensionale und faktorenanalytische Persönlichkeitsmodelle
Die beiden Begriffe dimensionale Persönlichkeitsmodelle und faktorenanalytische Persönlichkeitsmodelle können als Synonyme verstanden werden. Fast alle großen Persönlichkeitsmodelle fallen in diese Kategorie, denn bei diesen Modellen wird die Persönlichkeit in ihre Bestandteile, also ihre Dimensionen, aufgeteilt. Durch die Zusammensetzung und die Ausprägung der verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale kann dann die Persönlichkeit eines Menschen bestimmt und benannt werden.
Das Verfahren der Faktorenanalyse stammt aus der Statistik. Es wird dazu genutzt, um von vielen verschiedenen Variablen auf wenige und grundlegende Variablen zu schließen. Dabei wird eine Menge Variablen zu Gruppen zusammengefasst und anschließend wird das herausgefiltert, was alle Variablen einer Gruppe gemeinsam haben.
Die grundlegenden Variablen, die am Ende einer Faktorenanalyse übrig bleiben, sind dann unabhängig voneinander.
Wenn Du mehr über das Vorgehen bei einer Faktorenanalyse erfahren möchtest, klick Dich rein in die Erklärung "Faktorenanalyse".
In dieser Erklärung werden Dir insgesamt vier bekannte Persönlichkeitsmodelle vorgestellt. Bei den ersten drei vorgestellten Modellen handelt es sich um faktorenanalytische Modelle, während das letzte Modell ein nicht-faktorenanalytisches Modell darstellt.
- das Big-Five-Persönlichkeitsmodell
- das DISG-Persönlichkeitsmodell
- das Humm-Wadsworth-Modell
- das Persönlichkeitsmodell von Freud
Das Big Five Persönlichkeitsmodell
Beim Big-Five-Modell gibt es fünf verschiedene Faktoren der Persönlichkeit. Das Modell ist das bekannteste. Dies liegt daran, dass die fünf Persönlichkeitsfaktoren den Ruf genießen, als empirisch am besten nachgewiesen zu sein.
Der zentrale Ansatz des Modells ist die sogenannte lexikalische Hypothese oder der lexikalische Ansatz.
Der lexikalische Ansatz ist eine Theorie, die vor allem in der frühen Persönlichkeitsforschung ein großes Ansehen hatte. Die zentrale Annahme ist dabei, dass alle sich wichtigen Wörter, die Persönlichkeiten beschreiben, im Wortschatz einer Sprache niedergeschlagen haben.
Daraus folgt: Die Sprache muss zuerst analysiert werden, um anschließend die wichtigsten Persönlichkeitsfaktoren benennen zu können. Für die Entwicklung des Big-Five-Modells wurde genau das für alle deutschen und amerikanischen Eigenschaftswörter (z. B. "fröhlich", "verlässlich", "spontan") getan. Mithilfe der Faktorenanalyse konnten anschließend verschiedene Persönlichkeitsbeschreibungen zusammengefasst werden. Nachdem die Beschreibungen weiter gekürzt wurden, entstanden schließlich diese fünf Persönlichkeitsfaktoren, mit denen man alle Persönlichkeiten erklären kann:
- Offenheit für Erfahrungen (sehr experimentell, aufgeschlossen und interessiert)
- Gewissenhaftigkeit (ordentlich, korrekt und effektiv)
- Extraversion (gesellig, aktiv und gesprächig)
- Verträglichkeit (hilfsbereit, kooperativ und harmoniebedürftig)
- Neurotizismus (sensibel, instabil und nervös)
Neurotizismus bezeichnet eine instabile Eigenschaft der Persönlichkeit. Instabil bedeutet in diesem Kontext, dass diese Eigenschaft über einen langen Zeitraum hinweg bemerkbar bleibt. Neurotische Personen sind meist ängstlich und sensibel.
In Abbildung 1 kannst Du sehen, dass alle fünf Faktoren auf die Persönlichkeit einwirken. Jede Person hat dann seine eigene, individuelle Zusammensetzung (je nach Ausprägung) der fünf Faktoren. Auf der Grundlage dieses Modells wurden Persönlichkeitstests entwickelt, die vor allem bei der Berufsberatung oder bei Bewerbungen zum Einsatz kommen. Sie können aber auch genutzt werden, um die eigene Persönlichkeit besser zu verstehen und Stärken und Schwächen zu kennen.
