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Der Psychiater Erik Berne hat über unsere Verhaltensweisen bei der Kommunikation – er nennt sie Ich-Zustände ein ganzes Kommunikationsmodell entwickelt. Er nennt es die Transaktionsanalyse.
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Transaktionsanalyse – Berne
Die Transaktionsanalyse wurde von Eric Berne Mitte der 1950er-Jahre begründet. Eric Berne war ein kanadisch-amerikanischer Psychiater. Nach Beendigung seines Medizinstudiums entschloss sich Berne, eine Ausbildung zur psychoanalytisch orientierten Psychotherapie zu machen. Diese Ausbildung machte er bei dem Psychoanalytiker Erik Erikson, von dessen Ansichten er stark beeinflusst wurde.
Um mehr über "Erik Erikson" zu erfahren, klick dich hier rein! Es gibt auch eine eigene Erklärung über Eriksons "psychosoziales Modell", ein Modell, das die Entwicklung des Menschen erklärt.
Nach seiner Ausbildung zum Psychotherapeuten ließ Eric Berne sich als Psychoanalytiker in Kalifornien nieder. Dort entwickelte er auch sein Modell, um die menschliche Kommunikation besser zu verstehen. Dieses Modell ist als Transaktionsanalyse bekannt.
Mehr Hintergründe zu den Ansichten der Psychoanalyse findest Du unter "Tiefenpsychologie". Wenn Du mehr über die Anwendung der Psychoanalyse im Rahmen der Psychotherapie lernen willst, klick Dich in "Psychoanalyse" rein.
Transaktionsanalyse – Definition
In der klassischen Definition bedeutet der Begriff Transaktion Austausch (in der Regel von Geld und Waren oder Dienstleistungen). In diesem Modell ist mit Transaktion der Austausch von Informationen gemeint. Eine Transaktion im Sinne der Transaktionsanalyse bedeutet Kommunikation.
Während der Transaktion werden sogenannte Kommunikationseinheiten zwischen zwei Menschen ausgetauscht. Die Transaktionsanalyse untersucht bzw. analysiert diese Transaktionseinheiten.
Das bedeutet, dass in der Transaktionsanalyse die Kommunikation (z. B. ein Gespräch) in kleinere Bestandteile aufgeteilt wird. Diese werden dann
- einzeln
- und im Kontext des Gesprächs
untersucht. Die Untersuchung erfolgt anhand bestimmter, ebenfalls von Berne festgelegter Kriterien.
Transaktionsanalyse – einfach erklärt
Die Transaktionsanalyse folgt einem Leitgedanken. Dieser lautet:
Ich bin o.k. Du bist o.k. 1
Mit dem Leitgedanken möchte die Transaktionsanalyse ein positives Menschenbild vermitteln. Das Menschenbild soll
- gegenseitige Anerkennung
- Respekt und
- gegenseitiges Verständnis
vermitteln.
Jeder Mensch ist gleich intelligent und gleich wertvoll, egal ob er eine Beeinträchtigung hat oder nicht. Der Leitgedanke sagt aus, dass der Mensch ab seiner Geburt das Potenzial hat, eigene Entscheidungen zu treffen und selbstbestimmt zu leben. Außerdem vermittelt der Leitgedanke, dass der Mensch die Fähigkeit zum Denken und Problemlösen hat, sowie Verantwortung übernehmen kann.
