Eisbergmodell Freud

Es ist Dir bestimmt schon mal passiert, dass Du etwas gesagt hast und es bei Deinem Gegenüber ganz anders angekommen ist, als Du es Dir vorgestellt hast. Oder Dir wurde etwas gesagt und Du hast es in den "falschen Hals" bekommen. 

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    Die Ursachen für dieses Verhalten liegen laut dem Begründer der Tiefenpsychologie und der Psychoanalyse, Sigmund Freud, im Unterbewusstsein. Das Unterbewusstsein ist der Ort, an dem die Teile der menschlichen Psyche liegen, von denen man gar nichts weiß. Um klarzumachen, wie groß der Einfluss des Unterbewusstseins auf das menschliche Verhalten ist, entwickelte der Arzt Sigmund Freud ein Modell. Dieses Modell wird Schichtenmodell oder Eisbergmodell genannt.

    Sigmund Freud gilt als Begründer der Tiefenpsychologie, wenn Du mehr über ihn oder diese Strömung im Allgemeinen lernen willst, klick Dich in unsere Erklärungen "Sigmund Freud" und "Tiefenpsychologie". Viel Spaß!

    Eisbergmodell Freud – erklärt

    Freud möchte mit dem Bild eines Eisbergs ausdrücken, dass ein großer Teil der menschlichen Psyche dem Bewusstsein nicht zugänglich ist. Was Freud mit dem Begriff Psyche meint, erklärt die folgende Definition:

    Nach Sigmund Freud ist die Psyche das gleiche wie die Persönlichkeit. In seinem Strukturmodell der Psyche unterscheidet Freud die Persönlichkeit in drei Ebenen: das Über-Ich, das Ich und das Es.

    Die Psyche wird in der Tiefenpsychologie und der Psychoanalyse mit der Persönlichkeit gleichgesetzt. In anderen psychologischen Strömungen werden unter die Psyche alle nicht beobachtbaren Bereiche von menschlichem Erleben und Verhalten gezählt. Das bedeutet, dass neben der Persönlichkeit eines Menschen auch seine Motivation, seine Emotionen und seine Art zu denken als Bestandteil seiner Psyche gelten.

    Neben den drei Ebenen der Persönlichkeit unterscheidet Freud auch noch drei Grade des Bewusstseins: das Bewusste, das Vorbewusste und das Unbewusste. Diese drei Schichten des Bewusstseins liegen so übereinander, dass die oberen Schichten die tieferliegenden verdecken. Das kann man sich wie bei einem Eisberg vorstellen.

    Ein Eisberg ist so aufgebaut, dass nur ein vergleichsweise kleiner Teil (ungefähr 20 %) sichtbar sind. Der größte Teil des Eisbergs (ca. 80 %) ist jedoch unter Wasser und kann in seiner Form nur erahnt werden. Das bedeutet, dass bei einem Eisberg der größte Teil dessen, was ihn ausmacht, auf den ersten Blick unsichtbar ist.

    Eisbergmodell Freud – Beispiel (bewusst, vorbewusst, unbewusst)

    In diesem Abschnitt geht es um die drei Ebenen oder Schichten, die Freud in seinem Modell vorgestellt hat. Die Ebenen unterscheiden sich nach dem Grad, in dem sich ein Mensch ihrer bewusst ist. Das bedeutet, wie sehr ein Mensch weiß, was sich in dieser Ebene befindet. Die drei Schichten sind:

    Im Bewusstsein befinden sich nach Freud alle Dinge, die dem Menschen im Moment bewusst sind. Alle Wahrnehmungen, die Du gerade machst und alle Gefühle, die Du gerade hast, sind Bestandteile Deines Bewusstseins. Alles, was man erlebt, ist einem in diesem Moment bewusst. Der bewusste Anteil stellt den oberen Anteil des Eisbergs dar, der sich über dem Wasser befindet.

    Vorbewusst sind die Dinge, die Dir gerade nicht bewusst sind, aber jederzeit bewusst gemacht werden können. Wenn Dich jemand nach Deinem Namen fragt, ist er Dir ohne Nachzudenken klar. Bevor Du gefragt wurdest, hattest Du jedoch nicht daran gedacht – er war Dir also nicht bewusst. Das Vorbewusste ist, nach Freud, der Ort, an dem sich das Wissen befindet. Betrachtet man das Modell des Eisbergs, ist das Vorbewusste der Teil des Eisbergs, der sich direkt an der Oberfläche befindet und von den Wellen mal freigelegt, und mal verdeckt wird.

    Am tiefsten versteckt liegt die Ebene des Unbewussten. Dort liegen die Dinge, die Menschen beeinflussen, ohne dass sie von ihnen wissen. Zum Unbewussten gehören versteckte Triebe und Wünsche, aber auch verdrängte Erinnerungen. Das Unbewusste wird im Modell durch den unter dem Wasser liegenden Teil des Eisbergs dargestellt.

