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Die Sprachwahrnehmung umfasst alle Verarbeitungsprozesse (Aufnahme, Interpretation und Verarbeitung) von geschriebener, gesprochener oder gebärdeter Sprache, wobei der Fokus auf dem Klang der Sprache liegt.
Die Sprachwahrnehmungsforschung untersucht, wie der Mensch Laute erkennt und ihre Informationen entschlüsselt, um gesprochene Sprache zu verstehen.
Die Gebärdensprache ist im Gegensatz zu gesprochener Sprache eine visuell wahrnehmbare Ausdrucksform. Insbesondere nicht-hörende und schwerhörige Personen verwenden sie, um zu kommunizieren. In der Regel werden die Hände dafür verwendet.
Der Sprachwahrnehmungsprozess im Gehirn
Die Sprachwahrnehmung beginnt am Außenohr. Dort wird der Sprachschall aufgenommen und über den Gehörgang an das Mittelohr weitergeleitet. In diesem wird der Sprachschall durch das Trommelfell, das zu vibrieren beginnt, verstärkt und auf die Gehörknöchelchen übertragen. Letztere bestehen aus dem Hammer, Amboss und Steigbügel und sind mit dem sogenannten ovalen Fenster verbunden, das den Eingang zum Innenohr darstellt. Das Innenohr selbst besteht überwiegend aus der Cochlea, der Hörschnecke.
Aufgabe der Cochlea ist es, den Sprachschall in ein neuronales Signal umzuwandeln, das über den Hörnerv an die für die auditive Verarbeitung zuständigen Areale des Gehirns weitergeleitet wird. Dort werden zunächst die einzelnen Sprachlaute, Silben und Wörter identifiziert.
Die Informationsweiterleitung im Gehirn findet über sogenannte Neuronen statt. Innerhalb eines Neurons wird ein ankommendes Signal durch elektrische Impulse (Aktions- und Ruhepotentiale) weitergeleitet. Diese elektrischen Impulse werden auch als neuronales Signal bezeichnet.
Aktuell geht die Wissenschaft davon aus, dass unterschiedliche Areale des Gehirns an der Sprachwahrnehmung und -verarbeitung beteiligt sind. Erkenntnisse diesbezüglich werden vor allem durch Untersuchung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten gewonnen, die nach der Erkrankung mithilfe von funktionellen Bildgebungsverfahren erneut das Sprechen lernen müssen.
Das liegt daran, dass bei einem Schlaganfall Blutgefäße im Gehirn durch ein Blutgerinnsel verschlossen werden. Infolgedessen wird das Gehirngewebe nur noch wenig bis gar nicht mehr durchblutet. Dadurch gelangt weniger bzw. kein Sauerstoff mehr ins Gehirn, was die betroffenen Zellen dort absterben lässt. Je nachdem, welcher Teil des Gehirns betroffen ist, kann das zum Beispiel zu Seh-, Sprach- oder Koordinationsstörungen führen.
Funktionale Bildgebungsverfahren dienen der Erzeugung von Bildern, die bestimmte Gebiete und deren Aktivierungszustand bei einer bestimmten Tätigkeit, wie dem Sprechen, im lebenden Gehirn zeigen.
Eine große Rolle in der Sprachverarbeitung wird dem sogenannten auditiven Kortex (siehe Abbildung 2) zugeschrieben. Er ist der Endpunkt des Hörnervs und fungiert als eine Art Hörzentrum. Im auditiven Kortex werden alle ankommenden neuronalen Sprachsignale verarbeitet.
Das Sprachverständnis selbst wird dem sogenannten Wernicke-Areal zugeschrieben, das, wie die Abbildung 2 zeigt, einen Teil des Hörzentrums darstellt. Die Verarbeitung der grammatikalischen Aspekte sprachlicher Einheiten und die Sprachbildung werden hingegen dem Broca-Areal zugeordnet. Diese beiden Areale bilden die Hauptkomponenten der Sprachverarbeitung.