Unter diesem Leitmotiv werden die einzelnen Transaktionen analysiert. Das Muster hierbei ist:
- Analyse der Ich-Zustände
- Analyse der Transaktionsart
Transaktionsanalyse – Ich-Zustände
Bei einzelnen Transaktionseinheiten wird der kommunizierende Mensch in einen von drei Ich-Zuständen klassifiziert. Der Ich-Zustand, der während einer Kommunikationseinheit vorherrscht, beschreibt, wie der Mensch eine Situation erlebt, wie er handelt, was er denkt und wie er letztlich kommuniziert. Der Mensch kann nicht gleichzeitig in allen drei Ich-Zuständen sein, sondern immer nur in einem einzigen Zustand. In einer Transaktion (also mehreren Transaktionseinheiten) kann ein Mensch zwischen verschiedenen Ich-Zuständen wechseln. Die unterschiedlichen Ich-Zustände sind:
- Kind-Ich → kindliches Verhalten z. B. sehr emotional
- Eltern-Ich → das Verhalten, wie Du es von Deinen Vorbildern gelernt hast
- Erwachsen-Ich → Dein Verhalten lässt sich nicht von Emotionen beeinflussen (rational)
Kind-Ich
Das Kind-Ich ist die kindliche Version des Menschen. Erleben und Verhalten einer Person im Zustand des Kind-Ichs ist von der eigenen Kindheit beeinflusst. Das subjektive Empfinden und Handeln einer Person, die sich im Zustand des Kind-Ichs befindet, ist kann noch einmal in drei verschiedene Arten unterteilt werden. Die folgende Tabelle zeigt typische Attribute der unterschiedlichen Kinder-Ichs:
freies Kind-Ich | rebellisches Kind-Ich | angepasstes Kind-Ich |
Verhält sich wie ein unbeobachtetes Kind. | Widersetzt sich Anderen bewusst und überschreitet bewusst Grenzen. | Handelt nach den Erwartungen und Vorstellungen von anderen. |
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Eltern-Ich
Der Zustand des Eltern-Ich ist davon beeinflusst, wie das Erleben und Verhalten der Eltern bzw. der Erziehungsberechtigten wahrgenommen wurde. Dieses Verhalten wird kopiert. Da die Eltern/ Erziehungsberechtigten diejenigen sind, die einem Menschen im Laufe seiner Entwicklung viele gesellschaftliche Normen und Werte und moralische Vorstellungen beibringen, ist das Erleben und Verhalten im Zustand des Eltern-Ichs stark von den eigenen Vorstellungen von richtig und falsch geprägt. Man kann zwischen zwei Arten von Eltern-Ichs unterscheiden:
fürsorgliches Eltern-Ich | kritisches Eltern-Ich |
Verhält sich wie ein liebevoller Elternteil. | Verhält sich wie ein kontrollierender, zweifelnder Elternteil. |
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Erwachsenen-Ich
Das Erwachsenen-Ich ist ein sehr objektiver Zustand. Der Zustand des Erwachsenen-Ichs wird nicht mehr weiter aufgeteilt. Menschen im Zustand des Erwachsenen-Ichs sind in ihrem Erleben und Verhalten:
- sachlich
- ruhig
- bedacht
- konsequent
- rational
Aufgrund der eher objektiven Betrachtung einer Situation sind Menschen im Zustand des Erwachsenen-Ichs in ihrer Kommunikation oft respektvoll. Das vereinfacht es Ihnen, Kompromisse einzugehen.
Transaktionsarten
Durch die Ich-Zustände wird ausgedrückt, wie sich ein Mensch in der Kommunikation verhält. Der Ich-Zustand einer Person beschreibt also, wie der Sender oder der Empfänger einer Nachricht sich fühlt oder handelt. Wie die einzelnen Ich-Zustände miteinander wechselwirken, wird durch die Transaktionsarten beschrieben. Es gibt insgesamt drei verschiedene Transaktionsarten. Diese sind:
- die komplementäre Transaktion
- die gekreuzte Transaktion
- die verdeckte Transaktion
Komplementäre Transaktion
Der Begriff komplementär bedeutet "sich ergänzend". Die komplementäre Transaktion zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Ich-Zustände des Senders und des Empfängers einer Kommunikationseinheit gegenseitig ergänzen. Von einer komplementären Transaktion spricht man immer dann, wenn die Gesprächsparteien im gleichen Ich-Zustand sind:
- Eltern-Ich ↔ Eltern-Ich
- Kind-Ich ↔ Kind-Ich
- Erwachsenen-Ich ↔ Erwachsenen-Ich
In einer komplementären Transaktion sind beide Parteien in der gleichen Gefühlswelt und verstehen einander. Daher läuft die Kommunikation flüssig und reibungsfrei ab.
Oftmals wird die komplementäre Transaktion auch als parallele Transaktion bezeichnet.
Gekreuzte Transaktion
Während die der Sender und der Empfänger einer Nachricht bei der komplementären Transaktion quasi "auf einer Wellenlänge" sind und auf das Gegenüber passend reagieren, ist das bei der gekreuzten Transaktion nicht der Fall. Die Wünsche und Erwartungen an die Kommunikation sind unterschiedlich, was zu Konflikten führen kann.
Typische Fälle, bei denen gekreuzte Transaktionen zu Konflikten führen können, sind:
- Erwachsenen-Ich ↔ Kind-Ich
- fürsorgliches Eltern-Ich ↔ rebellisches Kind-Ich
Die gekreuzte Transaktion wird oftmals auch als nicht-komplementäre Transaktion bezeichnet.