    Wie sich die drei Ebenen des Bewusstseins im Alltag unterscheiden, wird am folgenden Beispiel deutlich:

    Manuel geht mit Freund*innen Skifahren. Dabei erlebt er eine Menge Dinge, die sich auf den verschiedenen Ebenen des Bewusstseins abspielen. Während er den Skilift besteigt und den Berg hochfährt, nimmt er das Gefühl der Enge in der Kabine und die Kälte, aber auch die Vorfreude auf die Abfahrt wahr. Alle diese Empfindungen sind in seinem Bewusstsein.

    Noch während sie den Berg rauf fahren, unterhalten sich Manuel und seine Freund*innen, wo sie zwischendurch pausieren und etwas essen gehen wollen. Manuel schlägt eine Berghütte vor, die er auf der Internetseite des Skigebiets gesehen hat. Diese Erinnerung hat Manuel aus seinem Vorbewusstsein hervorgeholt. Er ist sich auch ziemlich sicher, dass er mit seinen Eltern einmal dort war, als er noch ein kleines Kind war und gerade erst Skifahren gelernt hat. Auch diese Erinnerung war Manuel vorbewusst.

    Nachdem Manuel und seine Freund*innen an der Spitze des Berges aus dem Lift ausgestiegen sind, fahren sie ein Stück vom Lift weg und beratschlagen, welche Abfahrt sie nehmen wollen. Die blaue Skipiste sagt Manuel gar nicht zu. Er möchte sie nicht fahren. Nach einer kurzen Diskussion zwischen den Freuden entscheiden sie sich für die rote Piste und beginnen die Abfahrt. Der Grund für Manuels Abneigung liegt in einer verdrängten Erinnerung. Als er als Kind mit seinen Eltern hier war, hatten sie sich an genau dieser Piste, sehr gestritten, ob die Piste nun zu schwer für ihn sei. Auch wenn sich Manuel nicht mehr an den Streit erinnert, befindet sich das Gefühl der Traurigkeit, die dieser Streit in ihm ausgelöst hat, immer noch in seinem Unterbewusstsein und sorgt dafür, dass er dort nicht fahren möchte.

    Das Schichtenmodell stellt also hauptsächlich den Grad an Bewusstsein dar, den Menschen bezüglich gewisser Erlebnisse und deren Gründe haben.

    Neben dem Schichtenmodell hat Freud noch ein zweites wichtiges Modell zur Erklärung der menschlichen Psyche aufgestellt. Dieses Modell wird das Instanzenmodell genannt.

    Eisbergmodell Freud – Ich, Es, Über-Ich

    Das Instanzenmodell wird auch Strukturmodell der Psyche genannt. Dieses Modell beschreibt den Aufbau der menschlichen Persönlichkeit – zur Erinnerung: Die Psyche und die Persönlichkeit sind nach Freud das Gleiche – in drei Instanzen, die miteinander interagieren. Die Persönlichkeit ist in diesem Modell also keine feste Konstante, sondern das Ergebnis aus der Verhandlung dieser drei Persönlichkeitsebenen. Die drei Instanzen der Persönlichkeit nach Freud sind:

    • das Über-Ich
    • das Ich
    • das Es

    Auch diese Instanzen können, wenn auch nicht eins zu eins, auf das Bild des Eisbergs übertragen werden.

    Das Über-Ich befindet sich zum größten Teil unter der Oberfläche und gehört somit zu den 80 % des Eisbergs. Allerdings ist ein kleiner Teil der Instanz Über-Ich auch bewusst. Diese Instanz wird als Moralitätsprinzip bezeichnet und beinhaltet:

    • Normen
    • Werte
    • Moral

    Nachdem das Über-Ich zum größten Teil dem unbewussten Teil der Psyche angehört, beeinflusst es automatisch die vorbewusste Ebene, da die persönlichen Normen und Werte nicht ständig bewusst sind.

    Das Ich beinhaltet den bewussten Teil der Persönlichkeit, also die oberen 20 % des Eisbergs. Sigmund Freud bezeichnet diese Instanz als Realitätsprinzip. Das bedeutet, dass in dieser Instanz von dem tatsächlichen Handeln und der menschlichen Kommunikation ausgegangen wird. Das Handeln wird jedoch automatisch von den anderen zwei Instanzen, dem Es und dem Über-Ich, beeinflusst.

