Schmerz – Definition
Das Schmerzempfinden ist so individuell wie das eigene Empfinden, das sich von Person zu Person unterscheidet. Jeder Mensch nimmt verschiedene Reize unterschiedlich wahr und empfindet dadurch jeweils andere Dinge als schmerzhaft. Dennoch gibt es eine allgemeine Definition für den Schmerzbegriff:
Schmerz bezeichnet ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlsempfinden. Diese Empfindung wird meist mit einer realen oder drohenden Schädigung in Verbindung gebracht.
Der Begriff Sinnesempfinden beschreibt die Stärke und die Qualität des Schmerzes. Ein Schmerz wird zum Beispiel als brennend, stechend, bohrend oder reißend erlebt. Das "Gefühlsempfinden" bewertet dann das emotionale Empfinden des Schmerzes. Da diese Definition aber nur den körperlichen Schmerz, der im Zusammenhang mit Verletzungen und Erkrankungen auftritt, bezeichnet, muss der Begriff weiter ausgeführt werden.
Schmerzen können ebenso psychisch sein. Psychischer Schmerz wird oft mit einem sehr starken Gefühl der Trauer oder Verzweiflung erklärt. Er kann sich aber auch körperlich bemerkbar machen, zum Beispiel durch ein Stechen im Herzen.
Schmerz ist ein komplexes Zusammenspiel aus biologischen, seelischen und sozialen Faktoren. Deswegen wird eine reine Einteilung in "körperlichen" und "psychischen" Schmerz heutzutage nicht mehr verwendet.
Schmerzen haben in erster Linie eine Signalfunktion. Diese Warnfunktion soll ein Lebewesen dazu bringen, sich dem Auslöser dieses Schmerzes zu entziehen und diesen zu meiden. Auch während eines Heilungsprozesses hat Schmerz eine Funktion. Schmerz soll uns dazu bringen, dass wir uns schonen und erholen.
Schmerz beim Menschen– Entstehung
Nozizeptoren sind Sinneszellen, die für die Schmerzwahrnehmung und -weiterleitung in unserem Körper verantwortlich sind. Sie sind über den gesamten Organismus des Menschen verteilt und in fast jedem Gewebe enthalten. Ausgenommen davon sind das Gehirn und das Funktionsgewebe (Parenchym) bestimmter Organe. Die Darstellung eines Nozizeptors siehst Du in der folgenden Abbildung.
Abbildung 1: Nozizeptoren Quelle: ratgeber-schmerzen.de
Funktionsgewebe/Parenchymzellen sind Zellen eines Organs, die für die spezifische Organfunktion verantwortlich sind.
Diese Rezeptoren brauchen einen starken Reiz, um darauf zu reagieren. Schmerzhafte Reize können thermische Reize (Hitze oder Kälte), mechanische Reize (Druck oder Verletzung) oder chemische Reize (Entzündung, Säuren oder Gifte) sein.
Schmerzrezeptoren reagieren erst bei starken Reizen. Die Aktivierung von Schmerzrezeptoren wird durch bestimmte Stoffe (zum Beispiel Bradykinine oder Serotonin), die zu den sogenannten Schmerzmediatoren gehören, verändert und meistens erhöht. Weitere Faktoren, die die Erregbarkeit erhöhen können, sind Sauerstoffmangel im Gewebe (beispielsweise bei einem Infarkt), das Sinken des pH-Wertes (CO₂-Anstieg) oder die Änderung der Elektrolytkonzentration im Blut.
Wiederholt auftretende Schmerzen senken die Schmerzgrenze und führen dabei zu intensiverem und längerem Schmerzempfinden. Das bedeutet, die subjektive Schmerzempfindung steigt bei gleichbleibender oder aber auch abnehmender Schmerzintensität an. Ein Beispiel sind regelmäßig auftretende Zahnschmerzen:
Bei Zahnschmerzen, die immer wieder auftreten oder über einen längeren Zeitraum anhalten, werden die Schmerzen mit der Zeit als immer stärker und unangenehmer empfunden.
Abbildung 2: Ablauf von Schmerzempfinden Quelle: vertical.de
In dieser Abbildung erkennst Du den Ablauf von Schmerzempfinden. Dieser beginnt mit einem Reiz, der in eine Wahrnehmung zur Verarbeitung im Gehirn übergeht und zur Reaktion führt.
Schmerz – Wahrnehmung
Schmerz wird durch sogenannte Schmerzrezeptoren wahrgenommen. Dieser kann durch die Wahrnehmung eines
- äußeren Reizes (wie thermische Reize (Hitze, Kälte)),
- mechanischen Reizes (Druck, Verletzung),
- oder chemischen Reizes (Entzündung, Säuren, Gifte)
ausgelöst werden. Diese wahrgenommenen Reize werden an das Gehirn weitergeleitet. Dort werden sie ausgewertet und nun als bewusster Schmerz wahrgenommen.