Kategoriale Sprachwahrnehmung
Sprache besteht nicht nur aus Sätzen und Wörtern. Es handelt es sich dabei vielmehr um einen Prozess mit mehreren Ebenen. Zu Beginn der Sprachwahrnehmung hört man erst einmal einzelne Laute, die sogenannten Phoneme. Aus ihnen setzt sich eine Sprache zusammen. Die Sprachlaute können dann, basierend auf dem Vorwissen einer Person, kategorial in Worteinheiten verbunden werden. Man nennt diese auch Morpheme oder Phonemsequenzen.
Wie genau Du Dir dieses mehrschichtige Verfahren vorstellen kannst, zeigt Dir die folgende Abbildung:
Ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit einer Sprache, die aus einem oder mehreren Phonemen zusammengesetzt ist.
Ein Phonem ist die kleinste bedeutungsunterscheidende Lauteinheit des gesprochenen Wortes.
- Eine Sprache hat in der Regel ca. 30 bis 40 Phoneme; Standarddeutsch besteht z.B. aus ungefähr 40 Phonemen, wovon 20 Vokalphoneme und 20 konsonantische Phoneme sind.
- Die Phoneme dienen somit der Unterscheidung zwischen Wörtern unterschiedlicher Bedeutung.
Beispiel: Das /m/ und /d/ in mein und dein sind Phoneme. Ebenso das /t/ und das /s/ in Haut und Haus.
Die Bildung von Worteinheiten kannst Du Dir wie folgt vorstellen:
Nehmen wir das Wort Schal. Es besteht aus insgesamt drei Lauten: "Sch", "a" und "l". Diese werden zuerst wahrgenommen.
Erst, wenn über genügend Vorwissen verfügt wird, können diese drei Laute zusammengesetzt und somit als "Schal" (Lautschrift: ʃɑl) verstanden werden.
Dasselbe gilt für das Wort Tischbein. Es besteht aus den fünf Lauten "T", "i", "sch", "b", "ei" und "n". In der Lautschrift lautet das Wort: tɪʃbɑ͡ɪn.
Die Phonemsequenzen werden schließlich ebenfalls auf Basis des vorhandenen Wissens zu Satzeinheiten verbunden und mit dem Sprachgedächtnis abgeglichen. Wird ein Morphem von diesem wiedererkannt, weil es ein bereits existierendes Wort beinhaltet, kann das Gehirn der Sequenz eine Bedeutung zuordnen.
Übertragen auf das Beispiel von gerade eben sieht dieser Prozess folgendermaßen aus:
Um nun der Phonemsequenz eine Bedeutung zuzuweisen, muss Wissen darüber existieren, dass die Lautkombination "Sch a l" auf den Gegenstand zutrifft, der damit gemeint wird.
Genauso verhält es sich bei dem Wort Tischbein. Hier muss erkannt werden, dass mit "tɪʃbɑ͡ɪn " einer der vier Füße eines Tisches gemeint ist.
In unserem Gedächtnis sind Wörter (Phonemsequenzen) samt ihrer Bedeutung gespeichert, nicht jedoch die einzelnen Laute und Lautfolgen, aus denen sie bestehen. Deshalb muss ein Wort jedes Mal, wenn wir es hören, in seine einzelnen Phoneme zerlegt werden, damit diese anschließend einzeln analysiert werden können.
Ein weiteres Beispiel zur kategorialen Sprachwahrnehmung bietet Dir die nachfolgende Abbildung 3. Sie zeigt den Prozess, wie aus den einzelnen in jeder Sprache vorhandenen Phonemen über die Morpheme Wörter, Phrasen und Sätze gebildet werden:
Sieh Dir das Wort "strangers" aus der Abbildung an. Dieses setzt sich aus den verschiedensten Phonemen zusammen, die im ersten Schritt der Sprachwahrnehmung identifiziert und kategorial auf Basis des Vorwissens zusammengefasst werden. Dadurch ergeben sich die Morpheme bzw. Phonemsequenzen "strange", "er" und "s". Diese werden erneut mit dem Gedächtnis abgeglichen, das im Normalfall das Wort "strangers" (= Unbekannte) identifiziert.
So wird mit jedem Laut vorgegangen, bis eine Reihe von Wörtern identifiziert wurden, die aneinandergereiht eine Bedeutung ergeben.