Das DISG-Persönlichkeitsmodell
Das DISG-Persönlichkeitsmodell wurde in den 60er-Jahren von dem Psychologen und Unternehmer John G. Geier auf Grundlage der Typologie des US-amerikanischen Psychologen William Marston entwickelt. Das Modell stammt aus der Wirtschaftspsychologie und wird meistens im beruflichen Kontext genutzt. In dem Modell gibt es vier verschiedene Persönlichkeitstypen, denen jeweils eine Farbe zugeteilt wird.
- dominant (rot): Dieser Typ mag Herausforderungen und ist sehr entscheidungsfreudig. Außerdem fühlt sich der dominante Typ gegenüber anderen oft überlegen.
- initiativer Typ (gelb): Dieser Persönlichkeitstyp ist sehr schnell begeistert und ausgelassen. Der initiative Typ ist oftmals beliebt, weil er als offen gilt.
- stetiger Typ (grün): Dieser Typ ist bescheiden und kann anderen Menschen aufmerksam zuhören. Außerdem sind sie gute Streitschlichter*innen, weil sie gut zwischen zwei Parteien vermitteln können.
- gewissenhafter Typ (blau): Dieser Persönlichkeitstyp arbeitet genau und analytisch. Gewissenhafte Persönlichkeiten ordnen sich oftmals anderen Personen unter und haben gerne einen geregelten Ablauf.
In der Abbildung 2 findest Du die vier Persönlichkeitstypen und ihre klassischen Eigenschaften zusammengefasst. In manchen Darstellungen wird das Modell um zwei Achsen mit den Polen Extraversion/Introversion und Menschenorientierung/Aufgabenorientierung ergänzt. Der dominante und der initiative Persönlichkeitstyp sind eher extravertiert, weil sie gerne auf Menschen zugehen. Das Gegenstück davon sind die stetigen und gewissenhaften Persönlichkeitstypen. Die dominanten und gewissenhaften Persönlichkeitstypen sind dazu eher aufgabenorientiert, während die anderen beiden eher als menschenorientiert gelten.
Das DISG-Modell baut auf der Typologie des US-amerikanischen Psychologen William Marston aus dem Jahr 1928 auf. Seine über 90 Jahre alte Theorie hält modernen wissenschaftlichen Überprüfungen nicht stand. Außerdem basiert die Zuordnung zu den verschiedenen Typen auf einer reinen Selbsteinschätzung, die mithilfe eines Fragebogens erhoben wird. Die Selbsteinschätzung kann deutlich von der Fremdeinschätzung durch andere Menschen abweichen. Der DISG-Fragebogen gilt außerdem als nicht besonders zuverlässig. Das DISG-Modell gilt also heute trotz seiner weiten Verbreitung als veraltet und ignoriert aktuelle Erkenntnisse der Persönlichkeitsforschung.
Das Humm-Wadsworth-Modell
Das Humm-Wadsworth-Modell wurde in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts von dem Unternehmer Guy Wadsworth und dem Psychologen Doncaster Humm entwickelt. Wadworth war der Besitzer eines Gasunternehmens und wollte herausfinden, ob seine Angestellten produktiv und erfolgreich sind. Die beiden Männer sind zu dem Entschluss gekommen, dass der Charakter der Angestellten von großer Bedeutung dafür ist, wie erfolgreich eine Person ist. Nachdem sie mit den Ergebnissen von gängigen Persönlichkeitstests nicht zufrieden waren, entwickelten sie das Humm-Wadsworth-Modell.
Ähnlich wie bereits in den anderen vorgestellten Modellen, gibt es auch hier wieder verschiedene Persönlichkeitstypen gemäß eines faktorenanalytischen Modells. Insgesamt besteht das Modell aus sieben Persönlichkeitstypen, denen jeweils ein bestimmtes Kernbedürfnis zugeordnet wird. Es ist jedoch so, dass jeder Mensch alle sieben Persönlichkeitstypen in sich trägt, nur in jeweils anderer Zusammenstellung. In der folgenden Tabelle findest Du einen Überblick über die einzelnen Persönlichkeitstypen und die dazugehörigen Kernbedürfnisse.
Persönlichkeitstypen | Kernbedürfnis |
Mover | Unterhaltung |
Doublechecker | Geborgenheit |
Politican | Macht |
Hustler | Geld |
Artist | Selbstverwirklichung |
Engineer | Perfektion |
Normal | Ordnung |
In den 40er-Jahren wurde das Modell genutzt, um über zwei Millionen Bewerber*innen in den USA zu analysieren. Später wurde das Modell auch für Laien als Test nutzbar gemacht und wurde anschließend in den 50er-Jahren in Australien in Assessment-Centern eingesetzt. Auch heute wird in Australien häufig eine Mischung aus dem persönlichen Eindruck und dem Test genutzt, um neue Mitarbeiter*innen einzustellen. In Europa war das Modell hingegen nie besonders verbreitet.