Verdeckte Transaktion
Die verdeckte Transaktion ist etwas besonders und anders als die anderen beiden Transaktionsarten. In dieser Art entspricht das Gesagte nicht dem Gemeinten. Die Kommunikation findet in diesem Fall auf mehreren Ich-Zuständen statt.
Das folgende Beispiel beschreibt Dir eine Situation, wie die verdeckte Transaktion zu verstehen ist.
Lena und Du stehen am Platz der Fahrräder. Du bittest Lena mit einem blöden Unterton "netterweise" ihr Fahrrad wegzunehmen, damit Du dort dein Fahrrad abstellen kannst. Lena antwortet ebenfalls mit einem blöden Unterton, jedoch "freundlich", dass sie das doch gerne tut.
Du und Lena habt mit den Worten aus dem Erwachsenen-Ich Zustand gesprochen. Doch da ihr beide mit einem blöden Unterton geantwortet habt, war die Sprache selbst aus dem Kind-Ich.
In der verdeckten Transaktion gibt es sogenannte "Spiele". Das bedeutet, dass Verhaltensweisen unterschiedlich angezeigt werden, da jede*r die Situation aus einer anderen Perspektive wahrnimmt. Damit ist gemeint, dass die Betroffenen sich in der gleichen Situation befinden, jede*r aber die Situation anderes wahrnimmt. Auch sind drei Rollen notwendig, was durch ein Dramadreieck visualisiert werden kann. Das Dramadreieck funktioniert wie ein Teufelskreis. An den jeweiligen Spitzen sind folgende drei Rollen:
- Verfolger
- Retter
- Opfer
Die Rollen stehen immer im Kreis und dieser kann nicht unterbrochen werden.
Der innere Antreiber bei der Transaktionsanalyse
In der Transaktionsanalyse gibt es auch innere Antreiber, die anfangs als positiv verstanden werden. Innere Antreiber sind oft unbewusste Denk- und Kommunikationsmuster, die die Wahrnehmung der Realität einer Person prägen und zu tief verankerten, unbestrittenen Überzeugungen geworden sind. Insgesamt gibt es fünf verschiedene innere Antreiber:
- Sei perfekt! → sei genau und Fehlerlos
- Sei gefällig! → sei freundlich und liebenswürdig
- Streng Dich an! → besitze Durchhaltevermögen und sei gründlich
- Sei stark! → behalte Stärke und sei unabhängig
- Beeil Dich! → Sei schnell und nutze Deine Chancen
Mit anderen Worten, innere Antreiber bestimmen die Eigenschaften, die den Menschen beschreiben. Die inneren Antreiber erscheinen auf den ersten Blick nicht negativ, sondern beschreiben eine übertriebene und gelegentlich unangemessene Eigenschaft des Lebens.
Menschen, die sich von ihren inneren Antreiber beeinflussen lassen, sind nicht mehr in der Lage zu entscheiden, ob sie entweder etwas perfekt machen sollen oder ob sie freundlich bleiben. Solch ein Verhalten führt dazu, dass man sich selbst unsicher und womöglich schlecht dargestellt fühlt.
Transaktionsanalyse – Beispiele
Um darzustellen, wie die unterschiedlichen Ich-Zustände und Transaktionsarten in der Praxis aussehen können, sollten die folgenden Beispiele helfen können:
Bei einem gemeinsamen Fahrradausflug ist deinem Freund bereits zum zweiten Mal die Kette abgefallen.
Dein Freund beginnt zu sprechen:
- "Dieses verfluchte Fahrrad funktioniert nicht mehr, wir müssen abbrechen."
Die Aussage Deines Freundes zeigt, dass er sich im Zustand des rebellischen Kind-Ichs befindet. Du reagierst nun nach deinem Ich-Zustand:
Aussage | Ich-Zustand | Transaktionsart |
"Hast Du Dir vor der Abreise nicht mal kurz fünf Minuten Zeit genommen, um zu testen, ob dein Fahrrad funktioniert?" | kritisches Eltern-Ich | gekreuzte Transaktion |
"So ein Mist, dass dein Fahrrad nicht richtig funktioniert, wie wärs, wenn wir ab hier einfach zur nächsten Bahnstation spazieren?" | freies Kind-Ich | komplementäre Transaktion |
"Wenn Du magst, kann ich es mir mal ansehen. Vielleicht finden wir ja einen Fahrradladen in der Nähe. Sonst könnten wir auch zum nächsten Bahnhof spazieren." | Erwachsenen-Ich | gekreuzte Transaktion |
Bei den drei Beispielantworten gibt es zwei Transaktionsarten. Die beiden Kind-Ichs befinden sich in einem Zustand der komplementären Transaktion. Bei ihnen beiden wird es höchstwahrscheinlich zu keinem Konflikt kommen, da beide in ihrer Gefühlswelt auf der gleichen Ebene sind.
