Soziale Gruppe

Jeden Tag steht Anna auf und trifft am Frühstückstisch auf ihre Familie, bevor sie in die Schule fährt. Dort arbeitet sie dann mit den Lehrkräften und ihren Mitschüler*innen zusammen. Am Nachmittag trifft sie sich mit ihren Freund*innen und unterhält sich über Neuigkeiten und Probleme. In jeder dieser Situationen handelt Anna innerhalb eines sozialen Konstrukts, das als soziale Gruppe bezeichnet wird.

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    Soziale Gruppe – Definition

    Die Gruppe ist das am weitesten verbreitete, wie auch vertrauteste soziale Gebilde [...]"1

    In der Regel wird eine Gemeinschaft ab drei Personen als Gruppe bezeichnet. Begründet wird dies damit, dass bei einem Zusammenschluss aus zwei Personen beide an der Interaktion teilnehmen müssen, um überhaupt eine Interaktion entstehen zu lassen. Ab drei Personen müssen nicht zwingend alle Gruppenmitglieder an der Kommunikation teilnehmen, um eine Verständigung zwischen den Personen zu erreichen. Diese Freiwilligkeit zeichnet eine Gruppe demnach aus.

    Eine Gruppe bezeichnet einen Zusammenschluss von mindestens drei Personen (Gruppenmitglieder), die über einen längeren Zeitraum ein gemeinsames Ziel verfolgen, in einem andauernden Austausch stehen und dabei ein Zusammengehörigkeitsgefühl empfinden.

    Innerhalb einer Gruppe existieren zudem gemeinsame Normen und Wertvorstellungen. Diese können zu einer Gründung einer Gruppe führen. Die Vorstellungen können sich jedoch auch innerhalb der Gruppe verändern und formen. Um eine soziale Gruppe zu bilden, müssen also viele verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein.

    Soziale Gruppe – Merkmale einer Gruppe

    Wie bereits bei der Definition der Gruppe deutlich wird, müssen einige Merkmale gegeben sein, damit ein Zusammenschluss von Menschen überhaupt als Gruppe bezeichnet werden kann. Dazu gehören:

    • dauerhafte soziale Beziehung zwischen allen Mitgliedern
    • häufiger Kontakt und Interaktion zwischen den Mitgliedern
    • Bewusstsein über andere Mitglieder
    • Interaktion zwischen allen Mitgliedern potenziell möglich
    • gemeinsame Werte und Interessen innerhalb der Gruppe
    • Entwicklung verschiedener sozialer Rollen in der Gruppe und damit verbundene Rechte und Pflichten

    Soziale Gruppen – Beispiel

    Gruppen können aus verschiedenen Perspektiven betrachtet und demnach in verschiedene Arten eingeteilt werden. Die Perspektive ändert sich je nachdem, ob ein Individuum ein Teil einer Gruppe ist oder sie nur von außen betrachtet. Zudem besteht ein Unterschied in der Definition der Gruppen, je nachdem wie viel Kontakt und Austausch zwischen den Mitgliedern besteht. Man unterscheidet zudem zwischen verschiedenen Arten von Gruppen, je nachdem, durch welche Bedürfnisse oder welchen Zweck die Gruppe entstanden ist. Diese Betrachtungsweisen werden in der folgenden Tabelle näher erläutert.

    GruppenartenBeschreibungBeispiel
    Mitgliedsgruppen vs. FremdgruppenGruppe, der man selbst angehört vs. Gruppe, die man von außen betrachtetAnna ist ein Mitglied der Klasse 8a (Mitgliedsgruppe). Von außen kann sie erkennen, dass die Klasse 8b ebenfalls eine (Fremd-)Gruppe darstellt.
    Primärgruppe vs. SekundärgruppeGruppe mit wenig Mitgliedern und hoher Kommunikation vs. Gruppe mit vielen Mitgliedern und wenig KommunikationAnna tritt jeden Tag mit ihrer Familie (Primärgruppe) in Kontakt. Einmal im Monat besucht sie den Trampolinverein (Sekundärgruppe).
    informelle Gruppe vs. formelle GruppeGruppe, die durch innere Bedürfnisse zustande kommt vs. Gruppe, die durch eine Organisation geplant wurdeAnna hat vier enge Freundinnen (informelle Gruppe), mit denen sie ihre Probleme bespricht. Mit ihren Klassenkameraden (formelle Gruppe) tauscht sie sich dagegen hauptsächlich über schulische Inhalte aus.