    Das Es liegt komplett unter der Oberfläche und ist unbewusst. Die Instanz Es wird auch als Lustprinzip bezeichnet. Darunter versteht man:

    • Triebe
    • Bedürfnisse
    • Wünsche

    Menschliche Bedürfnisse und Triebe beeinflussen sowohl das Erleben eines Menschen als auch sein Verhalten. Sie tun das allerdings unbewusst. Um die Unterschiede und Ähnlichkeiten der beiden Modelle aufzuzeigen, werden sie hier noch einmal als Tabelle aufgeführt.

    Schichtenmodell/EisbergmodellInstanzenmodell/Strukturmodell der Psyche
    bewusst
    • Dinge, die sich aktuell im Bewusstsein befinden
    • z.B.: was Du gerade tust, wie Du Dich dabei fühlst
    Über-Ich
    • teilweise bewusst
    • enthält Normen, Werte, Moral
    • Moralidealprinzip
    vorbewusst
    • Dinge, die Dir nicht aktuell nicht bewusst sind, aber jederzeit in Dein Bewusstsein geholt werden können
    • z.B.: Fakten, die Du gelernt hast
    Ich
    • bewusst
    • vermittelt zwischen Über-Ich und Es
    • Realitätsprinzip
    unbewusst
    • Dinge, die Dein Erleben und Verhalten beeinflussen, die Du aber nicht weißt
    • z.B.: Triebe, verdrängte Erinnerungen
    Es
    • unbewusst
    • enthält Triebe, Bedürfnisse, Wünsche
    • Lustprinzip

    Wenn Du Dich für das Wechselspiel zwischen Über-Ich, Ich und Es interessierst, klick Dich in die Erklärung zum "Instanzenmodell" rein.

    Eisbergmodell Freud Psychoanalyse – Konflikt/Abwehrmechanismen

    Mit dem Eisbergmodell kann auch die Funktionsweise von Abwehrmechanismen dargestellt werden. Abwehrmechanismen sind ein wichtiger Bestandteil der Psychoanalyse.

    Als Abwehrmechanismen bezeichnet man oft unbewusste, Verhaltensweisen, die vom Ich eingesetzt werden, um den Menschen vor seelischen Konflikten zu bewahren. Sie werden dann eingesetzt, wenn das Ich keinen Kompromiss zwischen den Bedürfnissen und Trieben des Es und den Normen und Werten des Über-Ich finden kann.

    Abwehrmechanismen werden meist unbewusst eingesetzt und schützen den Menschen davor, Trieben des Es nachzugehen, die nicht akzeptabel sind und schwere Folgen haben könnten. Die Abwehrmechanismen können bei jedem Menschen sehr unterschiedlich aussehen. Einige Abwehrmechanismen sind zum Beispiel:

    • Verleugnung
    • Emotionale Isolierung
    • Reaktionsbildung (plötzlicher Wechsel von wütend zu freundlich)
    • Kompensation

    Werden zu oft Abwehrmechanismen angewendet, kann das zur Folge haben, dass Angststörungen oder anderen psychische Erkrankungen entstehen. Generell sind die Abwehrmechanismen jedoch notwendig, damit nicht jedem Trieb des Es ohne Zweifel nachgegangen wird.

    Eisbergmodell Freud – Das Wichtigste

    • Das Schichtenmodell wurde von Sigmund Freud entwickelt, um die verschiedenen Ebenen des Bewusstseins darzustellen.
    • Das Schichtenmodell unterscheidet in die Ebenen:
      • bewusst: dem Bewusstsein zugänglich
      • vorbewusst: dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich
      • unbewusst: dem Bewusstsein nicht zugänglich
    • Das Schichtenmodell besitzt Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zu dem Instanzenmodell, mit dem Freud die Persönlichkeit des Menschen beschreibt.
    • Konflikte in der Kommunikation sind sowohl auf Sachebene als auch auf Beziehungsebene möglich.

    Nachweise

    1. Myers (2018). Psychologie. Springer
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    Häufig gestellte Fragen zum Thema Eisbergmodell Freud

    Wie kann dir das Eisbergmodell bei Konflikten helfen?

    Das Eisbergmodell kann Dir helfen, zu verstehen, dass Konflikte sich nicht immer um die Sachebene des Gespräches drehen, das gerade geführt wird.

    Was soll das Eisbergmodell verdeutlichen?

    Das Eisbergmodell soll verdeutlichen, dass bei einem Gespräch nicht alles direkt mit Worten gesagt wird, sondern viel auch unbewusst über Gestik, Mimik und Tonfall ausgedrückt wird. 

    Wann wurde das Eisbergmodell erfunden?

    Das Eisbergmodell wurde 1930 von Ernest Hemingway für seine Literatur erfunden und später auf die Theorie des Bewusstseins von Sigmund Freud übertragen. 

    Was sagt das Eisbergmodell aus?

    Das Eisbergmodell sagt aus, dass bei der Kommunikation vieles unbewusst läuft und nicht direkt mit Worten ausgedrückt wird. 

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