Das Humm-Wadsworth-Persönlichkeitsmodell wird heute in erster Linie von psychologischen Laien genutzt. Weder in der psychologischen Forschung noch in der klinischen Praxis ist das Modell von Bedeutung, es gilt als nicht empirisch belegt. Die heute weitverbreiteten oben genannten Persönlichkeitstypen stammen in ihrer Bezeichnung nicht von den Autoren Wadsworth und Humm und haben keine wissenschaftliche Basis.
Das Persönlichkeitsmodell von Freud
Das Persönlichkeitsmodell von Freud stellt eine Besonderheit dar. Bei Freud geht es nicht darum herauszufinden, was für Persönlichkeitstypen es gibt oder einen Test zu entwickeln, um herauszufinden, wie die Persönlichkeit aufgebaut ist. Sein Schwerpunkt liegt darauf zu erklären, aus welchen Bestandteilen oder Instanzen, wie er es nennt, die menschliche Psyche und somit auch die Persönlichkeit besteht. Die Grundannahme ist hier, dass die Instanzen der Psyche die Persönlichkeit eines Menschen maßgebend steuern. Somit lässt sich dieses Modell auch nicht zu den dimensionalen und faktorenanalytischen Persönlichkeitsmodellen rechnen.
Die drei Instanzen, die die Psyche eines Menschen bilden, sind:
- das Es
- das Über-Ich
- das Ich
Das Es
Das Es besitzen Menschen schon ab der Geburt. Es repräsentiert die Triebe und Bedürfnisse einer Person und agiert nach dem Lustprinzip. Das bedeutet, dass das Es keine Rücksicht auf gesellschaftliche Werte und Normen nimmt, sondern auch gesellschaftlich nicht anerkannte Wünsche enthalten kann.
Das Über-Ich
Das Über-Ich steht im ständigen Konflikt mit dem Es, weil es die gesellschaftlichen Werte und Normen repräsentiert. Somit ist diese Instanz also wichtig, um die Triebe einer Person zu kontrollieren. Anders als das Es entwickelt sich das Über-Ich erst im Laufe der Kindheit und kann auch, je nach Gesellschaft, in der eine Person aufwächst, unterschiedlich sein. Das Über-Ich stellt die moralische Instanz der menschlichen Psyche dar.
Das Ich
Das Ich ist der kritische Verstand des Individuums selbst. Es wird von den beiden anderen Instanzen beeinflusst und agiert als eine Art Vermittler. Somit muss das Ich die beiden anderen Instanzen unter Kontrolle halten und eine Realitätskontrolle durchführen. Das heißt, es muss abschätzen, inwiefern die Einflüsse der beiden anderen Instanzen in der Realität umsetzbar sind.
Alle drei Instanzen reagieren immer auf die Reize, die von der Umwelt kommen. Nachdem Verarbeitungsprozess im Inneren, also in der Psyche, reagiert dann das Individuum auf eine bestimmte Art und Weise auf die Reize. Das Modell der Psyche ist Teil von Freud bekannter Psychoanalyse und hat zu seiner weltweiten Bekanntheit beigetragen.
In der Abbildung 3 findest Du eine Übersicht über die drei Instanzen und ihre Wechselwirkungen.
Wenn Du mehr über Sigmund Freud und seine Psychoanalyse erfahren möchtest, dann klicke Dich in die Zusammenfassungen "Psychoanalyse" und "Sigmund Freud" rein.
Persönlichkeitstheorien
Neben den vorgestellten Persönlichkeitsmodellen existieren auch sogenannte Persönlichkeitstheorien. Der Hauptunterschied ist, dass bei den Persönlichkeitstheorien meist kein Modell entwickelt wird, das den Aufbau der Persönlichkeit grafisch darstellt. Persönlichkeitstheorien beschäftigen sich im Gegensatz zu den Persönlichkeitsmodellen weniger damit, aus welchen Eigenschaften die Persönlichkeit zusammengesetzt ist, sondern eher damit, wie die Persönlichkeitseigenschaften entstehen. Es gibt verschiedene Persönlichkeitstheorien. Zwei der wichtigsten sind die biopsychologischen Persönlichkeitstheorien und die interaktionistischen Persönlichkeitstheorien.