Segmentierung
Bereits in den frühsten Stadien der Sprachentwicklung muss ein Kind lernen, den Sprachstrom der Umweltsprache zu verarbeiten und ihn in sprachlich relevante Einheiten (Segmente) zu untergliedern. Das heißt also, ein Kind muss erfahren, wie es die ganzen Geräusche und Wortfetzen um sich herum filtert und Wichtiges weiterverarbeitet. Im ersten Lebensjahr eines Kindes liegt der Fokus der Sprachwahrnehmung auf der Verarbeitung und Kategorisierung bzw. Segmentierung von Betonung, Pausensetzung und Phrasenstrukturgesetzen, also den sogenannten prosodischen Merkmalen der gesprochenen Sprache.
Mit den prosodischen Merkmalen sind die lautlichen Eigenschaften einer Sprache gemeint.
Diese Kompetenz nennt man Segmentierfähigkeit.
Unter der Segmentierfähigkeit wird die Fähigkeit der Zerlegung größerer sprachlicher Einheiten (Wörter, Sätze) in kleinere Einzelteile (Silben, Laute) verstanden. Damit dient die Segmentierung der Klassifizierung sprachlicher Einheiten durch Zuordnung zu bestimmten Kategorien.
Dieser Vorgang findet auf den verschiedenen sprachlichen Ebenen statt:
- Auf Textebene ist damit das Zerlegen des gesamten Textes in Sätze und Phrasen gemeint.
- Auf Satzebene meint sie das Zerlegen in einzelne Wörter.
- Auf Wortebene dient die Segmentierung der Zerlegung in Silben und einzelne Laute.
Sieh Dir zur Verdeutlichung das folgende Beispiel an:
Textebene:
"Die Braut trägt Grau. Heute ist ihr großer Tag. Sie wird heiraten und kann es kaum erwarten."
Hier wird in die einzelnen Sätze und Phrasen zerlegt:
- Die Braut trägt Grau.
- Heute ist ihr großer Tag.
- Sie wird heiraten
- und kann es kaum erwarten.
Satzebene:
Der Satz "Sie wird heiraten." kann in die Wörter "Sie", "wird" und "heiraten" zerlegt werden.
Wortebene:
Auf dieser Ebene wird der Satz in folgende Silben zerlegt: "Sie-, wird-, hei-, ra-, ten-".
Segmentierungsproblem
Zwar nimmt der Mensch Sprache als einen gleichmäßig auf ihn einwirkenden Strom aufeinanderfolgender Laute bzw. Wörter wahr. Jedoch ist diese Linearität im Sprachschall selbst (also auf physikalischer Ebene) nicht wirklich vorhanden. Das liegt daran, dass er nicht streng aufeinanderfolgt, sondern sich beispielsweise auch überlappen oder durch Hall verzögert am Ohr eintreffen kann.
Somit kann ein Sprachschall von vorausgehender und nachfolgender Sprache beeinflusst werden. Dieser Einfluss kann sich über Silben- und gar Wortgrenzen hinweg erstrecken, wodurch die Segmentierung eines Sprachsignals deutlich erschwert wird.
Das Segmentierungsproblem besteht somit darin, Wörter bzw. Phoneme in der gesprochenen Sprache voneinander zu trennen. Das kannst Du Dir wie folgt vorstellen:
Das englische Wort ice cream kennst Du bestimmt. Doch wenn Du es hörst, muss sich Dein Gehirn immer die Frage stellen, ob es wirklich ice cream ist, was Du gerade hörst, oder womöglich I scream. Dafür muss der ankommende Sprachschall erst in seine einzelnen Phoneme zerlegt und nacheinander wieder zusammengesetzt werden, um den Unterschied zu erkennen und die richtige Bedeutung zu identifizieren.
Motor-Theorie der Sprachwahrnehmung
Die Motor-Theorie (Motor Theory of Speech Perception) wurde in den 1960-er Jahren entwickelt und ist eine der ältesten Theorien zur Sprachwahrnehmung. Sie besagt, dass der Mensch ankommende akustische Signale unbewusst nachahmt und dadurch interpretiert. Ein Beispiel dafür findest Du hier:
Wenn eine gehörlose Person eine Unterhaltung führt, basiert diese in der Regel auf Gestik – also in der Gebärdensprache. Manche gehörlose Menschen können jedoch die Sprache auch auf andere Art und Weise wahrnehmen, nämlich durch das sogenannte Lippenlesen. Sie lesen dann die Sprache von den Lippen ihres Gegenübers ab. Dabei wird die Motor-Theorie in Extremform betrieben.