Schmerz – Sinnesorgan
Die Haut als Sinnesorgan enthält Rezeptoren und Sinneszellen für Schmerz, Druck, Kälte und Wärme und nimmt die meisten von außerhalb auf uns wirkenden Schmerzauslöser wahr. Oberflächenschmerz ist bei Verletzungen und Unfällen meist der erste Schmerz, den wir empfinden. In der Abbildung 3 findest Du noch einmal alle Sinnesorgane, über die Schmerzen wahrgenommen werden können.
Abbildung 3: Darstellung der Wahrnehmung von Schmerz durch die unterschiedlichen SinnesorganeQuelle: dasgehirn.info
Auch die Ohren können Schmerzen wahrnehmen. Trifft Schall ungebremst auf die feinen Haarzellen des Innenohrs, wie das bei lauten und plötzlichen Geräuschen der Fall ist, können je nach Stärke der Schalleinwirkung ein stechender Schmerz im Ohr, (vorübergehender) Hörverlust und Pfeifgeräusche auftreten.
Wenn beispielsweise zu starkes oder grelles Licht auf die Nervenstränge des Augapfel-Nervs eintritt, kann dies zu Schmerzen innerhalb des Auges (und sogar zu vorübergehendem Sehverlust) führen.
Arten von Schmerz
Es existieren verschiedene Arten von Schmerzen. Im Folgenden teilen sich diese nach dem Vorkommen und der Dauer des Schmerzes auf. Und innerhalb dieser Aufteilungen finden sich einzelne Unterarten.
Arten von Schmerz – Vorkommen
Hier wird zwischen somatischem, viszeralem, neuropathischem und psychogenem Schmerz differenziert. Diese unterscheiden sich vor allem in dem Entstehungsort des Schmerzes. Er kann also an verschiedenen Stellen unseres Körpers entstehen.
Somatischer Schmerz – Beispiel
Somatischer Schmerz tritt durch Reize auf der Haut auf. Das ist ein Schmerz, der direkt bei Berührung entsteht.
Das Anschlagen des Beins an der Bettkante (Oberflächenschmerz).
Viszeraler Schmerz (Eingeweideschmerz) – Beispiel
Dieser Schmerz äußert sich durch ein dumpfes Schmerzgefühl. Die Ursache ist meist schwer zu lokalisieren, da er oft in eine naheliegende Zone an der Körperoberfläche ausstrahlt. Dabei ist er von vegetativen Reaktionen des Nervensystems (zum Beispiel Übelkeit, Schwindel oder Schweißausbrüche) begleitet.
Ein viszeraler Schmerz findet beispielsweise beim Sodbrennen statt:
Sodbrennen wird durch den Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre ausgelöst. Seine Ursache ist demnach organisch und äußert sich durch Schmerz in der Magengegend, der bis hinter das Brustbein sowie in die Hals- und Rachenregion ausstrahlen kann.
Neuropathischer Schmerz (Nervenschmerz) – Beispiel
Hier empfindet man meist einen brennenden und fix auftretenden Schmerz. Die Ursachen können zum Beispiel durch Nervenverletzungen zustande kommen. Oft sind äußere Einflüsse (zum Beispiel Kälte) der Auslöser. Dabei können schon leichte Hautberührungen in der betroffenen Gegend extrem schmerzhaft sein.
Psychogener Schmerz (somatoforme Schmerzstörung) – Beispiel
Der psychogene Schmerz ist ein meist starker, in seiner Lokalisierung wechselnder Schmerz, der sich auf keine (ausreichende) körperliche Ursache zurückführen lässt. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Person den Schmerz simuliert. Man spürt diese Schmerzen und leidet darunter, denn die Verarbeitung von körperlichen und psychogenen Schmerzen finden in denselben Gehirnarealen statt. Sie haben den gleichen Entstehungsprozess. Psychogener Schmerz kann durch traumatische Lebensereignisse oder aktuelle psychische Konflikte ausgelöst werden. Dazu gehört beispielsweise Stress.
Bei starker Stressbelastung kann der Körper mit physischen Symptomen bzw. Schmerzen reagieren, wie Kopf- oder Rückenschmerzen.
Arten von Schmerz – Dauer
Es gibt den akuten und den chronischen Schmerz. Diese Schmerzarten unterscheiden sich vor allem darin, wie lange der Schmerz andauert. Die Dauer wiederum hängt von den Ursachen ab und davon, ob bzw. wie diese behandelt werden.
Akuter Schmerz – Beispiel
Akute Schmerzen sind ein Warnsignal des Körpers. Die Ursache dieser Schmerzen ist dringlich und muss umgehend behandelt werden. Behandelt man die Ursache des Schmerzes, lässt dieser nach einigen Stunden oder Tagen nach.