Wenn Du weitere Persönlichkeitstheorien kennenlernen willst, dann schau Dir die Erklärungen "George Kelly", "klientenzentrierte Gesprächsführung" oder "Eigenschaftstheorie" an.
Biopsychologische Persönlichkeitstheorien
Die biopsychologischen Persönlichkeitstheorien verbinden Überlegungen aus der Biologie mit den Ideen aus der Psychologie. Der Grundgedanke bei diesen Theorien ist, dass die Unterschiede in den Persönlichkeitseigenschaften auf Unterschiede im neuronalen System zurückzuführen sind. Eine der ersten und sehr bekannten biopsychologischen Persönlichkeitstheorien ist die psychophysiologische Aktivierungstheorie von Eysenck.
Wenn Du Dich für biopsychologische Persönlichkeitstheorien interessierst, dann ist die Erklärung "Biopsychologische Theorien" bestimmt etwas für Dich.
Die psychophysiologische Aktivierungstheorie von Eysenck
Hans Eysenck war einer der ersten Psychologen, der die Persönlichkeit eines Menschen im Zusammenhang mit biologischen Faktoren sah. Mitte des 20. Jahrhunderts veröffentlichte er seine erste Version der psychophysiologischen Aktivierungstheorie. In dieser ersten Version geht Eysenck von zwei grundlegenden Dimensionen der Persönlichkeit aus.
- Extraversion – Introversion
- Neurotizismus – emotionale Stabilität
Die beiden Dimensionen bestehen jeweils aus zwei Polen. Die Ausprägung des einen oder des anderen Pols bestimmen grundlegende Persönlichkeitseigenschaften einer Person. Menschen mit einer stark ausgeprägten Extraversion sind sehr offen und gesellig. Sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie mit anderen zusammen sind. Introvertierte Menschen sind lieber für sich und fühlen sich in großen Gruppen unwohl.
Diese Unterschiede entstehen laut Eysenck durch eine unterschiedliche Erregbarkeit des Gehirns. Extrovertierte Menschen brauchen mehr Reize, um erregt zu werden, weswegen sie es mögen, wenn um sie herum viel los ist. Das Gehirn von Introvertierten hingegen ist leicht erregbar, wodurch introvertierte Personen schnell überreizt sind und deshalb lieber ihre Ruhe haben.
Ein ausgeprägter Neurotizismus ist eher von Nachteil. Neurotische Menschen neigen dazu, sich viel Stress zu machen und leiden auch oft an Ängsten. Sie legen den Fokus meist auf die negativen Aspekte einer Situation und können sich nur schwer auf positives konzentrieren. Außerdem neigen neurotische Personen oft zur Perfektion und setzten sich dadurch selbst sehr unter Druck. Emotional stabile Menschen können gut mit Stress umgehen. Außerdem setzen sie sich selbst realistischere Ziele und erfahren dadurch weniger Stress und Angst.
Nach einigen Jahren erweitere Eysenck seine Theorie um noch eine weitere Dimension: Psychotizismus – Normalität
Personen mit einem ausgeprägten Psychotizismus neigen zu unüberlegtem und unverantwortlichem Verhalten. Außerdem verstoßen sie öfter gehen soziale Normen, da sie nach sofortiger Befriedigung ihrer Bedürfnisse streben. Allerdings haben Menschen mit einem hohen Maß an Psychotizismus auch eine erhöhte Kreativität. Durch die Ergänzung des Psychotizismus entstand auch ein neuer Name des Modells, der heute bekannter ist. Die Anfangsbuchstaben der drei Dimensionen Psychotizismus, Extraversion und Neurotizismus ergeben den Namen PEN-Modell.
Wenn Du mehr über das PEN-Modell erfahren willst, dann klick Dich in die Erklärung "Hans Eysenck Theorie" rein.
Interaktionistische Persönlichkeitstheorien
Die interaktionistischen Persönlichkeitstheorien beschäftigen sich weniger mit der konkreten Persönlichkeit einer Person, sondern viel mehr mit dem Verhalten, das eine Person zeigt. Das Verhalten eines Menschen ist abhängig von zwei Faktoren:
- der Persönlichkeit
- der Situation
Ein bestimmtes menschliches Verhalten entsteht immer durch das Wechselspiel zwischen bestimmten Merkmalen der Persönlichkeit und der aktuellen Situation. Da jeder Mensch eine andere Persönlichkeit hat, kann es also passieren, dass zwei Menschen in derselben Situation völlig unterschiedlich reagieren. Das folgende Beispiel soll Dir das noch mal verdeutlichen.