Um während des Lippenlesens zu verstehen, was die andere Person sagt, muss bereits eine Vorstellung davon vorhanden sein, welche Lippenbewegung für welches Wort bzw. welchen Laut steht.
Die Grundannahme der Motor-Theorie baut damit auf dem Zusammenhang zwischen Sprachwahrnehmung und Spracherzeugung auf. Wahrgenommene akustische Signale werden in Abhängigkeit von artikulatorischen Gesten, die im Gehirn gespeichert sind, entschlüsselt.
Artikulatorische Gesten sind Bewegungen, die Du mit Deinen Artikulationsorganen, wie der Zunge, dem Unterkiefer oder den Lippen, erzeugst.
Konkret bedeutet das, dass im Gehirn bereits eine Vorstellung davon existiert, welcher Laut zu welcher artikulatorischen Geste gehört.
Frequenzen der Sprachwahrnehmung
Bei der menschlichen Sprache handelt es sich um Schallwellen, die über die Luft an das Ohr gelangen. Das menschliche Organ kann akustische Signale (Schall) nur in einem bestimmten Frequenzbereich wahrnehmen. Personen mit einem gesunden Hörvermögen vernehmen Frequenzen zwischen 20 und 20.000 Hz. Der Frequenzbereich des menschlichen Gehörs, der für die Wahrnehmung von Sprache verantwortlich ist, wird auch als Hauptsprachbereich oder Sprachwahrnehmbarkeit bezeichnet.
Wie Du in der Abbildung 5 als schwarz gefärbte Fläche erkennen kannst, umfasst der Hauptsprachbereich die Frequenzen zwischen circa 0,2 und 4 kHz (= 200 und 4.000 Hz). In diesem Bereich ist das menschliche Ohr besonders empfindlich für Schall.
Der sogenannte Schalldruckpegel gibt an, mit welchem Druck die Schallwellen auf das Trommelfell treffen. Er wird in Dezibel (dB) gemessen. Je höher der Wert, desto lauter ist der wahrgenommene Ton. Die Schmerzgrenze des menschlichen Hörens liegt zwischen 120 und 140 dB.
Frequenz = Anzahl der Schwingungen pro Sekunde; angegeben in Hertz/Hz.
Entwicklung der Sprachwahrnehmung bei Kindern
Die Sprachwahrnehmung beginnt nicht erst mit der Geburt, sondern bereits im Mutterleib. In verschiedenen Untersuchungen zeigte sich, dass der Fötus bereits ab dem fünften Schwangerschaftsmonat in der Lage ist, Laute wahrzunehmen. In den Tests äußerte sich das durch einen beschleunigten Herzschlag.
Sieh Dir die Erklärung zur "Sprachentwicklung" an, um mehr zu dem Thema zu erfahren.
Einen Überblick über die Sprachwahrnehmung und ihre Entstehung in den ersten Lebensmonaten des Menschen bietet Dir die folgende Tabelle:
Alter | Fähigkeit |
5. bis 6. Schwangerschaftsmonat |
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8. Schwangerschaftsmonat |
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0. bis 3. Lebensmonat |
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4. bis 6. Lebensmonat |
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7. bis 8. Lebensmonat |
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9. bis 12. Lebensmonat |
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14. Lebensmonat |
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17. Lebensmonat |
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Störungen der Sprachwahrnehmung
Störungen der Sprachwahrnehmung können verschiedene Bereiche betreffen und werden nach dem entsprechenden Ort gruppiert. So treten Störungen entweder im Ohr, in der Hörbahn oder im Gehirn auf. Zudem können sie die Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung der auditiven Information beeinträchtigen.