    Soziale Gruppe Funktion – einfach erklärt

    Soziale Gruppen bieten ihren Mitgliedern verschiedene Funktionen. Generell wird immer versucht, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Auswirkungen dieser Zusammenschlüsse eröffnen den Mitgliedern verschiedene Vorteile. Zu den Funktionen gehören:

    • die Inhaltsfunktion
    • die Unterstützungsfunktion
    • die Versorgungsfunktion

    Inhaltsfunktion

    Gruppenmitglieder verfolgen die gleichen Ziele und teilen demnach auch innerhalb der Gruppe häufig ähnliche Inhalte. Gruppen können infolgedessen auch dafür eingesetzt werden, um bestimmte Themen und Inhalte an andere Personen weiterzugeben und somit bestimmte Vorstellungen und Meinungen zu verbreiten.

    Auch im folgenden Beispiel wird deutlich, wie der Zusammenschluss in einer Gruppe genutzt werden kann, um auf wichtige Informationen aufmerksam zu machen.

    Anna interessiert sich sehr für den Klimaschutz. Deswegen hat sie beschlossen, der Gruppe Fridays for Future beizutreten. Dort versuchen sie und die anderen Gruppenmitglieder ihr Thema auch anderen Personen zugänglich zu machen und zu informieren.

    Unterstützungsfunktion

    Innerhalb von Gruppen spielt auch die Unterstützung der Mitglieder eine wichtige Rolle. So werden Verantwortung und Arbeit zwischen den verschiedenen Personen aufgeteilt, sodass eine Entlastung der einzelnen Mitglieder geschieht. Auch Anna erlebt die Unterstützungsfunktion im folgenden Beispiel.

    Anna muss in der Schule ein Referat halten. Dafür sollen sich alle in Gruppen von bis zu vier Personen einteilen. Anna und ihre drei Gruppenmitglieder beschließen, sich die Aufgaben aufzuteilen und im Anschluss die Ergebnisse gemeinsam zusammenzutragen. Jede*r kümmert sich also um einen Teil der Präsentation, wodurch sie Zeit sparen und den Arbeitsaufwand für die einzelnen Personen minimieren.

    Versorgungsfunktion

    In einigen Gruppen spielt auch die Funktion der Versorgung eine wichtige Rolle. Dies betrifft sowohl materielle Güter wie Geld, Kleidung und Wohnung, als auch soziale Faktoren wie Liebe und Anerkennung. Damit kann die Familie, aber auch eine Freundesgruppe die Versorgungsfunktion erfüllen. Dies wird auch im folgenden Beispiel deutlich.

    Anna hat eine liebevolle Familie, die sie sehr unterstützt. Jeden Mittag nach der Schule kocht Annas Vater für die ganze Familie, bevor ihr älterer Bruder ihr bei den Hausaufgaben hilft. Am Nachmittag fährt Annas Mutter sie zu ihren Freundinnen in die Stadt. Auch in dieser Freundesgruppe erfährt Anna sehr viel Zuneigung und Liebe.

    Soziale Rollen in einer Gruppe

    In einer Gruppe entstehen verschiedene Rollen, die die Individuen abhängig von ihrem Status annehmen. Dabei beeinflussen Macht, Kompetenz, Einfluss, Autorität und andere soziale Ressourcen die Position innerhalb der Gruppe. Die Rollen werden innerhalb der Gruppen ausgehandelt. Damit passen sich auch die Verhaltensweisen bewusst oder unbewusst an die Erwartungen an, sodass eine Hierarchie oder eine andere Art Struktur entsteht.

    Unter sozialen Ressourcen versteht man sämtliche Hilfsmittel und Kompetenzen, die dazu eingesetzt werden können, um das alltägliche Leben und den Umgang mit anderen Personen zu bewältigen. Dazu gehören materielle und physische Ressourcen, wie die finanziellen Möglichkeiten, das Aussehen, die Kraft und die Ausdauer, jedoch auch psychische Ressourcen, wie Interessen, Überzeugungskraft, Werte und Wissen. Generell kann alles zu einer sozialen Ressource werden.

    Personen, die viele soziale Ressourcen besitzen, haben daher große Chancen, ihre Position in der Gesellschaft positiv zu beeinflussen und sind in der sozialen Interaktion sehr erfolgreich.

    Rollenzuordnungen sind dabei aber nicht immer festgelegt, können sich wandeln und sind generell nicht immer gleich. Rollen beschreiben zudem nicht die gesamte Persönlichkeit eines Menschen. Dennoch lässt sich zwischen den folgenden Verhaltensweisen innerhalb einer Gruppe unterscheiden:

    RollenBeschreibung
    Gruppenleitung
    • hält die Gruppe zusammen
    • bestimmt und koordiniert Tätigkeiten
    • Mittelpunkt der Gruppe
    Praktiker*innen
    • versucht die Ziele der Gruppe voranzutreiben
    Mitläufer*innen
    • stille Zuhörende/Beobachter*innen
    • orientiert sich an anderen
    • unterstützen die Prozesse innerhalb der Gruppe
    Bedenkenträger*innen
    • Gegenpart zur Gruppenleitung
    • hinterfragt kritisch die Ziele und Vorgehensweisen
    Einzelgänger*innen
    • häufig abseits der Gruppe
    • nehmen wenig am Gruppenprozess teil
    Ideengeber*innen
    • plant Unternehmungen
    • Beraterfunktion innerhalb der Gruppe
    Vermittler*innen
    • vermittelt bei Streitigkeiten
    • häufig unentschlossen

    Individuum und soziale Gruppe

    Die Bildung von Gruppen spielte besonders in der Vergangenheit eine wichtige Rolle, da das Individuum allein in der Wildnis nicht lange überlebten konnte. Und auch heute sind das Individuum und die Gruppe unweigerlich stark miteinander verbunden. Eine Gruppe kann das Verhalten eines Individuums sehr stark beeinflussen.