Methoden zur Schmerzlinderung sind beispielsweise, den schmerzenden Bereich zu entlasten und ihn zu kühlen (zum Beispiel bei Entzündungen) oder zu wärmen (bei Arthrose). Bei mittelstarken und starken Schmerzen können Schmerzmittel oder lokale Betäubungsmitteln Linderung verschaffen. Das erkennt man gut anhand eines Beispiels aus dem Alltag.
Arthrose beschreibt den fortschreitenden Verschleiß von Gelenken durch den zunehmenden Verlust von Gelenkknorpeln.
Man hängt ein Bild auf und schlägt beim Einschlagen des Nagels auf den Finger. Es schmerzt, jedoch verschwindet dieser Schmerz nach Kühlung der betroffenen Stelle nach ein paar Stunden oder spätestens Tagen wieder.
Chronischer Schmerz – Beispiel
Chronische Schmerzen dauern länger als sechs Monate an. Ein Beispiel dafür sind Rückenschmerzen bei degenerativen Wirbelsäulenveränderungen (Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule). Auch immer wiederkehrende Schmerzen zählen zu chronischen Schmerzen. Dazu zählt beispielsweise die Migräne.
Migräne gilt als chronischer Schmerz, wenn diese an mehr als 15 Tagen im Monat auftritt.
Ein chronischer Schmerz besteht unabhängig von der Erkrankung, die diesen ursprünglich verursacht hat. Er dient also nicht mehr als Warnsignal. Bei nicht ausreichender oder gar keiner Therapie entwickelt sich ein sogenanntes "Schmerzgedächtnis": Das kann zum Beispiel zu Schlafstörungen führen und sich auf körperliche Leistungsfähigkeit auswirken.
Auch die falsche Belastung von Körperteilen kann zu chronischen Schmerzen führen.
Ein Beispiel sind Schmerzen im Bein durch falsche oder zu große Belastung des Beins. Diese können unbehandelt bis in den Rücken ausstrahlen, was wiederum zu chronischen Kopfschmerzen führen kann.
Arten von Schmerz – psychischer und körperlicher Schmerz
Die Wahrnehmung von Schmerz und dessen Stärke unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Das Empfinden von Schmerzen hängt ebenfalls vom seelischen Zustand und der allgemeinen gesundheitlichen Verfassung ab.
Außerdem unterscheidet man zwischen dem körperlichen und dem psychischen Schmerz.
Körperlicher Schmerz | Psychischer Schmerz |
- Körperliche Schmerzen sind die Folge von Verletzungen und Erkrankungen.
- Psychische Ursachen, die zu körperlichen Schmerzen führen, werden auch psychosomatische Schmerzen genannt.
| - Psychogener Schmerz hat keine organischen oder körperlichen Ursachen und basiert wahrscheinlich überwiegend auf psychischen Vorgängen.
- Die Entstehung geht meist auf innere Konflikte und seelische Belastung zurück. Auslöser hierfür können Alltagsstress, Ängste und Depressionen sein.
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Schmerz beim Menschen – Diagnose
Um eine Diagnose zu stellen, werden die Dauer, Häufigkeit, Art, Lokalisation und Stärke des Schmerzes untersucht. Der Schmerz wird dabei in Schmerzskalen zur ungefähren Einordnung der Schmerzintensität eingeteilt. Bei der Diagnose eines psychogenen Schmerzsyndroms müssen organische Ursachen ausgeschlossen werden. Für eine dauerhafte Behandlung ist es ebenso wichtig, Schmerzen nicht nur nach ihrer Stärke und Dauer, sondern auch nach ihrer Art zu bewerten.
Schmerz beim Menschen – Behandlung
- Bei körperlichen Schmerzen muss die Ursache gefunden werden, um diese zu bekämpfen und den Schmerz langfristig zu beseitigen.
- Bei der Behandlung akuter Schmerzen können Entlastung, Kühlung oder das Wärmen des schmerzenden Bereichs helfen.
- Handelt es sich um mittelstarke oder starke Schmerzen, können diese medikamentös durch Schmerzmittel oder ein lokales Betäubungsmittel behandelt werden.
- Beim psychogenen Schmerzsyndrom hilft eine rein medikamentöse Behandlung selten. Hier liegt der Behandlungsschwerpunkt auf einem multimodalen Konzept. Dieses wird gemeinsam mit Stressbewältigung und Psychotherapie durchgeführt.
Schmerz - Das Wichtigste
- Schmerz bezeichnet ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlsempfinden.
- Diese wahrgenommenen Reize werden an das Gehirn weitergeleitet. Kommt dieser Reiz im Gehirn an, wird er dort ausgewertet und als Schmerz erkannt.
- Schmerzen haben in erster Linie eine Warnfunktion.
- Es existieren verschiedene Arten von Schmerz: somatische, viszerale, neuropathische und psychogene Schmerzen.
- Außerdem wird Schmerz nach Dauer (akuter und chronischer Schmerz) und nach Lokalisierung der Ursache (körperlicher oder psychischer Schmerz) unterschieden.
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