Konduktive Hörstörungen
Konduktive Hörstörungen, auch als Schallleitungshörstörung bezeichnet, betreffen das Mittelohr. Zwar kommt in diesem Fall das Schallsignal von der Umgebungsluft ungestört am Trommelfell an. Jedoch ist die Weiterleitung des Signals über die Gehörknöchelchen gestört. Infolgedessen wird das wahrgenommene Sprachsignal leicht bis stark gedämpft. Oft sind chronische Mittelohrentzündungen in der Kindheit dafür verantwortlich.
Ein Beispiel ist das gedämpfte Hören bei starken Ohrenschmerzen.
Bei einer Mittelohrentzündung kann es zu einer konduktiven Hörstörung kommen, indem sich Flüssigkeit im Mittelohr sammelt. Dadurch kann sich das Trommelfell vorübergehend nicht mehr ausreichend bewegen. Das sorgt dafür, dass Laute bzw. Schall kaum oder gar nicht mehr an das Innenohr weitergeleitet werden können. Die betroffene Person nimmt den Ton deshalb stark gedämpft oder eben überhaupt nicht mehr wahr.
Sensorisch-neurale Hörstörungen
Eine sensorisch-neurale Hörstörung (Innenohrschwerhörigkeit) betrifft im Gegensatz zur konduktiven Hörstörung nicht das Mittel-, sondern das Innenohr.
- Sensorisch bezieht sich auf die Cochlea.
- Neural bezeichnet die gehemmte Weiterleitung vom Innenohr zum Gehirn.
Die Folge ist auch hier ein leicht bis stark gedämpft und verzerrt wahrgenommenes Signal. Da das Gleichgewichtsorgan ebenfalls im Innenohr liegt, geht oftmals ein Schwindel oder Balanceprobleme mit der Störung einher.
Die Cochlea ist die Hörschnecke des Menschen. Sie befindet sich im Innenohr und ist verantwortlich dafür, den Sprachschall in ein neuronales Signal umzuwandeln, das vom Gehirn weiterverarbeitet werden kann.
Im Gegensatz zur konduktiven Hörstörung ist die sensorisch-neurale Version entweder vererbt oder durch bestimmte Beeinträchtigungen, wie Diabetes oder Stoffwechselerkrankungen, ausgelöst. Auch im Alter kann es verstärkt zu einer Innenohrschwerhörigkeit kommen, wie Dir das folgende Beispiel zeigt:
Betroffene haben zunächst Schwierigkeiten, besonders hohe Töne wie Vogelgezwitscher oder Kinderstimmen zu hören. Oftmals wird das Gehörte wie durch Watte im Ohr wahrgenommen. Die eigene Stimme klingt meist verzerrt und ist für die Personen kaum wiederzuerkennen.
Bei der sensorisch-neuralen Hörstörung handelt es sich um eine der häufigsten frühkindlichen bzw. angeborenen Hörstörungen.
Zentrale Hörstörungen
Zentrale Störungen der Sprachwahrnehmung werden auch als auditive Wahrnehmungsstörung (AVWS) bezeichnet. Dabei handelt es sich um Höreinschränkungen, die sich auf die Verarbeitung des Gehörten selbst beziehen und nicht auf eine Beeinträchtigung des Hörorgans zurückzuführen sind. Deshalb sind Hörtests bei betroffenen Personen in der Regel unauffällig.
Das Gehörte wird bei den Sprachwahrnehmungsstörungen also nicht ausreichend wahrgenommen, weshalb es zu Schwierigkeiten und Problemen sowohl bei der Verarbeitung als auch bei der Weiterleitung des Sprachsignals vom Innenohr an das Gehirn kommt.
Betroffene Bereiche können sein:
- Auditive Selektion: Schwierigkeiten beim Herausfiltern von Informationen
- Auditive Diskrimination: Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung ähnlich klingender Laute (z.B. p und b)
- Schall-Lokalisation: Schwierigkeiten bei der Lokalisation (Richtung und Entfernung) der Quelle eines Tons
- Auditive Separation: Schwierigkeiten bei der Unterscheidung zwischen Geräuschen
- Auditive Identifikation: Schwierigkeiten bei der Zuordnung eines Geräusches zu einem bekannten Klang
- Auditives Kurzzeitgedächtnis (echoisches Gedächtnis): Schwierigkeiten beim Behalten eines Geräusches oder Tons
Wie genau sich eine Wahrnehmungsstörung in einem bestimmten Bereich äußern kann, zeigt Dir das nachfolgende Beispiel:
Eine Person mit einer Störung der auditiven Selektion hat Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen, wenn es viel Umgebungslärm wie Verkehr oder eine Menschenmenge gibt.