    In der Psychologie spielt bei der Thematik der Gruppe als soziales System die Theorie der sozialen Identität eine wichtige Rolle. Dieser Forschungsansatz wurde von Henri Tajfel und John C. Turner entwickelt und als Minimalgruppen-Experiment bezeichnet.

    Beim Minimalgruppen-Experiment wurden Schüler*innen in zwei unterschiedliche Gruppen eingeteilt, nachdem sie aus zwei vorgegebenen Künstlern (Klee und Kandinsky) einen ausgewählt hatten.

    Dann sollten sie Geld an eine Person der eigenen Gruppe und eine der anderen Gruppe verteilen. Keine der Personen wurde zuvor kennengelernt und sollte auch in Zukunft nicht kennengelernt werden.

    Obwohl das Geld dabei relativ fair verteilt wurde, zeigte sich doch, dass die Person der eigenen Gruppe bevorzugt wurde. Dasselbe Ergebnis wurde auch erlangt, wenn die Gruppe nur zugelost wurde.

    Daraufhin stellten die beiden Forscher die Annahme auf, dass der Mensch zwei verschiedene Komponenten der Identität besitzt: die persönliche Identität und die soziale Identität.

    IdentitätBeschreibung
    persönliche Identität
    • Selbstgefühl, das sich im Laufe der Zeit durch Erfahrungen entwickelt und verändert.
    • bezieht sich darauf, wie sich das Individuum von der Gesellschaft unterscheidet
    soziale Identität
    • Gefühl über sich selbst und andere, das das Verständnis für Verhalten und Handeln formt.
    • bezieht sich auf Gemeinsamkeiten, die mit der Gesellschaft bestehen

    Auch viele verschiedene andere Experimente zeigen, dass die Gruppe das Verhalten einzelner Individuen beeinflussen kann.

    Wenn Du noch mehr über Experimente erfahren willst, kann Dir die Erklärung "Experimente Psychologie" weiterhelfen.

    Soziale Gruppe – Das Wichtigste

    • Eine Gruppe sind mindestens drei Personen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen, in einem andauernden Austausch stehen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl empfinden.
    • Soziale Gruppen können eine Inhalts-, Unterstützungs- und Versorgungsfunktion erfüllen.
    • Individuen nehmen innerhalb von Gruppen verschiedene soziale Rollen ein.
    • Das Verhalten einer Person kann innerhalb einer Gruppe stark beeinflusst werden.

    Nachweise

    1. Homans (1960). Theorie der sozialen Gruppe. Westdeutscher Verlag.
    2. Homans (1978). Theorie der sozialen Gruppe. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
    3. Kessler; Mummendey (2007). Vorurteile und Beziehungen zwischen sozialen Gruppen. Springer Medizin Verlag.
    4. Schäfers (2006). Die soziale Gruppe. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
    Häufig gestellte Fragen zum Thema Soziale Gruppe

    Wie viele Leute sind in einer Gruppe?

    In einer sozialen Gruppe sind nach der gängigen Definition mindestens drei Personen. Es können aber auch deutlich mehr Mitglieder einer Gruppe existieren.

    Was versteht man unter einer sozialen Gruppe

    Unter einer sozialen Gruppe versteht man einen Zusammenschluss von mindestens drei Personen, die über einen längeren Zeitraum ein gemeinsames Ziel verfolgen, in einem andauernden Austausch stehen und dabei ein Zusammengehörigkeitsgefühl empfinden.

    Warum sind soziale Gruppen wichtig?

    Soziale Gruppen sind wichtig, da sie verschiedene Funktionen für ihre Mitglieder erfüllen. Sie können für das Teilen und Verbreiten von Themen, die gegenseitige Unterstützung oder die Versorgung mit materiellen und sozialen Gütern wichtig sein.

    Was sind Beispiele für soziale Gruppen?

    Beispiele für soziale Gruppen sind Mitglieds- und Fremdgruppen, die die Zugehörigkeit zu einer Gruppe beschreiben, Primär- und Sekundärgruppen, die die Häufigkeit der Kommunikation und des Kontakts beinhalten oder informelle und formelle Gruppen, die den Grund für die Gründung einer Gruppe beschreiben.

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