Auch wenn die Aussage des Erwachsenen-Ichs in vielen Bereichen ähnlich, zu der des Kind-Ichs ist, entspricht der rationale, lösungsorientierte Ansatz nicht der Emotionalität des Kind-Ichs. Hier ist es möglich, dass das Kind-Ich, sich nicht verstanden fühlt und mit Trotz und Ablehnung reagiert.
Die Reaktion des kritischen Eltern-Ichs ist anklagend, vorwurfsvoll und nimmt die Emotionalität des Gegenübers nicht wahr. Sie ist die Option, die am wahrscheinlichsten zu einem Konflikt führen wird.
Transaktionsanalyse – Nachteile und Kritik
Ein Vorteil der Transaktionsanalyse ist, dass die Kommunikation und die ganze Situation einfach zu analysieren ist. Hinter der Transaktionsanalyse steht keine komplexe Theorie. Bestimmte Aussagen oder Handlungen, die Du oder die andere Person gesagt bzw. gezeigt haben, kann man ganz einfach klassifizieren. Sprich, eine bereits abgeschlossene Situation kann immer noch analysiert und auf kleine Details, wie Ich-Zustände, zurückgeführt werden.
Durch die genannten Vorteile sind auch folgende Nachteile entstanden, die im Widerspruch stehen. Ein großer Nachteil ist, dass die Transaktionsanalyse zu einfach dargestellt wird und somit sehr allgemein gehalten wurde. Sie ist nicht wissenschaftlich belegt und verliert somit an Aussagekraft.
Besonders ist, dass trotz der Nachteile und der Kritik, die Transaktionsanalyse immer noch an Aufmerksamkeit gewinnt und beliebter wird. Die Theorie wird bis heute noch untersucht und hinterfragt.
Transaktionsanalyse – Das Wichtigste
- Die Transaktionsanalyse ist ein Kommunikationsmodell, begründet von Eric Berne.
- Während nach der klassischen Definition unter Transaktion der Austausch von Waren/Dienstleistungen gegen Geld verstanden wird, bedeutet Transaktion in der Transaktionsanalyse Kommunikation.
- Es gibt drei Ich-Zustände:
- Erwachsenen-Ich
- Kind-Ich
- Eltern-Ich
- Es gibt drei Transaktionsarten:
- komplementäre Transaktion
- gekreuzte Transaktion
- verdeckte Transaktion.
- In der Transaktionsanalyse gibt es fünf innere Antreiber
- Auch wenn die Transaktionsanalyse super einfach zu verstehen ist, gilt diese Begründung auch als ein Kritikpunkt, das besagt, dass die Theorie nicht wissenschaftlich genug ist.
Nachweise
- Thomas A. Harris (1976). I'm OK - You're OK. A practical guide to transactional analysis. Rowohlt.
- Eric Berne (2001). Spiele der Erwachsenen. Psychologie der menschlichen Beziehungen. Rowohlt.
- Fanita English (2008). Transaktionsanalyse – Gefühle und Ersatzgefühle. Iskopress.
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Häufig gestellte Fragen zum Thema Transaktionsanalyse
Welche inneren Antreiber gibt es?
Es gibt fünf innere Antreiber:
- Sei perfekt! - sei genau und Fehlerlos
- Sei gefällig! - sei freundlich und liebeswürdig
- Streng Dich an! - besitze Durchaltevermögen und sei gründlich
- Sei stark! - behalte Särke und sei unabhängig
- Beeil Dich! - Sei schnell und nutze Deine Chancen
Was ist eine verdeckte Transaktion?
Eine verdeckte Transaktion ist eine Transaktionsart. Dabei gibt es drei Rollen: Verfolger, Retter und Opfer. Die Rollen können während der Kommunkation gewechselt werden.
Was sind die Grundgefühle?
Grundgefühle sind Gefühle, die Eric Berne in fünf Gefühlen festgelegt hat: Trauer, Angst, Ärger, Freude.
Was ist ein Ich-Zustand?
Ein Ich-Zustand ist ein Zustand, in dem sich eine Person während der Kommunikation befindet. Es gibt insgesamt drei Ich-Zustände: Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich und Kind-Ich.
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