Wird eine Person mit einer Beeinträchtigung der Schall-Lokalisation bei ihrem Namen gerufen, kann sie nur schwer identifizieren, woher der Ruf kommt. Das passiert besonders dann, wenn viele verschiedene Geräusche aus den unterschiedlichsten Richtungen auf sie einwirken.
Hat eine Person eine Beeinträchtigung der auditiven Identifikation und hört etwa das Miauen einer Katze, fällt es diesem Menschen deutlich schwerer, das Geräusch als das "Miau" zu identifizieren.
Mehr zum Prozess der Wahrnehmung von Tönen und Sprache findest Du in der Erklärung "Auditive Wahrnehmung".
Folgen von Wahrnehmungsstörungen
Wie Du jetzt weißt, kann sich eine Beeinträchtigung der Sprachwahrnehmung auf die verschiedensten Bereich beziehen. Ebenso vielfältig sind die Folgen einer auditiven Wahrnehmungsstörung:
- Beeinträchtigung der auditiven Aufmerksamkeit: Probleme im Verständnis gesprochener Informationen
- verlangsamte Verarbeitung auditiver Informationen: eingeschränktes auditives Gedächtnis
- verzögerte Reaktion auf auditive Reize
- Schwierigkeiten im Verständnis auditiver Inhalte, wenn Störquellen (z.B. Lärm) vorhanden sind
- Beeinträchtigung des sogenannten "Richtungshören": Probleme bei der Lokalisation von Geräuschen
- Probleme im Verständnis sich verändernder Sprachsignale (z.B. Tonhöhe)
Sprachwahrnehmung – Das Wichtigste
- Die Sprachwahrnehmung umfasst alle Verarbeitungsprozesse (Aufnahme, Interpretation und Verarbeitung) von geschriebener, gesprochener und gebärderter Sprache.
- Im Gehirn ankommende Sprache wird in einzelne Lauteinheiten (Phoneme) zerlegt, die es ermöglichen, diese aufgrund kleinster lautsprachlicher Unterschiede zu kategorisieren und interpretieren.
- Die Motor-Theorie besagt, dass im Gehirn bereits eine Vorstellung existiert, welcher Laut zu welcher artikulatorischen Geste gehört.
- Störungen der Sprachwahrnehmung können verschiedene Bereiche betreffen, wie das Ohr, die Hörbahn oder das Gehirn selbst.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Sprachwahrnehmung
Was ist Sprachwahrnehmung?
Die Sprachwahrnehmung ist ein Begriff, der für alle Wahrnehmungs- und Verarbeitungsprozesse von geschriebener, gesprochener und gebärdeter Sprache steht.
Wie zeigt sich eine Sprachwahrnehmungsstörung?
Eine Sprachwahrnehmungsstörung zeigt sich je nach Art auf unterschiedliche Art und Weise. Häufig haben Betroffene Probleme beim Verstehen gesprochener Informationen oder sie können sich nur schwer an Gehörtes erinnern. Auch die Lokalisation eines Geräusches bereitet oft Schwierigkeiten.
Wo findet Sprachwahrnehumg statt?
Sprachwahrnehmung findet vom Außenohr über das Mittel- und Innenohr und dem Hörnerv bis hin in den Kortex im Gehirn statt.
Wie funktioniert Sprachwahrnehmung?
Sprachwahrnehmung funktioniert, indem als erstes Schallwellen (gesprochene Sprache) auf das Ohr treffen. Von dort wird der Sprachschall über das Mittel- und Innenohr und dem Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet. Die gesprochene Sprache besteht aus Phonemen, die aus den Umweltgeräuschen herausgefiltert werden müssen. Als nächstes werden die Phoneme aufgrund ihrer Strukturen zu Kategorien zusammengefügt, die schließlich vom Gedächtnis wiedererkannt werden müssen.
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