Simon und Lea gehen nach der Schule zusammen nach Hause, als sie an einer Hauswand eine große schwarze Spinne hängen sehen. Simon hat große Angst vor Spinnen und schreit deswegen, als er sie an der Hauswand entdeckt. Lea hingegen ist von den Tieren fasziniert und nähert sich der Spinne, um sie genauer anzuschauen. Beide erleben also die gleiche Situation und reagieren aufgrund ihrer Persönlichkeit jedoch unterschiedlich auf die Spinne.
Warum es zu solchen Person-Situation-Interaktionen kommt, ist noch nicht eindeutig erforscht, was vorwiegend daran liegt, dass Studien zu diesem Thema sehr aufwendig und zeitintensiv sind. Dennoch haben sich in Laufe der Zeit vier Wirkmechanismen herauskristallisiert, die verschiedenen Reaktionen erklären könnten.
- reaktive Interaktion: Personen nehmen aufgrund ihrer Persönlichkeit Situationen unterschiedliche wahr, was dann zu unterschiedlichen Reaktionen führt.
- evokative Interaktion: Personen lösen bei Mitmenschen durch ihr Verhalten eine Reaktion aus, die wiederum ihr Verhalten beeinflusst.
- proaktive Interaktion: Personen suchen aufgrund ihrer Persönlichkeit bestimmte Situationen gezielt auf.
- manipulative Interaktion: Personen gestalten ihre Umwelt wegen ihrer Persönlichkeit auf eine bestimmte Art und Weise.
Je nach Situation können auch mehrere Wirkmechanismen gleichzeitig greifen und das Verhalten beeinflussen. Die Wissenschaft ist sich noch nicht sicher, ob es nicht noch weitere Mechanismen geben könnte, die das Verhalten beeinflussen.
Persönlichkeitsmodelle - Das Wichtigste
- Persönlichkeitsmodelle sind Theorien über die menschliche Persönlichkeit, die den Aufbau der Persönlichkeit verständlich machen sollen.
- Die dimensionalen und faktorenanalytischen Persönlichkeitsmodelle teilen die Persönlichkeit in verschiedene Dimensionen auf, anhand derer man alle Persönlichkeiten beschreiben kann.
- Die Modelle unterscheiden sich darin, wie viele und welche Dimensionen der Persönlichkeit es gibt.
- Zu den bekanntesten dimensionalen und faktorenanalytischen Persönlichkeitsmodellen gehören das Big-Five-Persönlichkeitsmodell, das DISG-Persönlichkeitsmodell und das Humm-Wadsworth-Modell.
- Das Persönlichkeitsmodell von Freud stellt eine Besonderheit dar, weil es nicht den Persönlichkeitstyp beschreibt, sondern den Aufbau der Psyche und somit auch der Persönlichkeit darstellt.
- Neben den Persönlichkeitsmodellen gibt es auch verschiedene Persönlichkeitstheorien, die sich weniger mit dem Aufbau der Persönlichkeit beschäftigen, sondern eher damit, wie Persönlichkeitsmerkmale entstehen.
- Zwei wichtige Formen von Persönlichkeitstheorien sind die biopsychologischen und die interaktionistischen Persönlichkeitstheorien.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Persönlichkeitsmodelle
Welche Persönlichkeitsmodelle gibt es?
Es gibt viele verschiedene Persönlichkeitsmodelle. Die meisten bekannten Modelle gehören zu den dimensionalen und faktorenanalytischen Persönlichkeitsmodellen.
Was ist das Persönlichkeitsmodell?
Es gibt nicht das eine Persönlichkeitsmodell. Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Modelle und Theorien entwickelt. Generell sind Persönlichkeitsmodelle theoretische Modelle, die dazu dienen, die Persönlichkeit von Menschen zu beschreiben und zu erklären.
Warum gibt es Persönlichkeitsmodelle?
Es gibt Persönlichkeitsmodelle, um die Persönlichkeit von Menschen beschreiben und verstehen zu können.
Was ist das Big-Five-Modell?
Das Big-Five-Modell ist ein Persönlichkeitsmodell, das die Persönlichkeit eines Menschen in fünf verschiedene Dimensionen unterteilt. Zu den fünf Dimensionen gehören die Offenheit für Erfahrungen, die Gewissenhaftigkeit, die Extravision, die Verträglichkeit und der Neurotizismus. Alle fünf Faktoren haben einen Einfluss auf die Persönlichkeit.
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